Sebastian Noelle, Artist

Interview conducted by Janet Langer, business student at University Dresden, Germany
New York City, 24.02.2003

 

Biography

After 5 years of classical training on the violoncello Sebastian Noelle took up the guitar at age 12. He studied jazz guitar with Frank Kuruc and received a diploma from the Hochschule fuer Musik, Heidelberg-Mannheim, Germany. As a recipient of the DAAD scholarship (German Academic Exchange Service) he completed a graduate diploma with distinction in performance at the New England Conservatory in Boston, Massachusetts, where his teachers included John Abercrombie, Gene Bertoncini, George Russell, Jerry Bergonzi, Cecil McBee, Michael Cain and Ran Blake.

He has performed extensively in Europe and the U.S. with jazz greats like Maria Schneider, Bobby Shew, Bob Moses, Lewis Nash, Peter O`Mara and Thomas Stabenow, including concerts at the North Sea Festival in The Hague  and the Montreux Jazz Festival. He has recorded with John Abercrombie, Gene Bertoncini, with his own jazz quartet, the Mannheim Jazz Orchestra and the critically acclaimed quintet „Changes“, with which he recorded the CD “Jazz Changes?”, released in 2000 on the German Jazz ´n Arts label.

Sebastian also works as a composer, his main composition teachers having been Bob Brookmeyer and Juergen Friedrich. His works include pieces for small ensembles, big band, chamber orchestra and live electronics.

 

Currently he is working as a freelance guitarist in New York City, performing regularly at jazz clubs and bars. He is also teaching at the Brooklyn-Queens Conservatory as well as privately and works for jazz/new classics label ECM.

 

Background:

Cello mit 7 Jahren, Gitarre mit 13 Jahren. Hat in Mannheim für 4 Jahre Musik studiert. 2 Jahre Musikstudium in Boston. Jetzt Musiker in New York City. Unterrichtet am Brooklyn-Queens Konservatorium und privat. Arbeitet bei Universal Music und jobbt in einem Musik-Retailer. Spielt viel in Bars und Clubs in Greenwich Village seine eigene Musik. Versucht so viele Leute wie möglich kennen zu lernen. Spielt in außerdem in einigen Pop- und Rockbands.

 

„Es gibt sehr viele Idealisten unter NY Musikern, man findet immer Gleichgesinnte, mit denen man spielen kann, das Niveau ist sehr hoch.“

 

Motivation/Ziel:

Mein Ziel ist es, genug Geld zu haben, um zu überleben. Ich will meine eigene Musik machen, Zeit zum Komponieren haben und meine und anderer Leute Musik spielen. Ich bin nicht so sehr daran interessiert, in den Bands zu spielen, die am meisten Zahlen. Dazu ist mir die Zeit und das Leben zu kurz. Mein Ziel ist es, meine eigene Musik zu machen und ich denke mir, warum soll ich das nicht jetzt und hier machen. Man kann sich immer sagen, dass man sich erst mal hocharbeitet und wenn man dann genug Geld hat, dann seine eigene Musik zu machen. Ich möchte aber lieber heute als morgen damit anfangen. Daher spiele ich in Bars und Clubs für Gagen zwischen 0 und 50 Dollar, 100 Dollar wenn es mal mehr Mainstream ist.

 

Ich habe in Boston zwei Aufnahmen gemacht, die ich selber veröffentliche. Ich hatte Labels angeschrieben und auch Angebote bekommen, aber es ist immer so, dass man als Künstler pro verkaufter CD nur $1 bis $2 bekommt. Daher habe ich mir gedacht, dass ich mir lieber das bisschen Arbeit mache und die CD selbst produziere und dann 100% des Profits bekomme.

 

Kannst Du mir über die Produktion ein wenig mehr erzählen?

Ich hatte das Glück, dass an meiner Schule einige große Namen unterrichtet haben, so dass ich da Kontakte hatte, und hab da jeweils einen Gast von meinen Lehrern engagieren können . Das eine ist ein Akustikgitarren-Duo, das andere ist ein Quartett.

 

Ich habe ein Studio gemietet und dafür bezahlt. Ich habe selbst gemixt, gemasterd. Das sind zwar Kosten, aber danach hatte ich das Produkt in meiner eigenen Hand. Dann habe ich Photoshop gelernt, habe selbst das Cover gemacht, habe Info’s geschrieben, Bilder eingescannt. Und jetzt verkaufe ich die CDs auf meinen eigenen Konzerten oder gebe es an Clubs als Demo. Wenn man alles selbst macht, lernt man sehr viel. Man hat es selbst in der Hand, das Produkt ständig zu verbessern. Ich lerne dadurch, Kontakte zu knüpfen und das ist ein Grund warum ich bei Universal Music arbeite. Dort habe ich die Möglichkeit, eine Menge Leute, vor allem Journalisten und Herausgeber von Musikmagazinen, kennen zu lernen.

 

Es geht Dir also vorrangig um die Kontakte zur Presse, als um die Beziehung mit dem Label selbst?

Eigentlich beides. Es geht mir nicht darum, meine Platte auf dem Label ECM zu veröffentlichen. Aber so ein Label hat ja Kontakte zur Presse, zu Booking Agents, zu Künstlern, zu anderen Labels, zu Art-Designern.

 

Aber wäre es denn nicht prinzipiell sinnvoller, einen Plattenvertrag mit dem Label abzuschließen auch wenn Du nur 1 oder 2 Dollar an einer verkauften CD verdienen würdest. Könnten die Dir nicht generell eine größere Reichweite für Deine Musik ermöglichen?

Das stimmt. Jedoch sieht der Einstiegsdeal bei einem kleineren Label wie folgt aus: man teilt sich die Produktionskosten mit dem Label oder das Label übernimmt die gesamten Kosten und der Künstler verpflichtet sich, eine bestimmte Stückzahl abzunehmen, meistens ein paar hundert Stück. Und so viel Geld habe ich einfach nicht im Moment. Man bekommt dann pro CD vielleicht 10 Dollar.

Die Möglichkeit hat man prinzipiell eigentlich immer und ich schicke die Aufnahmen auch immer noch ab und zu an größere Labels. Doch ich weiss genau, es wäre schon ein Erfolg, wenn die sich meine CD auch nur anhören. Geschweige denn ein Feedback zu bekommen. Ich sehe es ja bei dem Label wo ich arbeite (ECM). Die hören sich das meiste gar nicht an. ECM ist aber auch ein sehr hoch angesehenes Label, da Manfred Eicher selbst sehr oft mit dem Künstler ins Studio geht und bei der Aufnahme Entscheidungen trifft.

 

Im Moment finde ich eigentlich am Interessantesten, was ich dabei lerne, meine Musik an den Mann zu bringen. Die Möglichkeit, dass ein Label das abnimmt, steigt natürlich je mehr man selber macht, je mehr man spielt, je mehr man selber Material hat.

 

Was sind ganz konkret Gründe für Dich bei einem Label ein Vertrag zu unterzeichnen?

Vor allem aus dem Grund bekannter zu werden und sich einen Namen zu machen. Die haben die Möglichkeiten und Kontakte mit Radiosendern, Journalisten und Massenpromotion zu betreiben. Kontaktpersonen werden regelmäßig angerufen und gefragt, ob sie nicht Lust haben, über gewisse Künstler Artikel zu schreiben. Diese Artikel werden dann wieder an den nächsten Journalist mitgeschickt, um ihn zu überzeugen. Erst so kommen die Artikel in „Village Voice“ zum Beispiel zustande. Und dann natürlich die Möglichkeit, dass Label-Repräsentanten zu den Retail-stores gehen und diese überzeugen, die CD ins Regal zu stellen. Eigentlich alles was man vielleicht selbst machen könnte, wenn man 10 mal so viel Zeit hätte.

 

Gibt es noch andere Firmen die Dich mit ähnlichen Serviceleistungen wie ein Label unterstützen könnten?

Es gibt immer noch die Möglichkeit mit CD-Dublikations-Unternehmen einen Vertrag abzuschließen. Die bieten dann ein Paket an, das Folgendes beinhaltet: sie erstellen 1000 CDs, das Design und drucken das Cover. Man zahlt zwar für diese Leistungen alles selbst, aber man bekommt halt auch 100% vom Profit. Manche Duplikationsfirmen bieten aber auch noch etwas Vertrieb im Internet an. Für 100 Dollar mehr bieten die dann die CD auf ihrer Webseite zum Verkauf an. Das ist dann für den Künstler zwar immer noch mit hohen Startkosten verbunden, doch wenn man die 1000 CDs dann wirklich verkauft hat, hat man einen ziemlich guten Gewinn gemacht. Es dauert dann aber auch 2 bis 3 Jahre bis man die mal auf den eigenen Konzerten wirklich verkauft hat.

Daneben gibt es dann aber auch Internetfirmen, die einem beim Verkauf unterstützen können. Zum Beispiel MP3.com. Ich hab dort eine Webseite, fange gerade an dort meine Musik zu uploaden. Daher weiss ich jetzt noch nicht, wie die Resonanz letztendlich wirklich sein wird. Ich habe einen Freund der ist dort schon lang dabei. Und der verkauft auch recht gut. Die Leute zahlen ihm pro Song oder auch ganzer CD. Man kann sich 3 Sekunden Audio Samples anhören. Aber auch dort ist es ein wenig Arbeit für den Künstler. Man muss die Musik hochladen, muss ein bisschen designen, es sei denn, man hat einen Webdesigner und bezahlt den. Oder MP3.com setzt auf einen und unterstützen einen. Am Anfang ist es kostenlos die Musik hochzuladen und MP3 bekommt dann pro heruntergeladenem Song einen Anteil. Ich will das auf jeden Fall ausprobieren. Bisher habe ich es einfach nicht glauben können, dass sich Leute wirklich an den Computer setzen und Sachen herunterladen, die sie nicht kennen. Da man das ja im Plattenladen nicht so oft macht sondern eher nach Sachen, die man kennt sucht, da man wissen will, wofür man 15 Dollar ausgibt.

Es gibt Suchmaschinen, die dann Empfehlungen aussprechen, wie z.B.: "Leuten, denen dieser Künstler gefällt, gefiel auch noch dieser Künstler." Das finde ich ziemlich interessant. Mein Bruder arbeitet bei einem Radiosender und sucht auf diesem Weg nach neuer Musik fürs Radio.

 

Ist aber nicht sehr unwahrscheinlich, dass Leute Dich und Deine Musik unter 1000den Künstlern im Internet finden?

Ja, aber auf der anderen Seite muss man sich denken, 1000 Leute, die Musik machen, bringen 1 Mio Leute, die sich das anhören wollen und die auch im Internet sind und danach suchen. Wenn nur 1 Prozent von den Leuten, die Jazz in die Suchmaschine geben (ein Wort, das ich in meinen Angaben habe) auf meiner Website landen, sind das auf jeden Fall mehr als die, die Möglichkeit haben, zu meinen Konzerten zu kommen oder zu den Plattenläden zu gehen, in die ein kleines Label seine CDs stellen würde. Aber es ist natürlich ein ähnliches Prinzip wie heute. Was der Masse gefällt, wird auf der ersten Seite sein und was auf der ersten Seite ist, wird der Masse gefallen. Aber da will ich nicht einmal unbedingt hin. Ich bin glücklich, wenn die Leute, die sich für meine Musik interessieren, die Möglichkeit haben auf mich aufmerksam zu werden. Dann gibt es natürlich neben MP3.com noch andere Anbieter, die sich teilweise wie verschiedene Labels auf bestimmte Musik spezialisiert haben. Und genau diese Nischen sind für mich interessant. 

 

Wenn ich mit Popbands spiele, dann läuft das meistens ganz anders. Dann gibt es einen Booking-Agent, einen Producer, der z.B. in Nashville sitzt. In dem Fall muss man als Musiker nicht so viel machen sondern nur zu den Aufnahmen ins Studio gehen oder zum Konzert erscheinen. Es wäre auch schön, wenn das mehr bekannt wird, aber es ist prinzipiell nicht wo mein Herz schlägt.

 

Denkst Du, dass Record Companies in der Zukunft an Einfluß und Macht verlieren werden?

Also ich denke zumindest, dass immer mehr Künstler versuchen werden, ohne einen Plattenvertrag Musik zu machen und zu verkaufen. Ich glaube, in den nächsten Jahren wird sich das auf jeden Fall vervielfachen. Andererseits glaube ich auch, dass große Firmen schlau genug sind, sich neue Geschäftsmodelle einfallen zu lassen. Ich sehe das ja an Universal. Die haben ein großes New Media Department, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als Websites zu gestalten, Musik hochzuladen und auch an Subscription Modellen arbeitet. Sie haben das System gerade entwickelt und jetzt im Januar eingeschaltet, aber im Moment kann man sich nur Samples runterladen, da das alles noch rechtlich unklar ist. Außerdem habe sie noch zu viel Angst vor Diebstahl. Daher haben die noch nicht wirklich begonnen mit diesem Service. Die würden dadurch einfach unheimlich hohe Einbussen machen. Aber die großen Firmen investieren hohe Summen.

 

Ich glaube, dass zwar große Firmen ihr Geschäft nicht verlieren werden, jedoch kleinere Firmen und Künstler erstmals die Möglichkeit bekommen, im Geschäft mitzumischen. Vor allem kleinere Labels, die kreativ sind und sich mit Technologie gut auskennen, können von dieser Entwicklung profitieren. Wie sich das dann natürlich am Ende auf den Markt auswirkt, weiß heute keiner.

 

Denkst Du, dass Künstler, die heute unter Vertrag bei einer Plattenfirma sind, sich von diesen trennen werden, um ihre Musik selbst zu vermarkten und zu verkaufen?

Ja, das glaube ich. Und das finde ich auch gut. Dadurch wird die Musik und Kulturlandschaft einfach vielfältiger und es gäbe nicht mehr nur drei Kategorien. Man hätte viel eher die Möglichkeit, von wirklich kreativen Köpfen zu hören. Darauf hoffe ich. Dass Leute, die die Politik ihrer Plattenfirma nicht mittragen wollen, die Möglichkeit haben, sich selbständig zu machen und sich nicht reinreden lassen. Es ist heute relativ einfach, sein eigenes Label zu gründen. Jedoch gibt es eine Unmenge an Papierkram zu bewältigen. Doch gibt das einem den Frieden, zu machen was, man will. Man kann dann neben der eigenen Musik auch noch die Musik von Freunden vertreiben. Jedoch muss man auch erkennen, dass die Zeit, die man darein investiert, ganz klar von der Zeit zum Musikmachen abgeht. Und manche wollen einfach nur spielen.

 

Denkst Du, dass digitale Formate wie MP3 beliebter als bisherige Formate wie CDs oder Kassetten werden?

Glaube ich eigentlich nicht. Eine CD hat ja auch visuellen Wert und Sammlercharakter. Sehr viele Leute sammeln einfach gern CDs und schauen sich die Booklets an. Es ist ja auch ein stückweit Kunst. Und ich glaube einfach, dass viele Leute so denken. Eine gebrannte CD ist mir nicht halb so viel wert wie das Original. Ich glaube nicht, dass Leute in absehbarer Zeit aufhören werden, CDs zu kaufen.

 

Denkst Du, dass Musik-Retailer irgendwann verschwinden werden?

In ferner Zukunft vielleicht. Verschwinden glaube ich zwar nicht, aber ich denke auf jeden Fall, dass sie darunter leiden. Die werden sich wahrscheinlich über neue Technologien sehr beschweren. Wobei der Markt so funktioniert, dass sich die Leute anpassen. Retailer werden versuchen auf Online-vertrieb umzustellen. Auf längere Sicht muss jeder von denen sich anpassen und seine Nische finden und kann sich nicht auf sein altes Geschäftsmodell versteifen. Am Anfang werden sie jedoch leiden.

 

Denkst Du, dass Du im Moment auch die Chance hättest, Dein Musik in einem Plattenladen zu verkaufen ohne einen Plattenvertrag mit einem Label zu besitzen?

Ich kenne Leute, die das machen. Aber es ist unheimlich viel Arbeit. Du mußt zu jedem einzelnen Store gehen und mit den Storemanagern reden. Manche gestatten es Dir, manche nicht. Aber ich glaube nicht, daß es viel bringt für die Arbeit, die man investiert. Ich glaube nicht, daß so viele Leute in einen Plattenladen gehen und eine Platte kaufen, die sie nicht kennen. Ich habe zwar das Glück, mit jemanden zusammen auf der Platte zu spielen, den Jazzliebhaber auf jeden Fall kennen, doch bisher habe ich das aus Zeitgründen einfach nicht in Erwägung gezogen. Man hat es da natürlich immer leichter mit einem Label, da die das für einen machen.

 

Denkst Du, dass Musiker ohne Plattenvertrag das notwendige Know-how mitbringen, ihre Musik allein zu produzieren bzw. zu vertreiben. Oder wo denkst Du haben Musiker Unterstützungsbedarf und an welchen Stellen besteht Wissensmangel?

Was immer sehr hilfreich ist, sind Websites mit Links wie z.B. www.musicians.com, www.musiciansconnect.com, die Informationen zu bestimmten Themengebieten liefern, Adressen von Plattenfirmen, Verlagen, Distributoren, Duplikationsfirmen, oder die behilflich sind, Kontakte zu anderen Musikern und Gleichgesinnten zu knüpfen. Erfahrungen anderer können einem immer weiterhelfen. Ein Pool mit solchen Informationen oder Kontakten wäre sehr interessant. Einzelfälle, bei denen die Leute wirklich ehrlich sind und Rat geben. Diese Art von Informationsaustausch hilft unheimlich weiter. Seiten wie MP3 sind hilfreich für den Vertrieb.

Kein Musiker hat Ahnung von der rechtlichen Seite im Musikgeschäft. Dort besteht ein großer Nachholbedarf. Wenn jemand da wäre, der einen da unterstützen könnte, z.B. bei der Gründung des eigenen Labels den Papierkram abnehmen könnte, das wäre sehr hilfreich. Sachen wie Vertrieb, Werbung, Kontakte, rechtliche Informationen können immer Unterstützung vertragen.

 

Denkst Du Musiker würden eher solche Serviceangebote nutzen als mit einem Plattenlabel einen Vertrag abzuschließen?

Zumindest werden sich viele Leute dafür als Alternative interessieren. Jeder weiß ja im Prinzip, dass man mit dem ersten Record-Deal bei einer Plattenfirma so wie so kein Geld machen kann. Trotzdem existiert dieser Ansporn nach wie vor, einen Plattenvertrag zu bekommen, und es ist immer toll, wenn Labels sich für einen interessieren. Es muß sich noch viel im denken der Musiker verändern damit die Mehrzahl der Musiker den Alleingang mit Hilfe von neuen Dienstleistungsangeboten einem Plattenvertrag vorzieht.

 

Hast Du Deine Webseite allein erstellt oder hat Dir dabei jemand geholfen?

Ich hab sie selbst erstellt. Als Musiker mußt Du heutzutage eine Webseite haben. Man braucht etwas Zeit, um sich einzuarbeiten. Aber wenn man es selbst macht, dann kann man sie auch jederzeit wieder erneuern und aktualisieren. Und ich verkauf auch meine CD über meine Website. Wobei es noch keine Möglichkeit gibt, meine Musik zu downloaden. Ich bekomme den Scheck und dann schicke ich die CD raus.

 

Hast du schon darüber nachgedacht, Downloads anzubieten?

Ja, daß fange ich jetzt mit MP3.com an. Auf meiner Website war der Platz einfach zu gering und es ist programmier- und abrechnungstechnisch viel zu kompliziert. Solche Angebote wie das von MP3.com werden sich wohl in Zukunft immer mehr verbreiten und von Künstlern genutzt werden. Daneben gibt es sicher dann auch Webseiten, die sich mehr auf Nischen konzentrieren, wie zum Beispiel auf Jazz ohne vielleicht vordergründig den Profit zu sehen.

 

Denkst Du, dass Stars wie Madonna oder die Rolling Stones die Entwicklungen als Chance sehen, um von ihrem Label freizukommen?

Ich denke mal, daß wird einfach die zukünftige Aufgabe der Labels sein, etwas für die Künstler zu tun. Die Künstler und deren Betreuung werden wieder in den Vordergrund rücken. Und wenn Labels das nicht tun, dann werden Künstler sich auf jeden Fall von denen trennen. Ich weiß aber nicht, ob die großen Künstler wirklich Interesse daran haben, bei den Labels auszusteigen. Denen geht es dort ja gut und sie verdienen ihr Geld. Die haben die Schwelle, wo das Label Interesse hat mit Dir zu arbeiten, ja bereits überschritten. Die Leute, die noch unter dieser Schwelle sind, werden einfach viel eher darüber nachdenken müssen, eine Alternative zu finden.

Aber es gibt auch bekanntere Künstler, die sich von Plattenfirmen trennen um ihr eigenes Ding zu machen und gegebenenfalls ein eigenes Plattenlabel zu gründen. Und diese Beispiele häufen sich. Jedoch denke ich, daß diese Künstler dann ihren Bekanntheitsgrad verlieren. Sie haben nicht mehr so einen großen Apparat hinter sich, dafür aber dann auch mehr Kontrolle. Ich glaube am Interessantesten wäre so etwas für Leute, die irgendwo so mittendrin sind.

 

Wie stellst Du Dir die Struktur der Musikindustrie von morgen vor?

Ich liebe das Chaos und ich denke, daß es sich in diese Richtung entwickeln wird. Es gibt einfach mehr Möglichkeiten mit den verschiedensten Leuten zusammenzuarbeiten und unterschiedlichste Wege, die man beschreiten kann, um seine Musik bekannt zu machen. Es wird einfach bunter. Nicht nur auf Musik und Stile bezogen. Man kann sich zwischen den verschiedensten Möglichkeiten entscheiden, wie man Musik verbreiten will, online oder offline. Man bekommt eine breitere Palette an Möglichkeiten. Die großen Plattenfirmen werden nicht verschwinden. Sie werden sich umstellen und anpassen. Es wird immer genug Leute und Musiker geben, die all diese Dienste in Anspruch nehmen.

 

 

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