Die MLPÖist die einzige revolutionär-kommunistische Organisation
inÖsterreich, die seit inzwischenüber 4 Jahrzehnten kontinuierlich
aktiv ist und in vieler Hinsicht ein Vorbild für unsere Arbeit ist.
Dass wir jetzt schon seit mehr als 3 Jahren organisatorisch getrennt von der
MLPÖdaran arbeiten, Kommunist/innen zusammenschließen und den kommunistischen
Kampf voranzubringen, liegt vor allem an Auffassungsunterschieden in Organisationsfragen,
die hier nicht behandelt werden können.
Die politische Grundlage unserer Organisation ist der wissenschaftliche Sozialismus,
der seit 1963 von der"Roten Fahne"und MLPÖgegen alle revisionistischen
Verdrehungsversuche verteidigt wird.
Wie die MLPÖsind wir der Meinung, dass„das politische Klassenbewusstsein
des Proletariats nur auf der Grundlage des wissenschaftliche Sozialismus, der
Lehren von Marx, Engels, Lenin und Stalin, der Verallgemeinerung der Erfahrungen
der internationalen Arbeiterbewegung geschaffen werden kann“. (RF-Sammelband
1, S. XIV) Und wie die MLPÖsehen wir unsere derzeitige Hauptaufgabe darin,
den Marxismus-Leninismus in der Arbeiter/innenklasse zu verankern:„Die Rote
Fahne räumt der Propagierung und Verbreitung der revolutionären Theorie
einen erstrangigen Platz ein.“(ebd.)
Wenn wir von der Tradition der MLPÖsprechen meinen wir damit vor allem
4 Bereiche:
1. Prinzipielle Fragen dermarxistisch-leninistischen Theorieundinternationale
Streitfragen, wo wir uns auf die Ausarbeitungen der MLPÖstützen.
Dazu gehört vor allem der Bruch mit dem Chruschtschow-Breschnew-Revisionismus
und die prinzipielle Verurteilung des sowjetischen Sozialimperialismus. Der
20. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) 1956 stellt
einen historischen Wendepunkt in der Entwicklung dieser vorher ruhmreichen
Partei dar. Von der Oktoberrevolution 1917 bis in die erste Hälfte der
1950er Jahre wurde auf allen Parteitagen der KPdSU das Problem der Bürokratisierung
angesprochen und kritisiert. Am 19. Parteitag (1952) wurde gar die Herausbildung
einer ganzen Kaste von Bürokraten in der Partei selbstkritisch festgestellt.
Aber vier Jahre später, am berüchtigten 20. Parteitag (1956), wurde
diese Selbstkritik der KPdSU eingestellt, denn genau diese vorher kritisierte
Bürokraten-Kaste hatte in der Partei die Macht an sich gerissen. Sie begannen
von der Partei des ganzen Volkes und dem Staat des ganzen Volkes zu schwafeln–und
den Kapitalismus (in staatskapitalistisch-bürokratischer Form) wiederherzustellen.
Die Papageien Moskaus folgten diesem Beispiel, nicht aber die MLPÖ:
„Die Opportunisten–Reformisten und Revisionisten–lehnten und lehnen die Diktatur
des Proletariats ab. Sie machen vor der Hauptsache halt, vor dem revolutionären
Sturz der Bourgeoisie, vor der Zerbrechung ihrer alten Staatsmaschine, vor der
organisierten Zerschlagung und Vernichtung aller ihrer wirtschaftlichen und politischen,
staatlichen und militärischen, geistigen und kulturellen Machtpositionen.
Die Periode der Diktatur des Proletariats, von der Lenin mit Recht sagte, dass
sie millionenfach demokratischer ist als die entwickeltste bürgerliche Demokratie,
ist ein Periode lang dauernder scharfer Klassenkämpfe, während die
damaligen und heutigen Opportunisten vom„friedlichenÜbergang zum Sozialismus“,
vom„Staat des ganzen Volkes“und von der„Partei des ganzen Volkes“schwatzten und
schwätzen.“(RF 66/67, 1966, SB1, S.39f.)
2. Wir stellen uns auch bei Fragen derGeschichte derösterreichischen
Arbeiter/innenbewegungund Fragen des Kampfs für die proletarische
Revolution inÖsterreich in die Tradition der MLPÖ. Für die
marxistisch-leninistische Bewertung der Geschichte derösterreichischen
Arbeiter/innenbewegung von ihren organisierten Anfängen im Jahr 1848
bis hinein in die 1950er Jahre hat sich die MLPÖund ihr Vorsitzender
Strobl große Verdienste erworben.
Wichtigste Schriften dazu sind:
Strobl u.a., Geschichte derösterreichischen Arbeiterbewegung (1865 - 1934)
Die bürgerlich-demokratische Revolution von 1848 (RF 262)
Der 15. bis 17. Juli 1927 in Wien (RF 259)
Erfahrung des bewaffneten Kampfs vom Februar 1934 (Nachdruck von Komintern-Texten)
Revolutionäre Lehren des Februar 1934 (RF 149)
Arbeiterklasse und Verstaatlichung (RF 228)
Oktoberstreik 1950 (RF 242)
Aber auch für die Zeit nach 1960 finden sich in der Rote Fahne wichtige
Einschätzungen zurösterreichischen Geschichte, auf die wir uns stützen
können. Beispiele dafür sind:
Die Kreisky-Regierung–moderne Sachwalterin des Großkapitals (RF 132,
1971, SB1, 192ff.)
Was habenösterreichische Soldaten in anderen Ländern zu suchen? (RF
155, 1974; SB 1, 236ff.)
Zur Situation der arbeitenden Frau inÖsterreich (RF 86, 1967; SB1, S.282ff.)
Lohnkampf! (RF 140, 1973; SB1, S.300)
Revolutionärer Kampf–einziger Ausweg (RF 90, 1968; SB1, S.308ff.)
Der Kapitalismus muss gestürzt werden... (RF 151, 1974; SB1, S.322ff.)
3. Für die internationale marxistisch-leninistische Bewegung ist die
Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Kommunismus und die Verarbeitung der
Erfahrungen aus der Niederlage des ersten sozialistischen Staates von herausragender
Bedeutung. Dabei haben sich die Kommunist/innen in derVR Chinaund
derSVR Albanienbesondere Verdienste erworben, auch wenn sie
selbst schließlich scheiterten.
Sowohl diese Verdienste als auch diese Fehler hat die MLPÖin der Roten
Fahne vorbildlich zusammengefasst. So war z.B. die Rote Fahne der MLPÖweltweit
die erste marxistisch-leninistische Zeitung, die offen und ausführlich
die von Deng vorgetragene„Drei-Welten-Theorie“als konterrevolutionär entlarvt
hat.
Deshalb können wir sagen, dass wir uns in die Tradition der MLPÖstellen
bei der Beurteilung der chinesischen Revolution und der KP Chinas, einschließlich
der Großen Polemik 1963 und der Großen Proletarischen Kulturrevolution
1966, aber auch bei der Einschätzung der albanischen Revolution und des
antibürokratischen Kampfes in Albanien 1967-70.
Im ausführlichen Rote-Fahne-Artikel„Die sozialistische Kulturrevolution
in China und ihre Verleumder“heißt es beispielsweise:„In keinem Land
ist die sozialistische Revolution ein kurzfristiger, nach Tagen oder Stunden
zählender Akt, sondern sie umfasst eine ganze historische Epoche, durchläuft
notwendigerweise verschiedene Stadien und kann nicht alle ihre vielfältigen
und schwierigen Aufgaben auf einmal lösen. (...) Die Marxisten-Leninisten
haben sich denÜbergang von einer Gesellschaftsordnung in die andere, insbesondere
den von kapitalistischen und vorkapitalistischen Formationen zum Sozialismus
nie einfach vorgestellt und sich auch nie eingebildet, alle Probleme und Schwierigkeiten,
die dabei auftauchen werden, von vornherein zu kennen und die dazugehörige
Lösung schon in der Tasche zu haben. Dennoch hat die kommunistische Weltbewegung
offensichtlich gewisse Klippen und Gefahren unterschätzt, die sich auch
nach der Errichtung der Volksmacht noch ergeben. Dazu gehören vor allem
Probleme wie das der Quellen des Revisionismus in den Ländern der Volksmacht,
die Gefahr der Heranbildung neuer privilegierter Schichten, die Möglichkeit
des Verlustes der Massenverbindung und damit des revolutionären Charakters
der Partei, also die Gefahr der„Farbverkehrung“und damit der Rückentwicklung
bzw. des Rückfalls in den Kapitalismus. Die ganze kommunistische Weltbewegung
war z. Bsp. 1936, zur Zeit der Annahme der berühmten Stalinschen Verfassung,
derÜberzeugung, dass in de Sowjetunion die Frage„wer–wen?“endgültig
zugunsten der Arbeiterklasse und des Sozialismus entschieden sei und es keine
Gefahr des Rückfalls der Sowjetgesellschaft in irgendwelche formen der
Ausbeuterordnung mehr gebe. Heute, 30 Jahre später, wissen wir es besser
und stehen nach dem bitteren Anschauungsunterricht, den uns die revisionistischen
Länder geben, vor einem gewaltigen Problem, das wir erst jetzt ermessen,
zu dessen Lösung es noch keine fertigen Rezepte gibt, das aber nichtsdestoweniger
unbedingt und mit restloser Konsequenz gelöst werden muss. In vieler Beziehung
handelt es sich um ein Hauptproblem des Sozialismus unserer Zeit und es ist
selbstverständlich, dassüberall dort, wo es Marxisten-Leninisten
gibt, der theoretischen und praktischen Bewältigung dieses Problems besonderes
Augenmerk geschenkt wird. Im einzelnen mögen sich die dabei eingeschlagenen
Wege und Methoden nicht immer bewähren und vervollkommnet werden müssen,
in ihrer Gesamtheit zeigen sie aber schon heute, in welcher Richtung die Lösung
liegt. Die Tatsache, dass auf diesem Gebiet, das weitgehend Neuland der sozialistischen
Revolution darstellt, insbesondere die chinesischen Kommunisten so großartige
Pionierarbeit leisten, das sie in der gegenwärtigen Kulturrevolution vor
allem solche Fragen wird das Problem der revolutionären Nachfolger, der
alten und neuen Intelligenz, der manuellen Arbeit der Kader, der Verringerung
der Lohnunterschiede, der Massenlinie, den Kampfes gegen Würdenträge,
Bürokraten und versulzte„Revolutionäre“usw. in den Vordergrund stellen–alles
das ist ein beglückendes Ereignis nicht nur für China selber, sondern
eine gewaltige revolutionäre Leistung zugunsten der gesamten sozialistisch-kommunistischen
Weltbewegung.“(RF 61, 1966, RF-SB 1, S.89ff.)
Und zur internationalen Bedeutung der Partei der Arbeit Albaniens stellt die
MLPÖunter anderem fest:„In den 25 Jahren seiner Existenz hat das sozialistische
Albanien den Beweise erbracht, dass auch ein kleines Volk, das von zahlreichen
Feinden umgeben ist und unter schwierigsten Bedingungen kämpft, imstande
ist, allen Angriffen, Feindseligkeiten und Gefahren seitens der Imperialismus
und des Revisionismus zu trotzen, die sozialistische Revolution erfolgreich
weiterzuführen. (...) Vor allem ist es die revolutionäre Konsequenz
und Prinzipienfestigkeit, welche die Partei der Arbeit und das albanische Volk
in den kritischsten Momenten der letzten Jahre und Jahrzehnte bewiesen haben,
ihre revolutionäre Unduldsamkeit gegenüber all dem ... Schädlichen,
das der Revisionismus in die kommunistische Bewegung einschleppte, ihre bedingungslose
Zurückweisung aller Versuche, mit marxistisch-leninistischen Grundsätzen
Handel zu treiben und eine hässliche Praxis mit wohlklingenden Theorien
zu kaschieren. (...) Ein ... großes Verdienst der albanischen Genossen
war es, nach dem Abgang Chruschtschows konsequent vor allem Illusionenüber
eine angebliche grundsätzlicheÄnderung der Politik der Moskauer Führer
zu warnen und auf dem Standpunkt zu beharren, das die kommunistische Weltbewegung
nur durch restlosen, unversöhnlichen Bruch mit dem Revisionismus aller
Spielarten zur kämpferischen Einheit der Marxisten-Leninisten gelangen
kann.“
(RF Sondernummer, November 1969, RF-SB1, S.107)
Bekanntlich sind sowohl die chinesischen als auch die albanischen Kommunist/innen
schließlich gescheitert. Auch dazu gibt es von der MLPÖschon früh
Analysen:
„Allgemeine Einschätzung der Lehren und des Werkes Mao Tsetungs“(2 Teile;
RF 197-199 und 218-220) und„Revolutionäre Lehren aus den Erfahrungen der
Kulturrevolution in China“(RF 226);
„8. Parteitag der PdA Albaniens: Marksteine der zunehmenden revisionistischen
Entartung“(RF202, 1982) und„Kritik des Buches von Enver Hoxha‚Imperialismus und
Revolution'“(4 Teile; RF 187, 191, 204, 211).
4. Was dieprogrammatischen Grundlagenfür den Aufbau
einer revolutionären kommunistischen Kampfpartei betrifft, halten wir
trotz mehrerer historischüberholter Passagen–die Programmatische Erklärung
der MLPÖin der Fassung von 1981 nach wie vor für eine wichtige Richtlinie
(Programmatische Erklärung des 3. Parteitags, RF 193).
In den beiden Rote-Fahne-Sammelbänden„Die Bewusstmachung und Revolutionierung
der Arbeiterklasse“(SB 1) und„Gegen den„KPÖ“-Revisionismus“(SB 2) sind
die wichtigsten Artikel zu diesen Themen aus den Jahren 1963 bis 1975 nachgedruckt.
Darüber hinaus geben die Kritiken der MLPÖan den inzwischen wieder
verschwundenen Organisationen VRA und KBÖsterreich, sowie die Rote Fahne
Nummern„30 Jahre MLPÖ“(RF 257, 1997) und„40 Jahre Rote Fahne“(RF 281,
2003)wichtige Hinweise zu Fragen des Parteiaufbaus und Programms.
Dass wir uns in die Tradition der MLPÖund der Roten Fahne stellen, bedeutet
nicht, dass wir jede Stellungnahme aus den letzten 40 Jahren und jeden einzelnen
Text aus den ca. 300 Nummern der Roten Fahne für 100% richtig halten,
denn manche sind stark zeitbezogen. Aber das gilt ja beispielsweise auch für
Texte von Marx oder Stalin. Wir sind jedoch davonüberzeugt, dass die Grundlagen
und Grundzüge der Politik der MLPÖin den letzten 40 Jahren richtig,
d.h. revolutionär-kommunistisch waren. Deshalb wir stellen uns nicht nur
in die„Tradition“der MLPÖ, sondern wir stehen mit ihr seit Jahren in engem
Kontakt, schätzen die Rote Fahne und verbreiten sie. Wir sind zuversichtlich,
dass die Vereinigung aller marxistisch-leninistischen Kräfte in einer
gemeinsamen Organisation den Parteiaufbau inÖsterreich rascher voranbringen
wird.