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Die Mafia weint
Dschaba Josseliani war Mafiapate, Doktor der Theaterwissenschaft, Mörder, Staatschef - ein echter Georgier eben
Dschaba Josseliani war Georgier, und um Dschaba Josseliani zu begreifen, muss man wissen, was einen Georgier ausmacht. Dschaba Josseliani war Künstler, Mörder, Politiker, Putschist, ein Staatskrimineller und in dieser krass widersprüchlichen Mischung ein typischer Georgier. Recht und Gesetz gelten nicht allzu viel in diesem mafios verkommenen Land.


Dschaba Josseliani, der Mann "mit der Aura eines alternden Hollywoodcharmeurs" - so sah ihn der in Georgien lebende deutsche Geschäftsmann Rainer Kaufmann - führte ein Leben, wild wie die Berglandschaft des Kaukasus, zwischen Knast und höchsten Staatswürden, zwischen akademischer Hochkultur und den Niederungen einer eigenen Milizarmee. Der Titel seiner Doktorarbeit an der Fakultät für Theaterwissenschaften in Tbilissi mutet fast wie ein Lebensmotto an: "Die Maske in der georgischen Komodie". Josseliani trug seine ein ganzes Leben lang.


Kurz vor seinem Tod, befragt nach den zahlreichen Widersprüchen in seiner Biografie, gab er auch noch seinem Drang zum Philosophieren nach: "Auch in jedem anderen Menschen ist Vieles miteinander vermischt. Sie beispielsweise nennen mich Politiker, andere bezeichnen mich als Professor, Dritte als Verbrecher. Und mein Sohn nennt mich Papa. Fühlen Sie sich frei, in mir zu sehen, was Sie wollen."


Vielleicht ist "Der Pate von Georgien" die beste Beschreibung Jossilianis. Auf dem Höhepunkt seiner Macht beherrschte er das Land, gestützt auf seine Privatarmee, die Mchedrioni. Diese waren berüchtigt wegen ihrer glanzlosen, aber brutalen militärischen Abenteuer in Süd-Ossetien und Abchasien. Anfang 1992 hatte Josseliani zusammen mit Tengis Kitowani und dessen Präsidentengarde den gewählten Präsidenten Swiad Gamsachurdia aus dem Amt geputscht. Josseliani nannte sich Vorsitzender des Staatsrates und behandelte Georgien wie ein persönliches Lehen. Über seine Mchedrioni, die er in jedem Unternehmen, jedem Restaurant, jeder Verwaltung installierte, hatte er seine Finger in allen halbwegs lukrativen Unternehmungen des Landes.


Bis 1995. Da erwies sich, dass der berühmte "Wor w sakonje" (Dieb im Gesetz), wie in Russland und den ehemaligen Sowjetrepubliken die einflussreichen kriminellen Autoritäten genannt werden, seinen Meister gefunden hatte. Den hatte Josseliani sich 1992 selbst ins Land geholt. Weil die Militärjunta Josseliani-Kitowani auf keinerlei internationale Anerkennung hoffen konnte, riefen die beiden einen angesehenen Georgier nach Tbilissi: Eduard Schewardnadse, Ex-KP-Chef des Landes und als ehemaliger sowjetischer Außenminister Mitgestalter der deutschen Einigung. Mehr als die Rolle einer Galionsfigur hatte Josseliani für ihn aber nicht vorgesehen. Der "weiße Fuchs", wie Schewardnadse sich gerne nennen lässt, brauchte nur drei Jahre, um Josseliani dorthin zu bringen, wo er schon einen großen Teil seines Lebens verbracht hatte - in den Knast.


Dort saß Josseliani mit 16 Jahren und noch zur Sowjetzeit zum ersten Mal ein. Insgesamt brachte er 15 Jahre seines Lebens in Gefängnissen zu. Bei den Parlamentswahlen 1992 warb er mit einem Fahndungsplakat des KGB für sich, verschwieg dabei allerdings, dass er nicht wegen politischer Aktivitäten zu büßen hatte, sondern ordinärer Verbrechen wie Raub, Einbruch und dem Mord an einem Juwelier.


Schewardnadse warf ihm später die Beteiligung an weiteren Mordanschlägen, darunter auf ihn selber vor, begnadigte ihn aber nach fünf Jahren. Josselianis Versuch, in die Politik zurückzukehren, scheiterte. Doch der Einfluss des georgischen Paten blieb immerhin so groß, dass Patriarch Illia II., Oberhaupt der Orthodoxen Kirche Georgiens, an sein Krankenbett eilte. Staatspräsident und Gesundheitsminister Georgiens ließen sich regelmäßig über sein Befinden unterrichten. Aber Josseliani lag nach einem Schlaganfall in einem Koma, aus dem ihn auch die eingeflogenen russischen Spezialisten nicht mehr herausholen konnten.


Manfred Quiring


Dschaba Josseliani, Mörder und Politiker, starb 77-jährig am 4. März in Tbilissi.


Artikel erschienen am Sa, 8. März 2003

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ავტ.: ზვიადი, 10/25/2005 12:08:11 AM
SOLDIERS OPEN FIRE TO DISPERSE A RALLY IN SUPPORT OF OUSTED PRESIDENT.

Story

Soldiers opened fire to disperse a rally in support of ousted president Zviad Gamsakhurdia in Tbilisi on Tuesday (May 26,1992) .
Gamsakhurdia's supporters waved Georgian national flags and paraded portraits of the ousted president as they marched through Tbilisi before gathering at a rally to hear speeches condemning the military council, headed by former Soviet Foreign Minister Eduard Shevardnadze, which took power in January.
Panic spread after Georgian police opened fire, shooting over people's heads to break up the rally.
United States Secretary of State James Baker had left Tbilisi just hours before the gunfire was reported. Shortly before his departure, he had gone on a tour of the city's celebrations of Georgian Independence Day, during which he had shaken hands with people in the celebrating crowds.

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ავტ.: ზვიადი, 9/2/2005 12:13:25 PM