Die Entstehung der Serie

Ziemlich genau dreißig Jahre waren die Bücher von Laura Ingalls Wilder auf dem Markt. Besonders Kinder waren fasziniert von ihnen, obgleich Laura Ingalls Wilder ziemlich genau seit 16 Jahren tot und die beschriebene Epoche längst vergangen war. Eines dieser Kinder war die Tochter eines gewissen Ed Friendly. Sie war krank und konnte nicht in die Schule gehen, also lag sie im Bett und lass eines von den Laura-Büchern. Nach dem ersten Buch lass sie das zweite, das dritte und so weiter. Als sie wieder gesund war, hatte sie alle neun Bücher förmlich verschlungen. Ihr Vater war erstaunt darüber, nahm sich eines der Bücher und begann selber zu lesen. Genau wie seiner Tochter war es ihm unmöglich, das Buch wegzulegen. Er lass es bis zu Ende, und langsam reifte in ihm die Idee, dass man daraus eine Serie machen könnte, eventuell sogar einen richtigen TV-Hit. Das solche Familienserien Erfolg haben konnten, bewiesen »Die Waltons« (ab 1972) gerade auf CBS. Ed Friendly hatte ein eigenes Studio und war bereits als Produzent erfolgreich für das Fernsehen tätig gewesen, also schien das an sich kein Problem zu sein.
Friendly wandte sich an den Verlag »Harper & Row«, die die Bücher von Laura Ingalls Wilder verlegten und verhandelte elf Monate mit ihnen und verschiedenen Anwälten, bis er endlich die Filmrechte an den Büchern erwerben konnte. Er plante einen »Movie of the Week« in der Länge von zwei Stunden und verbrachte mit der Entwicklung dieser Idee ein ganzes Jahr.
Bis dahin wusste noch kaum jemand etwas davon, jetzt musste er sich an jemanden wenden. »Man muss irgendwo hingehen, um sein Projekt finanzieren zu lassen«, erklärte Friendly zu dieser Zeit. Er suchte nach der idealen Person und verfiel auf Michael Landon. Er hatte gerade nach vierzehn Jahren »Bonanza« (1959-73) beendet und hatte noch keine neuen Aufgaben. Während »Bonanza« hatte er sich als Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler bewiesen – die ideale Person, noch dazu hatte er das richtige Image – das eines aufrichtigen, ehrlichen Mannes. Dem fehlte es auch nicht an Angeboten, besonders der Konkurrenzsender CBS versuchte ihn zu bekommen, doch Landon zog es vor, bei NBC zu bleiben. Doch es ärgerte ihn, dass er nur Drehbücher und Serienideen bekam, die von Gewalt, Totschlag und Einbrüchen handelten. Rollen, in denen er einen Detektiv oder Polizist spielen sollte (à la »Die Straßen von San Francisco«), häuften sich in seinem Büro, und man wollte ihn sogar als Hauptdarsteller für eine neue Science-fiction-Serie haben – eine Rolle, die ganz und gar nicht Landons Wünschen und Vorstellungen entsprach. Dies war genau der Zeitpunkt, als Ed Friendly sich an ihn wandte.
Landon war von der Idee begeistert, zum einen, weil er mit der Western-Serie »Bonanza« gute Erfahrungen gemacht hatte und eigentlich kein neues Terrain betreten wollte, zum anderen weil die Idee so grundverschieden von allen anderen Angeboten war. Er bot an, darüber nachzudenken. Friendly war zufrieden und dachte, mit der Wahl von Michael Landon und NBC hätte er es gut getroffen. Im Nachhinein musste er jedoch erkennen, dass es absolut falsch war.
Landon sprach mit seiner Frau Lynn, da sie alle Entscheidungen immer gemeinsam trafen, und wie überrascht war er, als sich herausstellte, dass sie die Bücher von Laura Ingalls Wilder kannte! Landon begann, jedes einzelne Buch zu lesen und hob sie für seine Tochter Leslie auf. Danach konnte er gar nicht anders: Er musste den Vorschlag von Friendly akzeptieren und wandte sich an Brandon Tartikoff und die anderen Zuständigen bei NBC, die ihm schließlich grünes Licht gaben für einen zweistündigen TV-Film. Er erhielt zusätzlich die Option, diesen Film abhängig vom Erfolg in Form einer wöchentlichen Serie fortzusetzen.

Die Arbeit begann, und Landon holte sich sofort die Crew, die er kannte, zusammen. Später wurde jemand einmal gefragt, wieso er wieder zu Michael Landon gegangen wäre, und er antwortete: »Er schreit nicht. Viele Produzenten schreien, um Eindruck zu schinden, er nicht.« Das Ergebnis: neunzig Prozent der Crewmitglieder, die bei »Unsere kleine Farm« mitarbeiteten, taten dies auch bei »Bonanza«. Und Bill Kiley, Pressemann für NBC, sagte später einmal: »Niemand arbeitete für Michael Landon, sie arbeiteten mit ihm.« Und Clyde Harper, Transportfahrer, sagte: »Entweder du stirbst, oder du setzt dich zur Ruhe.«
Die Wahl der Schauspieler erwies sich als sehr schwierig, aber Landon verging nicht die Lust, weil er aus eigener Erfahrung wusste, wie wichtig das Casting für den Erfolg einer Serie war.
Erste Hauptdarstellerin: Caroline Ingalls, die Mutter. 47 Schauspielerinnen stellten sich vor, viele sehr bekannt, doch mit keiner war Landon zufrieden. Und schließlich kam Karen Grassle. »Das ist sie!« rief Landon augenblicklich, als er sie sah. »Sie hat alles, was eine Pionierin hat!« Karen Grassle war bisher nur im Theater aufgetreten? Unwichtig! Sie war es, die aus der Menge hervorstach.
Bei den Kindern wusste Landon auch genau, was er suchte: kleine natürliche Mädchen, authentisch, keine Ministars mit Eltern, die sie um jeden Preis bekannt machen wollten. Für die Rolle der Carrie gab es weniger Alternativen: Das amerikanische Gesetz schreibt eine Höchststundenzahl vor, die sehr kleine Kinder vor der Kamera verbringen dürfen, und die einzige Lösung war es, Zwillinge einzusetzen, die abwechselnd mitspielen konnten. Hier gab es keine Wahl, in der Region um Hollywood konnte er nur Lindsay und Sidney Greenbush ausfindig machen, die bereits einen Gastauftritt in einer TV-Serie hatten.
Für die Rolle der Mary standen die Äußerlichkeiten im Vordergrund: Die Bücher erzählten immer wieder von ihrer Schönheit und besonders von ihrem blonden Haar. Melissa Sue Anderson entsprach genau diesem Bild, und Landon sagte: »Sie ist genau wie Mary Ingalls: ruhig, ein bisschen schüchtern, sie ließt lieber ein Buch, statt in die Bäume zu klettern. Das ist genau sie!«
Mit Laura hatte Landon die größten Probleme, hier durfte er sich nicht irren, gerade weil sie die Erzählerin der Geschichte sein sollte, und es war unvermeidlich, dass sie eine Hauptrolle übernehmen würde. Das Casting wurde ein großer Erfolg (über 500 Rückmeldungen), aber die meisten Mädchen gingen mit leeren Händen, andere mit dem Versprechen, später als Gastdarsteller auftreten zu können, nach Hause. Doch eine tat sich besonders hervor: Melissa Gilbert. Erstaunt über ihre Spontanität und belustigt über ihre kleinen Kaninchenzähne hörte Landon nicht auf, immer wieder dieses Mädchen mit der Lebensbegeisterung zu loben, das »beim Unterbrechen der Dreharbeiten aufsprang und begann, nach Insekten in der Natur zu suchen«.
Nachdem die Frage des Castings und des restlichen Stabs geklärt war, wurde Landon mit einer letzten wichtigen Sache konfrontiert: die richtige Ausstattung zu finden und möglichst genau die Zeit von 1870-1880 wiederzugeben. Zu diesem Zweck nahmen sich er selbst und seine Ausstatter die Zeit, zahlreiche Fotos zu untersuchen und in über 50 Büchern nachzuschlagen, um möglichst viel über das Leben in Minnesota zu lernen. Das kleinste Werkzeug, der kleinste Gegenstand, wurde genau unter die Lupe genommen, und diese Genauigkeit führte letztendlich zu der Serie, die eine der realistischen ist, die jemals gedreht wurde.
Der Pilotfilm mit dem Titel »Little House on the Prairie« wurde am 30. März 1974 ausgestrahlt und erhielt enorm hohe Einschaltquoten. 45 Prozent Marktanteil und mehr als 50 Millionen Zuschauer machten den Film zum erfolgreichsten des ganzen Jahres überhaupt, und er schrieb gleichzeitig Fernsehgeschichte, weil er als »Movie of the Week« die Bestenliste für die erfolgreichsten Fernsehfilme bei NBC toppte. Gerüstet mit einem solchen Erfolg war es nicht verwunderlich, dass die Verantwortlichen bei NBC Landon sofort freie Hand für die nächsten zwölf Monate gaben, in denen er die erste Staffel der neuen Serie produzieren sollte. Hier stand Landon Blanche Hanalis zur Seite, der die Serie maßgeblich mitentwickelte und auch das entgültige Drehbuch für den Pilotfilm geschrieben hatte.

Landon hatte nach »Bonanza« bei NBC einen Vertrag unterschrieben, der es ihm möglich machte, in seinen neuen Serien als Hauptdarsteller aufzutreten. Gleichzeitig verlangte der Vertrag, dass er in seinen Produktionen als »Executive Producer« (Ausführender Produzent) zu fungieren hatte. Und genau darin bestand das Problem: Da es eigentlich Friendlys Idee für die Serie war und er die Rechte an den Büchern besaß, hätte er eigentlich für »Unsere kleine Farm« als Ausführender Produzent tätig sein müssen, genau wie beim Pilotfilm. Friendly war nicht sehr entzückt, schließlich würde ihn diese Tatsache quasi zum »Coexecutive Producer« machen. Wie dem auch sei, Friendly gab nach, und das war dann sein zweiter, größter und letzter Fehler bezüglich Landon und »Unsere kleine Farm«.
Später formulierte es Friendly so: »Der Pilotfilm hielt sich sehr eng an die Idee, die wir entworfen hatten. Aber als wir zu der Serie übergingen, verfolgte Landon seine eigene Philosophie und seine eigenen Ideen. Und NBC war praktisch in der Mitte zwischen uns gefangen.« Friendly wollte die Serie möglichst realistisch nach den Büchern ausarbeiten. »Ich wollte authentisch sein und die wichtigsten Aspekte der siebzehnjährigen Laura-Saga verfolgen. Ich wollte das Erwachsenwerden der einzelnen Charaktere erzählen, wie es gegeben war.«
Doch Landon wollte Veränderungen. In den Büchern ist es beispielsweise eine Heuschreckenplage, die die Ingalls um ihre Ernte bringt. Landon machte Friendly klar, dass dies schwierig in Szene zu setzen sei und machte aus der Heuschreckenplage einfach einen Hagelsturm.
»Ich werde es niemals vergessen: Wir hatten ein Treffen und diskutierten eine Szene«, fuhr Friendly fort. »Landon sagte: ›Ich denke, ich sollte reagieren. Ich könnte auf mein Pferd springen und sie verfolgen.‹ Ich sagte dazu: ›Das Problem ist, dass du kein Pferd hast!‹«
Friendly erzählte später, dass Landon außerdem unzufrieden damit war, dass seine Kinder in der Serie barfuss zur Schule gehen sollten. »Er verstand nicht, wieso seine Kinder die ärmsten in der ganzen Stadt sein sollten. Was sollte ich da sagen? Das war eine Tatsache aus den Laura-Büchern. – Ein anderes Mal überlegten wir uns den Inhalt für die erste Folge der Serie. Landon sagte, er könne bei der ersten Folge nicht Regie führen, wenn er in der Grashütte leben sollte. Ein anderer Produzent stimmte ihm zu: ›Ich würde es auch enttäuschend finden, in einer Grashütte zu leben.‹ Ich sagte: ›Woher wollen sie das wissen, haben sie jemals in einer gewohnt?‹«
Dies war der Zeitpunkt, wo sich Friendly fragte, was er dort überhaupt machte. Man würde sowieso alles verändern. »Zu diesem Zeitpunkt nannte ich die Serie dann ›Wie wohlhabend ist meine Prärie?‹«, lachte Friendly, aber nicht ohne eine Spur Enttäuschung in seiner Stimme.
Landon wollte alles nett und sauber, mit netten Charakteren in der Serie. Das hieß, es mussten neue Geschichten geschrieben werden, weil so etwas nirgends in den Laura-Büchern zu finden war. »Kein Problem«, sagte Landon, »ich schreibe sie.« NBC hatte ihm freie Hand gegeben, das Farmhaus zu entwerfen. Aus Gras, Ziegeln oder Holz – ganz wie er es wollte. Es war klar, wie sich die Serie entwickeln würde.
»Ich erklärte den Leuten, dass sie absolut keine Hand für eine Adaption der Bücher hätten«, sagte Friendly und fügte hinzu, »In unserem Geschäft kann man sich schnell eines Produzenten, Drehbuchautors oder Regisseures entledigen, doch sie wissen nie, wie sie mit einem Entwickler oder Schauspieler umgehen sollen. – Als NBC entschied, dass sie sich nicht an das halten würden, was ich entwickelt hatte und was eine normale Adaption gewesen wäre, erklärte ich, dass ich nicht meinen Namen irgendwo in der Serie genannt haben wollte. Ich war überzeugt, es würde nur eine schlechte Kopie von der CBS-Serie ›Die Waltons‹ werden.«
Jetzt wurde der Name Ed Friendly der zweite auf einer Liste von Menschen, die Michael Landon verstoßen hatte. Dem Ausführenden Produzenten von »Bonanza«, David Dortort, war dasselbe geschehen. Friendly und Landon arbeiteten weiter zusammen, aber nicht mehr auf einer freundschaftlichen Ebene. Ed Friendlys Name unter der Bemerkung »Coexecutive Producer« wurde aus dem Abspann gestrichen und durch »An NBC Production in Association with Ed Friendly« ersetzt.
Landon stellte es später ganz anders hin: »Es klingt, als sei es ein großer Streit gewesen, aber das war es gar nicht. Das ganze Problem war, dass nur eine Person eine Serie leiten kann. Ich arbeite diesbezüglich mit niemandem zusammen. Die Sachen, über die wir uns stritten, waren nicht sehr wichtig, nur wichtig für ihn. Er wollte, dass ich ein Bart tragen sollte, er wollte, dass die Kinder barfuss laufen sollten. Ich meine, ich wollte keine Kinder haben, die auf der Simi-Valley-Ranch barfuss arbeiten würden mit all den Dornen, Glassplittern und Schlangen. Ich mache eine Serie nicht besser oder schlechter, wenn die Darsteller Schuhe tragen. Es verhindert nur, dass sie sich etwas in den Fuß stechen und möglicherweise krank werden.« Später gab Landon zu: »Ich war nicht entzückt von dem Pilotfilm, aber ich mochte die Menschen. Ich wusste, die Serie würde Erfolg haben.«
Ed Friendly war enttäuscht von dieser Sache. »Es war einfach absurd für Landon, dass er Ausführender Produzent sein wollte, genauso absurd als würde ich fragen, ob ich der Hauptdarsteller sein dürfte«, erklärte Friendly kurz nach seinem Ausstieg. »Ich habe nichts für oder gegen Landon. Ich denke, er ist ein annehmbarer Schauspieler, aber das macht ihn nicht zu einem guten Schauspieler. Er sich sicherlich ein guter Regisseur, aber ein zweitklassiger Drehbuchautor. Er ist kein Produzent und verdient bestimmt nicht die Aufgabe, die Bücher zu adaptieren. Abgesehen davon, denke ich, ist er perfekt.«
Obwohl Friendly also verantwortlich war, dass »Unsere kleine Farm« entstand und obwohl er alle Rechte an den Büchern von Laura Ingalls Wilder behielt, worauf die Serie dann schließlich auch basierte, erhielt er nie eine große Anerkennung oder eine nennenswerte Erwähnung im Vor- oder Abspann, die ihn mit der Serie in Verbindung bringen würde. Und er war auch nicht sehr stolz auf die Serie. Das traf nicht auf Michael Landon zu, er stand im Rampen-licht, er beanspruchte alles für sich. Und er bekam es. Selbst NBC hielt sich bedeckt, nur einmal schlugen die Verantwortlichen des Senders vor, er solle mehr Action in die Serie bringen, doch Landon lehnte ab. Man ließ ihn gewähren.
Friendly gab schließlich nach, beschwerte sich kaum, als Landon den eindrucksvollen Victor French für die Rolle des Mr. Edwards einsetze, der in Wirklichkeit ein hagerer Mann war. Friendly bekam schließlich eine große finanzielle Abfindung. »Ein Schauspieler arbeitet nur dann, wenn der Produzent es möchte. Doch ein Schauspieler der zugleich sein eigener Produzent ist, kann jederzeit arbeiten«, bemerkte Landon einmal.

Schließlich mussten die letzten Vorbereitungen für die Serie gemacht werden, und dort hatte Micha-el Landon dann endlich freie Hand. Er beschloss, die Serie auf dem Buch »On the Banks of Plum Creek« zu konzentrieren – das Buch, das dem folgte, auf dem der Pilotfilm basierte. Doch wo sollte die Serie gedreht werden? Landon konnte seinen Mitarbeitern nicht zumuten, 3000 Kilometer zu fahren, um zu einem Drehort in Minnesota zu kommen, was zu vielen Problemen geführt hatte. Es mußte ein passender Platz gefunden werden, und mit enormer Bewässerung war es möglich, ein Stück der Prärie Minnesotas am Ende des neunzehnten Jahrhunderts in Kalifornien nachzubilden. Nach langem Zögern gab Landon schließlich sein Okay, und so kam man auf einer Ranch im Simi Valley, 65 Kilometer nördlich von Los Angeles an. Hier baute NBC dann schließlich die ganze Stadt, alle Gebäude, zwei Flüsse und einige Seen nach. Die Innenaufnahmen wurden in den Paramount Studios gemacht. (näheres siehe »Die Drehsets für ›Unsere kleine Farm‹«). Gedreht wurde im Winter, wenn es kühler als 30 Grad im Schatten war. Der Dreh einer Folge dauerte gewöhnlich sieben Tage, täglich von sieben bis spätestens siebzehn Uhr.
Die Serie nahm Format an, und Landon war nicht eher zufrieden, bis nicht auch andere Menschen, die in den Büchern beschrieben werden, aufgenommen waren. Er holte sich zahlreiche Freunde, die er bereits aus »Bonanza« kannte: Dabbs Greer als Reverend Alden, Karl Swenson als Lars Hanson, Richard Bull als Nels Oleson und Charlotte Stewart, die schon als Lehrerin in »Bonanza« aufgetreten war, als Miss Beadle. Einige Abwandlungen wurden jedoch vorgenommen: die Person des Dr. Baker und von Mrs. Oleson wurde hinzugefügt, und die von Lars Hanson und Mr. Edwards nahmen mehr Raum ein als in den Originalbüchern. Im Gegenzug wurden die Familie Nelson und Mr. Beadle (der Vater von Eva) einfach aus der Geschichte herausgestri-chen.

Es war am 11. September 1974, als die erste Folge der Serie »Little House on the Prairie« ausgestrahlt wurde, und die Hoffnungen, die durch den Pilotfilm geweckt wurden, wurden nicht enttäuscht: Die Öffentlichkeit entschied sich für Charles Ingalls und seine Familie.
In der ersten Staffel erreichte »Unsere kleine Farm« laut dem führenden amerikanischen Marktforschungsinsitut Nielsen durchschnittlich 23,5 Millionen Zuschauer und erklomm damit Platz 13 der er-folgreichsten Sendungen des Jahres. Dieses Niveau konnte die Serie bis zur letzten Staffel halten und erreichte somit jedes Jahr einen Platz in der Bestenliste: 11/15/7/14/16/10/24 (nach Staffeln geordnet). Ab der dritten Staffel mauserte sich »Unsere kleine Farm« zur erfolgreichsten NBC-Serie und blieb das sechs Jahre lang bis zur letzten Staffel. Obwohl Michael Landon gegenüber Ed Friendly nicht sehr fair gewesen war, muss doch gesagt werden, dass Landon einem Instinkt folgte und eine erfolgreiche Serie gemacht hat. Friendly adaptierte neue Bücher (zum Beispiel die von Lauras Tochter Rose Wilder Lane), doch er hatte keinen Erfolg. Hier war er Ausführender Produzent, doch es fehlten ihm die richtigen Darsteller.
Zum Erfolg der Serie sagte Landon kurz nach dem Start: »Viele Menschen wissen nicht, was in anderen Familien außer ihrer eigenen passiert. Sie kennen nur eine andere Familie: die aus dem Fernsehen. Was in den meisten Fernsehfamilien passiert, ist folgendes: Es gibt einen dummen Vater und geistlose Gespräche, niemand sagt etwas zu den anderen. ›Unsere kleine Farm‹ gibt den Menschen Hoffnung. Besonders Kinder fühlen sich davon angesprochen. Wenn ihr eigenes Familienleben nicht so toll ist, dann geben wir ihnen Hoffnung, und wenn sie dann ihre eigenen Familien haben, dann wird alles in Ordnung gehen, und sie werden nicht die gleichen Fehler machen.« Später sagte Landon in einem Interview: »Ich denke, die Serie ist deshalb so erfolgreich, weil sie mit echten Themen wie in richtigen Familien umgeht. Egal was man oft in Film und Fernsehen sieht, heile und sich liebende Familien gibt es. Die schreien sich nicht die ganze Zeit an. Was ist falsch an einer Serie, die auf Familienliebe setzt? Ich bin enttäuscht von Leuten, die denken ›Unsere kleine Farm‹ sei zu naiv und zu schön um wahr zu sein. Das ist Quatsch. Ich versuche Leuten zu zeigen, dass man Probleme ausdiskutieren kann und glücklich werden kann. Ich glaube, ich weiß, was die Amerikaner in ihrem Leben wollen. Viele haben ihre Kinder, ihre Familie und ihre Kontrolle verloren. ›Unsere kleine Farm‹ zeigt eine andere Seite.«
»Ich habe festgestellt, dass die Drehbücher, die ich schreibe, am Ende gut ausgehen. Das mag eine Folge der Probleme sein, die ich in meiner Kindheit hatte. Ich nehme Blatt und Papier, doch da ist etwas in mir, oder auch außerhalb, das einfach die Situation beschreibt, die Szenen, die Worte. Ich weiß wirklich nicht, was passiert. Ich sitze mit den einzelnen Charakteren der Familie Ingalls im Kopf herum und beginne nachzudenken, und was dann vor sich geht, ist wie ein Wunder für mich. Während ich schreibe, geht etwas von mir verloren, zum Beispiel wo ich bin und was sich tue – meist vergesse ich sogar, wie spät es ist. Ich schreibe eine ganze Folge einfach so hintereinander weg. Wenn ich meine eigenen Worte dann lese, ist es einfach unglaublich. Alle Folgen, die ich schreibe, haben etwas mit Schicksal und Gott zu tun – Sachen über die ich nie groß nachgedacht habe. Es ist, als würde Gott diese Geschichten mit meinem Verstand und meinen Händen schreiben. Möglicherweise bin ich ein religiöser Mensch und weiß es selbst nicht mal.«
Später sagte er, als er seine nächste Serie »Ein Engel auf Erden« begonnen hatte: »Es gibt schrecklich viele Leute, die sich mögen, die an Gott glauben, und die immer ihr bestes versuchen und anderen Menschen helfen, genau wie ich in meinen Serien. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die ganze Welt aus Rassisten und Mördern besteht – den Standartcharakteren in Krimiserien. Ich möchte die Leute zum Lachen und Weinen bringen und nicht, dass sie nur auf den Fernseher starren. Vielleicht bin ich altmodisch, aber ich denke, die Zuschauer sehnen sich nach Serien, in denen Menschen etwas bedeutungsvolles sagen. Alle Serien, die ich drehte, drücken das aus, an was ich am meisten glaube: Ich glaube an die Familie. Ich glaube an die Wahrheit. Ich glaube an die Kraft der Liebe.«

Die Serie präsentiert sich sehr echt, es erscheint überhaupt nicht so, als sei es ein schwieriges Geschäft gewesen, eine wöchentliche Serie zu drehen. Melissa Gilbert erinnert sich: »Wir waren wie eine richtige Familie. Wir saßen beim Essen zusammen und benahmen uns, als seien wir alle verwandt gewesen. Wir erzählten uns Witze und unterhielten uns über andere Familien.« Sie fügte hinzu: »Das einzige Wort, das Michael Landon beschreibt, ist ›super‹. Er war sehr ehrlich zu anderen und zu sich selbst. Als mein Vater starb, nahm er mich beiseite und unterhielt sich mit mir, bis ich aufhörte zu weinen. Er wurde ein anderer Vater für mich – der bes-te Mensch auf der Welt.«

Die Geschichte der Serie beginnt mit den Ingalls in dem Pilotfilm. Um diese Personen dreht sich auch alles in der ersten Staffel der Serie. Im Mittelpunkt stehen dabei besonders Mary und Laura, aber auch Caroline und Charles rücken des öfteren in den Vordergrund. Alle anderen Personen bleiben diskret im Hintergrund, tauchen ab und wann auf, immer dann, wenn sie in die Geschehnisse der Ingalls eintauchen. Schon bald erkannte Landon, dass der gewisse Pepp fehlte, und er holte bereits früher als geplant Victor French als Mr. Edwards nach Walnut Grove. Die Geschichten der ersten Staffel sind meist recht ein-fach, ohne besonderen Tiefgang. In der zweiten Staffel tauchen neue Personen auf. In der nächsten Staffel pendelt sich das Verhältnis ein, die Ingalls stehen nicht mehr immer im Mittelpunkt. Dr. Baker, Reverend Alden und die Olesons bekommen ihre Rollen, entwickeln ihre Charaktere. Die Edwards ziehen weg, die Garveys ersetzen sie, Albert taucht auf, Mary erblindet, wird erwachsen, heiratet und arbeitet in Sleepy Eye in einer Blindenschule. Mit der sechsten Staffel tauchen Almanzo und Eliza-Jane auf. Dann kommt ein tiefgreifender Einschnitt. Laura heiratet Almanzo, und plötzlich gibt es viel zu viele Darsteller. Jonathan Garvey zieht nach Sleepy Eye, und es scheint eine Zeit lang, als würde hier die Geschichte weitergesponnen. Mary und A-dam ziehen nach Walnut Grove zurück, die Ge-schichten konzentrieren sich hier wieder neu. Sleepy Eye und alle Menschen hier verschwinden wieder aus dem Sichtfeld.
Die Ingalls-Mädchen waren erwachsen geworden, und man holte eine neue »Generation« nach Walnut Grove. James und Cassandra sorgten für neuen Schwung, und Nancy nahm die Rolle der Nellie ein, die aus der Charakterliste gestrichen wurde. Die achte Staffel erscheint unentschieden zwischen vie-len Personen, die Ingalls verlieren ihre Dominanz, die Serie verliert sich in zu vielen Wegen. Zu dieser Zeit begann Michael Landon, eine ähnliche Serie wie »Unsere kleine Farm« zu drehen und brachte ei-nige Darsteller wie Merlin Olsen und Moses Gunn in dieser neuen Serie unter: »Vater Murphy«.

Anfang der achtziger Jahre wurde Michael Lan-dons Privatleben von lauter Problemen erschüttert. Er verließ seine Frau, die Klatschpresse war hinter ihm her, seine Kinder waren nicht mehr ehrlich zu ihm, und sein ganzes Leben lag vor ihm wie ein Scherbenhaufen. Und noch dazu wurde das in allen Zeitungen berichtet. Plötzlich waren der ehrliche Charles Ingalls und Michael Landon nicht mehr ein und dieselbe Person.
Die Firma Kodak, für die Landon als Werbesprecher im Fernsehen aufgetreten war, kündigte den Vertrag mit ihm, da er nicht mehr das »Vater-Image« hatte. Zusätzlich lag Landon im Streit mit NBC. Ihre Beziehung hatte großen Schaden genommen, als die Verantwortlichen darauf bestanden, dass die Serie »Unsere kleine Farm« weitergeführt werden sollte. Dies wollte Landon aber absolut nicht, da er sich nach seinen ganzen Problemen im Privatleben und mit der Presse außer imstande sah, weiterhin den wahrheitsliebenden ehrlichen Familienvater in der Serie darzustellen.
Landon diskutierte mit dem NBC-Vorstand und erklärte all die einzelnen Gründe, weshalb er gegen eine Fortsetzung der Serie war. Als NBC drohte, Landons zweite Serie »Vater Murphy« auf dem schlechten Sonntagabendsendeplatz gegen das er-folgreiche CBS-Magazin »Sixty Minutes« laufen zu lassen, gab Landon nach. Er versprach, »Unsere kleine Farm« weiterhin zu produzieren und als Drehbuchautor und Regisseur tätig zu sein. Doch er erklärte, dass er nicht mehr als Hauptdarsteller tätig sein wollte.
Das Problem war, dass er seinen Leuten schon gesagt hatte, dass die Serie nach der achten Staffel beendet würde. Er musste die Verträge ändern. Der Stab wollte gern zurückkommen, doch was war mit den anderen Darstellern aus der Serie? Einige von ihnen, u.a. Melissa Gilbert und Karen Grassle, wollten nicht mehr ihre Rollen spielen. Genau wie Landon meinten sie, acht Jahre wären genug.
Also traf Michael Landon eine schnelle und recht gute Entscheidung: Er schrieb sämtliche Ingalls-Charaktere aus der Serie – Karen Grassle war es recht. Melissa Gilbert eröffnete er neue Wege, indem er sie von der Lehrerin zur Mutter machte. Er konzipierte die Serie so, dass sie nicht in allen Folgen auftreten musste, aber dennoch die Hauptrolle übernehmen konnte. Dann nahm Landon seine Tochter Leslie als neue Lehrerin nach Walnut Gro-ve. Er besetzte die Kleine Farm mit einer neuen Familie und nahm auch Shannen Doherty als Hauptdarstellerin auf, mit der er bei »Vater Murphy« gute Erfahrungen gemacht hatte. Schließlich benannte er die Serie in »Little House: A New Beginning« um.
Wieder hatte Landon recht: Acht Jahre waren genug, und ohne ihn akzeptierten viele Fernsehzuschauer nicht mehr die Serie. Die Quoten waren zwar nicht schlecht, dennoch beschloss NBC die Serie abzusetzen. »Vater Murphy« und weitere Serien folgten im gleichen Jahr, und Mitte der achtziger Jahre hatte der Sender all seine einst erfolgreichen Serien verschossen und schlitterte in eine interne Krise.
Als »Little House: A New Beginning« eingestellt wurde, war die Handlung der Serie noch in keiner Weise abgeschlossen. Daher beschloss NBC auf Drängen von Landon und der Öffentlichkeit hin, drei Fernsehfilme zu produzieren, um die Serie end-gültig zu beenden. Der erste, der 1983 ausgestrahlt wurde, hieß »Little House: Look Back To Yesterday« und brachte die Geschichte von Albert Ingalls mehr oder weniger zum Abschluss.
Ein Jahr darauf, im Frühjahr 1984, sendete NBC »Little House: The Last Farewall«. Dieser Film sollte mit der Zerstörung von Walnut Grove den Schluss der gesamten Serie bilden. Michael Landon hatte sich das Drehbuch dazu ausgedacht, denn er wollte nicht, dass Bulldozer die Gebäude einreißen. So vermied er außerdem, dass die Gebäude später für andere Filmzwecke benutzt werden konnten. Er gab den Bewohnern die Chance, ihre Stadt selbst zu zerstören. In Interviews sagten mehrere Darsteller (u.a. Dean Butler), dass viele Tränen, die bei der Zerstörung Walnut Groves flossen, echt waren und nicht nur für die Kamera. Die Kleine Farm selbst wurde nicht zerstört. Dieser Finalfilm ist einer der aufwendigsten, der jemals für eine Serie gedreht wurde und war gleichzeitig das bestgehütete Geheimnis der Fernsehsaison 1984 gewesen.
Obwohl dies die letzte Geschichte war, wurde sie nicht als letzte ausgestrahlt. NBC hatte nämlich noch einen letzten Fernsehfilm aus dieser Reihe, der bisher noch nicht gesendet worden war – eine Weihnachtsgeschichte mit dem Titel »Bless All the Dear Children«, die von der Entführung von Lauras Baby Rose handelt. Sie wurde zu Weihnachten im Dezember 1984 ausgestrahlt. Ganz nebenbei: Als »Bless All the Dear Children« ausgestrahlt wurde, lief bereits Michael Landons neue Serie »Ein Engel auf Erden« im Fernsehen. Der Pilotfilm feierte am 19. September 1984 Premiere bei NBC. Alle drei Fernsehfilme sind in Deutschland nicht als Spielfilme gesendet worden, sondern jeweils als Serienspecials mit den Titeln »Alberts Wille«, »Wo ist Rose?« und schließlich »Das Ende von Walnut Grove«.

Insgesamt lief »Unsere kleine Farm« über zehn Jahre und brachte es auf mehr als 200 Einzelfolgen und zahlreiche Serienspecials. Entgegen manchen bösen Zungen, die zum Serienstart in der Herbstsaison 1974 behaupteten, »Unsere kleine Farm« würde sich nur eine Staffel halten – wenn überhaupt – prophezeite NBC, die Serie würde alle Rekorde brechen. Und tatsächlich: In den Top 100 der erfolgreichsten US-Serien rangiert »Unsere kleine Farm« auch nach 25 Jahren laut einer Umfrage des amerikanischen Fernsehmagazins »TV Guide« auf Platz 8 und ist bis jetzt die einzige Serie, die weltweit auch nach so vielen Jahren eine so große Resonanz findet. Seit 1974 ist die Serie in über 35 Sprachen synchronisiert und in mehr als 100 Ländern gezeigt worden. Die Folge »Vom Schicksal gebeutelt« (161) hatte in den USA die höchste Zuschauerzahl des Jahres 1982. Die Folge »Mary« (85) hat sich einen Platz in den Top 100 der erfolgreichsten Serienfolgen gesichert und wurde von Kritikern zu einer der hundert besten TV-Folgen gekürt.
Bemerkenswert ist die Liste der -Preisträger:
Gastdarsteller im Verlauf der Serie. Dazu gehören sechs (!) Oscar Ernest Borgnine, Red Buttons, Patricia Neal, Louis Gossett Jr., Burl Ives und Eileen Heck-art. Weitere bekannte Gastdarsteller (Auswahl): Robert Urich, Anne Archer, Madeleine Stowe, For-rest Tucker, Richard Basehart, Richard Jaeckel, Theodore Bikel, Johnny Cash, Geoffrey Lewis, John Ireland, Gil Gerard, Leo Gordon, Barry Sullivan, Lew Ayres, Robert Loggia, Anthony Zerbe, Ralph Bellamy und Vera Miles.

Die Rechte an »Unsere kleine Farm« wechselten später zu Aaron Spelling (»Spelling Entertain-ment«), dem bekannten Produzenten von »Hart aber Herzlich« (ab 1979), »Melrose Place« (ab 1992) und »Charmed – Zauberhafte Hexen« (ab 1998).
1998 produzierte CBS einen auf Lauras Bücher zu-rückgehenden TV-Film mit Richard Thomas und Lindsay Crouse in den Hauptrollen: »Beyond the Prairie: The True Story of Laura Ingalls Wilder«. Doch trotz des vielversprechenden Titels machte auch er zu viele Veränderungen und traf die Charaktere schlechter als Michael Landons Serie.
Irgendwann fand Ed Friendly zu sich und »Unsere kleine Farm« zurück und wandte sich im Juni 1997 an das Hollywood-Studio »Universal Pictures«. Das Studio erklärte sich einverstanden, einen großen Kinofilm zu finanzieren, der die wahre Geschichte von Laura und ihrer Familie erzählen soll: »Little House on the Prairie«. Der zweifache Oscar®-Preisträger Horton Foote (»Wer die Nachtigall stört«, 1962; »Comeback der Liebe«, 1983), bekannt für hervorragende, preisgekrönte Buchadaptionen, schreibt dazu das Drehbuch, und Ed Friendly fungiert als »Executive Producer«. Dann wird möglicherweise nach vielen Versuchen das erste Mal die wirkliche Geschichte von Laura Ingalls Wilder erzählt.


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