Wer von uns ist AMSand, am Amt?

Proletarische Rundschau Nr. 19, Mai 2005

Der Kapitalismus hat die Krise und wir, die nicht einfach so eine von 10 Villen oder Firmen oder Fonds verkaufen können um uns darüber hinweg in den erhofften Aufschwung zu retten, bekommen das hart zu spüren. Die Arbeitslosenzahlen steigen, gemeinsam mit den Preisen und das nicht erst seit gestern. In der Arbeit ist die Stimmung auch nicht gemütlicher und die Gewerkschaft macht ihrübriges, dass Kollektivverträge aufgeweicht werden und es mittlerweile Normalzustand ist mit flexiblen Arbeitszeiten und unbezahltenÜberstunden die Haken für andere zu verrichten. In erster Linie für den Unternehmer aber auch für die, die mit uns nicht mehr arbeiten können, weil sie entlassen wurden und ihre Jobs„eingespart"wurden. Sparen ist an sich ist´ne gute Sache,aber das ganze fliesst auf´s Konto derer die hier sparen und das sind die Unternehmen. So weit, so schlecht. Aber was ist mit diesen„arbeitslosen"Menschen? Verschwinden sie auf nimmer Wiedersehen in den Tiefen der Bürokratie, in den Warteschlangen der Sozial- und Arbeitslosenämter? - Tja, abgesehen vom Elend, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten von dem was sich ohne Lohnarbeit inÖsterreich so abspielt: Hattest du etwas Glück und warst angestellt, kannst du dich beim AMS arbeitslos melden, bist Pensions- und Krankenversichert und beziehst Arbeitslosengeld - das dir kaum zum Leben reicht, aber wen interessiert das heute schon? - und schlägst dich mit Betreuern, Kursen, Bewerbungen undähnlichem herum.
Im schlimmeren Fall, arbeite ich in so genannten prekären Arbeitsverhältnissen. Ich bin jederzeit kündbar, habe keine Kranken- und Arbeitslosenversicherung, weißnicht ob und wie viel ich verdiene, bin meistens auf Abruf zur Verfügung - und zack werde ich plötzlich nicht gebraucht, und stehe auf der Strasse vor dem Sozialamt. - dann heißt es aber: Ich hätte bitte gerne Geld zum Leben, für Miete/Strom und Essen - und ja ich bin ganz und gar arbeitswillig... Denn die Sozialhilfe ist gekoppelt an grundsätzliche Arbeitswilligkeit und man/ frau muss sich beim AMS als arbeitssuchend melden.
Und so hänge auch ich in den Mühlen dieses Services und habe genauso wie du alle Hände damit zu tun meine Ansprüche geltend zu machen, ohne Lohnarbeitüber die Runden zu kommen und mich gegen sogenannte Maßnahmen, Kurse und Module und anderen Schikanen des AMS zu wehren. Das war aber nicht immer so und damit kommen wir zu einer Geschichte die eigentlich hier an diese Stelle erzählt werden sollte:

Die traurige Geschichte des AMS

Es war einmal, das ist schon sehr lange her aber da hatte der Kapitalismus auch eine Krise, ein sehr schlimme sogar fast schien er unheilbar krank, und deshalb wurden wie immer´ne Menge Arbeiterinnen entlassen und die Preise für so ziemlich alles angehoben. Ein Preis aber war ständig am Sinken: die Arbeitskraft. Meine, deine und die aller anderen die dazu gezwungen waren sie zu verkaufen. Das waren schlimme Zeiten für die Arbeiterinnenklasse: Auf der einen Seite ein Heer von Arbeitslosen ohne Geld und auf der anderen Seite eins, das immer weniger hatte - und das nur weil die Unternehmer sagen konnten: Was du verlangst statt 1 Schilling die Stunde jetzt 2 Schilling?! Was glaubst du wer du bist, erst gestern habe ich einen entlassen, der macht die Arbeit gerne wieder für 1 Schilling, der hat jetzt nämlichüberhaupt kein Geld, ha, ha! Ich bin ja kein ldiot! ... Aber die Arbeiterinnen dachten sich dasselbe und sogar noch viel mehr: Was wäre wenn wir uns organisieren und uns alle zusammentun? Die, die noch Arbeit haben, geben ein bisschen von dem was sie verdienen ab in die Gemeinschaftskassa und die zahlt es dann weiter an die Arbeitslosen und die müssen dann nicht verhungern und haben auch keinen Grund sich irgendwo als Streikbrecher anstellen zu lassen!...so oderähnlich waren also die Anfänge der Arbeitslosenversicherung, als Waffe gegen die Ausbeutung geschmiedet....Später, nach vielen Kämpfen mit kleinen und großen Siegen der Arbeiterinnenklasse gegen den Kapitalismus und ihre Nutznießer (eine andere und lange Geschichte siehe auch„Die Geschichte vom Tod der guten Menschen"aus PR 11) wurde die Arbeitslosenversicherung zum Amt, viele vergassen, dass es ihr eigenes Geld war, das verwaltet wurde, und so konnte es viele Jahre später plötzlich heißen: Das Amt ist jetzt ein Service!... und der Kunde ist König! Und dieser Kunde ist das Unternehmen und wir, das AMS, organisieren für sie nach ihrem Belieben den Sklavinnenmarkt! Nebenbei stecken wir ein paar Leute in sinnentleerte Kurse, damit auch keiner glaubt ungestraft arbeitslos sein zu können - und dort erzählen wir ihnen, damit sie auch nicht auf andere dumme Gedanken kommen, Arbeitslosigkeit wäre eine Frage des persönlichen Versagens, und es liege bloss daran nicht genügend Selbstbewusstsein oder Talente zu besitzen, die den Marktwert steigern können.

 

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