Anti Atom Aktuell

August 1999

 

Die AKWs Mochovce und Bohunice in der Slowakei

Baubeginn für die vier Atomreaktoren des sowjetischen Typs WWER 440/213 in der Nähe von Mochovce war bereits 1984. Wegen finanzieller Schwierigkeiten mußte der Bau aber 1991 eingestellt werden. Seitdem versucht die heutige Slowakei das Kraftwerk mit westlicher Finanzierung und Technologie fertigzustellen.

An den Nachrüstungsmaßnahmen beteiligt sich Siemens, bereits im November 1990 war ein Liefervertrag im Wert von 100 Millionen DM zustande gekommen. Die vollständige Fertigstellung der ersten beiden Blöcke hing allerdings von weiteren Geldern ab. Dazu kamen gravierende Sicherheitsmängel, z.B. die fehlende druckdichte Sicherheitshülle aus Stahlbeton, welche auch nicht mehr nachträglich errichtet werden kann.

In beiden Kraftwerksblöcken kam es zu "großflächigen Verrostungen", "Zerfallserscheinungen", die Schweißnähte im Kühlsystem widersprechen den Erstbestimmungen und den Kabeln fehlt der Brandschutz.

Ursprünglich war an der Fertigstellung des Kraftwerkes eine Beteiligung der Energieversorger Veba, des Bayernwerkes und der französischen Unternehmen Framatome und Electricitè de France (EdF) vorgesehen. Zu diesem Zweck wurde bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) ein Kreditantrag gestellt. Aufgrund des starken öffentlichen Drucks stellte die Bank drei Bedingungen: Die Fertigstellung von Mochovce sollte die wirtschaftlich günstigste Variante sein, der Reaktor sollte internationale Sicherheitsstandards erreichen und als Gegenzug sollte das AKW Bohunice abgeschaltet werden, welches zu den weltweit unsichersten Atomkraftwerken gehört. Da alle drei Bedingungen nicht erfüllt werden konnten und eine Zustimmung des Kreditantrages unwahrscheinlich wurde, kam es zu Verhandlungen zwischen Deutschland, Frankreich und der Slowakei. Diese mündeten 1996 in einem Vertrag zwischen der slowakischen Slovenské Elektrárne und dem European Consortium Mochovce, bestehend aus Siemens und Framatome. 150 Millionen DM wurden in die Störfallverhinderungs- und -beherrschungstechnik, Leittechnik, Strahlen- und Brandschutz investiert, 40 % weniger als ursprünglich geplant. Finanziert wurde die Fertigstellung über deutsche, französische, tschechische und slowakische Banken. In Deutschland übernahm dies die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Der KfW-Kredit wurde über eine Hermesbürgschaft des Bundes abgesichert.

Am 8. Juni 1998 nahm das fertiggestellte Atomkraftwerk den Probe- und am 21. Juli den Volllastbetrieb auf. Kurze Zeit später gab der slowakische Premierminister Meciar bekannt, daß der Reaktor 2 noch 1999 in Betrieb gehen werden soll und daß bereits Verhandlungen über die Fertigstellung der Reaktoren 3 und 4 geführt werden.

Wenige Wochen vor der Inbetriebnahme des AKW Mochovce hatte ein unabhängiges Expertenteam nach der Besichtigung des Atomkraftwerkes dringlichst appelliert von einem Einschalten abzusehen. Die Experten wiesen auf Probleme mit dem Reaktordruckbehälter, in dem die Brennstäbe lagern und gravierende Sicherheitsmängel hin (s.o.).

Parallel dazu verhandelte Siemens bereits über die Modernisierung des Atomkraftwerkes Bohunice und unterzeichnete 1996 einen Liefervertrag im Wert von 257 Millionen DM für die Erneuerung des Notkühl- und Abschaltsystems. Das sukzessives Nachrüsten von Sicherheitstechnik für Bohunice-2 wurde noch 1998 abgeschlossen. Für Bohunice-1 ist dies bis 1999 geplant, womit die ursprünglichen Pläne für das Abschalten im Jahre 2000 in weite Ferne gerückt sein dürfte. Die slowakische Regierung hatte 1994 einer Vereinbarung zugestimmt, eines der weltweit gefährlichsten AKW's - das in Bohunice - bis zum Jahre 2000 zu schließen. Im Mai diesen Jahres trat die Regierung von dieser Vereinbarung aus wirtschaftlichen Gründen offiziell zurück. Der Wirtschaftsminister Ludovít Cernak strebt nun eine Einigung mit der EU an, nach der Bohunice-1 und -2 bis 2010-12 in Betrieb bleiben können, während Bohunice-3 und -4 nicht fertiggestellt werden.

Radko Pavlovec und Dalibor Strasky
(im Auftrag von O.Ö: Überparteiliche Plattform gegen Atomgefahr in Österreich,
Jihoceske matky proti atomovemu nebezpeci)

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