Der Faschismus ist - ebenso wie die bürgerliche Demokratie - eine Form
bürgerlicher Klassenherrschaft im Zeitalter des Imperialismus, dem letzten
und höchsten Stadium des Kapitalismus. Faschismus und Kapitalismus gehören
folglich untrennbar zusammen,ähnlich wie Gewitter und dunkle Wolken. Der
Philosoph Max Horkheimer hat es folgendermaßen formuliert:„Wer aber vom
Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen."Der
Faschismus als Herrschaftsform des Monopolkapitals ist wesentlich durch die
Mittel exzessiver Gewalt und des Betrugs gekennzeichnet. Der Faschismus ist
Ausdruck des Unvermögens der herrschenden Klasse im Monopolkapitalismus,
die Volksmassen, insbesondere die revolutionäre Arbeiter/innen-Bewegung,
mit den Mitteln der bürgerlichparlamentarischen Demokratie dauerhaft
niederzuhalten. Der Faschismus an der Macht beseitigt die bürgerlich-demokratischen
Freiheiten undübt einen hemmungslosen Terror gegen alle demokratischen
und fortschrittlichen Kräfte aus, in erster Linie gegen die Arbeiter/innen-Bewegung.
Der faschistische Terror zielt darauf ab den Klassenantagonismus des bürgerlichen
Staates zu verschleiern und das Klassenbewusstsein der Arbeiter/innen zu zerstören.
Faschistische Kräfte, faschistische Parteien sind im Imperialismus stets
vorhanden, weil sie in der bürgerlichen Gesellschaft einen günstigen
Nährboden vorfinden und bei Bedarf für die konterrevolutionären
Zwecke der herrschenden Klasse zu gebrauchen sind. Insbesondere der grassierende
Irrationalismus der spätbürgerlichen Gesellschaft ist eine Hauptquelle
der faschistischen Ideologie. Wichtige Elemente faschistischer Ideologie sind
Nationalismus, Chauvinismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Antiliberalismus,
rückwärtsgewandter„Antikapitalismus"(der Faschismus an der Macht
tritt wohlgemerkt nicht durch antikapitalistische Maßnahmen hervor!),
Esoterik usw. Das zentrale Element jeder faschistischen Ideologie ist stets
das antiemanzipatorische, das vor allem in einem pathologischen Antikommunismus
zum Ausdruck kommt.
Faschistische Kräfte können nur dann zur Macht gelangen wenn sie
von der herrschenden Bourgeoisie gestützt werden. Dabei sind faschistische
Kräfte aus der Sicht der Bourgeoisie umso attraktiver, desto mehr es den
Faschisten gelingt sich eine Massenbasis zu schaffen. Hauptadressaten der faschistischen
Agitation und Propaganda sind die Verlierer des imperialistischen Systems,
die auch in den imperialistischen Zentren immer zahlreicher werden. Besonders
anfällig für faschistische Ideologie sind kleinbürgerliche Schichten
und Arbeiter/innen, dieüber kein ausgeprägtes Klassenbewusstsein
verfügen. Oft wird in der Argumentation nahe gelegt, dass zunehmende Faschisierung
geradlinig zur offenen terroristischen Diktatur des Faschismus führt.
Das stimmt nur bedingt. Der nicht besonders präzise BegriffFaschisierungbezeichnet
eine antidemokratische Tendenz im Zeitalter des Imperialismus. Das Wesen einer
Tendenz besteht gerade darin, dass sie nicht ununterbrochen und gleichförmig
wirksam ist. Die Möglichkeit der Herrschenden demokratische Rechte unter
bürgerlich-demokratischen Rahmenbedingungen einzuschränken hängt
immer von der potentiellen und der realen Kampfkraft und der Kampfbereitschaft
der Arbeiter/innenklasse und der Volksmassen ab. Es gibt zahlreiche Beispiele,
die belegen, dass es möglich ist auch im Imperialismus antidemokratische
Maßnahmen abzuwehren bzw. demokratische Rechte zu erkämpfen. Die
Errichtung einer faschistischen Diktatur geht aber immer mit einerqualitativenÄnderung
der Herrschaftsformder Bourgeoisie einher (während dieökonomische
Basis nicht angetastet wird, kapitalistisch bleibt!). Am Beginn des Faschismus
an der Macht steht die pauschale Abschaffung der bürgerlich-demokratischen
Errungenschaften und eine schwere Niederlage der Arbeiter/innenklasse und der
Volksmassen.