„Lernen–organisieren–kämpfen“lautet der Titel eines Flugblatts zum 1. Mai 1996, in dem es unter anderem heißt:„Wir müssen ... für innerbetriebliche wie gesamtgesellschaftliche Verbesserungen der Arbeits- und Lebensbedingungen und gleichzeitig für den revolutionären Sturz des ganzen kapitalistischen Systems kämpfen. (...) Die stärksten Waffen der Arbeiterklasse sind der Marxismus-Leninismus und die revolutionäre Geschlossenheit im Klassenkampf.“(Sammelheft 2, S.4)
Die KOMAK-ML hat auch bei ihrer Gründung 2002 die Notwendigkeit der engen
Verbindung von revolutionärer Theorie mit revolutionärer Praxis im
Klassenkampf bekräftigt. Wir sind uns bewusst, dass die Entwicklung von
Kadern in einer Situation der sehr schwach entwickelten Klassenkämpfe
inÖsterreich schwierig ist und nur sehr langsam vor sich gehen kann. Aber
wir sind uns sicher, dass das wir nur durch die unmittelbare Teilnahme am Klassenkampf
im Betrieb und auf der Straße Fortschritte machen können.
Die Organisation muss einen Parteiaufbau-Plan entwerfen, der sowohl prinzipienfest
als auch realistisch ist. Ziel ist die Schaffung einer kommunistischen Kampfpartei,
die die Arbeiter/innenklasse und Volksmassen zu proletarischen Revolution führen
kann; der Weg auf organisatorischem Gebiet ist die Schaffung einer Parteiaufbau-Organisation.
Entsprechend den Klassenkämpfen und dem Bewusstsein der Arbeiter/innenklasse
gibt es organisatorische Sprünge vorwärts, sowie Zeiten des Stillstands
und Rückschläge, die durchgestanden werden müssen.
In jeder Situation ist jedoch eine enge Verbindung von Theorie und Praxis im
Klassenkampf notwendig. Es kann keine Fase geben, in der eine kommunistische
Organisation ausschließlich den theoretischen Kampf führt.
Nach den 1970er Jahren gab es inÖsterreich ein unheimlich schnelles Sinken
des theoretischen Niveaus der fortgeschrittensten Arbeiter/innen (abgesehen
von den wenigen standhaften, marxistisch geschulten Arbeiter/innen). Bezeichnend
ist für diese Zeit eine klare Abkehr der fortschrittlichen Intelligenz
von der Arbeiter/innenklasse und die Entwicklung eigener kleinbürgerlicher
Theorien und Ideologie abseits der Arbeiter/innentradition (z.B. Autonome und
Grüne). Das führte unter anderem auch zur vollständigen Verkleinbürgerlichung
der revisionistischen„KPÖ“, die seit dieser Zeit nur noch von der ruhmreichen
antifaschistischen Tradition lebt, aber keinerlei ernsthafte Perspektive auf
den Sozialismus mehr entwickelt hat.
Seit Anfang der 1960er Jahre haben sich aber marxistisch-leninistische Kräfte
um die 1963 gegründete„Rote Fahne“und die Marxistisch-Leninistische ParteiÖsterreichs
gesammelt, die 1967 aus der Organisation MLÖentstanden ist.
Zur heutigen Situation der marxistisch-leninistischen Organisationen inÖsterreich
zitieren wir im folgenden einige Passagen aus einem Entwurf für eine Gemeinsame
Erklärung von MLPÖund KOMAK-ML vom September 2004, der von Vertreter/innen
der Leitungen beider Organisationen verfasst, aber schließlich von der
KOMAK-ML wegen bestimmter anderer Passagen nicht beschlossen wurde:
„InÖsterreich gibt es derzeit zwei Organisationen, die nicht nur die
Bezeichnung„marxistisch-leninistisch“in ihrem Namen tragen, sondern den wissenschaftlichen
Sozialismus, die Lehre vom Sturz des kapitalistischen Systems durch die proletarische
Revolution und vom Aufbau der sozialistischen Gesellschaftsordnung gemäßden
Lehren von Marx, Engels, Lenin und Stalin tatsächlich als Ausgangspunkt
und Leitlinie ihrer gesamten Theorie und Praxis zugrunde legen, sich aber auch
auf die entscheidenden positiven Inhalte der Lehren und Werke Mao Tsetungs,
Enver Hoxhas und aller anderen großen proletarischen Revolutionäre
stützen, denen in bestimmten Situationen und in Bezug auf manche Probleme
auch ernste Fehler unterliefen.
Die eine der beiden genannten Organisationen ist die„Marxistisch-Leninistische
ParteiÖsterreichs"( MLPÖ), die andere die„Kommunistische Aktion–marxistisch-leninistisch“(
Komak-ml) .“
(Entwurf für eine Gemeinsame Erklärung von MLPÖund KOMAK-ML
vom September 2004)
„Die KOMAK-ML wurde am 12. Februar 2002 von verschiedenen Vorläuferorganisationen
gegründet, um planmäßig den Parteiaufbau anzupacken und stellte
sich somit das gleiche Ziel wie die MLPÖ. Nach Einschätzung der
MLPÖwaren aber um 2002 die Voraussetzungen für ihre unmittelbare
Beteiligung am organisatorischen Zusammenschluss noch nicht gegeben.“(ebenda)
„Da schon die Vorläuferorganisationen der KOMAK-ML die programmatischen
Dokumente der MLPÖals eine wichtige Grundlage ihres Kampfes anerkannt
hatten, stellte sich auch die Gründungskonferenz der KOMAK-ML 2002 neuerdings
klar in die proletarisch-revolutionäre Tradition der MLPÖund ihres
Kampfes gegen den KPÖ-Revisionismus seit 1963. In der Gründungserklärung
der KOMAK-ML wird ausdrücklich bedauert, dass es damals nicht gelungen
ist, die MLPÖin den Vereinigungsprozess 1998 bis 2002 einzubeziehen.
Dass sich die MLPÖdamals der Vereinigung von IML, KomAk und BPÖsterreich
nicht anschloss, hatte zwei wesentliche Gründe:
a) Zwischen ihr und den drei genannten Organisationen gab und gibt es zwar
sehr freundschaftliche Beziehungen und hohe gegenseitige Achtung, dich damals
auch noch relativ weitgehende Meinungsverschiedenheiten in zum Teil auch grundlegenden
Fragen. HierÜbereinstimmung zu schaffen, konnte nicht erst nach der Vereinigung
auf die Tagesordnung gesetzt werden, sondern war sogar ihre entscheidende Voraussetzung,
die eben noch nicht gegeben war.
b) Die MLPÖbesteht seit mehr als 30 Jahren als politische Partei und auch
wenn sie noch nicht imstande war, allen Anforderungen zu genügen, die
an eine marxistisch-leninistische Partei gestellt werden, hat sie doch jahrzehntelang
aufopferungsvoll dafür gearbeitet und gekämpft, ihrem Namen, der
zugleich Programm ist, auf den sie stolz ist, gerecht zu werden. Sich unter
diesen Umständen an der Gründung einer Organisation zu beteiligen,
die sich nicht als marxistisch-leninistische Partei, sondern weiter als eine
Vorläufer-Organisation von ihr versteht, wäre ein offensichtlicher
Schritt zurück gewesen und wäre nicht nur bei den Mitgliedern und
Sympathisanten und Freunden der MLPÖ, sondern in der ganzenösterreichischen
und internationalen revolutionären Bewegung als Kapitulation vor Schwierigkeiten
verstanden worden. Er hätte keine mobilisierende, vorantreibende Wirkung
gehabt, sondern eine gegenteilige.
So kam die MLPÖzum Beschluss, zwar noch nicht an der organisatorischen
Vereinigung teilzunehmen, die Gründung der KOMAK-ML aber als Schritt vorwärts
zu betrachten und die freundschaftlichen Beziehungen, die sie schon mit den
Gründerorganisationen der KOMAK-ML hatte, mit der aus dem Zusammenschluss
entstandenen neuen Organisation fortzusetzen und weiterzuentwickeln.
Was die noch offenen Fragen und die zum Teil wesentlichen Unterschiede und
politischen Nichtübereinstimmungen betrifft - in manchen Arbeitsmethoden,
in der Herangehensweise an Probleme wie der Handhabung und Form gegenseitiger
Kritik, in Fragen der revolutionären Taktik, des Parteiverständnisses
usw. usf. - gab es zwischen MLPÖund KOMAK-ML ständig Diskussionen,
die einige Missverständnisse ausräumten und auch bei effektiv unterschiedlichen
theoretischen und praktischen Standpunkten Annäherungen brachten. Allerdings
muss kritisch und selbstkritisch auch festgestellt werden, dass diese
Diskussionen unter dem Druck von Arbeitsüberlastung und Terminzwängen
nicht im erforderlichen Umfang und vor allem nicht systematisch geführt
wurden. Die beiden Organisationen sind sich darüber einig, dass dieser
ernste Mangel raschest und gründlich behoben werden muss.“(ebenda)
Seit Herbst 2004 haben sich die Beziehungen zwischen unseren beiden Organisationen
wieder verschlechtert, was auch mit Auffassungsunterschieden in Fragen der
kommunistischen Organisation und des Parteiaufbaus zusammenhängt. Insbesondere
verwendet die KOMAK-ML für eine Organisation auf dem Entwicklungsstand
der MLPÖnicht den Begriff„Partei“. Das ist für uns völlig unabhängig
davon, wie sich diese Organisation selbst aus propagandistischen Gründen
nennt, wobei wir uns keinesfalls in die Namensgebung anderer Organisationen
einmischen wollen. Sehr wohl nehmen wir uns aber das Recht heraus, offen dazu
Stellung zu nehmen, wie weit die revolutionären kommunistischen Kräfte
inÖsterreich im Parteiaufbau vorangekommen sind. Und da sagen wir: Es
gibt noch keine revolutionäre kommunistische Partei inÖsterreich,
sie muss erst mit vereinten Kräften geschaffen werden. Es werden noch
einige Jahre Anstrengung und eine weitere Verschärfung der Klassenkämpfe
nötig sein, bis wirklich eine Organisation steht, die ein fundiertes Programm
hat, bundesweit zumindest mit Stützpunkten tätig ist, enge Verbindungen
in die Arbeiter/innenklasse hat usw.
Unserer Meinung nach verfügt die MLPÖderzeit alleinüber keine
ausreichenden Entwicklungsmöglichkeiten und kapselt sich seit vielen Jahren
ab, anstatt im Klassenkampf und in den verschiedenen Volksbewegungen neue Kräfte
anzusprechen und zu gewinnen.
„Die„Rote Fahne“, das spätere Zentralorgan der MLPÖ,
wurde im Oktober 1963 von teilweise führenden Kadern der KPÖin
scharfem ideologischen Kampf gegen dieösterreichische Variante des Chruschtschow-Breschnew-Revisionismus
gegründet, dessen Anhänger die ehemals wirklich kommunistische
KPÖzur Abkehr von allen revolutionären Positionen gebracht hatten.
Dreieinhalb Jahre später, am 12. Februar 1967, wurde die MLPÖals
revolutionäre kommunistische Partei derösterreichischen Arbeiter/innenklasse
neu gegründet.
Damals entschied sich ein Teil der entschlossensten, klassenbewusstesten
und theoretisch-ideologisch gefestigtsten Kader und einfachen Mitglieder
der KPÖbewusst für die MLPÖund die entstehende internationale
marxistisch-leninistische Bewegung. Diese entwickelte sich weltweit in klarer
Abgrenzung gegen den Modernen Revisionismus, vor allem den Moskau-Revisionismus
und gegen die Restauration des Kapitalismus, die seit dem 20. Parteitag der
KPdSU 1956 in Osteuropa vorangetrieben wurde. In Europa war die„Rote Fahne“1963
eine der allerersten Zeitungen, die in ihrer eigenen Partei unversöhnlich
die Papageien des Chruschtschow-Revisionismus angriffen und die marxistisch-leninistischen
Kräfte zusammenschlossen.
1977 war die Rote Fahne der MLPÖwieder eines der allerersten kommunistischen
Parteiorgane weltweit, die nicht nur die Machtübernahme der Deng-Revisionisten
in der KP Chinas verurteilten, sondern auch auf theoretischer Ebene deren
bürgerliche Drei-Welten-Theorie entlarvten und wissenschaftlich widerlegten.
In den vier Jahrzehnten ihres Kampfes gegen den Revisionismus und für
die Revolutionierung derösterreichischen Arbeiter/innenklasse hat die
MLPÖund ihr Zentralorgan„Rote Fahne“unersetzliche Grundlagen
für den Neuaufbau einer revolutionären kommunistischen Partei der
Arbeiter/innenklasse inÖsterreich geschaffen. (vgl. Rote-Fahne-Sammelband
I und II:„Kampf gegen den KPÖ-Revisionismus!“und„Kampf
für die Bewusstmachung und Revolutionierung derösterreichischen
Arbeiterklasse!“sowie„Programmatische Erklärung der MLPÖ“,auch
die RF-Nummern zu„30 Jahre MLPÖ“und„40 Jahre Rote Fahne“)“
Die MLPÖhat bereits auf ihrem 3. Parteitag (1981) einige schwere Fehler
auf organisatorischem Gebiet der vorangegangenen Jahre vertieft und damit einzementiert.
Der schwerwiegendste ist das Auseinanderreißen von Theorie und Praxis
und die nahezu ausschließliche Konzentration auf die„Hauptseite Theorie“.
So richtig es ist, zu betonen:„Die einzige richtige Politik ist die prinzipienfeste!
(RF 160, 1975), so falsch ist es in den nächsten 30 Jahren fast nur theoretische
Arbeiten zu machen–mit Ausnahme einer knapp 10-jährigen Fase zwischen
1984 und 1992, in der auch zaghaft in die Klassenkämpfe eingegriffen wurde.
Die größten Leistungen der MLPÖseit Mitte der 1970er Jahre
sind ihre theoretischen Ausarbeitungen, auf die wir wiederholt in der Proletarischen
Rundschau aufmerksam gemacht haben (z.B. im Artikel„... in der Tradition der
MLPÖ“, PR Nr. 19, S. 41-44). Zu einer„prinzipienfesten Politik“gehören
zwei Dinge: Wir Kommunist/innen müssen eine prinzipienfeste revolutionäre
Linie für das Eingreifen in die Klassenkämpfe entwickeln und wir
müssen uns durch unser prinzipienfestes politisches Auftreten in den Klassenkämpfen
bewähren, d.h. zu Vorkämpfer/innen werden und Einfluss erringen,
auch wenn die real stattfindenden Bewegungen im heutigenÖsterreich im
Vergleich zu anderen Ländern und Zeiten mickrig sind.
Selbstverständlich ist es im Parteiaufbau auch unter bürgerlich-demokratischen
Zuständen notwendig, dem Klassenfeind nicht die Zahl oder Namen der Mitglieder
und Funktionäre zu offenbaren. Das darf aber nicht dazu führen, dass
die kommunistische Organisation für die kämpfenden Arbeiter/innen
nicht mehr sichtbar ist. Die Organisation muss sowohl in den Kämpfen selbst
sichtbar und erreichbar sein (d.h. nicht nur die Organisation tritt einseitig
an bewusste Elemente heran), sondern es muss auch möglich sein, sich an
die kommunistische Organisation zu wenden. Dazu muss die Organisation, ihre
Zeitung und Kontaktmöglichkeiten bekannt sein–möglicherweise auchüber
Komitees, Vorfeldorganisationen usw.
Die Aufnahme-Kriterien in die kommunistische Organisation müssen entsprechend
dem Stand der Klassenkämpfe und dem theoretisch-ideologischen Entwicklungsstand
der Arbeiter/innen-Bewegung festgelegt werden. Die Voraussetzungen dürfen
einerseits nicht so niedrig angesetzt werden, dass die Entwicklung der Kandidat/innen
und Mitglieder zu Kommunst/innen erschwert oder behindert wird. Diese Gefahr
besteht dann, wenn das Niveau der theoretischen Auseinandersetzung und der
praktischen Aktivitäten der Organisation insgesamt so flach ist, dass
dass sichÖkonomismus, Spontaneismus, Aktionismus oder Resignation ausbreiten.
Die Aufnahme-Kriterien dürfen aber auch nicht so hoch angesetzt werden,
dass kaum noch wer neu dazu gewonnen werden kann, weil ohne neue Aktivist/innen
trocknet die Organisation aus. Für die meisten Menschen, die sich heute
inÖsterreich für den Kommunismus interessieren, ist der Beitritt
vor allem eine Absichtserklärung, sich in den nächsten 5 Jahren zu
Kommunist/innen zu entwickeln. In Zeiten wenig entwickelter Klassenkämpfe
ist auch vielen ernsthaft revolutionär gesinnten Menschen, ein planmäßiges,
nahezu berufsmäßiges Arbeiten für die Ausbreitung der Organisation
und des kommunistischen Einflusses fremd. Das muss bei der Gestaltung der Organisation
unbedingt berücksichtigt werden, sonst schrumpft die Organisation und
ist nicht mehr wirklich lebendig.
(Entwurf für eine Gemeinsame Erklärung von MLPÖund KOMAK-ML vom September 2004)