Zwei Sitze im Wind

(Text: Helmut Zwickl, Bilder: Rottensteiner)

Unterwegs im Triumph TR7 Cabrio

Langsam stirbt er offenbar doch aus, der britische Sportwagen. Triumph-Autos wird es zwar (mit japanischer Blutauffrischung) weiterhin geben, aber die TR-7-Produktion ist eingestellt, nur ein paar Exemplare gibt es noch zu kaufen. Zwei Sitze im Wind, die sich mit moderner Keilform umgeben und eine gro�e Tradition hochzuhalten versuchen.

Er hat eine bedeutende Ahnengalerie, dieser letzte Triumph TR7. Sie beginnt 1953 mit dem TR2, dessen Nachfolger, der TR3, bereits als legend�res Auto galt: Mit seinen markigen Kotfl�geln war er lange Zeit hindurch der Jaguar des kleinen Mannes. Der TR7 hat den Motor immer noch vorne vergraben, aber seine Karosse hat nichts Traditionelles mehr. Eine moderne Keilform, die so ausgepr�gt ist, da� der Wagen im Stillstand bergabzufahren scheint. Die Leute bleiben stehen, wenn sie den TR7 sehen, ein echtes Blickfangauto also, das freilich so selten auftritt, da� es kaum jemand identifizieren kann. Die Scheinwerfer sind versenkt, die �sterreichausf�hrung ist mit zus�tzlichen Halogenlichtern ausgestattet. Er sieht so rassig und angeberisch aus, da� man ihm glatt 200 PS unterstellt. Tats�chlich sind es nur 106,5 PS, die der um 45 Grad geneigte Vierzylinder bei 5400 Touren abgibt. Der Motor tut sein Bestes, aber er mu� immerhin gegen 1055 Kilo Leergewicht ank�mpfen, so da� von 0 auf 100 eine Beschleunigungszeit von 11,8 Sekunden herauskommt. Zum Vergleich: VWs GLI-Cabrio ben�tigt 10 Sekunden.

Man sitzt sehr tief im TR7 und mu� sich damit abfinden, da� sich die Dimensionen des Autos nur sehr vage absch�tzen lassen. Besonders beim Anschneiden von Kurven l��t sich nur ahnen, wo jetzt das kurveninnere Vorderrad wirklich l�uft.

Das Interieur ist gef�llig, alle Anzeigen und Hebel sind praktisch angeordnet. Der linke Fu� hat sogar ein Abst�tzpedal, das rechte Knie eine gepolsterte St�tze.

Man f�hlt sich heimelig in diesem Sportwagen, zumal von der fr�heren englischen H�rte nicht mehr viel zu sp�ren ist. Man hat sich wirklich M�he gegeben, das Starrachser-Fahrwerk halbwegs komfortabel abzufedern. Beim schnellen Kurvenfahren allerdings mu� man etwas nostalgisch veranlagt sein, damit einem jene Reaktionen nicht st�ren, die beim Gaswegnehmen auftreten: Da bricht sofort das Heck aus, und es hei�t hellwach gegensteuern. Offenbar liegt�s an der Gewichtsverteilung (der Wagen ist kopflastig), denn sobald der Nebensitz besetzt ist, reduziert sich diese Tendenz des Heckschleuderns deutlich. Die Schaltung - ein 5-Gang-Getriebe - ist v�llig unenglisch, ja fast japanisch: sie ist exakt, nicht kratzb�rstig und geht leicht.

Das Fetzendachl l��t sich ohne Kr�mpfe zur�ckklappen, man legt blo� zwei Hebel um. Und wenn sich die Passagiere mit dem Fahrtwind verbr�dern, der Motorenl�rm von den Turbulenzen verschluckt wird, die Haare zu Berge stehen, vier Zylinder die F��e w�rmen und die H�nde am Lenkrad agieren, dann erwachen alle jene Lebensgeister wieder, die mit dem Hinscheiden einer ganzen Sportwagen-Generation von MG, Healey, Jaguar, Lotus Seven und Midget ebenfalls ins Exil gingen.

Die zwei Sitze im Wind kosten 216.000.- Schilling.

 

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