Volksdeutsche im Kulturbetrieb des Dritten Reiches
Wie sie im
"Kulturlexikon zum Dritten Reich" von Ernst Klee
erscheinen
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Nach dem
"Personenlexikon zum Dritten Reich". Wer war was vor
und nach 1945" (Frankfurt am Main 2003) hat Ernst Klee nun
"Das Kulturlexikon zum Dritten Reich.
Wer war was vor und
nach 1945" herausgegeben. Dieses Nachschlagewerk
bringt auch Informationen zu einigen, bereits in der vom
ehemaligen Nationalsozialisten Heinrich Zillich redigierten
Zeitschrift "Südostdeutsche Vierteljahresblätter"
wiederholt für angeblich "herausragendes künstlerisches
Schaffen" gefeierte Volksdeutsche, die ebenfalls dem NS
anhingen und auch nach Zillichs Abgang und Hans Bergels
Übernahme der redaktionellen Geschäfte der inzwischen zu
"Spiegelungen" mutierten
"Vierteljahresblätter" weiterhin ob ihrer
"herausragenden Kulturleistungen" gefeiert wurden. Dass
die Grundlage und die Ausgangspunkte ihres
"Kulturschaffens" das damalige nationalsozialistische
Umfeld lieferte und erst die NS-Umtriebigkeit es manchen überhaupt
ermöglichte später Karriere zu machen, wird in
genannten Medien mit Volksgruppen- und Vertriebenenhintergrund
geflissentlich verschwiegen.
Es handelt sich um den von Bergel noch vergötterten BRUNO BREHM, um Rudolf EISENMENGER, den auch heute noch von Bergel und der "Neuen Kronstädter Zeitung" gefeierten Ludwig HESSHAIMER, um Mirko JELUSISCH, Erwin KOLBENHEYER, Max MELL, Josef NADLER, Hermann PHLEPS, Wilhelm PLEYER, Friedrich VALJAVEC, Rudolf WAGNER-REGENY - der auch heute wiederholt gefeiert wird, Erwin WITTSTOCK und Heinrich ZILLICH.
BRUNO BREHM befindet sich
auf der Gottbegnadeten-Liste (Führerliste)
der wichtigsten Schriftsteller des NS-Staates. Von 1938 bis 1942
war Brehm der Herausgeber der »Monatsschrift der Ostmark« Der
getreue Eckart, in deren Nachfolge die sogenannten
"Eckartschriften" erscheinen, wo Hans Bergel wiederholt
Propagandabändchen veröffentlicht. 1941 beim Weimarer
Dichtertreffen, sagte Brehm:
Jetzt, da die größte Gefahr für Europa gebannt ist, könne Frieden sein, säßen nicht in London und New York verantwortungslos, bodenlos, volkslos die jüdischen Hetzer.
Im NS-Kampfblatt Krakauer Zeitung
ist Brehm mit über 50 Texten vertreten. Von seiner
sudetendeutschen Landsmannschaft wurde er 1963 mit dem
"Sudetendeutschen Kulturpreis" bestückt.
RUDOLF EISENMENGER befindet sich auf der
Gottbegnadeten-Liste
(Führerliste) der wichtigsten Maler des NS-Staates.
1933 tritt er in die NSDAP ein. Bereits 1937 war Eisenmenger auf
der ersten Großen deutschen Kunstausstellung im Münchner
NS-Museumstempel Haus der Deutschen Kunst mit
dem Opus Sinkende Nacht präsent. 1939 wurde
er Präsident der Gesellschaft der bildenden Künstler Wiens.
1941 malte er das Wandbild Heimkehr der Ostmark im
Wiener Rathaus. Trotz Titelsperre bekam er am 1.7.1943 von Hitler
zur Eröffnung der Großen deutschen Kunstausstellung in
München
den Titel Professor. Er selbst war mit dem Ölgemälde Drei
Frauen am Brunnen vertreten. Von 1951 bis 1972 war
Eisenmenger Professor der TH Wien.
LUDWIG
HESSHAIMER war im 1. Weltkrieg
Kriegsmaler gewesen. 1941 trug der Bund Europäischer
Philatelisten-Vereine vor, ihm zum 70. Geburtstag die
Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft zu verleihen. Das
wurde folgendermaßen begründet:
Frühzeitig fand er den Weg zu A. Hitler und hat sich als tapferer, unerschrockener Vorkämpfer für den Führer während der Verbotszeit in Österreich bewährt.
Der
Antrag wurde
abgelehnt, weil seine Briefmarkenentwürfe "leidlich",
seine Landschaften "untermittelmäßig" und seine Radierungen
"peinlich süß" seien. Seinen 80.
Geburtstag feierte er in Brasilien mit einer Ausstellung. Er
starb 1956 in Rio de Janeiro.
Dass
Südamerika, vor allem Brasielien und Argentinien, beliebte
Rückzugsgebiete ehemaliger Nazieiferer, vor allem von
SS-Angehörigen war (vgl. Adolf Eichmann), dürfte allgemein
bekannt sein. Hier konnte sich Hesshaimer nur wohl fühlen. Er
stammt übrigens aus der Fabrikantenfamilie Hesshaimer, der die
"Schokoladenfabrik" hinter dem Schlossberg in Kronstadt (Brasov)
gehörte (in
kommunistischer Zeit unter den Namen "Dezrobirea" und
"Cibo" bekannt).
MIRKO JULUSICH
war
1923 Kulturredakteur der Deutsch-österreichischen
Tageszeitung. Hauptblatt der NSDAP-Hitlerbewegung. Er
war Mitglied im "Kampfbund für deutsche Kultur". 1936
war er Mitbegründer der Tarnorganisation "Bund der
deutschen Schriftsteller Österreichs". 1938 trat er in die
NSDAP ein. Er schrieb das Drehbuch des Hetzfilms "Die
Rothschilds". 1943 bekam er den Grillparzer-Preis der Stadt
Wien.
ERWIN
GUIDO KOLBENHEYER befindet
sich auf der Sonderliste der sechs wichtigsten Schriftsteller der
Gottbegnadeten-Liste . 1928 gehörte
er dem Förderkreis des "Kampfbundes für deutsche
Kultur" an. Mai 1933 wurde er in die Deutsche Akademie der
Dichtung berufen. Am 19.8.1934 unterzeichnete Kolbenheyer den
"Aufruf der Kulturschaffenden" zur Volksbefragung
zwecks Vereinigung des Reichskanzler- und Reichspräsidentenamtes
in der Person Hitler. Er verfaßßte Texte für das
NS-Kampfblatt
Krakauer Zeitung. 1935 bekam
Kolbenheyer den Goethe-Preis der Stadt Bremen, 1936 den
Literaturpreis der Stadt München, 1937 den Goethepreis der Stadt
Frankfurt, 1938 von Hitler "Adlerschild des Deutschen
Reiches" (höchster Wissenschaftspreis). 1941 erhielt
Kolbenheyer die Kant-Plakette der Stadt Königsberg, 1942 den
Paracelsus-Preis der Stadt Villach, 1944 den Grillparzer-Preis
der Stadt Wien. 1958 bekam er den Sudetendeutschen Kulturpreis.
MAX MELL steht auf der Liste der
von Goenbbels zugelassenen Filmautoren. 1936 war er
Präsident des Bundes der deutschen Schriftsteller
Österreichs (NS-Tarnorganisation). 1938 trug er im
Buch "Bekenntnisbuch österreichuischer Dichter"
zum Anschluß bei. Auch Mell war Mitarbeiter des NS-Kampfbalttes
"Krakauer Zeitung". 1941 erhielt Mell den
Grillparzer-Preis der Stadt Wien, 1954 den Österreichischen
Staatspreis.
JOSEF NADLER
war
Literaturwissenschaftler. 1912-1928 schrieb er sein Hauptwerk
"Literaturgeschichte der deutschen Stämme und
Landschaften" in vier Bänden. 1938 wurde Nadler
NSDAP-Mitglied. Ein Zitat:
Glaube, Wille und Ordnung des nationalsozialistischen Werkes sind darauf gerichtet, aus dem Volkskörper alle fremdrassischen Lebenszellen auszustoßen.
Nach 1945 war Nadler
Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften.
HERMAN PHLEPS
war Architekt und Holzbau-Experte. 1930 war er o. Professor an
der TH Danzig. 1936 Ordinarius. Forschungsauftrag: Das
Holz in seinem Einfluß auf die bildenden Künste der Germanen
in
Himmlers SS-Ahnenerbe. Nach 1945 Emeritus.
PLEYER WILHELM war 1926 Geschäftsführer der Deutschen Nationalpartei in
Böhmen. Ab 1934 war Pleyer Schriftleiter der "Sudetendeutschen
Monatshefte". 1939 erhielt er den Literaturpreis der
Reichshauptstadt, 1941 den volksdeutschen Schrifttumspreis der Stadt
Stuttgart (Stadt des Auslanddeutschtums), 1942 verlieh ihm Hitler das
Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit der Begründung:
1956
bekam er den Förderpreis den Sudetendeutschen Landsmannschaft.
1964 schrieb er Kommentare für die "National-Zeitung".
FRIEDRICH
VALJAVEC war seit 1933
NSDAP-Mitglied. 1938 erhielt er die Lehrbefugnis für neuere
Geschichte in München. 1940 nahm er einen Lehrstuhl in Berlin
wahr. 1941/42 war er SS-Untersturmführer und Berater des
Sonderkommandos-SS 10b (Mordkommando), auch SD-Dolmetscher des
Sonderkommandoführers Alois Persterer. Nach Zeugenaussagen war er
an einer Massenexekution in Czernovitz beteiligt. 1943 a.o. Professor
für Geschichte Südosteuropas. 1951 war er für das
Bundesvertriebenenministerium mit dem Projekt Dokumentation der Vertreibung befaßt.
1954 Honorarprofessor für Neuere und südosteuropäische
Geschichte in München. ab 1955 Leiter des Südostinstituts in
München, 1958 o. Professor.
RUDOLF WAGNER-REGENY schrieb als Komponist im Auftrag der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde 1935
eine sozusagen "entjudete" Ersatzmusik zu Shakespeares Ein Sommernachtstraum,
weil Mendelssohns Musik nicht mehr aufgeführt werden durfte. 1939
trat er in Berlin mit der Oper Die
Bürger von Calais ans Publikum, dirigiert von Karajan. Im
April 1941 die Oper Johanna Balk. Am
8.11.1941 Uraufführung des Ostkolonisationswerks Das Opfer nach einem Text des
NS-Poeten E.W. Möller, das die "Rassenschande" zum Thema hat. 1947
war W.-R. Rektor der Musikhochschule in Rostock, 1950 Professor der
Komposition an der deutschen Hochschule für Musik in
Ost-Berlin und 1955 erhielt er den Nationalpreis der DDR.
ERWIN
WITTSTOCK
Sein Roman Bruder, nimm die
Brüder mit (1934) wurde von Matthes Ziegler, dem
"Beauftragten des Führers für die Überwachung der
gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung" im Amt Rosenberg als
Lektüre empfohlen. 1936 erhielt Wittstock den Volksdeutschen
Schrifttumspreis der Stadt Stuttgart (Stadt des Auslanddeutschtums).
HEINRICH
ZILLICH steht auf der Gottbegnadeten-Liste (Führerliste) als einer der
wichtigsten Schriftsteller des NS-Staates. Im Oktober 1938 hielt er auf
dem "Weimarer Dichtertreffen" von Goebbels einen Bekenntnisvortrag. In
Bühners Anthologie Dem
Führer (1939) ist er mit Hitlerversen unter dem Titel "Den
Deutschen von Gott gesandt" vertreten. Dichterkollege Bergengruen
nannte ihn einen "kaltschnäuzigen Streber". 1937 erhielt Zillich
den Literaturpreis der Reichshauptstadt und den Schrifttumspreis der
Stadt Stuttgart. Ab 1952 war er Vorsitzender der Landsmannschaft der
Siebenbürger Sachsen. 1953 bekam er den Südostdeutschen
Literaturpreis, 1968 den Kulturpreis der Siebenbürger Sachsen.
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Kritische Blaetter zur Geschichtsforschung und Ideologie
Datei: Kulturbetrieb.html Angelegt: 04.06.2007 Geaendert: 24.07.2007 Autor und ©opyright Klaus Popa