ALKOHOL MACHT SÜCHTIG!

Alkoholkonsum ist nicht nur ein Problem der Jugend, sondern ein gesellschaftliches und primär ein männliches Phänomen. Das Trinken von Alkohol gehört in Österreich zur Tradition. 18,3 Prozent der Österreicher trinken regelmäßig zu viel, d.h. mehr als ihre Gesundheit verträgt. Alkohol kann als legale Droge bezeichnet werden, doch der Umgang mit ihm zeigt wie gering das Problembewusstsein ist.

Wer nichts trinkt und strikt jeden Schluck ablehnt, muss sich häufig dafür rechtfertigen oder sich abfällige Bemerkungen wie -er sei fad- gefallen lassen. Es gibt einen sozialen Druck bei Festen und öffentlichen Veranstaltungen sein Glaserl zu heben und mit den Anderen anzustoßen. Besonders im ländlichen Raum gehört Alkohol zum öffentlichen Leben untrennbar dazu. Mit zunehmenden Alter steigt die regelmäßig konsumierte Menge und damit die Zahl des Alkoholmissbrauchs und der Alkoholiker. In dieser Atmosphäre greifen immer mehr und immer jüngere Kinder zum Alkohol.

Alkoholkonsum der österreichischen Bevölkerung ab 16 Jahre:
60,3 % unbedenklich - Abstinent bis geringer Alkoholkonsum
21,4 % relativ unproblematisch - mittlerer Alkoholkonsum
13,3 % problematischer Alkoholkonsum - Alkoholmissbrauch
5,0 % chronischer Alkoholismus - Alkoholiker
Quelle: Handbuch Alkohol Österreich. Zahlen Daten Fakten Trends 1999. Hrsg. BM für Arbeit, Gesundheit und Soziales. S. 83: Repräsentativerhebung 1993/94, Uhl & Springer, 1996

Männliche Jugendliche sind besonders gefährdet

Speziell männliche Jugendliche in ländlichen Gebieten sind besonders gefährdet. Weiters betroffen sind junge Menschen in unterprivilegierten Schichten mit geringen Bildungschancen.

Burschen fühlen sich schon als richtige Männer wenn sie mit dem Saufen beginnen. Saufen bis zum Umfallen gilt als Machtdemonstration: Ich bin stark und trau mich. Sie trinken um die Wette und beweisen sich so gegenseitig, wer am meisten verträgt, der ist am coolsten. Trinken ist für Jugendliche wie ein Initiationsritus in die Welt der Erwachsenen.

Eine Befragung von 1200 Schülern in NÖ ergab:
Schüler trinken exzessiv Alkohol (nach Schultypen):
5 % der AHS, HBLA, HAK Schüler
15 % der HTL Schüler
20 % der Lehrlinge
Der Anteil der Nichttrinker ist von 30 % im Jahr 1996 auf 20 % im Jahr 2000 zurückgegangen.
Quelle: Institut Brunmayr, 2000

Der Alkoholkonsum von Jugendlichen steigt dramatisch

Der Alkoholkonsum von Jugendlichen steigt dramatisch, schon 12-Jährige konsumieren harte Getränke. Besonders in ländlichen Gebieten steigt die Suchtgefahr enorm. Österreich liegt damit europaweit im Spitzenfeld. Das Problem liegt nicht bei den Kindern und Jugendlichen, sondern im gesellschaftlichen Umfeld, da Alkohol nicht als Droge erkannt wird. Um Sucht vorbeugen zu können, müssen sich die Lebensbedingungen in: Familie, Schule, Freizeit und Beruf der jungen Menschen verbessern.

PRÄVENTIVE MASSNAHMEN

Jugendschutz
Die landesrechtlichen Jugendschutzgesetze regeln den öffentlichen Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen: Ab 16 Jahren dürfen Jugendliche Wein und Bier im Wirtshaus trinken, harte Getränke aber erst ab 18 Jahren. Der Jugendschutz regelt nur den Alkoholkonsum im öffentlichen Raum, was Kinder und Jugendliche bei privaten Zusammenkünften trinken, obliegt der elterlichen Verantwortung. Hier ist die notwendige Sensibilität der Eltern gefordert.

Gewerbeordnung
Laut Gewerbeordnung ist jeder, der alkoholische Getränke ausschenkt, verpflichtet mindestens zwei Getränke nicht teurer als das billigste alkoholische Getränk anzubieten. Diese sind dann speziell zu kennzeichnen und sollten als sogenannte Jugendgetränke besonders beworben werden, um Jugendlichen eine attraktive Alternative zum Alkoholkonsum anzubieten.

Freizeitangebote für Jugendliche
Jugendzentren bieten Jugendlichen die Möglichkeit sich auch außerhalb von Wirtshäusern treffen zu können. Auch im ländlichen Raum müssen Jugendliche ausreichend Kultur-, Sport- und Freizeitangebote vorfinden, damit sie nicht mangels Alternativen zum Trinken verleitet werden.

Disco- und Nightline-Busse
Neben der schädigenden Wirkung von Alkohol auf die Gesundheit stellt die Kombination von Alkohol und Straßenverkehr die Hauptgefahr für Jugendliche dar.
Ein flächendeckendes Angebot von öffentlichen Bussen könnte eine gefahrlose Heimfahrt nach der Disco gewährleisten.

Vorbildfunktion der Eltern
Eltern sind sich ihrer Vorbildfunktion für die eigenen Kinder oft zu wenig bewusst. Kinder beobachten ihre Eltern und kopieren unbewusst ihr Verhalten. Zur Unterstützung der elterlichen Erziehungsverantwortung sind Aufklärungskampagnen und bewusstseinbildende Maßnahmen notwendig. Es geht nicht darum, Jugendlichen den Alkoholkonsum zu verbieten, sondern ihnen einen verantwortungsvollen Umgang zu vermitteln und sie auf die Gefahren hinzuweisen.
 
 

Bildungschancen sind Lebenschancen, wenn Jugendliche keine positiven Perspektiven für ihr Leben entwickeln können, dann hilft der Alkohol beim Vergessen und dient zur Flucht vor dem Alltag. Eine Studie der Kinderfreunde ergab, dass manche Eltern ihren Kindern schon im Volksschulalter bei Stress Medikamente zur Beruhigung geben. So wird der Umgang mit sogenannten Seelentröster, wie Alkohol einer ist, schon in jungen Jahren eingelernt (Studie: Medikamentenmissbauch bei Kindern).
 

Starke Kinder brauchen keine Seelentröster

Die Präventionsarbeit kann nicht früh genug beginnen. Schon im Kindergarten gibt es erste Versuche zur Suchtvorbeugung. Dabei geht es in erster Linie um die Stärkung der Persönlichkeit und den richtigen Umgang mit Frustrationserlebnissen. Kinder stark machen, damit sie ihre eigenen Bedürfnisse entwickeln und artikulieren lernen anstelle der Flucht vor der Realität. Ganz zentral ist dabei das Wahrnehmen der eigenen Gefühle und darüber reden zu können. Man kann nicht immer erfolgreich sein, jeder hat mal Misserfolge, man muss auch zurückstecken können, ohne gleich daran zu verzweifeln.

Ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl und die Fähigkeit miteinander reden zu können sind die beste Garantie gegen Suchtgefährdung. Kinder brauchen in der Erziehung Grenzen, doch diese müssen auf ihre Entwicklung abgestimmt sein und mit dem Alter immer weiter gesteckt werden. Die elterliche Kontrolle soll - im Sinne von positiver Führung - dem Kind Schutz und Rückhalt anbieten und darf nicht seine kreative Entwicklung behindern. Kinder müssen sich in ihrer Eigenart angenommen fühlen und dürfen nicht überfordert werden.

Umgang mit dem Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen

Die präventive Suchtvorbeugung sollte bei den Lückekindern, den 11- bis 15-Jährigen beginnen. Diese Altersgruppe befindet sich in einer pubertätsbedingten Umorientierungsphase, sie sind weder Kinder aber auch noch keine Jugendlichen. Sie leben in einer Zwischenwelt, zwischen der Kinder-, Jugend- und der Erwachsenenwelt. Für die Lückekinder gibt es zu wenig Infrastrukturangebote, die Angebote für Kinder interessieren sie eben so wenig wie die Angebote für Jugendliche.

Ab 16 Jahren ist Jugendlichen der öffentliche Konsum von Wein und Bier erlaubt, harte Getränke dürfen sie erst mit 18 Jahren im Wirtshaus bestellen. Die Kriminalisierung von Jugendlichen, die zu viel Alkohol konsumieren ist wenig effektiv. Jugendliche suchen oft bewusst die Provokation mit der Erwachsenengeneration und würden sich durch Protest, Entrüstung und negative Pauschalierungen gegenüber ihrem Alkoholkonsum nur bestätigt fühlen.
Jugendliche brauchen Wertschätzung und Akzeptanz, sie fühlen sich oft zu wenig ernst genommen. Auch wenn sich ihr Aktionsradius schon weit vom Elternhaus entfernt hat, trotzdem brauchen sie Eltern, die sich für sie Zeit nehmen und für ihre Sorgen und Ängste Verständnis haben.
Die Adoleszenzphase ist eine Zeit der Orientierung und Veränderung und in dieser sind junge Menschen besonders gefährdet. Sie befinden sich in einer Umbruchsituation, sind neugierig und wollen alles einmal ausprobieren. Da helfen keine Verbote von Eltern und auch nicht strengere Gesetze. In der Zeit der Ablösung vom Elternhaus ist der Einfluss von Freunden, der peer group und den Idolen wesentlich stärker als der von Lehrern und Familie. Jugendliche müssen erst ihre eigene geschlechtliche Identität und ihre eigene Persönlichkeit entwickeln, da kann man nur positive Orientierungshilfen durch das eigene Verhalten anbieten.

Der Umgang mit Alkohol erfordert eine Trinkkultur. Es ist wichtig, genau zu beobachten, wann man wieviel trinkt. Es soll auch darauf geachtet werden ob man vorher ausreichend gegessen hat und dann den Alkohol mit Maß genießen....
Wie reagieren, wenn man Kinder beim heimlichen Alkoholtrinken erwischt?
Keine Überreaktion, dadurch wird es nur interessanter. Reden und reden und reden...und reden.



Diesen Text haben wir einer Presseaussendung der Österreichischen Kinderfreunde entnommen und eingescannt:

Autorin: Michaela Rous, Österreichische Kinderfreunde
[email protected]t

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