Begriffserklärung: Faschismus

Grundbegriffe des Marxismus-Leninismus

Proletarische Rundschau Nr. 20, September 2005

Der Faschismus ist - ebenso wie die bürgerliche Demokratie - eine Form bürgerlicher Klassenherrschaft im Zeitalter des Imperialismus, dem letzten und höchsten Stadium des Kapitalismus. Faschismus und Kapitalismus gehören folglich untrennbar zusammen,ähnlich wie Gewitter und dunkle Wolken. Der Philosoph Max Horkheimer hat es folgendermaßen formuliert:„Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen."Der Faschismus als Herrschaftsform des Monopolkapitals ist wesentlich durch die Mittel exzessiver Gewalt und des Betrugs gekennzeichnet. Der Faschismus ist Ausdruck des Unvermögens der herrschenden Klasse im Monopolkapitalismus, die Volksmassen, insbesondere die revolutionäre Arbeiter/innen-Bewegung, mit den Mitteln der bürgerlich­parlamentarischen Demokratie dauerhaft niederzuhalten. Der Faschismus an der Macht beseitigt die bürgerlich-demokratischen Freiheiten undübt einen hemmungslosen Terror gegen alle demokratischen und fortschrittlichen Kräfte aus, in erster Linie gegen die Arbeiter/innen-Bewegung. Der faschistische Terror zielt darauf ab den Klassenantagonismus des bürgerlichen Staates zu verschleiern und das Klassenbewusstsein der Arbeiter/innen zu zerstören.
Faschistische Kräfte, faschistische Parteien sind im Imperialismus stets vorhanden, weil sie in der bürgerlichen Gesellschaft einen günstigen Nährboden vorfinden und bei Bedarf für die konterrevolutionären Zwecke der herrschenden Klasse zu gebrauchen sind. Insbesondere der grassierende Irrationalismus der spätbürgerlichen Gesellschaft ist eine Hauptquelle der faschistischen Ideologie. Wichtige Elemente faschistischer Ideologie sind Nationalismus, Chauvinismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Antiliberalismus, rückwärtsgewandter„Antikapitalismus"(der Faschismus an der Macht tritt wohlgemerkt nicht durch antikapitalistische Maßnahmen hervor!), Esoterik usw. Das zentrale Element jeder faschistischen Ideologie ist stets das antiemanzipatorische, das vor allem in einem pathologischen Antikommunismus zum Ausdruck kommt.
Faschistische Kräfte können nur dann zur Macht gelangen wenn sie von der herrschenden Bourgeoisie gestützt werden. Dabei sind faschistische Kräfte aus der Sicht der Bourgeoisie umso attraktiver, desto mehr es den Faschisten gelingt sich eine Massenbasis zu schaffen. Hauptadressaten der faschistischen Agitation und Propaganda sind die Verlierer des imperialistischen Systems, die auch in den imperialistischen Zentren immer zahlreicher werden. Besonders anfällig für faschistische Ideologie sind kleinbürgerliche Schichten und Arbeiter/innen, dieüber kein ausgeprägtes Klassenbewusstsein verfügen. Oft wird in der Argumentation nahe gelegt, dass zunehmende Faschisierung geradlinig zur offenen terroristischen Diktatur des Faschismus führt. Das stimmt nur bedingt. Der nicht besonders präzise BegriffFaschisierungbezeichnet eine antidemokratische Tendenz im Zeitalter des Imperialismus. Das Wesen einer Tendenz besteht gerade darin, dass sie nicht ununterbrochen und gleichförmig wirksam ist. Die Möglichkeit der Herrschenden demokratische Rechte unter bürgerlich-demokratischen Rahmenbedingungen einzuschränken hängt immer von der potentiellen und der realen Kampfkraft und der Kampfbereitschaft der Arbeiter/innenklasse und der Volksmassen ab. Es gibt zahlreiche Beispiele, die belegen, dass es möglich ist auch im Imperialismus antidemokratische Maßnahmen abzuwehren bzw. demokratische Rechte zu erkämpfen. Die Errichtung einer faschistischen Diktatur geht aber immer mit einerqualitativenÄnderung der Herrschaftsformder Bourgeoisie einher (während dieökonomische Basis nicht angetastet wird, kapitalistisch bleibt!). Am Beginn des Faschismus an der Macht steht die pauschale Abschaffung der bürgerlich-demokratischen Errungenschaften und eine schwere Niederlage der Arbeiter/innenklasse und der Volksmassen.

Hosted by www.Geocities.ws