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Am Geburtstagsmorgen
brachte ich 130,4 Kilo auf die Waage! Ich stellte allerdings kaum
eine Veränderung fest an mir. Es waren höchstens
Nuancen. Die großen Veränderungen hatte ich
längst hinter mir. Auf zehn Kilo mehr oder weniger kam es
bei mir nicht mehr an. Das machte kaum noch einen
Unterschied.
Nach dem Mittag
trudelten langsam die Gäste ein. Zuerst kamen Tante Betty
und Onkel Hans. Da wir uns lange nicht gesehen hatten, machten
beide erst einmal große Augen. Onkel Hans stierte mir
außerdem unverhohlen ins offene Revers. Es war sicherlich
nicht mein goldener Anhänger, der ihn interessierte. Eher
wohl der Ansatz meiner Brüste. Da ich drunter nur das
Korsett trug, hatte er freien Einblick. Tante Betty schlug
entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen. "Felie,
bist du das wirklich? Ich erkenne dich kaum wieder!" Onkel
Hans löste die Augen von meinem Busen. Sein Blick glitt
langsam abwärts: "Meine Güte, wie hast du es nur
geschafft, so in die Breite zu gehen?!" Ich reagierte auf
diese Bemerkungen äußerlich gelassen. Vor gar nicht
einmal langer Zeit wäre ich noch rot angelaufen. Tante
Bettys eigenartiger Blick verriet, dass es ihr schwer fiel, zu
akzeptieren, was sie sah. Sie musterte mich, als hätte ich
eine schlimme Krankheit. "Du warst einmal ein so hübsches
Mädchen! Was ist bloß passiert mit dir?" Wir
hatten uns fast ein dreiviertel Jahr nicht gesehen. Deshalb
verstand ich auch, weshalb sie so reagierte. Man brauchte doch
nur ein älteres Foto von mir neben ein heutiges legen.
Keiner wäre auf die Idee gekommen, dass es sich dabei um ein
und dasselbe Mädchen handeln könnte. Ich war nicht mehr
die Felicitas von früher, keine Frage! Aber die wollte ich
auch gar nicht mehr sein. Wenn irgendjemand mit der neuen
Felicitas Probleme haben sollte, so war das allein sein
Problem.
Ich fand allerdings,
dass ich mich wirklich sehen lassen konnte! Ich trug das neue
Kostüm, hatte die Haare kunstvoll aufgesteckt und dezent
Make-up aufgelegt. Die Akne war zu meiner Freude fast völlig
zurückgegangen. "Sieh nur, das Kind bekommt bereits ein
Doppelkinn." Tante Betty stieß Onkel Hans an. Sie
konnte sich noch immer nicht beruhigen.
Onkel Hans war mit den Gedanken bereits woanders und gratulierte
mir überschwänglich. Er umarmte mich. Und er konnte es
nicht unterlassen, mich zu befummeln. Was im Übrigen nicht
verwunderlich war. Denn Onkel Hans war als
Schürzenjäger bekannt. Tante Betty, die sich endlich
beruhigt hatte, drückte mir einen Rosenstrauß und
einen großen, verschlossenen Umschlag in die Hand. "Was
für deine Aussteuer, Felie!" Sie machte ein viel
sagendes Gesicht. Gleich darauf trafen Tante Olga und Josefine
ein. Von ihnen bekam ich einen großen bunten
Blumenstrauß und ein Paket mit großer Schleife.
Später dann, als ich das Paket öffnete, lag darin ein
wunderschönes, lindgrünes Seidenkleid. Tante Olga hatte
sich total verausgabt. Ich war gerührt. Hoffentlich passte
es auch!
Nach und nach kamen auch die anderen. Auch meine neue Freundin
Ina. Zuletzt traf Ingrid ein. Ich freute mich natürlich
riesig, dass sie es noch ermöglicht hatte. Und als ich
dachte, es wären alle da, klingelte es an der Haustür.
Neugierig, wer noch kam, öffnete ich. Ich fiel beinahe aus
allen Wolken!
Jenny stand
draußen. Mit einem großen Blumenstrauß in der
Hand. Sie war sichtlich verlegen. "Da bin ich aber
baff…!" Ich traute meinen Augen kaum. Sie war noch
genauso so fett, wie ich sie in Erinnerung hatte.
"Felie, versteh' mich bitte nicht falsch! Was ich dir am
Telefon gesagt habe, dass habe ich aus einer beschissenen Laune
heraus gemacht. Mein Gott, manchmal ist man eben voll daneben.
Ich entschuldige mich. Ist das okay? " Es fiel ihr nicht
leicht, das zu sagen. Man sah es ihr an. Ich hätte ihr
natürlich die kalte Schulter zeigen können. Doch mir
tat Jenny irgendwie leid. "Vergessen!" , sagte ich und zog
sie ins Haus. Ihr schien ein Stein vom Herzen zu fallen. Ich
musterte sie näher. Fast schien es mir, als habe sie eher zu
als abgenommen. "Kann es sein, dass du mich angeschwindelt
hast? Du hast doch keine 5 Kilo abgenommen!" Jenny
lächelte entschuldigend. " Zuerst schon! Dann aber habe
ich wieder 10 Kilo zugelegt und bin über die 100-Kilo-Marke
gesprungen!"
Ich lachte vergnügt
auf. Das Leben hat doch manchmal verrückte Dinge drauf! Dann
sagte Jenny, ihr Umfeld wäre sehr schwierig. Als ich die
drei Wochen weg war, hätte sie leider niemanden gehabt, der
sie hätte verstehen können. Auch Josefine sei
schließlich weggefahren. Und ihre Verwandten hätten
sie laufend bedrängt, sie solle eine Diät machen. Als
ich angerufen hatte, hatte sie unter einem ungeheuren Druck
gestanden und deshalb so reagiert. Das mit der Diät sei dann
natürlich völlig schief gegangen. Ihre Mutter
würde ihr jetzt noch die Hölle heiß machen. Nun
wolle sie aber nichts mehr von einer Diät hören. Ich
würde sie bestimmt verstehen und deshalb sei sie heute auch
her gekommen. Ich umarmte Jenny und tröstete sie. Ich konnte
sie wirklich gut verstehen. Um sie aufzuheitern, brachte ich ihr
schnell einen Teller mit einem großen Stück
Sahnetorte.
Samantha lenkte
inzwischen die Aufmerksamkeit auf eine der Torten, die auf dem
Tisch im Wohnzimmer standen. Es war die mit dem
Schokoladenüberzug.
"Seht mal, was hier drauf steht!" Samantha deutete mit
dem Zeigefinger auf die Torte. Ich trat näher. Der Konditor
hatte sie mit einer Zuckerschrift kunstvoll verziert. Mittig
prangte eine dicke Siebzehn und am Rand standen verteilt
dreistellige Zahlen. Die Zahlen sagten mir natürlich was.
Denn es waren meine aktuellen Maße! Samantha hatte den
Zettel aufgehoben, auf den sie diese notiert hatte. Und gestern
hatte sie diesen in der Konditorei hinterlassen. Deshalb also die
Tuschelei am Tresen! So ein Luder! Ich fand das allerdings gar
nicht lustig und warf der Schwester einen giftigen Blick zu. Die
tat weiterhin geheimnisvoll. Meinen Blick ignorierte sie.
Stattdessen verkündete sie: "Wer es noch nicht
mitbekommen hat, das sind Felies Maße!" Ich hätte
sie erwürgen können! Und Tante Betty las die Maße
auch noch laut vor! "136-140-142!" Die Gespräche
verstummten nur für einen kurzen Moment. Außer Tante
Betty schien niemand besonders erstaunt zu sein. Außer Ina
vielleicht. Offenbar setzte man bei mir solche Maße bereits
voraus. Schämen brauchte ich mich also nicht. Tat ich auch
nicht. Trotzdem fand ich, dass es von der Schwester voll daneben
war.
Josefine trat an meine Seite. "Nochmalige Glickwunsch! Damit
bist du mir schon ein gutes Stick voraus. Bist jetzt mächtig
stolz auf dich, nicht?" Man hörte bei Josefine fast
keinen Akzent mehr. Nur das Ü konnte sie nicht richtig
aussprechen. "Na ja, vielleicht ein bisschen." Ich tat so,
als wären meine Maße nichts Besonderes. Auch Ina trat
näher. Sie war immer noch sehr schlank. Ich fand, sie
könne gut ein paar Kilos mehr vertragen.
Ina erzählte, dass sie im Herbst noch mal wegen ihrer
Krampfadern ins Krankenhaus gehen müsse. Man würde sie
weg machen. Sie freue sich schon darauf, endlich wieder
Röcke tragen zu können.
"Meinst du nicht, du könntest ein wenig zulegen. Ich
finde, du bist viel zu dürr." Ich nahm die mir
angebotene Zigarette und zündete sie an.
"Okay, ein, zwei Kilos täten sicherlich nichts
schaden." Pah! Zwei Kilos? Mindestens 10! Das Teufelchen in
mir war bereits wieder am Werk. Im Moment fiel mir aber nichts
ein, um sie aus der Reserve zu locken. Vielleicht hatte Ingrid
eine Idee. Die saß mit Jenny auf der Couch. Jede hatte ein
großes Stück Torte auf dem Teller. Sie unterhielten
sich angeregt.
"Was habt ihr denn zu
bereden?" Ich setzte mich dazu und nahm mir auch ein
Stück von der Nusstorte. Die Schokoladentorte (mit meinen
Maßen) hatte noch niemand angeschnitten. "Ingrid hat mir
gerade erzählt, dass du ihre Teilhaberin wirst." Jenny
schaute mich respektvoll an. "Hm, das stimmt. Ich freue mich
auch riesig darauf."
"Du, ich hab' doch die Ausbildung als Maskenbildnerin gemacht.
Könnte man eure Boutique nicht erweitern? Ich könnte
eure Kundinnen aufmotzen. Vielleicht wären die molligen
Damen scharf auf ein tolles Make-up? Neue Klamotten und dazu noch
ein tolles Aussehen, das müsste doch zum Renner werden,
oder?" Ingrid machte ein nachdenkliches Gesicht.
"Vielleicht gar keine so schlechte Idee." Wir kamen vom
Thema ab, weil Oma Vera sich zu uns setzte. Für ihre
Vierundsiebzig war sie noch immer gut beieinander, abgesehen von
ihrer Schwerhörigkeit. Sie mochte in etwa mein Gewicht
haben.
"Felie, du erinnerst mich immer mehr an meine arme Schwester,
die sah aus wie du. Leider ist Lisa ja bereits mit Dreißig
verstorben. Gott habe sie selig."
Ich wusste nur, dass Lisa sehr fett gewesen sein musste. Deshalb
sah Oma wohl eine gewisse Ähnlichkeit. Ich hatte Lisa jedoch
nie kennen gelernt. Ich war noch gar nicht geboren, als sie
starb.
Dann unterhielt ich mich mit Josefine. Es wurde ein langes
Gespräch. Ich erzählte ihr von Ingrid und unserem
Verhältnis. Josefine nahm es gelassen auf.
"Anna-Lena ist auch lesbisch. Ich habe kein Problem damit.
Warum also mit dir?"
"Weshalb hast du mir verschwiegen, dass Anna-Lena ´ne
Lesbe ist. Dann wär' ich jedenfalls nicht so überrascht
worden."
Josefine hob die Schultern. "Habe das nicht für so
wichtig gehalten."
Na ja, ich konnte froh sein, dass Josefine so dachte. Ich
wechselte das Thema.
"Findest du, dass ich zu fett bin?"
"Wieso? Ich denke, du willst wie Mama werden?" Josefine
nippte an ihrem Kaffe und sah mich über den Tassenrand
hinweg forschend an.
"Natürlich will ich das! Manchmal kommen aber Zweifel
auf." Ich genoss die Süße der Schokoladentorte.
"Mensch, Josi! Ich hab' in knapp acht Monaten fast 80 Kilo
zugenommen! Und das ist nicht ohne Spuren abgegangen, du weist
das!"
"Sicher, ich weis! Komm Felie, denken wir nicht dran!" Sie
schenkte mir Sekt nach. Wir prosteten uns zu.
"Josi, es würde mir gut gefallen, wenn du in unserer
Boutique mitmachen würdest. Was hältst du davon, solche
Fingernägel zu machen?"
Ich hielt ihr die gespreizten Hände hin. Die Freundin
überlegte einen Moment. "Werde ich gern machen, Felie.
Eher gleich! Ich gehe gar nicht mehr gerne zur Schule, seit du
weg bist. Am liebsten wirde ich gleich mit Schule aufhören,
echt!" Wir vereinbarten, dass ich mit Ingrid reden sollte.
Ich war mir aber sicher, sie würde meiner Idee nicht
ablehnend gegenüber stehen.
Paps und Onkel Hans
turtelten mit Tante Olga. Dass Tante Olga stark in Paps verliebt
war, konnte sie kaum verheimlichen. Sie hing ständig an
seinen Lippen. Nach dem reichlichen Abendessen verabschiedeten
sich außer Ingrid und Tante Olga alle. Die würden die
Nacht hier bleiben. Auch Samantha zog los. Sie hatte wohl noch
eine Verabredung. Ingrid und ich hatten es eilig, miteinander ins
Bett zu kommen. Wir hatten uns schließlich drei lange Tage
nicht gesehen. Auch Paps und Tante Olga verschwanden rasch im
Schlafzimmer. Es wurde still im Haus.
Ingrid musste erst gegen neun fahren. Wir frühstückten
im Bett. Ich fand das toll und gedachte, das so oft wie
möglich zu wiederholen. Es bereitete Ingrid großes
Vergnügen, mich zu füttern. "Kleines, du bist
wirklich süß! Schade, dass wir uns nicht eher
getroffen haben."
Sie schob mir ein Stück von der Schokoladentorte in den
Mund. Sie stocherte mit den Fingern nach. Es ging dann immer so
weiter. Bis ich vier ganze Tortenstücke gefuttert hatte.
"Felie, du bist ein kleines Fresssäckchen!" Ingrid
lachte. Auch ich lachte. Dann sah ich hinab auf das Bettlaken.
"Du, wir haben ganz schön das Bett voll
gekrümelt."
Ingrid ging auf die Knie und sammelte mit spitzen Fingern einige
Krümel auf. Ihre vollen Brüste schwangen wie Glocken
hin und her. Ich wollte helfen, doch wegen der langen Nägel
tat ich mich schwer. Ich gab das Vorhaben auf. "Ach, lassen
wir das! Ich sauge die Krümel später weg!".
Ich setzte mich auf. In diesem Moment sackte das Bett ruckartig
zusammen. Ingrid stieß einen schrillen Schrei aus. Auch ich
schrie auf. Wir stiegen erschrocken aus dem Bettzeug.
"Endlich haben wir es geschafft, deinem Bett den Garaus zu
machen." Ingrid hielt sich die Hand vor den Mund und prustete
los.
Ich wunderte mich. "Dabei hat es doch die ganze Nacht
gehalten!"
"Erstaunlich, ja! Aber es ist eben nicht für zwei solche
Schwergewichte gebaut, wie wir es sind." Ingrid kicherte
erneut.
Später, im Bad,
betrachtete ich mich kritisch im Spiegel. "Schatz, findest du
nicht auch, dass ich eine wahnsinnig fette Wampe habe?"
Ingrid, die hinter mir stand, lächelte. Ich sah es im
Spiegel. "Sie hängt auch, Kleines. Du bist ein richtig
kleines Hängbauchschweinchen."
Mir lief bei ihren Worten ein heftiger Schauer den Rücken
runter. Es wurde mir schwach. Ich drehte mich langsam zu ihr um.
"Sag das bitte noch einmal…"
Ingrid wiederholte ihre Worte. In ihrer Stimme lag jener Schmelz,
auf den ich so abfuhr.
"Ingrid, ich liebe dich…"
Als Ingrid fort war,
nahm ich zusammen mit Tante Olga ein zweites Frühstück
zu mir. Wir machten uns über die Reste von Gestern her.
"Ihr wollt also heiraten?" Ich war auf die Antwort
höllisch gespannt. Tante Olga setzte die Kaffeetasse ab.
"Ja, iest beschlossene Sache. Siecherlich hat dein Paps hat
dirr schon erzählt."
"Ich wollte es nur noch einmal von dir hören." Und nach
einer kleinen Pause: "Dann wirst du ja meine Mam!"
Tante Olga nickte. "Kann ich dich nicht gleich so
nennen?"
"Wenn du wiellst!"
Ich ging um den Tisch herum und umarmte sie. "Willkommen in
unserem Haus, Mam!" So kam es, dass aus Tante Olga meine Mam
wurde. Ich fand, es war ein sehr ereignisreicher Tag. Und er war
noch nicht zu Ende.
"Sag' Mam, wann und warum bist du so fett geworden? Ich weis
gar nichts von dir. Selbst Josefine hat mir nichts erzählt.
Sie ist mir immer ausgewichen."
Meine neue Mam lächelte. "Iest lange Geschichte. Hat
angefangen in Ukraine, als iech noch niecht verheirat war.
Vielleicht so in deine Alter."
Ich hörte gespannt zu. "Erzähle bitte weiter."
"Meine Mama war auch fett. Serr sogar! Wir lebbten damals auf
dem Land. Und als iech dann langsam iehn Alter kam, wo man an
Heirat denkt, hat Mama gesaggt, iech müsse viel runder
werrden. Ukrainischer Mann liebt keine dinne Frau! Deshalb musste
ich viel essen. Den ganzen Tag! Und mit vierzehn war iech mollig,
mit fünfzehn dieck, miet sechzehn fett. Als iech heiratete
wog iech schon 140 Kilo. Das war aber schon viel zu viel!"
"Wieso zu viel?" Ich verstand nicht. "Weil iech
unbewegglicher war. Iech musste doch auf Bauernhof arbeiten,
verstehst du? Meine Mann hat mirr alles alleine machen lassen.
Hausarbeit, miet die Viecher, Erziehung von Tochter und ahle
andere Dinge. Err hat iemer nur miet andere Männer
herumgehangen, so saggt man?" Ich nickte. "Dahn hat Mann
angefangen miet Saufen. Wodka! Sto Gramm! Schon an Vormittag. Und
hienter andere Weiber iest er auch her gelaufen!" Mam schaute
mich mit einem hintergründigen Lächeln an. "Felie,
dir kann iech es saggen. Als er gestirzt iest und Hilfe brauchte,
hab' iech miech taub gestellt. Er iest in Jauchegrube gefahlen
und umgekommen. Iech habbe drei Kreuze geschlaggen!" Das war
ja ein Ding! Aber dass um Mam ein Geheimnis war, hatte ich immer
geahnt. Wie war es mit ihr aber weiter gegangen. "Und
Anna-Lena. Wo war die?"
"Anna-Lena iest früh schon aus Elternhaus gegangen. Sie
hatte Enttäuschung wegen Ballet hinter sich. Haht sie dir
erzählt?" Ich nickte und steckte mir eine Zigarette an.
"Iech blieb auf die Land, bies Josefine Alter erreicht hatte,
um fort zu gehen. Zuerst in Stadt nach Ternopil. Dann nach
Deutschland. Anna-Lena war schon längst fort aus Heimat.
Iest nach Paris gegangen. Sie haht uns Visum verschaaft. Warr
niecht einfach. Abber iech wollte weg aus Heimat. Auch weggen
Geschiechte damals mit Mann." Ich verstand sie nur zu gut.
Vielleicht hätte ich ähnlich gehandelt. "Männer
sind Schweine!" , sagte ich. "Niecht ahle. Denk an deine
Paps!" Mam hatte natürlich Recht. Doch Männer waren
ohnehin kein Thema für mich. Und ich äußerte mich
auch so. "Schadde eigentliech! Du biest hibsches Mädchen.
Abber du musst wissen, was gutt fir diech iest!" Sie stand
auf und strich mir über die Haare.
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