Zuckerrohranbau und Umweltprobleme auf Mauritius
Stefan Julich


Entwicklung des Zuckerrohranbaus auf Mauritius
(http:\\webmsiri.intnet.mu )
Natürliche Anforderungen
Die Zuckerrohrpflanze hat eine lange Vegetationszeit und einen hohen Wasserbedarf. Das Wachstumsoptimum liegt bei einer Temperatur von 26 bis 30 °C. Die optimale Keimtemperatur beträgt circa 28 bis 33 °C. Für die Deckung des Wasserbedarfs sind Jahresniederschläge von 1.500 bis 1.800 mm erforderlich. Der Zuckerrohranbau wird in vielen Gebieten als Monokultur betrieben. Die Flächennutzungsdauer beträgt je nach regionalen Verhältnissen zwischen 2 bis 8 Jahren. Anschließend erfolgt meist eine Gründüngung. Der mittlere Nährstoffbedarf pro t Frischmasse wird mit 1,2 kg N; 0,2 kg P; 2,54 kg K; 0,4 kg Ca und 0,3 kg Mg angegeben. Wird das Zuckerrohr vor der Ernte nicht gebrannt und verbleiben die Ernterückstände auf dem Feld, ist die Kohlenstoffbilanz nahezu
ausgeglichen. Eine reichliche Stickstoffernährung in der Hauptwachstumsphase bewirkt eine hohe Massenproduktion (GUNTHER 1994, S. 426 ff.).

Ernte und Verarbeitung

Das Zuckerrohr wird meist manuell mit Haumessern oder auch maschinell geerntet. Teilweise werden die Felder vor der Ernte gebrannt, um Blätter und andere Pflanzenteile zu beseitigen und so das Ernten zu erleichtern. Das geerntete Zuckerrohr wird dann gepresst, wobei eine Saftausbeute von 96 bis 98 % erhalten wird.
Der Abfall, Bagasse genannt, wird als Brennmaterial oder zur Zelluloseherstellung genutzt. Der gewonnene Saft wird gereinigt und ein Teil zu Kristallzucker verarbeitet. Aus dem restlichen Saft werden Alkohol und andere Produkte gewonnen. 1.000 kg Zuckerrohr ergeben bis zu 1.000 kg Zucker, 30 kg Bagasse und 40 kg Melasse. Aus dieser werden circa 10 l Alkohol gewonnen (GUNTHER 1994, S. 426 ff.).

Zuckerrohranbau auf Mauritius
Laut MSIRI waren 1998 78.021 ha der Fläche auf Mauritius unter Zuckerrohranbau. Davon wurden 74.013 ha beerntet. 1998 wurde ein Ertrag von 78,11 t/ha erzielt. Das heißt, circa 90 % der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche wird zum Zuckerrohranbau genutzt. Dies macht gut die Hälfte der Gesamtfläche von Mauritius aus. In Tabelle 14/1 ist die Entwicklung des Zuckerrohranbaus in den letzten Jahren dargestellt. Die Erträge auf Mauritius werden durch einen hohen Einsatz von Agrochemikalien erzielt. In den 90er Jahren wurden durchschnittlich 600 kg/ha/a Dünger ausgebracht wobei es sich zum Großteil um Nitrat- und Phosphatdünger handelte. Diese Werte sind um das 60fache höher als in Afrika und betragen das 3fache der ausgebrachten Menge in Westeuropa. Des Weiteren werden bis zu 50 kg/ha/a an Pestiziden ausgebracht. Dabei handelt es sich zum Großteil um Herbizide, Insektizide und Fungizide. Beispielsweise werden auf die Zuckerrohrfelder durchschnittlich 120 bis 130 kg/ha/a Stickstoff ausgebracht. Der enorme Verbrauch an Agrochemikalien spiegelt sich auch in Tabelle 14/2 und 14/3 wider, wo die Importe von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln dargestellt sind.

Folgen für die Umwelt
Der monokulturelle Anbau des Zuckerrohrs, der hohe Einsatz an Agrochemikalien und auch die Zuckerrohrverarbeitung auf Mauritius haben einige Folgen für die Umwelt, auf die im Folgenden eingegangen wird.

Entwicklung der Düngemittelimporte auf Mauritius ( MINISTRY OF ENVIRONMENT AND QUALITY OF LIFE (1991): State of the Environment in Mauritius. Port Louis.)
- Bodenbelastung
Eine hohe Belastung ist durch den starken Einsatz von Düngern und Pflanzenschutzmitteln gegeben. Des Weiteren wird der Boden durch die monokulturelle Anbauweise stark beansprucht. Problematisch ist der Einsatz von immer persistenteren Pflanzenschutzmitteln, da so der Boden nicht mehr für andere Kulturpflanzen genutzt werden kann. Dies hat Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung, da im Zuge des National Agricultural Diversification Program immer mehr Zuckerrohrfläche in andere Nutzflächen umgewandelt werden sollen.
-Luftverschmutzung
Eine Quelle der Luftbelastung auf Mauritius sind die Zuckerfabriken. Dort entstehen Luftverunreinigungen auf zwei verschiedene Weisen; zum einen durch Flugasche, die durch das Verbrennen von Bagasse zur Energiegewinnung, entsteht; zum anderen durch das Lagern der Bagasse unter freiem Himmel, wobei durch Verrottung Methan und Stickstoffe freigesetzt werden. Weitere Luftverschmutzungen entstehen durch die Düngemittelfabrik bei Port Louis. Hier werden NOx, Ammonium, SO2 und NO3- emittiert. Unter normalen Wetterverhältnissen werden die Abgase auf die offene See getrieben. Ändert sich jedoch die Windrichtung, ziehen diese ins Landesinnere. Durch das Abbrennen der Felder entstehen erhöhte CO2-Emmissionen und durch das Verbrennen von Pestizidrückständen andere giftige Abgase.
- Oberflächengewässer
Die Gewässerverschmutzung erfolgt zum einen durch Oberflächenabfluss aus den landwirtschaftlich genutzten Flächen, wobei Düngemittel und Pestizide in die Gewässer eingetragen werden. Dies hat eine Vergiftung und Eutrophierung der Flüsse zur Folge, was wiederum zu Fischsterben führt. Des Weiteren werden die Gewässer und Kanäle häufig zur Reinigung der Düngemittel- und Pestizidsprüher benutzt, was eine direkte Belastung darstellt. Eine weitere Quelle der Gewässerbelastung sind Einleitungen von ungereinigten, organisch hoch belasteten Abwässern der Zuckerfabriken. Auch werden Kühlwässer und alkalisch belastete Wässer eingeleitet. Grundwasser Im Grundwasser sind teilweise Spuren von Phosphaten und Nitraten nachweisbar. Dies ist in der intensiven Ausbringung von Düngemitteln begründet. Da diese meist in den Regenperioden erfolgt, werden die Düngemittel häufig direkt ins Grundwasser eingetragen. Des Weiteren sind im Grundwasser auch Pestizidrückstände nachweisbar. Dadurch wird das Grundwasser unbrauchbar für die Trinkwassergewinnung und auch für die Bewässerung in der Landwirtschaft.
- Küstengewässer
Die Verschmutzung der Küstengewässer erfolgt zum einen durch direkte Einleitungen der Zuckerfabriken in das Meer. Zum anderen indirekt, durch das Einmünden belasteter Gewässer aus dem Inselinneren. Das hat eine Akkumulation von Schadstoffen in den Küstengewässern und eine Eutrophierung der Lagunen zur Folge. Das Lagunenwasser wird täglich durch Pässe und tiefe Kanäle in den Riffen ausgetauscht. Dadurch werden Stoffe, an Partikel suspendiert oder in gelöster Form, nur langsam in die offene See transportiert. Dadurch lagern sich Schwermetalle und Pestizidrückstände auf dem Boden und durch Aufnahme auch in Organismen ab, was wiederum einen Transport ins offene Meer unterbindet. Die Folge ist eine Verschmutzung und Eutrophierung der Lagune, was Fisch- und Korallensterben auslöst.
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