FELICITAS
Eine fast wahre Geschichte


Teil 1

Zweites Kapitel

Man ahnt es schon. Die Besuche bei McDonald wurden alsbald zur Regelmäßigkeit. Josefine verführte mich ein um das andere Mal. Dabei musste sie sich gar nicht mal so sehr anstrengen. Denn ihre Bemühungen fielen längst auf fruchtbaren Boden. Ich aß nämlich sehr gern und inzwischen auch unheimlich viel.

Bald war erkennbar, dass ich weiter zunahm. Und das nicht zu knapp. Mam tobte natürlich. “Du versaust dir die ganze Zukunft!“ Ihre Stimme überschlug sich fast.“Du bist doch nur böse, weil dein Traum von der Miss Bayern sich in Wohlgefallen auflöst, nicht wahr?“ Ich stemmte die Hände in die voller gewordenen Hüften. Paps, der den Disput verfolgte, zwinkerte mir zu.

“Mam!“, legte ich nach. “Samantha hat sich das vor `nem Jahr schon nicht gefallen lassen. Nun mach' ich es ebenso! Ich will nie, nie mehr hungern müssen in meinem Leben, hörst du!“ Mam rauschte wutentbrand hinaus. Ich hörte sie nur noch sagen: “Glaub’ ja nicht, dass wir dir dauernd neue Sachen kaufen, nur weil du dich beim Essen nicht zurück halten kannst!“ Auch ich erregte mich. Um mich wieder zu beruhigen, kochte ich erst einmal eine Riesenportion Spaghetti mit dicker Soße. Oben auf kam jede Menge Parmesan. Zwei volle Teller fanden den Weg in meinen Magen. Auch Paps langte tüchtig zu. “Felie, schön, dass du endlich zur Vernunft gekommen bist.“ Paps tätschelte mir wohlwollend den Arm.

Ende Februar brachte ich bereits neun Kilo mehr auf die Waage! Ich wog etwas mehr als 64 Kilo. Damit hatte ich wesentlich mehr drauf, als damals mit zwölf. Ich hatte seinerzeit eine kurze Dickwerden-Phase durchgemacht. Damals waren es kurzzeitig 62 Kilo gewesen. Man konnte es drehen und wenden wie man wollte, ich war drauf und dann, mir ein hübsches Übergewicht anzufuttern.

Die Besuche bei McDonald schlugen natürlich am meisten zu Buche. Denn nie ging es ohne eine große Ladung Pommes ab. Josefine staunte nur noch. Ich verdrückte manchmal mehr als sie.

“Alle Achtung, Felie!“, zollte sie mir eines Tages Beifall. Und nach einer Minute des Nachdenkens sagte sie: “Du, dein Magen muss siech ganz schönn gedehnt habben." Sie kicherte. "Wenn das weiter so geht mit mir, werde ich dich bald einholen." Was ich sagte, war gar nicht soweit hergeholt. Ich hatte schließlich in sehr kurzer Zeit sehr viel zugenommen. Ich besaß dazu offenbar die Gene. Wundern tat mich gar nichts mehr. Ich brauchte nur an meine Schwester Samantha denken. Glücklich machte mich das nicht gerade. Josefine legte den Kopf zur Seite und schaute mich abschätzend an.“Es iest gutt möglich, dass es so kommt. So wie du diech beim Futtern iens Zeug leggst!"

Die Freundin kannte mich inzwischen recht gut. Sie wusste, dass ich kaum noch die Kraft und den nötigen Willen würde aufbringen können, um ein weiteres Zunehmen zu stoppen. Auch mir war das klar. Deshalb fragte ich mich auch gar nicht erst, wie es mit mir weitergehen könnte. Dabei war ich bereits bei Konfektionsgröße 42 angekommen! Für die Hosen brauchte ich eigentlich schon die 44! Um Mam nicht mit dem Wunsch nach immer neuen Klamotten zu nerven, “lieh” ich mir aus Samanthas Schrank alles Notwendige. Leider waren einige Hosen und Kleider ein bisschen weit. Noch, musste man wohl sagen! Ich war wirklich ziemlich üppig geworden. Doch ich fand meine Rundungen ganz okey so. Nur der Hintern fiel aus der Rolle, fand ich. Für meinen Geschmack war er unanständig breit geworden. Die Gewichtszunahme hatte natürlich auch ihre Schattenseiten. Daran bestand kein Zweifel. Die erste negative Erfahrung hatte ich auch schon hinter mir. Das war, als ich vor zweieinhalb Wochen das Training wieder aufnehmen wollte. An jenem Abend saß ich in der Garderobe der Eishalle und war den Tränen nahe. Ich bekam nämlich den Reißverschluss meines Cheerleader-Trikots nicht zu. Am neuen Trikot, das ich noch nie getragen hatte! Ich war fassungslos.“Felie, sag’ mal“, krittelte Fanny. "Meinst du nicht, es wär’ an der Zeit eine Diät machen? Guck dir nur deine dicken Oberschenkel an. Wie das wabbelt, wenn du dich bewegst. Ätzend!“ Ich wurde rot und senkte den Kopf. Gott, war mir das peinlich! Ich wäre am liebsten im Boden versunken. Ähnliches musste ich mir auch von den anderen Mädchen anhören. Nur Theresa schaute verlegen weg. Ihr war das Ganze sehr unangenehm. Ich war schließlich diejenige gewesen, die mit ihr vor noch gar nicht so langer Zeit die Cheerleader-Truppe ins Leben gerufen hatte. Theresa reichte mir eines ihrer Trikots. “Hier, vielleicht passt dir wenigstens das.“ Sie war bisher die Stämmigste von uns gewesen. Aber auch ihr Trikot war mir deutlich zu eng. Ich schaute natürlich dumm aus der Wäsche. Nicht zu übersehen war, dass dort, wo der Stoff in die Haut einschnitt, sich kleine Fettwülste bildeten. Den Reißverschluss am Rücken bekam ich jedoch zu. Gott sei Dank! Ich atmete auf. Trotzdem änderte das nichts an der Tatsache, dass ich mich deutlich von den anderen Mädels abhob.

Ich war völlig frustriert und hatte mir natürlich so meine Gedanken gemacht. Noch ein, zwei Kilo mehr würde das Aus bei den Cheerleadern bedeuten. Da machte ich mir nichts vor. Jetzt, zweieinhalb Wochen danach, wog ich bereits 67,5 Kilo. Zu den prallen Oberschenkeln und dem breiten Hintern hatte sich ein kleines Bäuchlein gesellt. Ich fing an, überall eine deutliche Speckschicht anzusetzen. An die Cheerleaderei brauchte ich somit keinen Gedanken mehr verschwenden. Dass ein für alle Mal Schluss war, musste mir niemand sagen! Ich bedauerte zwar das Ende, fand mich zur eigenen Überraschung jedoch schnell damit ab. Zu weiteren Proben war ich natürlich nicht mehr gegangen. Ich hätte mich nur lächerlich gemacht. Zudem hatte ich jene peinlichen Szenen in der Eishalle noch immer nicht ganz weggesteckt. Ich hatte schließlich drei Nächte lang geheult.

Etwa eineinhalb Monate später, ich kam gerade von McDonald, wo es zwischen Josefine und mir wieder ein „Wettessen“ gegeben hatte, wedelte Paps mit einem Luftpostbrief in der Hand herum. Ich schloss die Haustür und fragte, was meine Schwester schrieb. Denn der Brief konnte nur von Samantha sein.
“Nun, nichts Besonderes“, sagte Paps. "Ihr gefällt es nach wie vor sehr gut da drüben. Aber lies doch selbst.“ Er drückte mir den Brief in die Hand. Es war erst ihr zweiter. Samantha war schreibfaul. Ich zog mich mit einer Tüte Nougattrüffel auf mein Zimmer zurück. Langsam las ich den Brief. Man musste bei Samantha zwischen den Zeilen lesen, denn sie konnte sich nie klar ausdrücken. Ich kannte sie zu genau. Sie schrieb, dass es ihr in der Gastfamilie nach wie vor gut gefiel, sie sich auch rasch an die Lebensgewohnheiten dort gewöhnt habe. Nun, da schrieb sie wahrlich nichts Neues. Dann aber stutzte ich. Samantha beschrieb unter Anderem, wie sich die Gastfamilie ernährte. Da war von Speerrips, Pommes, gebratenen Mais, herrlichen Soßen und anderen schweren Sachen die Rede. Sie fand die Speisen zum Teil zwar etwas deftig, doch geschmacklich ausgezeichnet. Dann schrieb Samantha, dass alle Familienmitglieder sehr füllig seien, auch die Kinder. Die Leute im Ort seien in der Mehrheit ebenfalls ziemlich dick. Das sei ganz anders als in Deutschland. Viele seien sogar ausgesprochen fett. Es gäbe für diese Leute in den Supermärkten kleine Einkaufswagen mit Elektromotor, damit sie ihre fetten Leiber nicht durch die langen Regalreihen schleppen mussten. Samantha fand, dass dies eine total geniale Idee sei. Selbst sie, schrieb Samantha, nähme sich zum Einkaufen immer solch ein Gefährt. Zwei Sätze weiter hieß es, sie hätte sich den Gegebenheiten schnell angepasst. Ich lächelte. Nachtigall, ich höre dich trapsen! Samantha umschrieb nämlich, dass auch sie weiterhin zunahm. Leider äußerte sie sich mit keinem Wort zu ihrem aktuellen Gewicht. Das hätte mich natürlich brennend interessiert. Ich schätzte, die Schwester müsste weit über dem liegen, was sie gewogen hatte, bevor sie nach drüben ging. Ob 95 Kilo zuviel waren? Ich selbst nahm in einem beängstigenden Tempo zu. Die vor kurzem noch zu weiten Hosen Samanthas wurden deutlich enger. Ich brauchte bereits alles in mindestens 46! Damit trat erneut ein Problem auf. Ich fand in Samanthas Kleiderschrank kaum noch etwas, was einigermaßen passte. Das meiste war in 44 und 46, manches nur in 42 und damit kaum zu gebrauchen. Oh, Gott, war das schnell gegangen mit mir! Ich durfte gar nicht daran denken.

Gewissensbisse musste ich nicht haben, wenn ich mich bei Samantha einfach so bediente. Die Klamotten würden Samantha eh nicht mehr passen, da war ich mir ziemlich sicher. Außerdem waren es wirklich nur noch wenige Stücke, die ich gebrauchen konnte. Da im Fernsehen nichts Besonderes lief, schrieb ich einen Brief an Samantha. Ich fand zuerst nicht den richtigen Anfang. Auf dem Fußboden lagen mindestens vier zerknüllte Schreibpapierseiten. Dann fand ich den Faden und schrieb ziemlich schnell und flüssig. Ich schrieb ausführlich davon, wie es mir im letzten Vierteljahr ergangen war, ohne dabei etwas zu beschönigen.

Unter Anderem schrieb ich: …dann musste ich erleben, wie ich erst langsam, dann immer rascher zunahm. Und ein Ende, Schwesterherz, ist nicht abzusehen! Sicherlich wirst Du Dich wundern, nicht? Ich, die immer tat, was Mam wollte! Du, ich glaube, wir beide haben die gleichen Gene. Die kommen von Paps. Von Mam können die auf keinen Fall sein. Oder siehst Du das etwa anders? Schwesterherz, anfangs hatte ich natürlich damit ein arges Problem. Du weist ja, dass ich bei den Cheerleadern war, was mir übrigens immer sehr viel Spaß gemacht hatte. Klar, damit ist natürlich längst Schluss. Samantha, ich stehe kurz vor der 75 Kilo-Marke! Sorgen um Dein Schwesterlein musst Du Dir jedoch nicht machen.

Ich hielt im Schreiben inne und überlegte einen Moment. Sollte ich der Schwester meine intimsten Gedanken verraten? Ich steckte mir nacheinander drei der leckeren Trüffel in den Mund. Noch zögerte ich. Doch dann schrieb ich: Samantha, so habe ich das zu noch niemanden gesagt. Denn was ich Dir jetzt schreibe, kommt tief aus meinem Inneren. Ich denke aber, Dir kann ich mich getrost anvertrauen. Als das mit den Cheerleadern vorbei war, habe ich meine Einstellung grundlegend geändert. Was ich liebte und was nicht, das kehrte sich von einem Tag auf den anderen um. Samantha, ich fing an, meine Rundungen richtig zu mögen und auch all die Fettpölsterchen, die sich überall zeigten. Ich verfolgte die Veränderungen plötzlich mit steigendem Wohlgefallen. Mir gefiel zum Beispiel, dass die Innenseiten der Schenkel anfingen, immer stärker aneinander zu reiben. Ganz toll finde ich die Weichheit meines Körpers. Du, das macht mich irgendwie an… Eine Hitzewelle durchflutete mich. Ich spürte, wie ich unter den Achseln feucht wurde. Für einen kurzen Moment setzte ich den Kuli ab, schrieb dann jedoch zügig weiter:Du siehst also, Schwesterherz, dass ich mehr und mehr von dem fasziniert bin, was mit mir passiert. Du weist auch, dass ich früher froh war, keinen besonders großen Busen zu haben. Ich fand, dass ein größerer nur hinderlich sei. Auch wegen der Cheerleaderei und so. Jetzt habe ich bereits BH-Größe 80 D und ich denke überhaupt nicht daran, dies etwa als unnormal anzusehen. Nein, ich wünsche mir sogar, dass mein Busen noch etwas schwerer wird.
Meinen Hintern solltest Du sehen! Gott, ist der breit! Die Andeutung eines Doppelkinns ist auch schon da. Allerdings ist meine Akne stark zurückgegangen. Vielleicht deswegen, weil ich jetzt so tierisch viel futtere. Na, jedenfalls bin ich dabei, ganz schön auseinander zu gehen.
Schreib mir doch mal, wie es in dieser Hinsicht bei Dir aussieht. Ich glaube, ich habe da eine gewisse Andeutung aus Deinem Brief heraus gelesen. Kann es sein, dass auch Du zugelegt hast?
Mam schaut mich in letzter Zeit immer mit einem so seltsamen Gesichtsausdruck an. Du, der spricht Bände! Ich glaube, sie hat mit dem Trinken angefangen. Wenn ich abends beim Fernsehen meine Schokoriegel und Erdnüsse knabbere, hält sie sich an ihren Sekt. Halbtrocken, ächz! Manchmal trinkt sie drei bis vier Glas. Na ja, sie ist wohl tief enttäuscht von uns beiden. Ich habe nur das Pech, dass ich Mam ständig in der Nähe habe. Du bist weit weg, Du Glückliche!
Ach ja, ehe ich es vergesse. Einige Deiner Klamotten trage ich jetzt ab. Die in der 48, Schwesterherz. Ich hoffe, Du nimmst mir das nicht übel. Wenn ich mich bei Dir bediene, dann nur deswegen, weil Mam sich jedes Mal stur stellt, wenn ich mit dem Wunsch komme, was Neues haben zu wollen. Wie gesagt, einiges passt ganz gut. Auch einige der BHs sind darunter. Manche sitzen wie angegossen. Du hattest ja immer schon einen großen Busen. Schwesterherz, Du siehst also, wie sich die Zeiten ändern. Ich hoffe, Du schreibst mir bald. Aus dem fernen Deutschland liebe Grüße, Deine Schwester Felicitas.

Ich dachte noch eine Weile nach. Ich fragte mich, wie Samantha meine Zeilen wohl aufnehmen würde. Sie musste erkennen, dass ich im Brief sehr offen gesagt hatte, wie ich dachte und was ich empfand. Alles stimmte, was ich von mir gegeben hatte. Allerdings mit zwei kleinen Ausnahmen. Ich hatte heute Morgen nämlich bereits 78,3 Kilo gewogen. Was natürlich der blanke Wahnsinn war! Mit der Konfektionsgröße hatte ich auch etwas geschwindelt. Ich wollte meine Schwester nicht gleich schocken. Bla, bla, bla!!! Ich war drauf und dran, richtig schön fett zu werden. Eine solche Gewichtszunahme war sicherlich ohne jedes Beispiel! Und es würde auch nicht mehr lange dauern, dann würde ich Josefine einholen, davon war ich überzeugt. Die hatte schließlich nur noch schlappe 7 Kilo Vorsprung (Die Betonung lag auf dem Wörtchen "nur").

Das Seltsame bei Josefine war allerdings, dass sie gar nicht so sehr zunahm. Dabei aß sie wie `n kleiner Weltmeister. Selber futterte ich inzwischen wahnsinnig viel, mehr als wirklich gut war. Keine Frage! Vielleicht aß ich auch häufiger als Josefine. Dann wäre es auch kein großes Wunder, wenn ich Josefine bald schon einholen würde. Bei mir setzte doch alles sofort an. Ich brauchte nur an einem Stück Schokolade vorbei gehen, schon hatte ich ein halbes Kilo mehr drauf!



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