OFFENER BRIEF

An den
Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Alexanderplatz 6

D-10178 Berlin

 

Kopenhagen, den 31. Oktober 2001


Protest gegen die Wiederaufnahme von Castortransporten

Sehr geehrter Herr Trittin,

wir, die Barsebäcks-Offensive, ein Netzwerk politischer Parteien und
Umweltorgani-sationen in Schweden, Norwegen und Dänemark, protestieren
hiermit gegen die Wiederaufnahme der Castortransporte von Frankreich und
Großbritannien nach Deutschland.

Unserer Meinung nach waren die Transporte schon immer unakzeptabel,
jedoch liegen seit dem 11. September eine ganz neue
Sicherheitsrahmenbedingungen vor. Um das Sicherheitsrisiko neu zu beurteilen, muss zu aller
erst ein Moratorium für alle Castortransporte in Deutschland verhängt
werden. In den USA sind die Castortransporte bekanntlich eingestellt
worden, und in Deutschland hat Konrad Freibert, Vorsitzender der
Gewerkschaft der Polizei, unter Bezugnahme auf die erhöhten
Sicher-heitsforderungen in den USA, auf eine Verschiebung sämtlicher Castortransporte in
diesem Jahr bestanden.

Unserer Meinung nach muss ein Beschluss gefasst werden, der eine weit
schnellere Abwicklung der Atomkraft in Deutschland, als mit der
Atomindustrie vereinbart, vorsieht, da das Sicherheitsrisiko für
Atomkraftanlangen nach den Terrorangriffen deutlich vergrößert ist.

Wir machen darauf aufmerksam das es wichtig ist, einen alternativen
Energieversor-gungsplan zu beschliessen, der nach und nach die Atomkraft
überflüssig macht, wenn der Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen wird.
Die Erfahrungen aus Schweden sind ein allzu deutlicher Beweis dafür.
Trotz eines prinzipiellen Entschlusses im schwedischen Parlament im Jahr
1980, die Atomkraft bis zum Jahr 2010 abzuwickeln, wurde bisher nur ein
Reaktor geschlossen, weil man es versäumte, einen alternativen
Energieversorgungsplan zu erarbeiten und zu implementieren. Stattdessen hat die
Energiewirtschaft Stromkabel von Schweden nach Deutschland und Polen
gebaut, die den Transport von kohle- und atomkrafterzeugter Elektrizität
zwischen diesen Ländern möglich macht. Die schwedische Regierung lehnt
es heute, unter Hinweis auf Probleme mit der Energieversorgung, ab,
entgegen bisheriger Zusagen gegenüber der dänischen Regierung, den zweiten
Reaktor des Atomkraftwerk Barsebäck in 2001 zu schließen, und gibt an,
dass die Schließung auf das Jahr 2003 oder später verschoben werden
könnte.

In Dänemark zeigten alternative Energieversorgungspläne in den 1970'er
und 1980'er Jahren, dass ein Dasein ohne Kernkraft durchaus möglich
ist, und 1985 wurde die Raumplanung für dänische Kernkraftwerke definitiv
begraben. Seitdem haben alter-nativen Energieversorgungspläne ,
Subventionen für erneuerbare Energien und einem allgemeinen Interesse an
erneuerbaren Energietechnologien dafür gesorgt, dass heute fast 90% der
Bevölkerung gegen Atomkraft sind.

Mit der Liberalisierung des Marktes für Elektrizität in der EU
riskieren die Länder, die selber auf Atomkraft verzichten, Verbraucher von
Atomkraftstrom und dadurch mitverantwortlich für die Herstellung von
Atommüll zu werden. Die Liberalisierung hat weiterhin zur Folge, dass die
Marktakteure wesentlich mehr Einfluss auf den Ort und die Art der zu
bauenden Kraftwerke haben. Die Entwicklung der letzten Jahre in
Zentraleuropa hat gezeigt, dass effektive Kraftwerke in Deutschland geschlossen
wurden, während neue Atomkraftwerke dicht an der Grenze zu Deutschland
gebaut wurden. Eine Schliessung der deutschen Kernkraftwerke ohne geplante
Alternativen, wird bloß eine Einfuhr von Atomkraftstrom zur Folge
haben.

Künftig wird eine nationale Energiepolitik ohne Atomkraft von der
internationalen Abwicklung der Kernkraft abhängen. Genau wie andere
Atomkraftgegner, tritt die Barsebäcks-Offensive u.a. aus diesen Gründen für
eine schnelle Abwicklung der Kernkraft in Europa ein.

Aktivisten der Barsebäcks-Offensive haben die Absicht, an den
angekündigten Blockaden im Wendland teilzunehmen. Wir unterstützen den Kampf des
Bündnis 90/der Grünen und der Anti-Atomkraftbewegung in Deutschland und
arbeiten dafür, diesen Kampf auch in Ländern weiterzuführen, die noch
nicht die Kernkraft aufgegeben haben.


Mit freundlichen Grüssen

Die Barsebäcks-Offensive

BARSEBÄCKSOFFENSIV

 

 

Kontaktpersonen:

Ole von Uexküll +49 40 82 19 60 (abend), [email protected]

Roland Ritttman +46 70 396 89 48 eller +46 410 207 48,
[email protected]

Niels Henrik Hooge +45 46 35 38 79 eller +45 21 83 79 94,
[email protected]

Homepage: www.barseback.de

 

Unterschreibende Umweltorganisationen:

NOAH, Friends of the Earth Denmark
Kontakt: Kim Ejlertsen, tlf. +45 35 36 12 12

Miljöförbundet Jordens Vänner, Friends of the Earth Sweden
Kontakt: Tord Björk tel. +46 44 12 32 94

Norges Naturvernforbund, Friends of the Earth Norway
Kontakt: Tore Brænd, tlf. + 47 22 40 24 13

Danmarks Naturfredningsforening, Danish Society for Nature Conservation
Kontakt: Allan Andersen, tlf. +45 39 17 40 35

Det Økologiske Råd, The Ecological Council, Denmark
Kontakt: Christian Ege Jørgensen, tlf. +45 33 18 19 33

Organisationen for Vedvarende Energi - OVE
The Danish Organisation for Renewable Energy
Kontakt: Ann Vikkelsø, tlf. +45 35 30 19 33

Københavns Miljø- og Energikontor (KMEK)
Copenhagen Environment and Energy Office
Kontakt: Ann Vikkelsø, tlf. +45 35 30 19 33

ØkoNet, Eco-Net
Kontakt: Lars Myrthu-Nielsen, tlf. +45 62 24 43 24

Natur og Ungdom, Nature and Yougth, Denmark
Kontakt: Søren Mejnert, tlf. +45 26 21 58 99

Forum for Energi og Udvikling, Forum for Energy and Development
Kontakt: Michael Kvetny, tlf. +45 35 24 77 00

Folkkampanjen mot kärnkraft - kärnvapen
Kontakt: Per Hegelund, tlf. +46 884 14 90

Politischen Parteien:
Enhedslisten, The Danish Red-Green Alliance
Kontakt: Karl Vogt-Nielsen, tlf. +45 33 37 50 61

De Grønne, Die Grünen Dänemarks
Kontakt: Niels Henrik Hooge, tlf. +45 46 35 38 79

Übrige unterzeichnende Organisationen
Maan ystävät ry, Friends of the Earth Finland - nuclear campaign
Kontakt: Sarra Henriksson, tlf. +358 2 231 0321


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