Geschichte des Dorfes Schmottseiffen | Seite 13 |
Kanzelverkündigung | |
der westdeutschen Bischöfe | |
zur Vertreibung (30. Januar 1946) |
"Wir katholischen Bischöfe
können nicht länger schweigen zu dem furchtbaren Lose der mehr als 10 Millionen
Ostdeutschen, deren Vorfahren größtenteils schon vor 7-800 Jahren im ostdeutschen Raum
angesiedelt und den Boden urbar gemacht haben. Es handelt sich um die Deutschen in
Schlesien, in Ost- und Westpreußen, in Pommern, im Sudetenland, aber auch in Ungarn,
Rumänien, Südslawien usw. Alle diese Menschen sind mit gewaltsamer Vertreibung aus ihrer angestammten Heimat bedroht, ohne daß sie ihr Hab und Gut mitnehmen können, ohne daß ihnen in Westdeutschland eine ausreichende und menschenwürdige Existenz gegeben werden könnte. Millionen sind schon von diesem entsetzlichen Schicksal ereilt. In Schlesien allein dürften es mehrere Millionen sein. Die Austreibung ist mit furchtbarer Brutalität, unter Nichtachtung aller Menschlichkeit erfolgt. Auch nachdem der Hohe Kontrollrat die zwangsweisen Aussiedlungen abgestoppt hat, haben sie keineswegs aufgehört. Die zurückbleibenden Deutschen aber werden so furchtbaren Drangsalierungen unterworfen, daß sie genötigt sind, das Land zu verlassen, sofern sie nicht durch Untertauchen in fremder Nationalität Schutz finden. Die Weltöffentlichkeit schweigt zu dieser furchtbaren Tragödie. Es ist, als sei ein eiserner Vorhang vor diesem Teil Europas niedergelassen. Wir wissen, daß gerade in jenen Gebieten Deutsche furchtbare Verbrechen an den Angehörigen anderer Nationen begangen haben. Aber seit wann ist es erlaubt, an Unschuldigen sich zu rächen und Verbrechen durch Verbrechen zu sühnen? Man soll die wirklich Schuldigen zu ununerbittlicher Rechenschaft ziehen. Aber wer will das Massensterben von Kindern, Müttern, alten Leuten verantworten? Wer will die Verzweiflung so vieler Tausender auf sich nehmen, die in ihrem entsetzlichen Elend ihrem Leben selbst ein Ende machen? Wir bitten und flehen, die Weltöffentlichkeit möge ihr Schweigen brechen; diejenigen, die die Macht in Händen haben, mögen verhüten, daß Macht vor Recht gehe, und daß aufs neue eine Saat des Hasses ausgestreut werde, die nur neues Unheil in sich haben kann. Im Namen der Gerechtigkeit und der Liebe erheben wir unsere Stimme für unsere Landsleute im Osten. Wir bitten die Gläubigen, in ihren Gebeten immer wieder dieser Not zu gedenken, und wenn die Ostflüchtlinge zu uns kommen, sie mit ganzer christlicher Liebe aufzunehmen." |
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