http://www.doro.de , Doro Pesch , Bild bzw. Bild am Sonntag 15.08.2000
Dieser Zeitungsartikel als Foto ( Teil1 bzw. Teil2 )

Nach langer Durststrecke wieder ein neues Album

Die letzte Chance der wilden Doro

New-York Fan Doro Pesch lebt und arbeitet seit 14 Jahren in New York. Sie sagt: "Davon habe ich schon als Kind geträumt".

Von ILKA PEEMÖLLER

Sie ist nur zierliche 151 Zentimeter groß, mischt aber schon seit fast 20 Jahren bei den ganz harten Jungs mit, wurde Anfang der 80er-Jahre als Frontfrau der Hardrochband Warlock populär.

Doch zuletzt wurde es still um Doro Pesch (36), und in den vergangenen zwei Jahren hörte man keinen Ton von der gebürtigen Düsseldorferin. Doch jetzt will sie wieder durchstarten: Nächste Woche erscheint die Single "Ich will alles" von ihrem neuen Album "Calling The Wild". Es ist Doros erste CD seit zehn Jahren , die auch in den USA, Japan und Südamerika veröffentlicht wird, und es ist ihre letzte Chance, ganz oben in der ersten Liga mitzumischen.

"Ich habe viele wunderschöne Balladen aufgenommen, die ans Herz gehen und Gänsehaut erzeugen", glaubt sie an den Erfolg. "Aber natürlich gibt es von mir auch wieder wilde Heavy Songs auf dem Album."

Richtig krachen lässt die Frau mit der wilden Bühnenshow zum Beispiel bei "White Wedding" einer Coversion mit Billy Idols Hit, oder bei dem deutschsprachigen Song "Ich will alles".

Bis zu 16 Stunden täglich feilte die Rockröhre an den Songs, produzierte "Calling The Wild" in fünf Städten, stand mit Slash (Ex-Guns 'n' Roses) und Andreas Bruhn (Ex-Sister of Mercy) im Studio. Die Hälfte der Titel produzierte sie in Ihrer Wahlheimat New York, wo Doro seit 1986 lebt ("Eigentlich wollte ich nur drei Tage bleiben ...").

"Die Balladen habe ich in Nashville komponiert, zusammen mit meinem Kumpel Garry Scruggs. Er ist der perfekte Mann dafür, weil sein Herz schon 1000-mal gebrochen wurde, er so viel durchgemacht hat", sagt Doro.

Davon kann sie selbst auch ein Lied singen, denn sie musste schon viele Schicksalsschläge hinnehmen: Mit 16 wurde bei ihr Tuberkulose im Endstadium diagnostiziert. "Ich musste ein Jahr unter Quarantäne im Krankenhaus verbringen, bangte zwischen Leben und Tod, verlor meine Haare", erinnert sich Doro. "Das Schlimmste war, dass sich meine besten Freunde aus dem Staub gemacht haben."

Aber Doro gewann den Kampf gegen die Krankheit, danach beschloss die gelernte Schriftsetzerin: "Jetzt mache ich etwas aus meinem Leben, ich werde Rockstar". Und wieder setzen sich die 151 Zentimeter durch, die Schwermetall-Fans verehrten das Fräuleinwunder mit der Power-Stimme. Aber der Erfolg hat auch seine Schattenseiten: "Mein Privatleben bleibt auf der Strecke. Für Liebe habe ich keine Zeit", gesteht Doro. "Einmal bin ich von einer Tour zurückgekommen, und mein Freund hatte meine Sachen vor die Tür gestellt."

Dennoch würde sie die Musik nie aufgeben. "Es gab einen entscheidenen Augenblick in meinem Leben, den ich ohne die Musik bestimmt nicht überlebt hätte", sagt die selbstbewusste Frau nachdenklich. Was sie damit meint: Sie verlor vor einigen Monaten ihren Vater Walter (68). "Er war mein Ein und Alles, ich habe ihn so sehr geliebt. Ich dachte, das stehe ich nicht durch". Aber diesmal hatte sie einen Freund an ihrer Seite, der ihr durch die schwere Zeit half.

Zu ihren engsten Freunden zählt auch der Bassist ihrer Band. "Ich habe das Gefühl, dass wir uns schon seit einer Ewigkeit kennen. Vielleicht sind wir uns ja schon einmal in einem anderen Leben begegnet. Ich glaube an Wiedergeburt." Und wie möchte sie das nächste Mal auf die Welt kommen? "Als Musikerin oder als Engel."


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