Das Interview auf Englisch lesen /
Read the interview in
English (not available yet)
Rock Hard Interview
ZUR�CK zu
den Interviews
Nickelback
Eine Frage der Balace

von Marcus Schleutermann
Oktober 2005
BACK to
Interviews
Nachdem Nickelback zuletzt eine Spur zu routiniert klangen und Gefahr liefen, langweilig zu werden, pr�sentieren sie sich auf dem neuen Album "All the Right Reasons" frischer und vielseitiger denn je. Entsprechend gut gelaunt sind die beiden Br�der Chad und Mike Kroeger, die sich separat den Fragen stellen und dabei einige unterschiedliche Sichtweisen offenbaren.

Eine auch f�r das neue Album wichtgie Entscheidung war der Rauswurf des langj�hrigen Schlagzeugers Ryan Vikedal, der von 3-Doors-Down-Live-Drummer Daniel Adair ersetzt wurde. Kein sch�nes Thema, wie auch S�nger und Gitarrist Chad wei�:
"
Die Dinge laufen nicht imemr so, wie man sich das w�nscht. Wir hatten uns von Ryan eine gr��ere Entwicklung erhofft, aber er war mit dem Erreichten zufrieden und trat auf der Stelle. Nickelback sind jedoch keine Band, die selbstzufrieden ihren Status auskostet. Wir sind immer noch hungrig und streben danach, uns kontinuierlich zu verbessern. Dieser Entwicklung stand er im Weg und daher war es das Beste, sich zu trennen."

Bassist Mike l�sst dagegen sp�ter durchblicken, dass Ryans Rausschmiss keineswegs nur musikalische, sondern durchaus auch pers�nliche Gr�nde hatte, denn er will sich nicht weiter dazu �u�ern, um keine Privatangelegenheiten in der �ffentlichkeit auszutragen.
"Keine Antwort ist in diesem Fall auch eine Antwort", meint er vielsagend. "Es ist nicht meine Art, schmutzige W�sche in der �ffentlichkeit zu waschen."

Den ebenfalls aus Vancouver kommenden Daniel Adair kennen Nickelback bereits seit �ber zehn Jahren - also schon seit der Zeit vor seinem 3-Doors-Down-Engagement.
"Sein Einstieg hat uns neues Leben eingehaucht", jubiliert der Mastermind. "Er ist nicht nur ein alter Freund, sondern auch ein unglaublich talentierter Vollblutmusiker, der perfekte Backing-Vocals singt und neben dem Schlagzeug auch noch Gitarre spielt. Dadurch konnte er sogar Riffs beisteuern und besitzt Sonwriting-Credits an jedem einzelnen St�ck des neuen Albums."

Daniel erm�glicht der Band mit seinen F�higkeiten eine gr��ere Flexibilit�t, die Chad gezielt vorangetrieben hat.
"Ich mache mir eine Menge Gedanken �ber die Entwicklung der Band. Manchmal habe ich Angst, dass wir zu vielseitig werden und so unsere Linie verlieren, aber andererseits wollen wir uns nat�rlich auch nicht wiederholen. Das ist ein schwieriger Balance-Akt, der diesmal eindeutig zugunsten der Experimente ausgefallen ist."

Insbesondere das neue Gewicht des Basses f�llt auf. Der Viersaiter (Fehler, Mike spielt F�nfsaiter, Anm. d. Webmasterin) steht nicht nur technisch weiter im Vordergrund, sondern genie�t auch viel mehr Freir�ume und wartet mit eigenen Melodiel�ufen auf, anstatt nur die Gitarren oder das Schlagzeug zu doppeln.
"Ich halte den Bass grunds�tzlich nicht f�r ein Lead-Instrument und sehe mich daher in erster Linie als Teamplayer und nicht als Solist", gibt sich Mike bescheiden.
"Diemal waren jedoch einige Songs von der Konzeption her offener und lie�en mir mehr Platz, den ich nat�rlich gerne ausgef�llt habe. Da ich im Zweifelsfall lieber etwas zu wenig als zu viel spiele, hatte ich anfangs Sorge, dass meine ausgeweiteten Part �bertrieben sind. Aber inzwischen f�hle ich mich sehr wohl mit ihnen."

Auch Chad ist mit seinem Bruder mehr als zufrieden und lobt, dass er seine Freiheit optimal genutzt hat.
"Wenn alle Instrumente das Gleiche spielen, ergibt das zwar den fettesten Sound, aber die Beatles haben uns gelehrt, dass Songs ihre Eing�ngikeit keinesfalls verlieren, wenn sie auf drei verschiedenen Melodien basieren. Das macht sie viel interessanter und langlebiger."

Dabei kam der Band entgegen, dass sie - im Gegensatz zu fr�her, als die Songs vor der Produktion zu 90 Prozent fertig komponiert waren - mit lediglich 60 Prozent feststehendem Material ins Studio ging. Dadurch konnte sie bei den Aufnahmen viel mehr improvisieren und allerlei Variationen ausprobieren. Beschleunigt hat das die Produktion freilich nicht; insgesamt dauerte sie sieben Monate. Angesichts dieses langen Zeitraums war es gut, dass Chad sich zuvor einen eigenen Studiokomplex auf seinem Grundst�ck eingerichtet hat. Ansonsten w�ren die Kosten f�r eine Produktion wohl selbst f�r einen Platin-Act wie Nickelback aus dem Ruder gelaufen.

Zu den aus dem �blichen Rahmen fallenden Songs z�hlt beispielsweise der Rock'n'Roller "Follow You Home", bei dem Billy Gibbons von ZZ Top das Solo spielt.
"Zudem hat er die dritte Strophe gesungen", verr�t der Frontmann. "Wobei wir bewusst eines dieser alten Bullet-Mikrofone genommen haben, die man w�hrend ihrer Verzerrung eigentlich f�r Mundharmonika-Aufnahmen verwendet. Durch diesen Effekt bekommt der Song einen herrlichen Old-School-Flair."

Aus dem Rahmen fallen des Weiteren das mit untypisch vielen Gesangsspuren opulent gestaltete "Someone That You're With", die mit Streichern unterlegte Powerballade "Savin' Me" sowie die mit Harmond-Orgel bzw. Klavier instrumentierten Nummer "Rockstar" und "If Everyone Cared". Auf die Frage, wie diese Elemente auf der B�hne umgesetzt werden sollen, hat Chad die einfache Antwort: "Gar nicht!" Sie seien nicht unter dem Aspekt der Live-Tauglichkeit komponiert worden, sondern sollen vielmehr das Spektrum erweitern und f�r Abwechslung sorgen.
"Wir haben mittlerweile elf Singles als Fixpunkte im Repertoire", st�hnt der Mastermind. "Da bleibt einfach kein Platz mehr f�r alle St�cke von 'All the Right Reasons', selbst, wenn wir jeden Abend zwei Stunden spielen. Wir �berlegen gerade, einige Nummern zu Medleys zusammenzufassen, damit wir m�glichst viele W�nsche erf�llen k�nnen und keiner entt�uscht nach Hause geht."

So kreativ wie die Band beim Songwriting war, so schwer tat sie sich mit Albumtitel und Artwork: "Wie hatten keine gute Idee und alles, was von Au�en an uns herangetragen wurde, gefiel uns nicht", rekapituliert Mike. "Nat�rlich sind die Songs wichtiger als die Verpackung, aber da einen der Titel die ganze Karriere lang in der Disographie verfolgt und das Artwork sich auf das Merchandise auswirkt, wollen wir keinen Fehler machen. 'All the Right Reasons' ist perfekt, weil sich dieser Titel vielf�ltig interpretieren l�sst. Er bedeutet f�r jedes Bandmitgleid etwas anderes."

Politisch will ihn Mike aber auf keinen Fall verstanden wissen, denn auch, wenn er sich selbst als eine politisch interessierte und informierte Person bezeichnet, h�lt er eine Rockband nicht f�r das richtige Vehikel, um Botschaften zu verbreiten. "Nickelback wollen einfach nur unterhalten."

�hnlich verh�lt es sich mit dem wertfreien Cover, das ein stimmungsvolles Foto eines einsam der D�mmerung entgegenrasenden Muscle-Car ziert. Es steht in keinem Bezug zum Titel, wohl aber zu Mike. Der ist n�mlich gro�er Autonarr und besitzt einen aufwendig restaurierten '70er Dodge Charger R/T SE, mit dem er auf dem Backcover posiert. Seinen Bruder l�sst er zwar nicht hinter das Lenkrad seines Schmuckst�cks, aber dennoch haben die beiden eine gute Beziehung, wie Mike betont:
"Wir sind zwei sehr unterschiedliche, fast schon gegens�tzliche Typen. Chad ist recht extrovertiert und liebt es, im Mittelpunkt zu stehen, wohin ich eher introvertiert bin und abseits der B�hne meine Privatsph�re genie�e. Wir akzeptieren und m�gen unsere Rollen so, wie sie sind und wollen nicht mit dem anderen tauschen. So kann ich beispielsweise mit meiner Frau und meinen Kindern unbehelligt in den Zoo gehen, was f�r Chad absolut undenkbar ist. Es besteht daher keine Rivalit�t oder Eifersucht zwischen uns. Manchmal kommt es aber dennoch vor, dass die Diskussionen im Studio nichts mit der Musik zu tun haben, sondern sich eigentlich um br�derliche Zwistigkeiten drehen. Unsere Mutter hat uns weitgehend alleine gro� gezogen und ich als der �ltere habe fr�her immer auf Chad aufpassen m�ssen. SolcheRollenverteilungen bringen eine Eigendynamik mit sich, die man auch als Erwachsener nicht so einfach absch�ttelt. Trotzdem f�hren wir im Gro�en und Ganzen eine unprobelamtische Beziehung."

Und wenn sie sich doch mal in den Haaren haben, dann wegen "All the Right Reasons"...
Hosted by www.Geocities.ws

1