Petra's Karrierechance

Gelangweilt stopfte Petra die nächste Schokowaffel in ihren Mund. Wieder einmal war sie damit beschäftigt, im Internet nach den neuesten Skandalgeschichten sogenannter Stars und Sternchen zu suchen. Petra arbeitete halbtags in der Redaktion einer dieser Hochglanzmagazinen für die "Frau des 21. Jahrhunderts". Zwar nahm das Magazin für sich in Anspruch, "gehobene" Ansprüche zu erfüllen, ganz ohne doofe Reportagen über das Privatleben diverser Pop- und Filmstars glaubte man offenbar nicht auskommen zu können. Petra hatte die spannende Aufgabe erhalten, die "interessantesten" dieser Geschichten zusammenzustellen. Diese füllten meistens irgendeine der hinteren Seiten der Zeitschrift. Wiederholt hatte Petra ihre Chefredakteurin gebeten, auch mal einen größeren Artikel schreiben zu dürfen - natürlich ohne Erfolg.

Im Grunde war Petra selber Schuld, dass sie diesen langweiligen Job machen musste, um ihr Studium zu finanzieren. Nach dem Abitur hatte sie schon ein halbes Jahr für die Zeitschrift gearbeitet, als ein Modefotograph, mit dem das Magazin eng zusammenarbeitete, sie fragte, ob sie nicht einmal für Probeaufnahmen im Studio vorbeikommen wolle. Der Fotograph hatte gerade die neuesten Modeaufnahmen für die aktuelle Ausgabe in der Redaktion abgegeben und sie gesehen, als sie gerade an ihren Schreibtisch marschierte. Der Typ war der Meinung, dass sie, sowohl was ihr Aussehen als auch ihre "Ausstrahlung" betrifft, Talent hätte. Vielleicht war er ja bloß von ihrem kurzen Rock so begeistert. Wie auch immer, Petra lieferte Probeaufnahmen ab und wurde auch für die nächsten Fotoshootings engagiert. Ihren Job bei der Zeitschrift hing sie an den Nagel.

Dann absolvierte Petra zwei Auslandssemester in Amerika. In dieser Zeit entwickelte sich nicht nur ihr Englisch und ihr makroökonomisches Wissen weiter - leider handelte sich Petra in dieser Zeit auch ein paar zusätzliche Kilos ein. Während Petra in den Staaten war, bemerkte sie zwar, das sie etwas zunahm, doch zerbrach sie sich darüber nicht den Kopf - bisher hatte sie noch nie Probleme mit dem Gewicht gehabt - die paar Kilos würden in Deutschland wieder bald herunten sein. Wenn sie sich in Amerika im Spiegel betrachtete, war sie sich außerdem ziemlich sicher, dass man die paar Extrakilos kaum ansah. Sie sah im Spiegel nur eine 176 Zentimeter große, dunkelhaarige und schlanke junge Frau, die in ihren Jeans und dem engen Rollkragenpullover eine ziemlich gute Figur machte. Vielleicht hatte sie etwas an den Oberschenkeln zugelegt - kaum merklich nur, wie Petra fand. Im großen und ganzen war sie mit ihrem Spiegelbild ziemlich zufrieden.

Als sie dann allerdings wieder zu Hause angekommen war, bemerkte sie an den Reaktionen von Eltern, Bruder, Freuden und Bekannten, dass man ihr die vielen Burger und Dognuts doch mehr ansah, als sie sich selbst zugestanden hatte. Am deutlichsten brachte es ihr zwei Jahre jüngerer Bruder auf den Punkt. Der meinte frech: "Wieviele Dognuts braucht es für so einen Hintern?" Petra betrachtete sich zu Hause kritisch im Spiegel - ihr war es noch immer ein Rätsel, warum alle sofort eine Gewichtszunahme diagnostizieren konnten. Ihre Klamotten waren zwar etwas enger geworden, passten im Grunde aber noch immer, ohne übertrieben knapp zu sein. Dass das Gewebe an Bauch und Oberschenkel um eine Spur weicher war als vor ihrem USA-Aufenthalt, konnten die anderen ja nicht sehen. Dachte Petra zumindest.

Nach ihrer Rückkehr wollte Petra wieder mit den Modeaufnahmen weitermachen. Als sie das erste Mal wieder im Studio auftauchte, teilte man ihr allerdings mit, dass ihr Typ inzwischen leider nicht mehr so gefragt war wie noch vor wenigen Monaten. Petra konnte sich schon vorstellen, was die wahren Gründe dafür waren.

Nun saß sie also wieder an ihrem Schreibtisch in der Redaktion. Ursprünglich hatte sie ja vorgehabt, mit intensivem Sport und radikaler Diät wieder in die gewünschte Form zu kommen, doch machte ihr ihre eigene Bequemlichkeit bisher einen Strich durch die Rechung. Sie war immer ein Sportmuffel gewesen und hatte ihr Gewicht auch ohne Joggen, Radfahren, Schwimmen oder gar Fitnessstudio gehalten. Sie hatte sich zwar nach der Niederlage bei ihrem Comebackversuch als Modell mit Laufschuhen, Running-Tights und Pulsmesser eingedeckt, mehr als zwei Mal war sie in den zwei Monaten seit ihrer Rückkehr jedoch nicht laufen gegangen. Sie hatte sich jedes mal einen derartigen Muskelkater eingehandelt, dass sie in den darauffolgenden Tagen kaum Stiegen steigen konnte. Dies konnte einfach nicht gesund sein, dachte Petra. Zwar nahm sie sich noch immer vor, wenigstens einmal in der Woche Schwimmen zu gehen, doch auch das schaffte sie nicht. Eine strenge Diät musste ausreichen, um wieder in Form zu kommen.

Nach zwei Monaten zu Hause stellte Petra allerdings fest, dass dies gar nicht so einfach war. Tatsächlich hatte sie ihr Gewicht nur gehalten, abgenommen hatte sie kein bisschen. Schuld daran war nicht nur ihre Sportverweigerung, sondern auch die neue Kollegin in der Redaktion, die ihr direkt gegenüber saß. Sie war Sportstudentin und eigentlich ganz o.k., wenn sie nicht ununterbrochen Schokowaffeln und andere kalorienreiche Dinge während der Arbeit vertilgte. Während Sara - so hieß ihre neue Kollegin - aber am Nachmittag ihrem schweißtreibenden Studium nachging und die Kalorien, die sie am Vormittag zu sich nahm, locker wieder loswurde, sah dies bei Petra etwas anders aus. Petra musste sich ununterbrochen unter Kontrolle halten, um nicht jedes Mal, wenn Sara zugriff, selbst auch zuzulangen. An manchen Tagen gelang ihr dies ganz gut, an anderen weniger. Dann verzichtete sie auf ihr Mittagsessen und lief bis abends mit knurrendem Magen herum. Inzwischen war Petra zum Schluss gekommen, dass sie froh sein musste, seit ihrer Rückkehr nicht weiter zugenommen zu haben.

Es war wieder einer jener langweiligen Vormittage in der Redaktion. Wenigstens regnete es, sodass Petra ihren Vorsatz, heute auf jeden Fall wieder laufen zu gehen, nicht einlösen musste. Heute war einer jener Tage, an denen sie sich überhaupt nicht unter Kontrolle hatte, was Saras Süßigkeiten betraf. Diese Vormittage häuften sich in letzter Zeit bedenklich und dementsprechend schlechtes Gewissen hatte Petra, wenn sie das nächste Schokokeks in den Mund steckte. Lang konnte dies figurmäßig nicht mehr gut gehen, war Petra überzeugt.

Petra tippte gerade an einem ihrer kleinen Texte, als plötzlich ihr Chef an ihrem Schreibtisch stand. "Sie wollten doch schon immer mal eine größere Story schreiben, stimmt doch?", meinte er. Petra hatte gerade ein weiteres Keks im Mund - im ungünstigsten Moment. Hastig schluckte sie die süße Masse hinunter und brachte ein heißeres "Ja, stimmt!" hervor. "Um Gottes Willen, lassen sie sich doch Zeit - wir wollen doch nicht, dass Sie hier in der Redaktion ersticken!", lachte ihr Chef, und blickte auf die fast leere Kekspackung. "Ich glaube, ich habe das Richtige für sie", meinte er nun grinsend und drückte ihr eine kleine Mappe mit Unterlagen in die Hand.

Aus den Unterlagen in der Mappe konnte Petra entnehmen, dass sich in der Stadt einige offenbar nicht ganz dem gängigen Schönheitsideal entsprechende Frauen zu einer Initiative zusammengeschlossen hatten, die sich zum Ziel gesetzt hatte, dem Problem angeblich zu üppiger Formen auf kreative Art zu begegnen. Dies bedeutete, dass Standartprozeduren wie Diäten nicht Priorität im Umgang mit etwas mehr Leibesfülle eingeräumt werden sollten.

"Ich glaube, ich habe das Richtige für sie!", murmelte Petra leise, ihren Chef imitierend. "Wie witzig!", murmelte Petra weiter, als sie begann, sich die Unterlagen durchsah. Offenbar fiel ihre Fresserei sogar schon dem Chef auf, dachte Petra. Wirklich eine tolle Leistung! Die Story selbst war zwar nicht gerade nach ihrem Geschmack, sie hätte sich aber auf jede erdenkliche Geschichte mit voller Motivation gestürzt. Es war immerhin eine Chance.

Zuerst begutachtete Petra die Homepage des Vereins. Sehr bald stellte Petra fest, dass es sich um einen Haufen ziemlich humorvoller Damen handeln musste. Witzige und selbstbewusste Kurzporträts der Initiatorinnen waren ebenfalls zu finden wie kulturgeschichtliche Abhandlungen über die Entwicklung des Schönheitsideals im Laufe der Jahrhunderte, wobei sogar dies unterhaltsam zu lesen war und ganz und gar keinen wissenschaftlich-trockenen Eindruck auf Petra machte. Am heftigsten und unkonventionellsten waren aber die Ratschläge, die den Besuchern gegeben wurden: Die Modetipps etwa zielten nicht, wie Petra zuerst angenommen hatte, darauf ab, ausufernde weibliche Formen zu verhüllen und zu kaschieren! Ganz im Gegenteil! Und wenn man sich an die auf dieser Homepage empfohlenen Diäten halten würde, wäre selbst Kate Moss in kürzester Zeit kugelrund. Wie Petra beschämt feststellte, hielt sie sich selbst bereits an zwei der Vorschläge: "No sports" war der eine, der andere betraf ihre Nascherei während der Arbeit.

Nachdem sich Petra mit Hilfe der Homepage eingehend mit diesem seltsamen Verein auseinandergesetzt hatte, kontaktierte sie eine der Gründerinnen per e-mail und schilderte ihr ihr journalistisches Interesse an der Gruppe. Wenige Stunden später war sie zur nächsten "Gourmetrunde", wie die wöchentlichen Zusammenkünfte genannt wurden, eingeladen.

Wenige Tage später machte sich Petra schließlich, ausgerüstet mit Tonbandgerät und vorbereiteten Fragen, auf den Weg zur vereinbaren Adresse. Es handelte sich dabei um ein sehr großzügig angelegtes Einfamilienhaus am Rande der Stadt. Petra war sehr überrascht, als ihr eine junge Frau, die kaum älter als sie selbst war, die Tür öffnete. Tatsächlich handelte es sich um jene Irene, mit der sie in e-mail-Kontakt getreten war. Sie war etwas kleiner als Petra, hatte blondes, kurzes Haar und lustige Augen. Bekleidet war sie mit einem quergestreiften Langarm-T-Shirt, dass ihre wogende Oberweite betonte, und gut sitzenden hellen Jeans. Obwohl Petra nicht gleich bei der Begrüßung an der Haustür die Figur ihres Gegenübers im Detail mustern konnte - was sollte sich die Gastgeberin von ihr denken - bemerkte Petra den mächtigen Bauch und die nicht minder umfangreichen Oberschenkel. Sofort nachdem Petra in das modern eingerichtete Haus geführt worden war, registrierte ihre Nase verlockende Düfte. "Unsere Gourmetrunden heißen nicht ohne Grund so!", bemerkte Irene mit einem verschmitzten Grinsen. "Jede Woche muss eines der Mitglieder die anderen mit einem neuen Rezept verwöhnen. Diese Woche ist Carmen an der Reihe."

Inzwischen waren Irene und Petra im Wohnzimmer. Dort lernte sie nun die anderen sieben heute anwesenden Mitglieder der Gruppe kennen. "Mitglieder haben wir in der Zwischenzeit um die 30, allerdings gibt es einen harten Kern von etwa 10 Mädels, die sich regelmäßig sehen!" "Unsere Neumitglieder werden aber auch immer dünner!", meinte eine der Frauen freundlich zur Begrüßung - sie hieß Doris und war ebenfalls ein ganz ordentliches Schwergewicht, wie Petra feststellte. Überhaupt hatte sich hier eine außerordentlich gutgenährte Runde versammelt. Das erste mal seit Wochen hatte Petra keine Schuldgefühle wegen ihrer kleinen Gewichtszunahme.

Bald wurde Petra klar, dass sie an diesem Abend um eine gemeinsame Mahlzeit mit der Gourmetrunde nicht herumkommen würde. Sie wollte nicht schon vor dem journalistischen Teil des Abends mit ihren Diätabsichten die Stimmung verderben. Nach dem, was sie heute in der Redaktion verdrückt hatte, hätte sie allerdings strikteste Diät halten müssen.

Der Abend verlief äußerst amüsant. Kein Wunder, dass diese Mädels eine so witzige Homepage ins Netz stellten. Mit Genuss wurde über Nichtanwesende hergezogen: Über solche, die unbedingt schlank sein wollten, aber schon wieder zugenommen hatten. (Petra versuchte, so unbetroffen wie möglich zu wirken) Über solche ZeitgenossenInnen, die die runden Mädels mit ihrem selbstbewussten und resoluten Auftreten einschüchterten - seien es nun Ärzte, die wieder einmal eine Diät vorschlugen oder Verkäuferinnen, die verlegen verkündeten, dass ihr Store dieses oder jenes Kleidungsstück nicht in der benötigten Größe führte. Jede Situation, von der Petra annahm, dass sie für Übergewichtige besonders unangenehm sein musste, wurde in das Gegenteil verkehrt: in kleine, scheinbar höchst unterhaltsame Alltagsanekdoten. Fasziniert tauchte Petra in völlig neue Sichtweisen und Standpunkte ein und nach einigen Stunden hatte sie völlig vergessen, dass sie eigentlich noch ihre Fragen stellen sollte. Stattdessen war es ein witziger, wenn auch selbstmörderisch kalorienreicher Abend geworden.

Peinlich berührt stellte Petra am nächsten Tag fest, dass ihre Aufzeichnungen äußerst spärlich ausgefallen waren. Das Tonband hatte sie überhaupt nie eingeschaltet, wobei dies gleichgültig war, da über die Aktivitäten des Vereins kaum gesprochen worden war. Verlegen musste sie Irene um ein weiteres Treffen bitten. Dieser schien dies überhaupt nichts auszumachen - im Gegenteil. Letztendlich machten Irene und Petra einen Interviewtermin aus, an dem die beiden über die Aktivitäten des Vereins plaudern wollten. Auf Irenes Wunsch sollte Petra auch noch zur nächsten Gourmetrunde kommen, um auch die anderen Mitglieder zu offen gebliebenen Punkten befragen zu können. Das würde wieder mit Unmengen an Kalorien verbunden sein, dachte Petra. Die Arbeit an dieser Geschichte machte ihr zwar inzwischen Spaß, allerdings kam sie zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Jetzt, wo sie ohnehin so mit ihrem Heißhunger zu kämpfen hatte!

Was ihre Arbeit betraf, befand sich Petra nun in einem absoluten Hoch. Leider galt dies auch für ihren Süßigkeitenkonsum in der Redaktion. Schon seit längerer Zeit plagte sie ein schlechtes Gewissen, da sie inzwischen mehr von Saras Süßigkeiten verdrückte als diese. Indem Petra nun ihrerseits begann, selbst die Versorgung mit süßen Leckereien zu übernehmen, war zwar das Problem mit dem schlechten Gewissen bereinigt, andererseits kam ein viel größeres Problem hinzu: Die Hemmschwelle, "fremde" Kekse zu vertilgen, war nun wegegefallen. Dies hatte zur Folge, dass Petras Süßigkeitenkonsum schlagartig nach oben schnellte. Mit einer gewissen Panik zog Petra jeden Tag zu Mittag Bilanz, welche Mengen sie heute wieder verdrückt hatte. Spätestens am nächsten Morgen waren die guten Vorsätze aber wie weggeblasen.

Immer öfter betrachtete sich Petra kritisch im Spiegel. Irgendwie hatte sie sich verändert, konkretisieren konnte sie dieses vage Gefühl allerdings nicht. Ihre Bauchdecke war nicht mehr so straff wie früher - das hatte sie allerdings schon nach dem USA-Aufenthalt festgestellt. Nur zu dumm, dass sie sich nicht mehr genau daran erinnern konnte, wie sie sich damals genau angefühlt hatte. Genauso weich wie jetzt, oder doch noch etwas strammer? Dieselbe Ungewissheit plagte sie, was ihre Oberschenkel betraf. Sie hatten sich auch schon in den Staaten beim Sitzen eine Spur mehr Platz verschaffen müssen wie früher. Täuschte sie sich, oder konnte man das damals nur ahnen, während es jetzt schon deutlicher zu beobachten war? Wieso konnte sie sich dies alles einfach nicht mehr vergegenwärtigen? Sich auf die Waage zu stellen war auch sinnlos, da sie weder wusste, wieviel sie vor dem USA-Trip wog, noch, was sie nachher auf die Waage brachte. Es war zum Verzweifeln. Das einzige, was Aufschluss geben konnte, waren ihre Klamotten. Auch hier traute sich Petra keine eindeutige Diagnose zu. Bei manchen Teilen hatte sie ein höchst ungutes Gefühl, andere Teile wiederum saßen wie immer.

Das Interview mit Irene war sehr aufschlussreich. Petra stellte alle Fragen, die sie sich vorgenommen hatten und Irene bemühte sich, brauchbare Antworten zu geben. Irenes Aussagen erschienen Petra völlig vernünftig und alles andere als absurd, obwohl Irene zu vielen Themen rund um Gewicht, Schönheitsideale, Mode und Partnerschaft unkonventionelle Ansichten vertrat. Langsam begriff Petra, dass es offenbar Frauen gab, die sich nicht trotz ihres Übergewichts wohlfühlten, sondern gerade wegen ihrer vielen Kilos. Bisher hatte sie stets angenommen, dass sich die wenigen Frauen, die trotz ihrer Fülle selbstbewusst zu ihrem Körper standen, dies nur auf Grund ihrer angeborenen Extrovertiertheit konnten. Das extrovertierte Naturell konnte in solchen Fällen die bestehenden Zweifel bezüglich der Figur nur in den Hintergrund drängen, dachte Petra. Nun wurde ihr klar, dass sie sich getäuscht hatte. Irene etwa war happy mit ihrem Körper. Zu Hause musste sich Petra die Passage, von denen Irene von den Vorteilen ihres molligen Körpers sprach, immer wieder anhören. Irene schilderte, wie herrlich weich ihr Körper sei, wie angenehm es sich anfühlte, wenn sich die Fettposter geschmeidig an sich verändernde Körperhaltungen anpassten. Oder auch, wie sehr sich ihre Körperform in den verschiedenen Kleidungsstücken veränderte. So würde ihr Po in einer engen Jeans gänzlich anders geformt werden wie in einem Wickelrock. Als unschätzbaren Vorteil empfand es Irene, sich ohne Einschränkungen und Gewissenbisse auf üppige Mahlzeiten freuen zu können und diese auch in vollen Zügen zu genießen. Selbst das hohe Gewicht an sich fühlte sich für Irene gut an - scheinbar vermittelte es ihr ein Gefühl der Stärke, ja sogar der Unverwundbarkeit. Wie Irene aber auch zugab, waren die Frauen, die so fühlten, selbst in ihrer Gruppe in der Minderheit. Irene war aber überzeugt, dass man sich diese positive Einstellung zum eigenen Körper erarbeiten kann - dies war auch das Hauptziel ihrer Gruppe.

Irgendwie hatte dieses Gespräch wenn schon nicht Petras Weltbild, dann doch zumindest ihre Einschätzungen zum Thema Körperbewusstsein durcheinander gewirbelt. Dies änderte nichts daran, dass sie sich jetzt endlich zu einer ernsthaften Diät zusammenreißen musste, ansonsten würde sie Irenes Ratschläge früher in Anspruch nehmen müssen, als ihr das lieb war.

Wie Petra befürchtet hatte, gelang es ihr auch in den nächsten Tagen nicht, ihre guten Vorsätze in die Realität umzusetzen. Und so kam, was kommen musste: Eine ihrer Jeans war eindeutig und ohne jeden Zweifel zu eng geworden. Irgendwie hatte sich Petra ja schon damit abgefunden, dass dieser Moment unausweichlich war - so, wie sie in den letzten Wochen zugelangt hatte. Jetzt aber, wo er gekommen war, war es trotzdem schlimm. Schon als Petra die Hose hochzog, merkte sie, wie verflucht eng sie um die Oberschenkel herum geworden war. Dann machte ihr Po ernsthafte Probleme, als sie versuchte, die Jeans über die Hüfte zu ziehen. Mit Müh und Not gelang Petra dies zwar, aber schon jetzt saß das Teil derart unbequem und eng, dass sie am liebsten sofort wieder aus der Jeans herausgeschlüpft wäre. Trotzig wollte Petra der Realität nicht ins Auge blicken. Es konnte, ja es durfte einfach nicht sein, dass sie in diese verdammte Jeans nicht mehr hineinpasste! Insgeheim wusste Petra zwar genau, dass es nichts ändern würde, wenn sie die Jeans tatsächlich noch zumachen konnte. Sie hatte zugenommen und diese Jeans war zu klein geworden, daran bestand nicht der geringste Zweifel. Trotzdem zerrte sie mit beiden Händen verzweifelt an der Hose und versuchte mit größter Anstrengung, die Jeans zuzuknöpfen. Vor lauter Luftanhalten war ihr schon ganz schwindlig, und die Finger waren vor Anstrengung schon ganz rot, als ihr es tatsächlich gelang, die Jeans zu schließen. Der Reißverschluss ließ sich vergleichsweise leicht zumachen. Der Schock über die zu enge Jeans saß tief. Als Petra sich aber ihrem Spiegelbild widmete, fiel sie endgültig aus allen Wolken. Sie konnte nicht glauben, was sie zu sehen bekam: Viel zu pralle Oberschenkel. Ein im Vergleich zu früher luxuriös ausgestattetes Hinterteil. Und vor allem das katastrophal deutlich sichtbare Speckröllchen, dass der zu enge Bund der Hose ans Tageslicht brachte! Niemals wieder würde sie auch nur ein Keks, ein Stück Schokolade oder etwas ähnliches essen. Niemals!

Trotz allem Entsetzen war Petra noch immer nicht aus der Jeans herausgeschlüpft. Irgendwie hatte sich die beklemmende Enge des ersten Augenblicks gelegt und die Jeans fühlte sich nicht mehr ganz so schlimm an. Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, betrachtete Petra ihr Spiegelbild nun etwas nüchterner. Ja, man konnte ohne Zweifel sehen, dass ihre Oberschenkel nicht mehr zu den schmälsten zählten - so unmöglich sahen sie beim zweiten Hinsehen aber gar nicht aus. Und was ihren Po betraf - im Grunde hatte sie bisher kein sonderlich auffälliges Hinterteil. Jetzt hatte sie vielleicht tatsächlich etwas mehr zu bieten, im Grunde war auch das halb so schlimm. Das Speckröllchen allerdings ließ sich nicht schönreden. Bis die Diät greift, würde sie halt auf kurze Oberteile, die ihre Nabelgegend bloßlegen könnten, verzichten. Auch kein Problem, dachte Petra. Als sie aus der Jeans wieder rausschlüpfte, hatte sich die ärgste Panik schon wieder gelegt.

In den Tagen bis zum zweiten Treffen mit der Gourmetrunde ertappte sich Petra allerdings wiederholt dabei, wie sie sich unbewusst mit ihrem Hauch von Bauchspeck spielte: Immer prüfend, ob er auch tatsächlich noch da war. Ganz abgefunden hatte sie sich mit seiner ständigen Anwesenheit noch nicht. Wie stark wölbt er sich, wenn ich mich setze? Bemerkt bzw. fühlt man ihn auch, wenn ich stehe? Jeder Spiegel, jede reflektierende Schaufensterscheibe wurde von Petra in diesen Tagen genutzt, um sich eingehend zu mustern. Eigentlich war optisch nichts zu merken von den neuentdeckten Fettpölsterchen. Oder doch? Vielleicht ein ganz klein wenig an den Beinen? Oder bildete sie sich das nur ein? Die Momente, in denen sich Petra einredete, dass die neuen Kilos eindeutig zu sehen waren, wechselten sich mit jenen Momenten, in denen alles völlig harmlos erschien, ununterbrochen ab. Es war zum verrückt werden!

Petra arbeitete inzwischen weiter an ihrem Artikel. Es war gar nicht so leicht, ständig von den angeblich so positiven Seiten eines kulinarisch uneingeschränkten Lebenswandel zu lesen bzw. selbst zu schreiben und gleichzeitig sich selbst beim Essen einzubremsen. Nie hätte Petra gedacht, wie schwierig es war, den vielen Versuchungen nicht nachzugeben. Plötzlich dämmerte ihr, wie schwierig es für viele Frauen sein musste, sich eine schlanke Figur zu "erhungern", nur weil irgendwelche Konventionen es verlangten. Aus gesundheitlichen Gründen sah es Petra ja noch ein - aber ansonsten? Irenes Weg war zwar ungewöhnlich, im Grunde hatte sie aber recht.

Mit Müh und Not brachte Petra den ersten Diättag erfolgreich über die Runden. Als sie abends ein Buch las, musste sie aber alle zwei Minuten an die Erdnüsse, die nur darauf warteten, vertilgt zu werden, denken. Fast wäre sie der Versuchung erlegen, gerade rechtzeitig besann sie sich noch eines besseren und holte sich stattdessen Karotten, an denen sie wenig begeistert den restlichen Abend nagte. Als Petra am Morgen des zweiten Diättages erwachte und an Salate, Karotten, Joghurt und ungezuckerte Säfte dachte, bereute sie es das erste mal so richtig, dass sie sich in den letzten Wochen so gehen hatte lassen. Doch es half nichts - da musste sei nun durch. Die zu eng Jeans war mehr als ein Wink mit dem Zaunpfahl!

Schon zu Mittag - Sara verdrückte mit Genuss eine Süßspeise - ging Petra ihre Diät schon ziemlich auf die Nerven. Und das nach eineinhalb Tagen, dachte sie. Das konnte ja heiter werden...

Endlich war der zweite Termin mit der fröhlich-hungrigen Gourmetrunde gekommen. Petra hoffte innigst, wieder derart üppig bewirtet zu werden wie beim ersten Zusammentreffen. Diät hin oder her - als guter Gast konnte sie doch unmöglich die Gastfreundschaft von Irene und ihren Freundinnen ignorieren. Außerdem würde dies sicherlich negative Auswirkungen auf ihren Artikel haben. Die journalistische Professionalität erzwang es geradezu, dass sie sich wieder den Bauch vollschlägt. Jede Karriere, besonders am Beginn, braucht eben seine Opfer...

Petras Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Wieder tischten die Mädels die unglaublichsten Köstlichkeiten auf. Zuvor schaffte es Petra diesmal allerdings, ihre Fragen zu stellen. Dann aber stürzte sie sich mit Appetit auf die vorbereiteten Köstlichkeiten. Sie wunderte sich selbst, wie leichtfertig sie ihre mühselig eingesparten Kalorien der letzten zwei Tage wieder wettmachte. In dieser Runde fiel ihr dies alles andere als schwer. Wieder amüsierte sie sich bestens. Kein Wunder - ihr schwarzer Humor passte hervorragend in diese Runde, und auch sonst verstand sie sich mit den meisten anwesenden Mädchen auf Anhieb. Erneut dauerte der Besuch viel länger als geplant und kalorienreich wie insgeheim erhofft.

Erst am nächsten Morgen wurde Petra bewusst, dass sie am gestrigen Abend ihre Diätbemühungen der letzten Tage zunichte gemacht hatte. Wenig begeistert nahm sie sich vor, ab heute ihre Diät länger als zwei Tage durchzuhalten. Schlemmerrunden mit der Gourmetrunde würden ab nun ihre Bemühungen nicht mehr zunichte machen, hatte sie doch alle Informationen, die sie für ihren Artikel brauchte, eingeholt. Wenn der Artikel in ein paar Tagen fertig sein würde, war das Thema erledigt. Wer weiß, wie lange sie sich noch für ihre Diät motivieren könnte, wenn sie noch öfters mit Irenes gar nicht so abwegigen Ideen konfrontiert worden wäre.

Die nächsten Tage waren diätmäßig überaus mühsam. Jeder Tag war eine Probe für ihre Willensstärke, Erfolge stellten sich bisher nicht ein. Zumindest keine merkbaren. Was hatte sie sich auch erwartet - sie hatte einige Zeit gebraucht, das Gewicht zuzulegen. Jetzt würde es eben dauern, bis sie es wieder los werden würde. Ihre Hoffnung, dass sie sich mit jedem Tag besser an ihren kärglichen Speiseplan gewöhnen würde, erwies sich aber bisher als unbegründet.

Nach zwei Wochen stellte sich dann der erste merkbare Erfolg ein. Die Jeans, die ihr bereits zu knapp geworden war, begann nun wieder besser zu passen. Sie war noch immer der einzige verlässliche Indikator für Petras Körpergewicht. Aus diesem Grund zwängte sie sich von Zeit zu Zeit in dieses Kleidungsstück, um den Erfolg ihrer Diät zu überprüfen. Für den Alltag war sie allerdings noch immer zu eng. Nicht, dass Petra die Jeans vom Tragekomfort her nicht aushalten würde - das hätte sie sehr wohl. Allerdings genügte besonders ihr Hinterteil nicht Petras selbstkritischen optischen Ansprüchen.

In den nächsten zwei Wochen stellten sich allerdings keine weiteren Erfolge ein. Im großen und ganzen hielt sie ihre strikte Diät weiter ein, allerdings passierten in letzter Zeit zwei, drei kleinere kulinarische Ausrutscher. Verärgert stand Petra nun vor ihrem Spiegel und musterte sich eingehend. Das Speckröllchen am Bauch war fast wieder verschwunden, die sich nur noch andeutende Wölbung über dem Bund hielt sich in den letzten zwei Wochen allerdings hartnäckig. Ihre Oberschenkel profitierten am meisten von ihrer Diät - allerdings waren auch hier in den letzten zwei Wochen kaum Fortschritte zu verzeichnen gewesen. Am frustrierendsten war aber der Anblick ihres Pos. Irgendwie schien es sich noch nicht zu den Fettdepots auf ihrem Gesäß herumgesprochen zu haben, dass sie nun nicht mehr erwünscht waren.

Noch am selben Tag traf sie Irene in einem Einkaufszentrum. Sie kam gerade mit unzähligen Tüten aus einem Modegeschäft heraus. "Muss meine Garderobe etwas aufrüsten!", begrüßte sie Irene mit einem Augenzwinkern. Petra wusste sofort, worauf Irene hinauswollte: Sie hatte deutlich sichtbar zugenommen und brauchte nun größere Kleidung. Petra bewunderte Irene für ihre Gelassenheit. Für sie war ihre zu enge Jeans eine Tragödie, die einschneidende und langwierige Maßnahmen nach sich zog. Für Irene war die Angelegenheit nach einer ausgedehnten Shoppingtour offenbar erledigt. Petra beneidete Irene fast ein wenig dafür. Wenig überraschend kam es deshalb auch für Petra, als sie Irene nach der freudigen Begrüßung überredete, sie doch noch schnell in eines der kleinen Lokale in der Shopping-Mall zu begleiten. Eigentlich wollte sich Petra nur einen kleinen Salat bestellen. Als Irene aber eine ziemlich umfangreiche Bestellung machte, fühlte sich Petra irgendwie gezwungen, auch etwas Gehaltvolleres zu bestellen. Mit ihrem Salat würde sie sich vor Irene bloß lächerlich machen. Außerdem wollte sie gerade Irene gegenüber keinesfalls den Eindruck erwecken, auf Diät zu sein.

Mit dem ersten Biss in den Döner war Petras Appetit erwacht. Mit Genuss verschlang sie die kalorienreiche Mahlzeit, während sie sich mit Irene blendend unterhielt. Aus dem kurzen gemeinsamen Imbiss wurde eine ausgiebige Mahlzeit. Sie unterhielten sich lange über Petras inzwischen erschienenen Artikel, in dem die Gourmetrunde in einem sehr positiven Licht vorgestellt wurde. Ohne jedes schlechtes Gewissen hielt Petra mit jeder weiteren Bestellung Irenes mit. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals derart übertrieben geschlemmt zu haben. Für Irene schien dies normal zu sein, für Petra war es das auf keinen Fall.

Eine seltsame Lust an der Zerstörung ihrer Diäterfolge überkam Petra. Manchmal hatte sie ähnliche destruktive Phasen. Mühsam in Stunden vollendete Puzzles in wenigen Sekunden wieder in seine Bestandteile zu zerlegen, teure Jeans eigenhändig mit Schere, Filzstiften und anderen Utensilien zu bearbeiten, sich ihre schönen, langen Haare radikal zu kürzen - der Zerstörungsaspekt hatte irgendwas reizvolles an sich. Genau diesen Reiz fühlte sie nun, als sie Pommes Frites in ihren Mund schaufelte und an ihre Jeans dachte, die gerade erst wieder zu passen begann. Sich zuerst über Wochen mühevoll die Kilos vom Leib zu hungern und dann zu versuchen, in einer Art selbstzerstörerischem Wahn die ganzen Anstrengungen zunichte zu machen und dies auf eine seltsame Art und Weise noch lustvoll zu genießen - sie musste verrückt sein! Langsam spürte sie, wie sich ein schon lange nicht mehr empfundenes Völlegefühl einstellte und ihr Bauch gegen ihre Hose drückte. Warum bloß hatte sie heute nicht ihre enge Jeans an - darin würde sich ihr figurruinierender Akt noch viel besser anfühlen!

Auf dem Nachhauseweg bereute Petra bereits ihren unkontrollierten Heißhunger. Wie konnte sie derart die Kontrolle verlieren? Sie war sich selbst ein Rätsel. Ab sofort würde sie wieder ihre strengen Diätregeln einhalten. Ein kleines Problem ergab sich aus dem Treffen mit Irene trotzdem: Diese hatte Petra nämlich zur nächsten Gourmetrunde eingeladen. Einmal ohne berufliche Zwänge. Petra hatte natürlich sofort begeistert zugesagt. Kein Wunder, war sie zu diesem Zeitpunkt ja gerade mitten in ihrer Fressattacke! Das nächste Treffen war in wenigen Tagen, und Petra machte sich keine Illusionen, dass es wiederum äußerst kalorienreich zugehen würde.

In den nächsten Tagen widmete sich Petra wieder ihrer mühsamen Diät. Lustlos knabberte sie wieder an einer Karotte, während sie ohne jede Inspiration vor dem Bildschirm in der Redaktion saß und versuchte, einen Artikel über Allergien zu schreiben. Irgendwie war das letzte Thema ungleich reizvoller. Sie musste sich irgendeine glaubhafte Ausrede einfallen lassen, um nicht zur Gourmetrunde gehen zu müssen. Es wäre zwar wieder sehr lustig mit den Mädels geworden - kein Zweifel! Für ihre Diät wäre aber ein weiteres Treffen just zu diesem Zeitpunkt alles andere als ideal gewesen. Letztendlich erzählte sie Irene irgendetwas von Prüfungsstress in der Uni und Zeitdruck in der Redaktion, um dem kalorienreichen Abend zu entgehen. Während sich die Damen der Gourmetrunde wie üblich über nicht anwesende Zeitgenossen herzogen und sich gleichzeitig ausgefallene Köstlichkeiten vergönnten, saß Petra missmutig vor dem Fernseher. Ihre Anprobe-Jeans war alles andere als weiter geworden. Wenn diese verdammte Diät ohnehin nichts bringt, hätte sie genauso gut Irenes Einladung annehmen können, dachte Petra, während sie gelangweilt einen uralten Tatort anguckte.

Die nächste Zeit wurde für Petra noch frustrierender: die ständige Selbsteinschränkung fiel ihr immer schwerer, und immer öfter hielt ihre Willenskraft den Verlockungen der Süßigkeiten, die inzwischen wieder Sara besorgte, nicht mehr stand. Mit brutaler Selbstdisziplin versuchte Petra den kalorienreicheren Tagen in der Redaktion besonders strikte Diättage folgen zu lassen. Wiederholt geisterte in ihrem Kopf der Gedanke herum, die Diät Diät sein zu lassen. Es zahlte sich nicht aus, den ganzen Tag nur an Kalorien, Konfektionsgrößen, Problemzonen und Kilos zu denken! Die ganze Energie, die sie dafür aufwenden musste, ging ihr in anderen Bereichen ab - im Studium ging nichts voran, die Arbeit in der Redaktion nervte sie zusehends, obwohl sie jetzt öfters kleinere Artikel schreiben durfte. Öfter war Petra nun knapp davor, ihre Diät zu beenden. Während sie in der Redaktion saß, nahm sie sich fest vor, sich auf dem Heimweg bei McDonalds oder einem Türken mit einem ganz und dar nicht diätgerechten Leckerbissen zu verwöhnen. Wenn sie dann aber unterwegs war, siegte wieder ihre Selbstdisziplin. Dies alles änderte nichts daran, dass sich keine weitere Gewichtsreduktion mehr einstellte.

Dann meldete sich Irene wieder bei Petra. Ob sie inzwischen wieder mehr Zeit habe, lautete die vorsichtige Frage. Noch bevor Petra das für und wider abwägen konnte, war ihr bereits die Zusage herausgerutscht. Doch sie bereute ihre vorschnelle Antwort eigentlich nicht: Es würde sicher wieder lustig werden, und wenn sie mehr aß als sie sollte, würde es auch egal sein. Schlechter, müder und antriebsloser wie jetzt konnte es ihr ja kaum gehen - was sollte also schon großartiges passieren.

In den Tagen bis zur nächsten Gourmetrunde entwickelte sich sogar so etwas wie Vorfreude. Die Aussicht auf einen Abend mit dieser humorvoll-boshaften Damenrunde und dem dazugehörigen kulinarischen Begleiterscheinungen verbesserte Petras Stimmung sprunghaft. Dass sie ihre Diät inzwischen nur noch halbherzig betrieb, passte ins Bild.

Weniger passte ihre Jeans, als sie sich auf den Weg zu Irene machte. Sie war wieder enger geworden, nichtsdestoweniger hatte sie Petra heute angezogen. Die Auswirkungen des heutigen Abends würden sich darin am stärksten bemerkbar machen. Dass ihr Po alles andere als klein und knackig darin aussah, spielte in Anwesenheit von Mädchen, die allesamt mindestens 20 Kilo mehr als sie wogen, wohl kaum eine Rolle. Trotzdem kam sie sich irgendwie seltsam - fast nackt - vor, als sie in der U-Bahn unterwegs zur Gourmetrunde war und jeder ihre praller gewordenen Formen begutachten konnte.

Es wurde der erwartet lustige Abend. Petra gab sich hemmungslos den aufgetischten Köstlichkeiten hin. Mit größerer Berechnung, aber nicht weniger genussvoll, malte sie sich aus, welche im Grunde katastrophalen Folgen solche Gelage für ihre Figur nach sich zogen. Normal war eine solche Einstellung nicht, für diesen Abend schob Petra aber alle Vernunftsaspekte zur Seite - dies war Teil des Vergnügens. Das schlechte Gewissen würde sich ohnehin früh genug einstellen.

Das schlechte Gewissen stellte sich tatsächlich ein, allerdings noch nicht am nächsten Tag. Die gute Laune, die Petra in den nächsten Tag hinüberrettete, führte dazu, dass sie sich unbeschwert wie schon lange nicht mehr bei Saras Keksen bediente. Eigentlich wunderte sich Petra wieder einmal über sich selbst, doch versuchte sie, nicht zuviel darüber nachzudenken. Solange sie guter Laune war, und das war sie zweifellos, war alles in Butter. Erst am zweiten Tag nach der Gourmetrunde begann Petra, sich wieder etwas stärker am Riemen zu reißen. Doch auch noch an diesem Tag gelang es ihr nicht, wirklich streng Diät zu halten. Erst am dritten Tag nach dem Abend bei Irene stellte sich das schlechte Gewissen so richtig ein und damit auch die Motivation für ihre Diät. Dann gelang es Petra auch tatsächlich drei, vier Tage lang, ohne allzu große Anstrengungen, sich auf Gemüse, Obst und anderes gesundes Zeug zu beschränken. Danach fiel Petra ihre Diät wieder mit jedem Tag ein bisschen schwerer. Nach etwa zwei Wochen war ihr Nervenkostüm von den ständigen Diätanstrengungen bereits wieder erheblich unter Mitleidenschaft gezogen. Das nächste Treffen der Gourmetrunde kam deshalb gerade recht.

Wenn sie ihre Jeans als Maßstab heranzog, hatte sich in den Tagen seit der letzten Gourmetrunde nichts verändert. Und wenn, dann nur kaum merklich. Ihre Diättage reichten offenbar gerade aus, um eine weitere Gewichtszunahme zu verhindern. In den nächsten Wochen pendelte sich dieser Rhythmus ein: Dem kulinarischen Feuerwerk in der Gourmetrunde folgten gutgelaunte und was das Essen betraf ziemlich undisziplinierte Tage. Dann stellte sich langsam das schlechte Gewissen ein und Petra kehrte zu ihrem Diätplan zurück. Die regelmäßig stattfindenden Gourmetrunden befreiten sie oft aus ziemlich depressiven Stimmungslagen. Während Petra anfangs dachte, sie würde ihr Gewicht in etwa halten, stellte sie nach einigen Wochen fest, das dies wohl nicht ganz stimmten konnte: Langsam und anfangs kaum merklich legte sie offenbar Woche für Woche etwas zu. Als sie wieder einmal ihre Jeans zwecks Figurüberprüfung anprobierte, kam dies mehr als deutlich zu Tage - sie saß schon wieder so eng wie vor einigen Monaten, als sie es kaum fassen konnte, wie sehr sie zugenommen hatte. Auch wenn Petra nicht gerade in Begeisterungsstürme ausbrach, als sie merkte, wie sehr sie die Hose inzwischen wieder ausfüllte, so war doch nichts mehr von der Panik zu merken, die das erste mal über sie hereinstürzte. Im Gegenteil - nun nahm sie sich strikt vor, sich nicht wieder die Laune verderben zu lassen, nur weil sie entdeckt hatte, dass ihre Figur etwas runder geworden war. Vor allem deshalb, weil heute wieder die Gourmetrunde am Programm stand. Inzwischen gehörte sie schon zum festen Kreis - sie wollte diese Treffen auf keinen Fall mehr missen. Petra war schon wieder aus ihrer Jeans herausgeschlüpft und stand nun vor ihrem Kleiderschrank. Wie immer fiel ihr die Auswahl ihrer Garderobe ziemlich schwer. Da hörte sie schon das Hupen eines Autos vor ihrer Wohnung - Anna, ein Mitglied der Runde, holte sie wie vereinbart ab. Da sich Petra ohnehin nicht entscheiden konnte, zwängte sie sich kurzerhand in ihre Jeans und eilte nach unten. Nun würden ihre Freundinnen auf alle Fälle merken, dass sie zugenommen hatte...

Trotzdem ließ sich Petra wieder mit den wunderbaren Kreationen aus Irenes Küche verwöhnen. Schon nach relativ kurzer Zeit behinderte die besonders im Sitzen mörderisch enge Jeans ein unbegrenztes Schlemmervergnügen. Petra redete sich ein, eigentlich froh darüber zu sein - so würde sie wenigstens heute nicht über die Stränge schlagen. Andererseits hatte sie sich wieder seit Tagen auf diesen Abend gefreut. Kurz überlegte Petra, einfach die Hose aufzumachen und weiter zu futtern. Irgendwie traute sie sich das aber nicht, obwohl die anwesenden Damen ihr dies sicher nicht übel genommen hätten. Eine Viertelstunde wartete Petra und hoffte, dass ihr Magen dann wieder so weit aufnahmebereit war, damit sie wenigstens noch ein kleines Stück des Kuchens genießen würde können. Nach drei Bissen bekam Petra allerdings schon wieder keine Luft mehr - gleichzeitig rann ihr das Wasser im Mund zusammen, wenn sie den Schokoladekuchen vor sich auf ihrem Teller so betrachtete. Im selben Augenblick stieß die neben ihr sitzende Irene mit einer ungeschickten Handbewegung ihre Tasse um und ein nicht mehr sehr warmer Kaffee färbte Petras Jeans im Nu von oben bis unten braun ein. "Mensch, wie ungeschickt!", rief Irene, als Petra reflexartig von ihrem Stuhl aufsprang. Petras Versuche, mit den am Tisch herumliegenden Papierservietten noch zu retten, was zu retten war, waren wenig erfolgreich. "Warte, komm schnell mit, vielleicht finden wir was, was Du den restlichen Abend anziehen kannst!" Irene führte Petra in ihr Zimmer, um was passendes für Petra zu finden. Kaum waren die beiden außer Hörweite der Tischgesellschaft, lachte Irene Petra an: "Das hab' ich doch geschickt gemacht, nicht?" "Du hast mir den Kaffee absichtlich über die Hose geschüttet?", wunderte sich Petra. "Aber klar doch - was denkst denn du? Ich hab' doch schon die ganze Zeit beobachtet, wie dich deine superenge Jeans am weiteressen gehindert hat! Mir war sofort klar, dass du dich nicht trauen würdest, deine Jeans einfach aufzumachen und weiter zu schlemmen!", meinte Irene grinsend. Petra schoss die Farbe ins Gesicht. Sie fühlte sich ertappt. "Du solltest eigentlich schon wissen, dass du dir eher bequem sitzende Kleidung anziehen solltest, wenn du dich mit uns hier triffst!", belehrte Irene ihre Freundin. "Oder gehen dir etwa schön langsam die bequem sitzenden Kleidungsstücke aus?" Petra wurde noch röter im Gesicht. "Ich muss doch fast ein bisschen zunehmen, wenn ich mich mit euch so oft treffe. Ansonsten kommt man sich ja hier direkt wie ein Außenseiter vor!", entgegnete Petra, von ihrer eigenen Schlagfertigkeit überrascht. "Ich verstehe! Der gesellschaftliche Druck, sich als einzige Hagere inmitten einer Runde gutgebauter, üppiger Mädchen zu behaupten, muss schrecklich sein!", ulkte Irene. "Hager - dass ich nicht lache! Schau dir mal meinen Po an! Das nennst du hager?", schimpfte Petra. "Lass gut sein!", beruhigte Irene ihre Freundin. "Im Vergleich zu früher ist er ja wirklich schon ganz nett. All zu viel würde ich mir auf die paar Pölsterchen aber auch nicht einbilden!", sagte Irene in einem mahnenden Tonfall. "DAS nenne ich ein ordentliches Hinterteil!", meinte sie und klatschte mit der Hand so heftig gegen ihre linke Pobacke, dass diese wie verrückt zu wackeln begann. "Es braucht viel Geduld, Zeit und liebevolle Pflege, um zu so einem prächtigen Po zu kommen!", meinte Irene feierlich. Petra musste lachen. "So eine Glanzleistung ist das auch nicht! Ich hab' mir meinen Fettarsch TROTZ strengem Fasten angefuttert. Wenn ich die Karotten absetzten würde und stattdessen Schokoriegel verdrücken würde, würd' ich dir bald Konkurrenz machen...", meinte Petra selbstbewusst, schickte dann aber ein relativierendes "...fürchte ich" hinterher.

Irene drückte Petra eine Hose in die Hand, die Petra auch auf Anhieb ziemlich gut passte. "Wem gehört denn die?", fragte Petra neugierig. "Die - mir natürlich!", wunderte sich Irene, während sie wieder Ordnung in ihrem Schrank machte. "Die hat dir mal gepasst? Wow!" "Schrecklich, nicht?", lachte Irene, und die beiden kehrten wieder ins Wohnzimmer zurück.

Die beiden waren noch nicht am Tisch angelangt, als Irene ihren Freundinnen verkündete, dass Petra es zum einen für keine besondere Leistung hielt, sich üppige Formen anzufuttern und dass sie zum anderen ihren eigenen Po als "Fettarsch" bezeichnete. Petra fiel aus allen Wolken. Wie konnte Irene nur... Die anderen Mädchen spielten die Entrüsteten und zogen mit heller Freude über Petra her. "Unser Leichtgewicht muckt auf!", bekam sie zu hören. "Welche Größe trägst du noch mal?", schallte es von einer anderen Seite. Auch ein "Nur weil du ein paar Kilos aufgeholt hast und nicht mehr in deine Teenager-Jeans passt, brauchst du nicht gleich übermütig zu werden!" drang an ihre Ohren. Petra spielte das Spiel mit und versuchte sich zu verteidigen. "Ich esse immer genauso viel wie ihr!" meinte sie, bekam jedoch ein "Wahrscheinlich hungerst du vorher drei Tage lang!" zurück. Das stimmte sogar, dachte Petra. Jedes von Petras Argumenten wurde vielfach entkräftet. In diesem ungleichen Kampf der Worte hatte sei keine Chance. Mehr als die Niederlage in dieser humorvollen verbalen Auseinandersetzung irritierte Petra, dass sie dabei den anderen Mädchen tatsächlich einreden wollte, dass sie doch gar nicht so dünn sei wie alle Anwesenden vorgaben, und dass sie auf keinen Fall eine dieser Figurbesessenen war, die mit ihrem Mini-Po herumwackelten, um sich irgendwelche Männer zu angeln, und dass sie nicht eine jener Frauen war, die in Ohnmacht fielen, wenn sie nicht mehr in ihre Größe 36-Röhre hineinpassten. Sie wollte tatsächlich keine dieser Frauen sein, doch verhielt sie sich seit geraumer Zeit haargenau so, wie sich jene Frauen bei einer kleinen Gewichtszunahme verhalten würden. Was also war sie Alternative? Mehr Gelassenheit wahrscheinlich, doch woher diese nehmen?

Der Abend ging lustig weiter und Petra verdrückte so viel wie überhaupt noch nie zuvor. Ihre Gewichtszunahme war durch Irenes Indiskretion ja nun quasi offiziell und die Mädchen ließen es sich natürlich nicht nehmen, sie auch zu einem öffentlichen Thema zu machen. Anfangs war dies Petra ziemlich unangenehm, doch nach einiger Zeit hatte sie sich auch daran gewöhnt. Jedes mal, wenn sie ein Stück Kuchen auf ihren Teller schaufelte, empfing so von einem der Mädchen überschwängliches Lob für ihren gesunden Appetit.

Wie sich bald herausstellte, stellte dieser Abend eine Wende dar. Dieses mal kehrte das schlechte Gewissen nicht mehr zurück. Petras guter Appetit schwächte sich nicht mehr ab, auch das schlechte Gewissen stellte sich vorerst nicht mehr ein. Nach einer Woche übernahm Petra wieder die Süßigkeitenversorgung in der Redaktion, da ihr Konsum dieser zucker- und fettreichen Snacks neue Spitzenwerte erreichte. Trotzdem war Petras Laune bestens, mit einer neuerlichen Gewichtszunahme hatte sie sich zu diesem Zeitpunkt bereits mehr oder weniger abgefunden. Und sie wusste, dass sie zunahm. Es war unvermeidlich, bei dem Essverhalten, das sie sich gerade angewohnte. Die Bestätigung lieferte ihre Jeans. Sie hatte sie kürzlich gewaschen und Petra war gerade mit dem Bügeln fertig geworden, als sie ihre Neugierde nicht mehr bändigen konnte und testen wollte, was für eine Figur sie jetzt, nach fast zwei äußerst gefräßigen Wochen, darin machen würde. Schon ihre erneut weicher gewordenen Oberschenkel sträubten sich mit aller Macht dagegen, in die engen Röhren gepresst zu werden. Als Petra dies das erste mal passierte, war sie total entsetzt. Jetzt ertappte sie sich dabei, dass sie grinste! Sie war endgültig verrückt geworden! Ein ungeheures Wonnegefühl strömte durch ihren Körper während sie versuchte, die Jeans über ihren Po zu zwingen - und das war alles andere als leicht. Beide Hände links und rechts neben dem Reißverschluss in den Stoff verkrallt, sprang und hüpfte Petra wie verrückt, um mit Hilfe der ruckartigen Bewegungen das nötige Bewegungsmoment zu erzeugen, das nötig war, um die Hose doch noch hochzuziehen. Petra lachte hell auf, als sie wie ein Gummiball in ihrer Wohnung herumhüpfte - mit einigen neuen Kilos auf ihren Rippen und in Jeans steckend, die sich standhaft wehrten, dem Willen ihrer expandierenden Besitzerin nachzugeben. Letztendlich schaffte Petra es doch noch, obwohl ihr diese Aktion mehr als nur ein bisschen Schweiß gekostet hatte. Nun betrachtete sie sich im Spiegel. Der Schweiß stand ihr tatsächlich auf der Nase, ein feuchte Haarsträhne klebte in ihrem Gesicht. Sie war völlig außer Atem und fühlte sich aber trotzdem prächtig. Jetzt bemerkte Petra, dass ihr Busen von der ganzen Esserei profitiert hatte. Jetzt zahlte sich der BH wenigstens aus. Die Jeans war allerdings mit den neuen Fettpölsterchen total überfordert. Sie platzte praktisch aus allen Nähten, sogar rund um ihren Po, wo eigentlich noch etwas mehr Platz hätte vorhanden sein müssen, war doch die Jeans noch offen. Petra merkte, dass irgendwas - wahrscheinlich ein Papiertaschentuch oder ein Kassabon, in einer der Gesäßtaschen steckte. Nicht die geringste Chance, dieses Stück Papier aus der Tasche zu ziehen! Obwohl Petra schmale Hände und lange, feingliedrige Finger hatte - sie schaffte es nicht, ihre Finger zwischen die zwei Stoffschichten zu schieben und dieses papierne Etwas ans Tageslicht zu befördern! Natürlich war die Jeans in den letzten Wochen schon immer sehr eng gewesen - dass sie aber derart zugenommen hatte, wollte Petra aber fast nicht glauben...

Als sie sich aber daran machte, die Jeans zuzumachen, war ihr klar, dass sie tatsächlich enorm aus dem Leim gegangen sein musste! Ihre Versuche waren von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Ein schon erstaunlich gut ausgebildetes Bäuchlein ragte frech über ihren Slip und stellte sich dem Reizverschluss in den Weg. Das einzige, was bei Petras Versuchen, die Jeans zuzuknöpfen, bewegte, war die weiche Fettschicht, die sich in der Nabelgegend breitgemacht hatte. Jetzt hatte Petra es tatsächlich geschafft - sie war zu fett für diese Jeans geworden! Und sie fühlte sich fantastisch! Es waren wirklich die Fettpölsterchen rund um Taille und Bauch, die diese Jeans zu klein werden ließen. "Die Mädels werden staunen!", lachte Petra, die stolz war, diesmal wie ein erwachsener Mensch und nicht panisch wie ein aufgeschrecktes Huhn reagiert zu haben. Mit offener Jeans und hervorquellendem Bäuchlein marschierte sie nun in die Küche, holte sich eine Limo und eine Prinzenrolle, setzte sich vor den Fernseher und begann genüsslich, ihren Fettdepots neuen Nachschub zu liefern. Petra war sich völlig bewusst, dass sie gerade im Begriff war, ihre schlanke Figur endgültig zu ruinieren. Zu diesem wunderbar destruktiven Gefühl gesellte sich aber auch das angenehme Gefühl, ihrem Körper genau das richtige zu geben.

Am nächsten Wochenende stand ein Besuch bei ihrer Großmutter auf dem Programm. Petra verstand sich grundsätzlich sehr gut mit ihr, da sie aber in der Familie als etwas exzentrisch galt, hielten Petras Eltern den Kontakt mit ihr in Grenzen. Sie waren immer der Meinung, die seltsamen Ansichten ihrer Großmutter könnten auf Petra abfärben. Jetzt, wo Petra erwachsen war, besuchte sie ihre Großmutter etwas häufiger, wenn auch nicht gerade oft, da die Anreise sechs Stunden in Anspruch nahm. Wenn Petra sich also auf den Weg machte, dann gleich über ein ganzes Wochenende.

Dieses mal freute sich Petra besonders auf ein Wiedersehen. Ihre Großmutter hatte nämlich die Angewohnheit, ihre Enkelin mit ihren Kochkünsten zu verwöhnen. Petra ging dies bisher immer ein wenig auf die Nerven. Die Mengen, die Großmutter für sie jedes Mal auftischte, konnte und wollte Petra nie aufessen - sie wäre nach jedem Besuch mit zwei, drei Extrakilos auf den Rippen zurückgekehrt. Jedes mal lieferte sich Petra mit ihrer Großmutter einen Kleinkrieg. Diese drängte Petra stets dazu, doch größere Portionen zu nehmen, dieses und jenes noch zu probieren, doch Petra wollte natürlich nicht die Mengen essen, die sich ihre Großmutter einbildete.

Es gab immer ein üppiges Frühstück, am Vormittag eine Zwischenmahlzeit, Mittagessen mit Nachspeise, am Nachmittag Kaffee bzw. Tee mit dazugehörigem Kuchen, dann noch ein reichliches Abendessen. Im Gästezimmer, in dem Petra untergebracht war, stand immer eine gut gefüllte Glasschüssel mit Süßigkeiten. Oma war stets etwas enttäuscht, wenn Petra von ihrer neuesten Kuchenkreation nur eine Gabel voll kostete, zweite Portionen verschmähte und die Pralinen in der Glasschüssel das ganze Wochenende nicht anrührte.

Petra überlegte, mit welcher Kleinigkeit sie ihre Großmutter überraschen könnte. Blumen oder andere konventionelle Gastgeschenke kamen für ihre Großmutter nicht in Frage. Sie war eben etwas exzentrisch, Petra musste sich bei ihrer Oma also stets etwas besonderes einfallen lassen. Letztens schenkte sie ihr eine Eintrittskarte für ein wie Petra fand ziemlich schräges Modern-Dance Tanz-Event. Ihre Großmutter war tatsächlich begeistert, auch wenn sie sich bei Petra am Telefon beklagte, dass der älteste Besucher außer ihr rund 30 Jahre jünger war.

Dieses mal ließ Petra ihr Einfallsreichtum im Stich. Eigentlich war dies auch kein Drama, da ihre Oma auf Konventionen nichts hielt und Petra auch ohne Geschenk herzlich begrüßen würde. Petra saß also gedankenverloren im Zug und malte sich das bevorstehende Wochenende aus. Petra fragte sich , ob ihre Großmutter merken würde, dass sie zugenommen hatte? Auch malte sie sich aus, wie Oma wieder versuchen würde, sie mit viel zu vielen Kalorien einzudecken - und sie unter Anwendung aller Tricks und Ausreden den großmütterlichen Anschlägen auf ihre Figur entrinnen würde. Diesmal würde es Petra leichter fallen - sie hatte ja tatsächlich und inzwischen auch deutlich sichtbar zugelegt und ihre Diätausreden mussten eigentlich ziemlich glaubhaft sein.

Petra starrte beim Fenster hinaus. Inzwischen war es dunkel geworden und sie sah nur ihr eigenes, verzerrtes Gesicht, das sich im Fenster spiegelte. Irene wäre bei ihrer Großmutter bestens aufgehoben, dachte Petra. Sie würde sich mit Genuss und ohne Hemmungen über die Köstlichkeiten ihrer Großmutter hermachen. Petra malte sich aus, wie sich Irene mit Appetit durch das Wochenende futtern würde und Oma begeistert wäre, endlich eine tüchtige Esserin als Gast zu haben. Langsam veränderte sich dieses Szenario, das sich Petra gerade in ihrem Bewusstsein ausgemalt hatte. Nicht Irene saß inzwischen am Küchentisch ihrer Großmutter und verdrückte eine dritte Portion - plötzlich war sie es, die in ihrem Tagtraum hemmungslos irgendetwas Fleischiges, Saftiges in sich hineinstopfte und schon gierig auf den Schokokuchen blickte, der als Nachspeise auf sie wartete. Sie selbst sah in diesem Tagtraum ganz anders aus. Diese Petra hatte ein volles, rundes Gesicht. Ein ziemlich ausgebildetes, aber trotzdem irgendwie niedliches Doppelkinn. Weichere und voluminösere Oberarme. Eine wogende Oberweite. Zwei üppige Fettrollen auf ihrem Bauch, die über die ohnehin schon geöffnete Jeans hingen. Massige Oberschenkel, die im Sitzen in die Breite quollen. Und Oma stand daneben, schaufelte Unmengen von Sahne auf Petras Nachspeise und freute sich.

Der Schnellzug war gerade durch eine Kleinstadt gebraust und die Lichter der Häuser holten Petra aus ihrem Tagtraum zurück. Einen Moment war Petra entsetzt über den Streich, den ihr ihre Fantasie gerade gespielt hatte. Verlegen bearbeitete sie das Bisschen Bauchspeck, das sie sich angefuttert hatte. Kein Vergleich zu den ausufernden Fettmassen der Petra aus ihrem Tagtraum. Diese Petra wäre ohne jeden Zweifel sofort als vollwertiges Mitglied der Gourmetrunde akzeptiert worden, dachte Petra. Und sie hätte keine Diätsorgen mehr, wenn sie ihre Großmutter besuchte. Nun machte sich eine andere Idee in ihren Kopf breit. Was würde passieren, wenn sie sich wirklich einmal von ihrer Großmutter nach Herzenslust verwöhnen lassen würde? Zur Zeit fiel ihr das Schlemmen ohnehin sehr leicht. Außerdem würde sie dann doch so etwas wie ein Geschenk für ihre Oma parat haben - in Form ihres ungezügelten Heißhungers! Was sollte schon groß passieren? Soviel würde sie in zwei Tagen nicht zunehmen, auch würde sie sich den Kleinkrieg beim Essen ersparen. Eigentlich sprach nichts dagegen...

Es war spät am Abend, als Petra aus dem Taxi stieg, das sie zum Haus ihrer Großmutter gebracht hatte. Diese hatte sie schon erwartet und stand bereits in der Eingangstür. Petra war noch nicht richtig im Haus, als ihr schon die verlockendsten Düfte in die Nase stiegen. Ihr Magen knurrte nach der langen Fahrt. Sie war schon gespannt, was ihre Großmutter ihr zur Begrüßung auftischen würde. Wenig später saß Petra mit ihrer Großmutter am Küchentisch, vor ihr ein Teller mit einer großen Portion Lasagne. Und das um 23 Uhr.

"Du hast nach der langen Fahrt sicher einen Riesenhunger! Keine Widerrede!", hatte die alte Dame mit resoluter Stimme gemeint, möglichen Protest ihrer Enkelin sofort unterdrückend. "Mein Magen knurrt tatsächlich schon seit zwei Stunden!", meinte Petra wahrheitsgetreu. "Das riecht ja spitze!", fügte Petra hinzu. Ihre Großmutter sah sie verdutzt an, musterte sie dann kurz von oben bis unten, sagte aber nichts. Stattdessen lächelte sie nur kurz und hievte eine große Portion auf Petras Teller. Dass Petra keinen Protest erhob, als diese Unmenge Lasagne auf ihrem Teller landete, wunderte ihre Großmutter nun schon etwas weniger.

Petra hingegen klopfte das Herz bis zum Hals herauf, als sie sah, mit welchen Mengen sie ihre Großmutter bedachte. Petra stand mit dem Teller in der Hand am Herd neben ihrer Großmutter, als diese begann, den ersten Schöpfer auf ihrem Teller abzuladen. Der Drang, "Danke, das reicht!" zu sagen, war immens. Aufregender war es allerdings, nichts zu sagen und einfach zu beobachten, wieviel auf ihrem Teller wohl landen würde. Als Petra dann mit schwerem Teller an den Tisch ging, hatte sie wieder ihren Tagtraum von der Zugfahrt vor Augen.

Tapfer verdrückte Petra ihre Portion. Währenddessen plauderte sie mit ihrer Großmutter über alles mögliche. Petra bemerkte, wie sie ihre Großmutter beim Essen beobachtete. Scheinbar wartete sie darauf, dass sie jeden Augenblick w.o. geben würde. Umso mehr versuchte Petra, sich nicht anmerken zu lassen, wie voll sie inzwischen war. Wenigstens hatte sie bequeme Sachen an, sodass von dieser Seite aus keine Unannehmlichkeiten drohten. Als der Teller endlich leer war, hätte sich Petra am liebsten erschöpft in den Stuhl zurückfallen lassen und sich etwas gestreckt, um dem Völlegefühl etwas beizukommen. Aber selbst diesen Erfolg wollte sie ihrer Großmutter noch nicht gönnen.

Bald darauf ging Petra zu Bett. Auf dem Nachttisch stand, wie erwartet, die Glasschüssel mit den Pralinen. Irgendwie hatte sie Lust, die ganze Schüssel leer zu futtern. Nicht, weil sie besonderen Appetit auf die Pralinen gehabt hätte - im Gegenteil, beim Gedanken, jetzt noch Berge von Pralinen zu vertilgen, wurde ihr fast ein wenig übel. Vielmehr glaubte sie, nur so vor sich selbst beweisen zu können, dass es ihr mit ihrem Plan, ihre Großmutter mit ihrem Heißhunger eine Freude bereiten zu können, ernst war. Ein Geschenk war umso wertvoller, wenn man sich ein wenig dafür anstrengen musste, dachte Petra. Mit völlig mit Lasagne gefülltem Magen noch Pralinen hinunterzuwürgen wäre eine solche Anstrengung. Vorsichtig und mit einem seltsam prickelnd-heißem Gefühl packte Petra deshalb die erste Praline aus dem bunten Papier aus steckte es in ihren Mund. Fast verwundert stellte Petra fest, dass sich gar kein Übelkeitsgefühl einstellte. Ihr Magen allerdings vermeldete nach dieser einen kleinen Praline neuerlich ein extremes Völlegefühl. Nach zwei weiteren Pralinen ließ sich Petra dann vorsichtig in ihr Bett fallen. Ihr Bauch war steinhart - so prall gefüllt war von ihren kleinen Fettpölsterchen kaum etwas zu merken. Im nächsten Augenblick schlief Petra bereits.

Irgendwann am späten Morgen wachte Petra wieder auf. Erst nach einem kurzen Augenblick erkannte Petra, wo sie war. Dann fiel ihr auch der ganze gestrige Tag wieder ein. Da war dieser seltsame Tagtraum im Zug. Und sie hatte tatsächlich begonnen, diesen verrückten Plan umzusetzen, ihre Großmutter nicht zu enttäuschen, indem sie ihre Köstlichkeiten verschmähte. Sie musste gestern Abend verrückt gewesen sein. Eigentlich sollte sie langsam wieder mal an ihre Diät denken, und was tat sie? Allerdings - irgendwie hatte das Ganze auch etwas verlockendes an sich. Dann sah Petra das zerknüllten Bonbonpapier und die Schüssel. "Was soll's!", dachte Petra, und begann den Tag mit der ersten herrlich süßen Praline.

Es war alles andere als leicht, ihren Plan umzusetzen. Selten war Petra nach einem Frühstück derart voll gewesen. All die Marmelade, Erdnussbutter, der Honig, die Schoko-Flaggs! Das Mittagessen war dann schon eine echte Herausforderung. Das Völlegefühl vom Morgen hatte gerade etwas nachgelassen, als ihre Großmutter irgendetwas Asiatisches servierte - etwas, was sehr verlockend duftete. Langsam, Gabel für Gabel, schaufelte Petra dieses Reisgericht in ihren Mund. Noch immer versuchte sie, sich nicht anmerken zu lassen, wie satt sie schon wieder war. Das war aber alles andere als leicht. Sie spürte, wie die Unmengen an Nahrungsmitteln ihren Bauch erneut in die Form einer großen, runden Halbkugel zwangen. Mit jedem Bissen, den sie hinunterschluckte, glaubte Petra zu merken, wie ihr Magen sich noch weiter dehnen musste, um die Nahrung noch unterzubringen zu können. Jedes mal bemerkte Petra dabei ein heftiges Ziehen. Mit jedem Bissen glaubte sie, nun doch aufgeben zu müssen. Nachdem sie sich aber einen Augenblick erholte und einmal möglichst unauffällig tief ausatmete, passte doch immer wieder eine weitere Gabel in ihr Bäuchlein. Warum machte sie dies alles nur? Petra konnte es sich selber nicht erklären! Es machte - irgendwie Spaß!

Nach dem Essen bleib Petra lange Sitzen. Sie war derart voll, dass sie befürchtete, ihr Kreislauf könnte streiken, wenn sie jetzt aufstand. Diese Fresserei war richtig anstrengend - ihr stand sogar der Schweiß im Gesicht! Erst nach einer Ewigkeit stand sie dann auf, um ihrer Großmutter beim Abwasch zuhelfen.

Das Abendessen war dann nicht ganz so arg. Zwar war Petra wieder randvoll, ihre Großmutter tischte dieses mal Gott sei Dank humanere Portionen auf. Außerdem hatten die beiden am Nachmittag einen ausgiebigen Verdauungsspaziergang gemacht. Als Petra spät abends müde in ihr Zimmer ging und sich im Spiegel betrachtete, war sich selbst mehr denn je ein Rätsel. Sie hatte in letzter Zeit wirklich ganz schön zugenommen. Ihre Fettpölsterchen am Bauch, ihr Po, ihre Oberschenkel - alles war runder und weicher geworden. Und was machte sie? Sie mästete sich regelrecht! Und von schlechtem Gewissen keine Spur! Wie konnte das nur sein? Noch einmal drehte sie sich, um sich von der Seite zu betrachten. Wie lange würde sie wohl ohne schlechtes Gewissen zunehmen können? Irgendwann musste sich doch diese seltsame Zufriedenheit in Luft auflösen! Niemand würde ohne das geringste Reuegefühl ohne Ende schlemmen können und dabei immer fetter werden! Inzwischen hatte sich Petra ins Bett gelegt und musterte eingehend ihren Bauch. Dieser war nicht so hart und rund wie gestern. Heute war das Fettgewebe besser zu fühlen, da die Haut nicht so spannte wie am Abend zuvor. Beides - sowohl ihr Kugelbauch von gestern als auch die Fettpölsterchen von heute - fühlte sich interessant an. Dann begann Petra, sich eine Praline nach der anderen in den Mund zu stecken und sich vorzustellen, was all die Kalorien mit ihrer Nabelgegend und ihren Hüften anstellen werden....

Inzwischen war es Sonntag geworden. Das Frühstück verlief schon fast nach Routine. Petra verdrückte schon bei der ersten Mahlzeit des Tages ihren Tagesbedarf an Kalorien und legte noch ein paar Hundert Kilokalorien drauf. Den Vormittag verbrachte sie gemeinsam mit ihrer Großmutter in irgendeinem Museum für angewandte Kunst, zu Mittag gab es die "gewohnte" Mahlzeit in der Küche ihrer Großmutter. Wieder verlangte Petra ihrem Magen alles an Dehnbarkeit ab. Schon nach der ersten Portion war sie satt gewesen, als sie ihre Oma allerdings fragte, ob sie nicht gern noch eine zweite Portion hätte, konnte sie nicht anders als diese Frage mit einem überzeugten "Ja" zu beantworten. Es jagte ihr fast etwas Angst ein als sie sah, welch riesige zweite Portion auf ihrem Teller landete. Mit eisernem Willen schaufelte Petra wieder Gabel für Gabel in ihren Mund. Wie gestern Abend musste sie wieder an ihre Fettzellen denken, die sich zur Zeit sicherlich in Rekordgeschwindigkeit aufblähten. Irgendwann musste Petra dann heimlich ihre Hose aufknöpfen - ihr Bauch brauchte einfach mehr Platz. Vor Petras innerem Auge tauchte wieder ihr Tagtraum auf: Nun saß sie im wirklichen Leben an diesem Tisch, besinnungslos Kalorien in sich hineinschaufelnd, in einer Hose, die im Begriff war, zu eng zu werden. Auch ihre Großmutter war, wie im Traum, sichtlich gut gelaunt. Nur war sie im wirklichen Leben nicht so fett wie in ihrem Tagtraum. Inzwischen war sich Petra aber nicht mehr so sicher, ob dieser Traum nicht auch diesbezüglich Realität werden könnte...

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