Das Weihnachtsfest

Aus ihren Tagträumen riss Andrea der Duft heißen Kaffees. Sebastian hatte ein Tablett mit einem megaüppigem Frühstück neben ihr auf dem Bett platziert. "Frühstück im Bett?", meinte Andrea erstaunt. "Warum nicht?", meinte Sebastian, während er begann, ein Brot mit Butter zu bestreichen. "Und was willst du?", fragte er, nachdem er sein Brot mit Käse belegt hatte. "Mir ein's mit Nutella, bitte", gab Andrea zurück, Sebastian mit einem tiefen Blick ins Visier nehmend. Dieser begann, eine Scheibe Weißbrot mit einer aberwitzig dicken Schicht Nutella zu bestreichen. "Mehr?", fragte er frech grinsend. "Ich glaube, das reicht für's erste", meinte Andrea lachend und versuchte, von ihrem Brot abzubeißen, ohne sich völlig mit Schokoladecreme zu bekleckern. Dem Nutellabrot folgte ein Honigbrot. Dem Honigbrot ein Marmeladebrot. Nach einem weiteren halben Brot mit Erdnussbutter musste Andrea schließlich w.o. geben...

Während des Tages besorgten die beiden im Ort eine winzige und etwas kümmerliche Fichte. Ein wenig Weihnachtsflair konnte das Haus schon vertragen, dachte Andrea. Außerdem sahen Weihnachtsgeschenke ohne Baum etwas seltsam aus, befand Sebastian. Als Andrea fragte, was sie am Abend kochen würden, meinte Sebastian nur, sie solle sich wieder überraschen lassen. Scheinbar wollte er wieder die Regie in der Küche übernehmen! Wenn auch dieses Abendessen so üppig sein sollte wie gestern und auch das morgige Frühstück wieder so herzhaft ausfallen sollte wie heute...die Unmengen an Proviant, die Sebastian mitgebracht hatte...langsam kam Andrea ein Verdacht, der ihr fast den Atmen raubte. Heute war der 24. Dezember - am 2. Januar würden sie frühmorgens die Heimreise antreten. Also warteten noch neun weitere Abendessen auf sie! Und neunmal Frühstück! Wenn all diese Mahlzeiten so ausfallen würden wie gestern bzw. heute? Von kulinarisch-erotischen Einlagen ganz abgesehen... Sie würde vor lauter Essen nicht mehr wissen, wo ihr der Kopf bzw. der Magen stand, dachte Andrea. Und ohne Gewichtszunahme würde dies keinesfalls abgehen! Ein Hauch von Zweifel machte sich in Andrea breit, andererseits würde dies alles viel zu sensationell sein, um ernsthaft Bedenken aufkommen zu lassen! Es konnte aber natürlich auch sein, dass das bisherige Geschehen nur eine Episode blieb. Die nächsten Tage würden Aufschluss darüber geben - spannende Zeiten standen also bevor!

So, wie der Abend des 24. Dezembers allerdings begann, schien alles darauf hinzudeuten, dass der gestrige Abend kein einmaliges Ereignis war. Sebastian verdrückte sich wieder in die Küche und erteilte Andrea erneut ein striktes Zutrittsverbot. Andreas Neugierde war aber nicht mehr ganz so heftig wie am Vorabend, wusste sie doch in etwa, was sie zu erwarten hatte. Während Sebastian also in der Küche so richtig loslegte, begann Andrea, diesen besenförmigen Weihnachtsbaum zu schmücken. Dies dauerte nicht allzu lange und Andrea begann, die Pakete, die sie und Sebastian mitgeschleppt hatten, unter den Baum zu legen. Nach kurzer Rücksprache mit Sebastian deckte sie dann wieder den Tisch - wieder drei Gänge, stellte sie zufrieden fest. Andrea hatte ihre Handgriffe schnell erledigt, und während Sebastian noch immer fleißig am Kochen war, hatte sich Andrea schon in ihren Roman vertieft. Wunderbare Gerüche verbreiteten sich von der Küche ausgehend im ganzen Haus. Es musste ein Fischgericht dabei sein, dachte Andrea. Dies war der einzige Geruch, den sie halbwegs identifizieren konnte. Alles andere roch ziemlich rätselhaft.

Nach einiger Zeit verkündete Sebastian, dass in Kürze gegessen werden konnte. Wenige Augenblicke später servierte er eine wiederum sehr dickflüssige, grünliche Suppe. Sie schmeckte pikant und würzig, irgendein Grünzeug musste wohl die Basis dieser Vorspeise sein. Worum es sich handelte, war für Andreas etwas ungeübten Gaumen allerdings nicht zu bestimmen. Und Sebastian weigerte sich natürlich, auch nur die kleinste Information preiszugeben. Eigentlich war es Andrea auch egal, solange die Sachen, die Sebastian servierte, weiterhin so herrlich schmeckten.

Dann kam der Fisch. Relativ einfach und ohne irgendwelche Extravaganzen zubereitet, mit Kartoffeln als Beilage. Auch das Hauptgericht schmeckte vorzüglich, für eine ungezügelte Schlemmerei wie am Vortag eignete es sich allerdings nicht, stellte Andrea fest. Die Nachspeise, die Sebastian dann servierte, war mehr als eine Entschädigung. Es handelte sich um eine cirka 10x10 Zentimeter große, mit einer hellen, süßen Masse gefüllte Teigkreation, die mit Unmengen heißer Schokolade übergossen war. Auf die Schokolade waren Nusssplitter gestreut. Man brauchte kein Ernährungsexperte zu sein, um mit einem Blick zu erkennen, dass es sich dabei um eine regelrechte Kalorienbombe handelte. Andreas Herz schlug höher, als sie genussvoll kostete. Angenehm warm, unendlich süß und weich fühlte sich der erste Bissen an. Wiederum konnte sie über Sebastians neue Kochkünste nur so staunen! Als Andrea ihre Portion aufgefuttert hatte, schnappte sich Sebastian blitzartig ihren Teller, verschwand in der Küche und kam mit einer weiteren, mindestens gleich großen Portion zurück. "Hab übersehen, dass das Rezept für vier und nicht für zwei Personen gilt", meinte er mit übertriebener Unschuldsmine und stellte den Teller vor Andrea auf den Tisch. "Und was ist mit der vierten Portion?", fragte Andrea neugierig. "Hab aus vier normalen Portionen drei große gemacht", grinste Sebastian, "und ich bringe keinen weiteren Bissen von diesem süßen Zeug runter!" Dieses mal schwindelte Sebastian nicht. Er konnte mit süßen Köstlichkeiten noch nie viel anfangen. Andrea hatte sich schon gewundert, dass er überhaupt einen ganze Portion gegessen hatte. "Mir schmeckt's!", verkündete Andrea und begann, die zweite Portion in sich hineinzuschaufeln. Jetzt stellte sich auch wieder dieses angenehme Völlegefühl ein - wie am gestrigen Abend. Dies steigerte den Genuss noch weiter.

Sebastian beobachtete, wie Andrea die zweite Riesenportion der Nachspeise in Windeseile in sich hineinstopfte. Er hatte inzwischen nicht mehr den geringsten Zweifel, dass er mit seinen Geschenken falsch liegen könnte. Schon gestern hatte Andrea mit einer solchen Hingabe das Abendessen genossen, dass es einfach keine Zweifel geben konnte. Er hatte sie noch nie so essen gesehen. Die Mühen, nach den Entdeckungen auf ihrer Festplatte einen Kochkurs zu machen, hatten sich schon jetzt ausgezahlt. Zwar verstand er noch immer nicht, was Andrea an dieser Weight-Gain-Sache so gefiel - trotzdem war er froh darüber, wie sich jetzt alles entwickelte. Wenn Andrea nun tatsächlich auf den Geschmack kommen würde war es unvermeidlich, dass sie früher oder später etwas zulegen würde. Doch solange sich alles in einem gewissen Rahmen hielt, würde ihm dies nichts ausmachen. Wenn er Andrea so beim Essen beobachtete und vor allem an die gestrige Nacht dachte, wurde ihm klar, dass alles seine Richtigkeit hatte. So ausgelassen, übermütig und lustig ging es in ihrem Bett schon lange nicht mehr zu...

Nachdem er gemeinsam mit Andrea das Geschirr in die Küche geräumt hatte, wollte Sebastian ihr eigentlich sofort das erste Geschenk, die Jeans Größe 42, in die Hand drücken. Andrea aber plumpste völlig erschöpft der Länge nach ins Sofa und steckte sich ordentlich. Ein beachtliches kleines Bäuchlein war zu sehen. Kein Wunder, dass Andrea erst mal eine kleine Pause zum Durchatmen brauchte. Bei den Mengen, die sie heute gefuttert hat, dachte Sebastian. Irgendwie machte es ihn stolz, Andrea mit seinen gerade erst angeeigneten Kochkünsten zu solch ausgiebigen Schlemmerein verführen zu können. Im Grunde war es dieser Aspekt, der ihm an der ganzen Weight-Gain-Sache bisher am besten gefiel: dass er seine Freundin so richtig verwöhnen konnte!

Nach gut einer halben Stunde ließ sich Andrea dann doch überreden, sich endlich den Geschenken zu widmen. Gespannt beobachtet er ihren Gesichtsausdruck, als sie die Jeans auszupacken begann. Als Andrea dann die Hose in der Hand hatte, spiegelte ihr Gesicht zuerst nur den Versuch wider, sich ihre leichte Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. Wer schenkte schon eine normale Hose zu Weihnachten und bezeichnete es noch dazu als "Hauptgeschenk"? "Schau sie Dir mal genau an!", forderte Sebastian mit steigender Spannung Andrea auf. Im selben Augenblick hatte diese schon einen Blick auf das Etikett geworfen. Nach wenigen Augenblicken ging Andrea ein Licht auf...

"Wieso Größe 42?", schoss es Andrea durch den Kopf, "ich trage doch..." Im selben Moment machte sich in ihrem Kopf blitzartig eine Erkenntnis breit, die sie gleichzeitig verblüffte, erstaunte, begeisterte, ein wenig ängstigte und vor allem eine Reihe von Fragen aufwarf. Eine Replay in Größe 42 war doch auch jene Hose, die Alexandra in ihrer Wohnung vergessen hatte! Und Sebastian schenkte ihr ausgerechnet eine solche Jeans - wie konnte dies nur sein? Die üppigen Mahlzeiten, und nun dieses Geschenk - er musste hinter ihr Geheimnis gekommen sein! Das war schrecklich, jetzt hält er mich sicher für ein wenig pervers, dachte Andrea. Dann aber erinnerte sie sich an die letzte Nacht. Auch die Tatsache, dass dies alles eine lange, sorgsame Vorbereitung seinerseits verlangte, sprach dagegen, dass er ihr ihre geheime Neigung in irgendeiner Weise übel nehmen würde. Im Gegenteil - dies alles bewies doch nur , dass er sie dazu ermunterte, ihre Fantasien zumindest ein wenig in die Realität umzusetzen - das würde fantastisch sein! Dann meldeten sich aber wieder die Zweifel - machte er dies nur aus partnerschaftlichem Pflichtbewusstsein - also nur, um ihr eine Freude zu bereiten und ohne selbst auf seine Kosten zu kommen?

All diese Gedanken schossen in wenigen Augenblicken durch ihren Kopf. Das Chaos in ihrer Gedankenwelt ließ sich unschwer an ihrer Mimik ablesen, dachte Sebastian. Zu welcher Reaktion sie sich wohl entschließen würde, wenn sich die erste Verwirrung gelegt hatte? Als Andrea die Jeans beiseite legte, ihre Arme um ihn schlang und ihn lange umarmte, waren alle Zweifel beseitigt. Als Sebastian ihr dann in die Augen sah, war ihm sofort bewusst, dass Andrea den Sinn dieses Geschenks erkannt hatte. Doch sie ging mit keinem Wort auf dieses ungewöhnliche Geschenk ein und forderte Sebastian bloß auf, nun seinerseits ein Geschenk auszupacken. Ab diesem Augenblick war Andreas größtes Geheimnis keines mehr. Die Aufforderung, sein Geschenk auszupacken war in gewisser Weise die Rückkehr zur Normalität, auch wenn sich ab sofort einige wichtige Regeln grundlegend verschoben hatten.

Nachdem Sebastian einen großartigen Bildband über den Grand Canyon ausgepackt hatte - seit er diesen vor einigen Jahren besuchte, war er von diesem Naturschauspiel begeistert - machte sich Andrea an das nächste Geschenk. Es war das "Liebe geht durch den Magen" - Kochbuch. "Damit Du dich von Wochenende zu Wochenende retten kannst, wenn Dir unseren "kleinen" gemeinsamen Abendessen abgehen sollten", stand als Widmung auf der ersten Seite. "Ich merke, du bist seit Neuestem sehr um mein Wohlergehen bemüht!", meinte Andrea und grinste vielsagend. "Wurde auch Zeit, habe Dich ja die längste Zeit sträflich vernachlässigt - zumindest was diesen Bereich betrifft", meinte Sebastian und deutete auf das Kochbuch. "Da muss ich dir leider zustimmen!", meinte Andrea mit gekünstelt vorwurfsvoller Stimmlage. Dann konnte sie sich das Lachen nicht mehr verkneifen.

Eigentlich hatte sich Andrea noch nie den Gedanken gemacht, ob sie ihre Feedee-Träume tatsächlich umsetzen wollte. Selbst, wenn die Möglichkeit dafür günstig wäre. Nun war die Möglichkeit dazu so günstig, wie sie es sich nicht einmal in ihren Träumen hatte vorstellen können. All die Geschenke, die sich Sebastian einfallen ließ, signalisierten ihr, dass sie sich ohne schlechtes Gewissen auf dieses spannende Experiment einlassen könnte.

Nachdem die Geschenke verteilt waren, machte es sich Andrea wieder auf dem Sofa bequem. Dies war sicher das bemerkenswerteste Weihnachtsfest, an das sie sich erinnern konnte, dachte Andrea, während sie ihren inzwischen schon wieder etwas entspannteren Bauch streichelte. Gedankenverloren musterte sie die Jeans, die zwischen all den anderen Geschenken am Boden lag. Sie dachte an ihre seltsamen Anproben mit der Hose ihrer Schwester. Würde sie wirklich in nicht allzu langer Zeit ohne jeden Trick in diese Größe passen? Wieviel würde sie dafür zunehmen müssen? Wie üppig würden ihre Fettpölsterchen dann sein? Ein wenig Respekt vor den zukünftigen Veränderungen regte sich trotz aller Vorfreude in ihr. Vor ihrem inneren Auge sah sie das ausladende Hinterteil ihrer Schwester. Sie stellte sich vor, wie sie sich wohl neben Alexandra machen würde, wenn sie dann auch in ihre Jeans Größe 42 passen würde.

Plötzlich hörte sie Sebastian sagen "Ich hab noch eine klitzekleine Überraschung für dich!" Als Andrea ihre Augen öffnete, schwebte direkt vor ihrer Nase eine Gabel. Darauf befand sich ein weiterer Happen der heutigen Nachspeise. Noch bevor sie überlegen konnte, hatte sie ihre Lippen reflexartig geöffnet, und Sebastian schob ihr blitzartig die süße Masse in den Mund. "Um Gottes Willen!", entfuhr es Andrea nachdem sie geschluckt hatte und die riesige Portion sah, die Sebastian auf dem Teller, den er in der anderen Hand hielt, aufgetürmt hatte. "Ich dachte, es gibt keine vierte Portion!", meinte Andrea, wieder einen tadelnden Ton anschlagend. "Das war gelogen", gab Sebastian zurück, den Zerknirschten mimend. "Das ist aber schon sehr viel!", meinte Andrea, nun tatsächlich leichte Besorgnis ausdrückend. Ihr Magen war alles andere als leer, auch wenn seit dem Abendessen inzwischen einige Zeit vergangen war. "Kein Problem, ich stell' den Teller einfach in den Eisschrank", meinte Sebastian. "Wäre ehrlicher Weise schon sehr verblüfft gewesen, wenn du auch diese Portion noch geschafft hättest!", fügte er hinzu. Gerade als er im Begriff war, sich zu erheben und in die Küche zurückzugehen, hörte er Andrea sagen: "Einen kleinen Bissen könnt' ich vielleicht doch noch vertragen!" Sebastian bemerkte einen seltsam aufgewühlten Ausdruck in ihrem Gesicht. Sie setze sich auf , rückte mit ihrem Gesäß ganz an den Rand des Sofas vor, streckte ihre Wirbelsäule durch, drückte die Schultern nach hinten. Gleichzeitig strich sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn, nahm dann einen Schluck aus ihrem Rotweinglas. "Was ist jetzt?", sagte Andrea in herausforderndem Ton zu Sebastian. Sie legte ihre Hände flach auf ihre Oberschenkel und signalisierte ihrem Freund damit, dass sie nicht gewillt war, Teller oder Gabel selbst anzurühren. "Hast du es dir etwa anders überlegt?", sagte Andrea. Ihr Gesicht glühte. "Bist du dir sicher?", fragte Sebastian vorsichtig. Andrea antwortete mit einer Aufforderung in Kasernenhofton: "Mach schon!" Vorsichtig schob Sebastian den ersten Bissen in ihren Mund. Natürlich blieb es nicht bei diesem einen. Nachdem der Happen in ihren Magen gewandert war, öffnete Andrea bereitwillig ihren Mund, um die nächste Portion Zucker und Fett aufzunehmen. Fasziniert beobachtete Sebastian, mit welcher Hingabe sich seine Freundin daran machte, ihre Fantasien auszuleben. Erst jetzt ahnte er, wie intensiv diese Träume sein mussten. Obwohl man Andrea ansehen konnte, dass sie inzwischen völlig satt war und schwer zu kämpfen hatte, weitere Happen zu verdrücken, machte sie nicht die geringsten Anstalten, aufzuhören. Sebastian beobachtete Andrea genau und wusste, dass diese Fütteraktion mehr als nur angenehme Gefühle in ihr auslöste...

Andrea rührte sich eineinhalb Stunden nicht mehr vom Sofa weg. Faul lag sie da und versuchte, nicht an ihren schmerzenden Magen zu denken. Nur keine unbedachte Bewegung machen, lautete die Devise. Sie konnte nicht glauben, welche Mengen sie an diesem Abend verdrückt hatte. Gleichzeitig ließ sie den Abend und die Bedeutung der Geschenke Revue passieren. Der heutige Tag war ein Wendepunkt - so lautete ihr Resümee, bevor sie ins Reich der Träume sank.

Der nächste Morgen verlief fast schon mit einer Selbstverständlichkeit, die ein wenig an Routine erinnerte. Andrea erwachte, weil sich irgendetwas Süßes den Weg in ihren Mund zu bahnen versuchte - es war ein Löffel voll Honig, wie Andrea in ihrem noch völlig verschlafenen Zustand bemerkte. Innerlich atmete sie tief durch - die regelrechte Mastkur, der sie sich hier unterzog, ging also ungebremst weiter. Während sie noch einiges an Honig auf ihrer Zunge hatte, versuchte sie, einen Blick auf das Tablett zu werfen, das Sebastian neben ihr aufgebaut hatte. Wieder waren immense Mengen an Essbarem aufgetürmt - auch dieses Frühstück würde lange dauern und wieder sehr reichlich werden. Nach einer dreiviertel Stunde hatte sich Andreas Prognose bewahrheitet. Keine zehn Stunden, nachdem sie total überfressen auf dem Sofa eingeschlafen war, lag sie nun wieder mit aufgeblähtem Bauch da und rührte sich nicht von der Stelle - dieses mal in ihrem Bett. Als Andrea mit prall gefülltem Magen und leichtem Ziehen in der Magengegend so dalag, stellte sie fest, dass sie, wenn das so weiterging, kugelrund aus diesem Urlaub heimkehren würde. Nun - vielleicht nicht kugelrund, aber doch würde sie einen ordentlichen Grundstein dafür legen, bald in die 42er-Jeans rein zu passen. Eigentlich war es an der Zeit, ihre Weihnachtsgeschenke auszuprobieren, dachte sie im nächsten Moment. Sebastian hatte sich ja in Unkosten gestürzt, um sie mit einer Art Weight-Gain-Ausrüstung zu überraschen: Da war die kleine Digi-Kamara, mit der sie ihre Fortschritte dokumentieren konnte. Nun musste sie sich nicht mehr Simones Kamera ausborgen. Dann war diese futuristisch designte Personenwaage. Auch die musste eingeweiht werden. Zwar wusste sie ihr eigenes Körpergewicht nicht wirklich genau, in der Regel wog sie aber zwischen 58 und 62 Kilo. Mal sehen, ob sich die ersten zwei Urlaubstage schon ausgewirkt hatten. Außerdem gab es da dieses Maßband - richtig lustig und spannend würde dessen Einsatz erst werden, wenn die ersten Fettpölsterchen zu sprießen beginnen würden. All diese Geschenke wollte sie heute ausprobieren - noch aber war ihr Bauch viel zu voll, um das Bett verlassen zu wollen.

Nachdem sich Andreas Magen halbwegs beruhigt hatte, gönnte sich eine heiße Dusche. An ihrem Körper war nicht die geringste Veränderung festzustellen, dachte sie. Alles andere wäre auch ein Wunder gewesen. Trotzdem spürte sie eine Ungeduld in sich, endlich auch Resultate ihrer Schlemmerei zu entdecken. Jahrelang hatte sie von diesen Dingen nur geträumt und jetzt, wo sie im Begriff war, dies alles tatsächlich Realität werden zu lassen, wurde sie nun so ungeduldig. Doch als sie nach der Dusche in ihre Jeans, leider passte diese alte 38er Hose noch immer perfekt, schlüpfte, war dieses Gefühl der Ungeduld schon wieder da. Im Grunde war es Wahnsinn, schon wieder ans Essen zu denken, trotzdem steckte sie sich schnell drei Kekse in den Mund, als sie in der Küche nachsah, was Sebastian so machte.

Dann machten die beiden einen Ausflug in die verschneite Winterlandschaft. Als sie nach gut zwei Stunden wieder zurück waren, war der perfekte Zeitpunkt gekommen, endlich die Weihnachtsgeschenke zu testen. Andrea hatte Sebastian während ihrer Wanderung von ihrem Vorhaben erzählt und dieser bot sich sofort als Assistent an.

Zuerst entledigte sich Andrea ihrer Kleidung und stellte sich splitternackt auf die Waage. Damit die Daten nicht verfälscht würden, meinte Andrea ernst, während Sebastian grinsend meinte, dass ihm dieser Job als Weight-Gain-Assistent durchaus gefiel. 62,4 Kilo zeigte das Display an. Nicht gerade überwältigend, dachte Andrea. Dann machte Sebastian eine Reihe von Fotos. Andrea von vorne, von der Seite, von hinten. In Unterwäsche, nackt, in ihren aktuellen Klamotten, in ihrer noch viel zu großen 42er-Jeans. Dann machten sich die beiden ans Vermessen von Oberweite, Taille und Hüfte. Sebastian fiel es ziemlich schwer, sich auf seine verantwortungsvolle Aufgabe zu konzentrieren und brauchbare Messungen zu Stande zu bringen. Nach einigen Ermahnungen seiner Freundin schaffte er aber auch dies.

An diesem Abend kochte Sebastian nicht auf, stattdessen gingen die beiden auswärts Essen. Die Dame im Tourismusbüro hatte ihnen einen Broschüre über die örtlichen Restaurants und Gasthäuser mitgegeben, die sie nun eingehend studierten. Es dauerte nicht lange und Sebastian und Andrea hatten sich auf ein bestimmtes Restaurant geeinigt. Es versprach derbe Hausmannskost und große Portionen - also genau das Richtige für Andrea.

Die Broschüre hatte nicht zuviel versprochen. Für Diabetiker, Vegetarier und Diäthaltende war dieses Lokal keinesfalls geeignet. Das zeigte ein Blick in die Speisekarte ebenso wie der riesige Bauch des Besitzers, der gleichzeitig auch die Regie in der Küche führte. Andrea nahm ein Fleischgericht, dass sich Bauernschnitzel nannte. "Für mich bitte eine große Portion!", meinte Andrea übermütig, als der bauchtragende Besitzer die Bestellung aufnahm. Dieser lugte über seinen Brillenrand und inspizierte Andrea. "Du meinst wohl das Kinderschnitzel mit Pommes? Mehr schaffst du ja gar nicht!", gab der Besitzer in wildestem alpenländischem Dialekt zurück. "Wollen wir wetten?", mischte sich nun Sebastian ein. "Sie hat in letzter Zeit gut trainiert, was das betrifft!", fügte er hinzu. Nochmals musterte der Besitzer des Restaurants Andrea. "Davon merkt man aber wirklich nichts! Also gut - ich richte dir eine große Portion Bauernschnitzel. Wenn du tatsächlich alles verputzt, geht das Schnitzel auf's Haus. Ansonsten wird ein kräftiges Trinkgeld fällig!" Dieser sich anbahnende Deal hörte sich in Andreas Ohren zwar immens verlockend an, trotzdem war ihr die Sache nicht ganz geheuer. Der Kerl würde ihr sicher die gigantischste Portion auf den Teller knallen, die dieses Haus jemals gesehen hatte. Ob selbst ihr inzwischen ziemlich groß gewordener Hunger dafür ausreichen würde? Der bauchtragende Kerl und Sebastian schauten sie gespannt an. "Meinetwegen!", seufzte Andrea, die ahnte, was nun auf sie zukommen würde. "Da bin ich jetzt aber gespannt!", meinte der dicke Koch und machte sich auf den Weg in die Küche. "Ich fürchte, wie werden dem Kerl ein saftiges Trinkgeld zurücklassen!", meinte Sebastian durchaus realistisch. "Das wird sicher sooo eine Portion", fügte er hinzu und deutete mit seinen seitlich ausgesteckten Armen eine enorme, imaginäre Tafel an. "Das werden wir erst sehen!", grinste Andrea grimmig. Den Teller, den der Wirt dann vor Andrea stellte, bestätigte ihre Befürchtungen. Ein Berg von Fleisch badete in Unmengen heller Soße. Dazu Kartoffel und Gemüse. "Oh weh!", meinte Sebastian nur und auch Andreas Zuversicht erhielt einen kleinen Dämpfer, als sie ihren Teller begutachtete. "Versuchen tu ich es aber!", sprach sich Andrea trotzig selbst Mut zu. Dann schnitt sie das erste kleine Stückchen Fleisch ab und steckte es in den Mund. Aus sicherer Entfernung beobachtete der Wirt die Szenerie neugierig.

Sollte sie es langsam oder doch schnell angehen, überlegte Andrea, während sie die ersten Bissen kaute. Wenigstens schmeckte dieses Bauernschnitzel hervorragend - das erleichterte ihre Aufgabe doch ein bisschen. Nun kam sich Andrea das erste mal wie ein Feedee vor. Was hieß hier "wie?" Sie war ein Feedee geworden! Wie sonst konnte man jemanden bezeichnen, der sich tagelang von seinem Freund bekochen lässt, mehrmals täglich riesige Mahlzeiten in sich hineinschlingt, Gewicht und Körpermaße auf eventuellen Zuwachs kontrolliert und bei all dem noch Lust empfindet? Eine merkbare Gewichtszunahme fehlte vielleicht noch - doch die konnte nicht mehr lange auf sich warten lassen, dachte Andrea, die unermüdlich ihr Bauernschnitzel verschlang.

Erstaunlich lange ließ das erste Völlegefühl auf sich warten. Erst kurz bevor Andrea die Hälfte ihrer Mahlzeit verdrückt hatte, meldete sich ein leichtes Völlegefühl. Jetzt wartete der schwierigere Teil des heutigen Abendessens, dachte Andrea, als sie den beachtlichen Rest auf ihrem Teller begutachtete. "Na, wie geht's?", fragte Sebastian vorsichtig. Irgendwie hatte er ein schlechtes Gewissen, schließlich war er ja nicht ganz unbeteiligt am zustande kommen dieser kindischen Wette. Dass Andrea aber ohne größeren Widerstand mitmachte, verunsicherte ihn fast noch ein wenig mehr. Beinahe erkannte er seine Freundin nicht wieder. Dieses völlig extreme Essverhalten ließ ihre ganze Persönlichkeit in einem neuen Licht erscheinen. Bisher hatte sie trotz aller Nähe immer reserviert und sehr kontrolliert auf ihn gewirkt. Die Leidenschaft, die sie in dieser Feeding-Angelegenheit entwickeln konnte, war ihm völlig neu. Die Hingabe, mit der sie sich in diesen zwei, drei Tagen in ihr Weight-Gain-Abenteuer stürzte, war riesig. Irgendwie schien hier ein Damm gebrochen zu sein - das erste mal kam Sebastian nun der Gedanke, dass sich Andrea unter Umständen gar nicht mit dem Gewicht ihrer Schwester Alexandra zufriedenstellen würde. Was, wenn sie darüber hinaus zunehmen würde? Und wirklich dick wurde? Wie würde sich dies auf ihre Beziehung auswirken? Jetzt war allerdings nicht der Augenblick für solch grundlegende Fragen. Er hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass sie nun diesen seltsamen Urlaub verbrachten. Für eine grundlegende Diskussion, wie sie ihre Beziehung in Zukunft gestalten würden, war nach ihrer Rückkehr genügend Zeit. Auch für Andrea war die Sache völlig neu - wahrscheinlich würde sich diese Begeisterung für das Neue bei ihr bald merklich abkühlen. Wenn sich die ersten Kilos oder gar Cellulite einstellen würden, war es ziemlich sicher auch mit ihrer Begeisterung für's dickwerden vorbei.

"Mir geht's traumhaft!", grinste Andrea zurück. Sebastian wurde aus seiner Gedankenwelt gerissen. "Könnte gar nicht besser gehen!" Andrea schien bester Laune zu sein. Die Geschwindigkeit, mit der sie den Fleisch-, Kartoffel- und Gemüseberg in sich hineinschaufelte, wurde nun aber merklich langsamer. Sebastian war inzwischen mit seiner auch nicht gerade kleinen Portion fertig geworden. Wenn er zu Andrea hinübersah, konnte er sich unmöglich vorstellen, wie sie auch noch den Rest vertilgen wollte.

Wieder atmete Andrea tief durch. Das dritte mal innerhalb einer Viertelstunde drückte sie sich mit gestrecktem Oberkörper gegen die Rückenlehne der Sitzbank, um dem Völlegefühl etwas beizukommen. Aus irgendeinem Grund faszinierte Sebastian dieses Schauspiel. Seine zarte Freundin hatte schon viel mehr von dieser Riesenportion verdrückt, als er je gedacht hatte. Die Anstrengung war ihr ins Gesicht geschrieben - sie hatte deutlich mehr Farbe im Gesicht als noch vor einer halben Stunde und kleine Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Obwohl er nicht sagen konnte, warum - irgendwie sah Andrea nun besonders sexy aus. Verstärkt wurde dies durch das enge, helle Top, das sie heute anhatte. Vor wenigen Minuten hatte sie ihren Pullover ausgezogen, da ihr letztlich zu warm geworden war. Durch dieses enge Stretchmaterial zeichnete sich nun ihr inzwischen schon gut gefülltes Bäuchlein ab und der Schweiß hatte dafür gesorgt, dass der Stoff gerade in der Nabelgegend besonders an ihrer Haut klebte. Zwar redete er auf Andrea ein, es mit dem Essen nicht zu übertreiben. Womöglich wurde ihr wegen diesem Unsinn noch übel. Jedesmal, wenn Andrea seine Bedenken beiseite fegte, war Sebastian aber nicht wirklich traurig darüber. Ein wenig schämte er sich, dass er dieses Schauspiel so genießen konnte...

Andrea kam nur mehr sehr langsam voran. Noch fast ein Viertel der Portion war übriggeblieben. Sie aß inzwischen schon fast eine Stunde lang - ununterbrochen. Auch das Aufknöpfen der Jeans hatte nicht mehr viel bewirken können. "Mensch, ich platze gleich!", stöhnte sie dann und lächelte Sebastian dabei erschöpft an. "Ich schaff's nicht!"

Wie jemand, der gut zwanzig Kilo weniger wog als er selbst, soviel sssen konnte, war das reinste Rätsel. Selbst der Wirt lobte das "tapfere Mädchen". "Nächstes Jahr brauch ich dafür zehn Minuten!", meinte Andrea, mit dem Kinn in den fast leeren Teller in der Hand des Wirtes deutend und in kämpferischem Ton. "Viel hat ja nicht gefehlt!", meinte der dicke Wirt, "Mit ein wenig Übung könnt' sich das schon ausgehen!", fügte er hinzu. Sebastian gab ihm sein üppiges Trinkgeld. Es hatte sich mehr als ausgezahlt...

Am nächsten Morgen wurde Sebastian von klapperndem Geschirr geweckt. Heute schien Andrea früher als er munter geworden zu sein. Er war schon gespannt, wie es ihr nach dem gestrigen Wettessen ging. Als er in die Küche kam, hatte seine Freundin den Frühstückstisch schon gedeckt. Wie er sehen konnte, war ihr der Appetit nach der gestrigen Völlerei ganz und gar nicht vergangen. Als Andrea Sebastian sah und dieser sich gerade setzten wollte, schnappte ihn Andrea an der Hand und führte ihn ins Wohnzimmer. Sie führte ihn geradewegs auf ihre neue Waage zu und sprang übermütig auf das Gerät. 63,8 Kilo zeigte die Digitalanzeige. "Fast 64 Kilo! Das ist mein absolutes Rekordgewicht!" Andrea freute sich darüber wie ein kleines Kind über ein neues Spielzeug und grinste über das ganze Gesicht. Noch bevor der noch immer etwas verschlafende Sebastian etwas zu dieser frühmorgendlichen Enthüllung sagen konnte, hatte ihm Andrea schon einen verdächtig nach Nutella schmeckenden Kuss auf die Wange gedrückt und war schon wieder hurtig in die Küche geeilt, wo sie schon damit beschäftigt war, Kaffee einzuschenken. Andreas Appetit war wieder groß, auch wenn die Folgen des letzten Abends ihren Hunger doch etwas in Zaum hielten.

Da das Wetter schön war, machten Andrea und Sebastian die Pisten unsicher. Als sie sich im Sportgeschäft Leihski für die verbliebenen Tage ihres Urlaubs organisierten und der Angestellte nach Andreas Körpergewicht fragte, um die Bindung einstellen zu können, verkündete Andrea selbstbewusst "70 Kilo!". Der Verkäufer und Sebastian schauten sie fragend an. "70? Das kann man kaum glauben!", meinte der Angestellte und musterte seine Kundin von oben bis unten. "Aber sie müssen es ja wissen!" "70?", flüsterte Sebastian Andrea fragend ins Ohr. "Mit den Stiefeln, der ganzen Ausrüstung kommt das schon hin!", meinte Andrea, ebenso flüsternd. "Außerdem sind wir noch eine Woche da! Wer weiß, was ich dann wiege! Jeden Tag ein Kilo, und die 70 sind zu Neujahr erreicht! " Sebastian hatte den leisen Verdacht, dass seine Freundin nicht übertrieb...

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