Nr.3/03 16.1.2003

Heizkostennachzahlungen von bis zu 700 Euro? Viterra-Mieter protestieren


Herne (Korrespondenz): Ende letzten Jahres staunten viele viterra-Mieter bei uns in Herne-Holsterhausen nicht schlecht, als sie ihre Heizkostenabrechnung für das Jahr 2001 erhielten. Nachzahlungen von bis zu 700 Euro wurden da gefordert und für viele sollten sich die Heizkostenvorauszahlungen verdoppeln. Zur Beschwichtigung ließ viterra verlauten, dass die "Ölpreise ja schließlich gestiegen seien ..." Der dramatische Anstieg erklärt sich aber anders: viterra hat die Heizkostenabrechnung auf das so genannte "Wärme-Contracting" umgestellt und will Extra-Profite machen.

Wir von der Wohngebietsgruppe der MLPD in Herne-Holsterhausen haben sofort die Organisierung des Mieterprotests gefördert. Mitte Dezember wurde ein erstes Mietertreffen unserer Straße durchgeführt. Wut, Empörung, Sachkunde und Angriffslust waren bei den über 40 Mietern gut gepaart. Die Abrechnungen wurden von Mietern auseinandergenommen, die zum Teil schon jahrelang mit der viterra im Clinch liegen. Ein Rechtsanwalt informierte über die juristische Lage, andere Mieter berichteten über Abzocke bei Betriebskosten ... Klar wurde: Auf die geforderten Nachzahlungen und die berechneten Erhöhungen der monatlichen Vorauszahlungen erhält viterra erst mal keinen Cent. Wir wollen eine Offenlegung der Abrechnung und eine Rücknahme der horrenden Forderungen. Außerdem soll viterra Stellung nehmen zu Gerüchten, dass in unserem Viertel nach Modernisierungsarbeiten die Privatisierung der Wohnungen geplant ist. Mehrere Mieterinnen und Mieter, darunter einige aus anderen Straßen, bereiten nun eine Mieterversammlung aller viterra-Mieter im Stadtteil vor. Vorgeschlagen ist, ausgehend von dem Treffen eine Mieterinitiative mit klaren Grundsätzen, Sprechern usw. auf- und auszubauen. Die örtliche "WAZ" berichtete ausführlich und mittlerweile protestieren in Herne viterra-Mieter bereits in drei Stadtteilen. Der Wunsch nach Zusammenarbeit ist dabei groß. Auch in anderen Städten im Revier gibt es Proteste und Mieterinitiativen werden aufgebaut. Wie meinte ein Mieter bei der ersten Versammlung treffend: "Am Wichtigsten ist, dass wir uns gegen die viterra zusammenschließen!"

Termin der Mieterversammlung:

Donnerstag, 23. Januar 2003, 18 Uhr, "Haus Deese", Bielefelder Straße, Herne.


Der Trick mit dem "Wärme-Contracting":

Normalerweise muss ein Vermieter eine detaillierte Heizkostenabrechnung vorlegen. Einrechnen darf er nur tatsächliche Unkosten, schließlich ist die Heizung bereits Bestandteil des Mietvertrags. Beim so genannten "Wärme-Contracting" schaltet der Vermieter eine Zwischenfirma ein. In der Abrechnung taucht der reale Brennstoffverbrauch nicht mehr auf. Abgerechnet werden ominöse "Wärmeeinheiten". Diese Zwischenfirma darf in der Rechnung auch Gewinne und Investitionen einrechnen, ohne dass man ihre Höhe nachvollziehen kann. Folge: Die Heizkosten steigen - meist drastisch. Viterra hat dazu ihre eigene Unterfirma gegründet, viterra contracting. Damit will sie die Mieter doppelt abkassieren. Das Vorgehen von viterra ist auch rechtlich nicht zulässig. Unter anderem, weil die meisten Mieter Mietverträge haben, die eine solche Umstellung nicht zulassen. Wenn solche Abrechnungen kommen: Auf keinen Fall zahlen, Widerspruch einlegen, den Zusammenschluss organisieren.

Die Firma "viterra"

Viterra ist 100-prozentige Tochter von E.on, einem führenden internationalen Monopol im Energiebereich. E.on wird sich künftig voll auf den Energiemarkt konzentrieren und andere Geschäftsfelder abstoßen. Viterra soll in diesem Zuge maximalprofitbringend veräußert werden. Viterra ist mit 175000 Wohnungen der größte private Wohnungsbesitzer Deutschlands. Eine Spezialität ist der Ankauf "privatisierungsfähiger Wohnungsbestände" von Bund, Ländern und Kommunen und ihr profitabler Weiterverkauf. Um den "Unternehmenswert zu steigern" will viterra alle Bereiche außerhalb des Wohnungs- und Vermietungsgeschäft abstoßen. Dazu laufen gegenwärtig Verhandlungen zum Verkauf von viterra contracting und viterra energy services. Anscheinend soll durch die jetzigen Preiserhöhungen der Verkaufspreis dieser viterra-Töchter in die Höhe getrieben werden.




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