Transsylvanica. Hundert Jahre seit der Geburt von Karl Kurt Klein

Die gleichnamige Tagung fand zwischen dem 30. und 31. Mai 1997 im Kreismuseum Bistritz in einer angenehmen Arbeitsatmosphäre statt. Nach den Grußworten der Vertreter lokaler Bistritzer Behörden, des D.F.D.R., des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde und des Kreismuseums Bistritz-Nassod leitete Bischof Christoph Klein (Ein Gelehrtenleben aus der Dimension der Tiefe) die Reihe der Referate ein. Er hob hervor, daß die 16-jährige Tätigkeit K.K. Kleins als Pfarrer in Iasi ihm die Dimension der Tiefe verliehen hat, weil Theologie das alles Durchdringende seines ganzen Lebens und Arbeitens war.

Paul Philippi (K.K.Klein, Mentor des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde) unterstrich den protestantischen Geist, der die Persönlichkeit Kleins prägte und sich in der strengen Wissenschaft und im Glauben des Gelehrten äußerte. Auch war Kleins Gelehrsamkeit zukunftsorientiert. Er trug wesentlich zur Gründung des „Arbeitskreises“ bei.

Ion Dordea, Archivar im Nationalarchiv Klausenburg, sprach über Klein als Mensch und Gelehrter und stellte den von ihm herausgegebenen ersten Band der Reihe „Corespondentã„ vor (ISBN 973-555-152-7), der aus dem in der Klausenburger Univeritätsbibliothek aufbewahrten Nachlaß Kleins bis 1944 zusammengestellt wurde. Zu den Herausgebern zählen noch Lia Dragomir, Elisabeta Marin, Ioan Muresanu, Monica Vlaicu und als Mitarbeiter Gernot Nussbächer. Es ist hervorzuheben, daß die Einleitung auch in deutscher Übersetzung vorliegt.

Werner Klein, der jüngste Sohn von K.K. Klein, der zusammen mit Familie aus Innsbruck angereist war, erinnerte an seinen Vater und dessen wissenschaftliche Gewohnheiten. Hermine Pilder-Kleins Bio-Bibliographie K.K. Klein wurde von einem ihrer Söhne vorgestellt und es wurden Fragmente daraus vorgelesen.

Stelian Mândrut (Die Studienjahre des Gelehrten K.K.Klein(1918-1921)), eröffnete den zweiten Tagungstag, Astrid Agache (Iasi) präsentierte aus ihrer Promotionsschrift das Kapitel „K.K. Klein als Herausgeber der „Siebenbürgischen Vierteljahrsschrift““. Referentin unterstrich, daß die Vierteljahrsschrift ein Abbild der dreinationalen Zusammensetzung Siebenbürgens ist, vornehmlich im Nachrichten- und Rezensionsteil. Vasile Ciobanu (Hermannstadt) stellte Klein und das Kulturmant der Deutschen in Rumänien vor. Richard Csaki, der langjährige Leiter dieses Amtes, nannte Klein „Pionier der Volkswissenschaft“.

Elisabeta Marin, die Direktorin des Nationalarchivs Kronstadt, untersuchte in ihrem Beitrag einen Brief Kleins an Simion Mândrescu (der in den Korrespondenzband nicht aufgenommen wurde), in dem Klein die Lage der deutschen Minderheit im Jahre 1937 beklagt, vor allem das mangelnde Interesse an der Germanistik in Rumänien, mit dem Vorschlag der Gründung von Germanistikkathedern in Bukarest und Csernovitz.

. Klaus Popa (K.K. Klein und die Problematik der Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen) zeigte die historische und dialektgeschichtliche Dimension von Kleins Siedlungs- und Herkunftsforschung auf und hinterfragte manche Aspekte, die durch die jüngsten Grabungsergebnisse in Marienburg - Burzenland gründlich revidiert werden müssen.

Anneliese Thudt ging auf „K.K. Kleins Forderung nach ‘Mundart-Entmischung’“ aufgrund der Sprachscheide von (Singular) Hangt/Hanyt(ch) Hant ein; Eugen Onu sprach über die multidisziplinäre Arbeitsweise Kleins und lieferte als Beispiele den Beitrag über die Kirche in Mönchsdorf, der den Untertitel „Geschichte aus der Kunstgeschichte“ trägt, ferner Kleins Honterusbuch und weitere Arbeiten aus verschiedenen Wissensgebieten.

Corneliu Gaiu, Archäologe am Kreismuseum Bistritz-Nassod, bezog sich auf Themen des Denkmalschutzes. Die wissenschaftliche Restaurierung der Kirche in Mönchsdorf soll möglicherweise dieses Jahr in Angriff genommen werden, ebenso die der basilikaähnlichen Kirche in Tekendorf. Ioan Muresanu, Direktor der Nationalarchivs, Zweigstelle Bistritz, behandelte den Briefwechsel Kleins mit Archivaren, seinen Beitrag zu den Sekundärwissenschaften der Archivistik, seine Kontakte zu Bistritzer Archivisten und deren Publikation "Arhiva somesanã" und hob hervor, daß die Erforschung von Kleins Beitrag zur Entwicklung des rumänischen Archivwesens eine Zukunftsaufgabe ist.

Joachim Wittstock nahm über Harald Krasser, Erwin Wittstock, Fritz Holzträger, Richard Csaki u.a. die Verbindung zu Heinz Stãnescu und dessen polemischer Studie gegen mehrere siebenbürgisch-sächsische Literaten, auch K.K. Klein inbegriffen, auf, welche Studie der damalige Redakteur der "Forschungen" Carl Göllner erfreulicherweise nicht brachte. Wittstock erblickt in Stãnescus Aufsatz ein "Dokument des kalten Krieges" und stellte fest, daß Stãnescu und seinesgleichen die Szene hier beherrscht haben.

Dorin Gotia sprach über die Bibliothek des "Astra"-Vereins in Hermannstadt und deren Buchanschffungen, Gabriela Rãdulescu vom Geschichtemuseum Bistritz erläuterte die spätgotischen Kirchen vom Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts im Nösnerland und die Restaurierungsarbeiten an der Kirche in Bistritz, die nächstens abgeschlossen werden. Die Archäologin knüpfte an die Feststellung von Klaus Popa an, daß der Archäologie das Schlußwort in der Siedlungsforschung zukommt und erwähnte Ausgrabungen, die auf Besiedlung im 13. Jahrhundert weisen.

Marin Popan vom Kreismuseum Bistritz referierte über "Gegen-, Neben- und Miteinander in den rumänisch-sächsischen Gemeinden auf dem Königsboden, mit besonderer Berücksichtigung des Bistritzer Distrikts" und nahm damit zu einem kaum beachteten Aspekt des siebenbürgischen Zusammenlebens Stellung.

Die nächste Tagung der Abteilung Rumänien des Arbeitskreises wird zum Thema der Zunftgeschichte Stellung nehmen und voraussichtlich in Schäßburg zusammentreten.



Created: 06.07.97 Updated: 17.07.97
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