DIE TOTGESCHWIEGENE DIMENSION
The Hushed Up Dimension
XVI

Robert Gassner
(1910-1990)


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Notwendige Ergänzung zu den am 19. August 2006 in Drabenderhöhe Gassner zu Ehren stattgefundenen Feierlichkeiten

            Die "Siebenbürgische Zeitung" vom 15. September 2006 informiert auf den Seiten 1 und 4 unter dem Titel »"Wir sind daheim"« über die am 19. August des Jahres in Drabenderhöhe stattgefundenenn  Gedenkfeirlichkeiten für R. Gassner. Dabei wurde der Innenhof des Altenheimns in Drabenderhöhe auf Gassner getauft und eine Bronzeplastik des Geehrten enthüllt. In den dabei gehaltenen Ansprachen wurde mit keinem Wort die prominente NS-Vergangenheit Gassners erwähnt, deshalb auch nicht hervorgehoben, dass die "Leistungen" und "Verdienste" dieses Mannes in Verbindung mit der Abwanderung der Sachsen aus Nordsiebenbürgen und deren teilweiser Ansiedlung in der eigens dafür gegründeten Ortschaft Drabenderhöhe aufs engste gerade mit dieser NS-Vergangenheit zusammenhängen. Denn Gassner war für die Hysterie und Angstmache vor den vorrückenden Russen als damaliger Gebietsleiter des zu Ungarn gehörenden Nordsiebenbürgen nicht nur führend verantwortlich, sondern auch an dem Zustandekommen des Abzugs der meisten Nordsiebenbürger aus ihrer angestammten Heimat. Es handelt sich also in keiner Weise um eine Vertreibung seitens der Russen, also um eine gewaltsame Entfernung dieser Siebenbürger Sachsen aus ihrer angestammten Heimat, sondern um einen durch NS-Indoktrinierung und durch NS-Zwang herbeigeführten Abzug ins Elend der Emigration und damit der Heimatlosigkeit. Gassners "Pioniertaten" in der frühen Bundesrepublik und seine unter der Devise "Wir sind daheim" organiserte Ansiedlung eines Teils der Abwanderer in der neuen Siedlung Drabenderhöhe sowie die führende Stellung, welche Gassner noch mehrere Jahrzehnte dort innehatte waren zum größten Teil von seinen Schuldgefühlen bestimmt, die Nordsiebenbürger durch die selbstverschuldete Abwanderung in eine ungewisse Zukunft "geführt" zu haben. Denn Gassners Auftreten im Nordsiebenbürgen der NS-Zeit und danach in der Emigration in der Bundesrepublik ist durchaus kontinuierlich von Führerallüren und von einer geschickt kultivierten Aura einer "Vaterfigur" bestimmt, mit/als welche(r) er nun das wiedergutmachen wollte, was er und seine NS-Apparatschiks durch überstürztes Abwandern den Nordsiebenbürgern eigentlich angetan und geraubt hatten, nämlich die Heimat. Deshalb doch auch die wiederholte Betonung, die Nordsiebenbürger hätten mit Gassner und durch sein Verdienst eigentlich die "Heimat" überhaupt nicht verloren, weil sie ja in Drabenderhöhe doch "daheim seien".

            Es darf angenokmmen werden, dass die Südsiebenbürger Sachsen, hätten sie den Hitzköpfen in der ehemaligen Volksgruppenführung, vor allem dem "Volksgruppenführer" Andreas Schmidt Folge gleistet, möglicherweise auch massenweise in die Diaspora gezogen wären, wobei sie dann, selbst wenn Schmidt und dessen engste Mitarbeiter die Nachkriegswirren nicht überlebt hätten, auch diese verantwortungslosen "Führer" zu Lichtgestalten verklärt, wie das nun mit Gassner geschehen ist. Welcher Geschmack einem dabei aufkommt, dürfte einleuchten. Dass der mit der eigentlichen Verherrlichung Gassners befasste Personenkreis noch immer keine Konsequenzen aus der NS-Vergangenheit des eigenen Volksstammes gezogen hat und von der sich daraus ergebenden Verantwortung, vor allem gegenüber den nachrückenden Generationen, tritt hier glasklar zutage.

            Im Folgenden nun einige Belege der recht rührigen NS-Tätigkeit Gassners.



            Gassner wird von der Propagandazeitschrift der "Deutschen Volksgruppe in Rumänien", "Volk im Osten",  Heft 5/Oktober 1940, S.38 als "Gebietsamtsleiter [Nord]Siebenbürgen"  erwähnt.

            Das Organ der "Deutschen Volksgruppe in Rumänien", "Südostdeutsche Tageszeitung" (SODTZ), schreibt in der 206. Folge am 5. September 1943, S. 5:

Unter Teilnahme von 59 Amtswaltern und Amtswalterinnen fand im August in Bistritz eine Arbeitstagung der Gebietsführung statt. Gebietsführer Robert Gaßner gab einen zusammenfassenden Bericht über die zweite SS-Aktion im Gebiet Siebenbürgen und stellte im Verlaufe seiner Ausführungen fest, daß unsere Kameraden in Nordsiebenbürgen dem Ernst der großen Stunde voll und ganz Rechnung getragen haben. Die zweite SS-Aktion kann sich würdig an jene des Jahres 1942 anschließen, ja sie ist sogar größer und damit eindrucksvoller als jene des Jahres 1942 zu nennen. Ueber 90 v.H. aller Meldepflichtigen sind heute gemustert und warten auf die Abfahrt.
 
            Dieselbe Zeitung meldet in der 248. Folge am 24. Oktober 1943, S.4, dass Gassner am 20. September zusammen mit dem Volksgruppenführer Ungarns, Franz Basch, Freiwillige aus Bistritz [zur Waffen-SS] verabschiedete. In seiner Ansprache gab er bekannt,
daß im vergangenen Jahre 1811 Männer, in diesem 1854 aus dem Gebiet Siebenbürgen in die Reihen der Waffen-SS eingerückt sind. Ueber 90 v.H. der wehrfähigen deutschen Männer Nordsiebenbürgens stehen damit im Einsatz. .


            In der Folge 260 vom 7. November 1943, S.7 soll Gassner bei der Verabschiedung der „Freiwilligen“ aus Sächsisch-Regen hervorgehoben haben,

daß unsere Volksgenossen aus Nordsiebenbürgen wie ein Mann aufgestanden sind, um freiwillig ihre Pflicht zu erfüllen. „Ihr aus dem Kreise Reen marschiert an der Spitze. Die Ortsgruppe Draas ist vorangegangen und hat sich hundertprozentig gemeldet. Andere Ortsgruppen dieses und des Nösner Kreises reichen ihr die Hand.“ Abschließend rief der Gebietsführer den SS-Freiwilligen zu „Auf Wiedersehen im grauen Rock der Waffen-SS!“


            Die 271. Folge der "Südostdeutschen Tageszeitung" vom 21. November 1943 meldet auf  S.5, dass Gassner nun der Gebietsführer des neu gebildeten „Gebiets Ost“ ist, zu dem Volksgruppenführer Basch die Gebiete Sathmar-Karpatenland und Nordsiebenbürgen zusammenfaßte.

            Gassner nahm zusammen mit dem deutschen Gesandten Dietrich v. Jagow und mit dem Volksgruppen-Stellvertreter Dr. Goldschmied am 23. November 1943 in Bistritz an der Verschickung aus dem „Gebiet Ost“ teil und betonte,

daß nunmehr über 10 v.H. des gesamten Deutschtums aus Nordsiebenbürgen unter Waffen stehen.

(SODTZ 295. Folge, 19. Dezember 1943, S.6).

Dass der Führungsstil Gassners und seines Vorgängers Clemens in nationalsozialistischer und zweifelsfrei auch SS-Manier nichts zu wünschen übrig liess, sondern sich recht radikal gestaltete, befindet der serbische Historiker Zoran Janjetovič in seinem Aufsatz "Die Donauschwaben in der Vojvodina und der Nationalsozialismus" (in: Der Einfluss von Faschismus und Nationalsozialismus auf Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa, hg. von Mariana Hausleitner und Harald Roth, München 2006), wo auf den Seiten 230-231 höchst kennzeichnend über die Sachsen in Nordsiebenbürgen festgestellt wird:

Die Deutschen aus der Batschka wurden mit jenen des vergrößerten Ungarn vereinigt, und da sie in Jugoslawien bessere Entfaltungsmöglichkeiten als die in Trianonungarn hatten, bildeten sie mit den Sachsen Norsiebenbürgens den radikalsten Teil der neuen Volksgruppe.


Datei: Dimension16.html                Erstellt: 28.09.2006     Geändert: 30.09.2006       Autor und © Klaus Popa