Wer von uns kennt sie nicht, diese Liebesgeschichten und Liebesfilme, in denen
nach langem Hin und Her, einigen Schwierigkeiten, Missverständnissen und
sowieso großem Wirr Warr das Liebespaar endlich zueinander findet, sich
in den Armen liegt, leise sich drei große Worte: "Ich liebe dich…" zuflüstert
und alles ist gut. Die Liebe hat wieder einmal gesiegt und die Welt ist gerettet!
Getröstet geht frau/man aus dem Kino, ganz beflügelt von dem Gedanken "Liebe
kann alle Hindernisse überwinden, wenn sie nur groß genug ist!" Aber
kaum zu Hause angekommen wird man schon von der/m Liebsten und dem Alltag mit
den Worten "…wo warst du so lange?...wieso steht das Geschirr in
der Abwasch?...oje, ich muss morgen früh raus…" empfangen.
Wo und wann ging hier die Liebe verloren? Wo bleibt meine große Liebe?
Warum ist das im wirklichen Leben alles so kompliziert?....und vielleicht sind
das alles doch nur schöne Märchen…. Alles nicht so einfach,
dachten wir auch und so zerbrachen wir uns lange den Kopf (Au!) wie denn das
so sei mit der Liebe und
freier Liebe und was hat das Ganze mit dem Sozialismus zu tun?
Die Verbindungen
zwischen Menschen sind getragen von der Liebe, sie ist sozusagen der Kitt in
den Brücken und Beziehungen die sie zueinander aufbauen. Ehrlichkeit
und Verantwortung sind Brückenpfeiler dieser Verbindungen. Ehrlichkeit
schafft Vertrauen und mit Ehrlichkeit kann geklärt werden, welche und
wie viel Verantwortung frau/man einander gegenüber tragen kann.
Selbstständigkeit der Beziehungspartner und Brückenbauer ist eine
Grundlage der freien
Entfaltung ihrer Liebe zueinander. Und frei kann sich Liebe entfalten, wenn
sie frei von Hindernissen (Zwängen) ist. Aber nicht ohne ihre Brückenpfeiler
:!!
Nun gut, bis jetzt ist das alles, was uns die Märchen auch erzählen. Warum nicht also, wo wir doch wissen was freie Liebe braucht, die Hindernisse einfach aus dem Weg räumen? Wo ist der ständige Stolperstein bei der Sache? Langsam, langsam! Untersuchen wir doch erst einmal die Hindernisse: Welche Zwänge behindern im Alltag uns, unsere Lieben und die Liebe?
Beziehungen brauchen ihre Zeit um gepflegt zu werden und Liebe braucht ihre
Zeit um gelernt zu werden. Was ist wenn unsere materielle Lage genau das verhindert?
Die materielle Lage, kurz und bündig: In dieser Welt, kostet Leben Geld.
Das liebe Geld! ...da ist nichts Liebes dran... Niemand kommt ohne aus, das
eigene Leben muss irgendwie organisiert und finanziert werden und dazu muss
Geld herangeschafft werden.
Das bedeutet für den großen Teil der Menschen, ihre Arbeitskraft,
da sie sonst nichts besitzen, verkaufen zu müssen. Und zwar unter Bedingungen
auf die sie nur begrenzten Einfluss besitzen, begrenzt deshalb, weil die Produktionsweise
auf Ausbeutung basiert und innerhalb des Systems kann - mit geeinten Kräften
- nur die Stärke der Ausbeutung neu bestimmt werden.
Den Druck, der in unseren Arbeitsstätten herrscht, aber nicht wieder nach
Hause zu tragen, ist ein Hindernis an dem viele Beziehungen tatsächlich
scheitern. Er macht uns Menschen “beziehungsunfähig”, d. h.
Auseinandersetzungen miteinander können nicht geführt werden und
manchmal fehlt für diese einfach vor lauter Arbeit, die Zeit.
Als Lohnabhängige/r, so wie das Wort schon sagt, befindet frau/man sich
in finanzieller Abhängigkeit zum/r Arbeitgeber/in. Auch hier stellt sich
das Hindernis, Abhängigkeit nicht wieder im Privaten zu leben. Besonders
für Frauen erschwert sich die Lage dadurch, dass ihre Löhne im Durchschnitt
um
ein Drittel weniger betragen als die ihrer männlichen Kollegen, und sie
leichter und leider nicht so selten in finanzielle Abhängigkeit zu ihren
Lebenspartnern geraten.
Finanzielle Unabhängigkeit ist ein erster aber fester Schritt zu einem
selbstbestimmteren Leben. Das mag ein guter Rat aber nicht die Lösung
sein, denn egal in welchen Beziehungsformen Mensch lebt, das System der Ausbeutung
behindert diese. Aber die besten Lösungen sind oft die einfachsten: WEG
mit dem Kapitalismus! …schwierig ist nur der Weg zur Revolution, durch
den Sozialismus
hin zum Kommunismus …aber schon der Liebe wegen!
Die Umstände, in denen wir unser Sein fristen, sind die eine Seite der
Medaille, die untrennbare andere Seite ist das, was sich im Bewusstsein unserer
Köpfe abspielt. Dort haben sich die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten
auf dieser Welt und die Märchen darüber, dass es gar nicht anders
sein darf, tief eingegraben. Davon sind unsere lieben FreundInnenschaften und
unsere lieben Liebschaften genauso betroffen.
Im Kapitalismus werden Menschen verschieden stark ausgebeutet. Arbeiter/innen
in den so genannten "Dritte Welt-" bzw. "unterentwickelten" Ländern
verdienen weitaus weniger als Arbeiter/innen in den Metropolen. Die Arbeitskraft
eines/r Migranten/in ist weniger “gepriesen” als die ihres/r österreichischen
Kollegen/in. Das ist für die Kapitalisten nützlich, denn damit steigt
ihr Gewinn(= Profit) aus fremder Arbeitskraft. Und damit das auch so bleibt,
braucht es das eine Märchen über die Unterschiede von Menschen aufgrund
zugeschriebener biologischer oder kultureller Eigenschaften. Es ist ein sehr
böses Märchen, in dem Polen klauen, Afrikaner Drogen verkaufen, … brr
lassen wir das lieber wieder. Der Rassismus schürt bewusst Ängste
der Menschen voreinander und verhindert bewusst Beziehungen. Der Kapitalismus,
als System der Ausbeutung, ist auch eine Gesellschaft der Männer (=Patriarchat).
Männer haben das Sagen (wie man so schön sagt) und sie verdienen
mehr als Frauen, d.h. männliche Arbeitskraft ist besser bezahlt als die
Arbeitskraft einer Frau. Für den Kapitalisten ist das wieder sehr nützlich,
denn er kann der Hälfte seiner Belegschaft weniger zahlen und damit seinen
Profit vergrößern. Und damit das auch so bleibt, braucht es das
eine Märchen von der Ungleichheit der Geschlechter. Es geht ungefähr
so: Ein Mann ist stark und kann keine Gefühle zeigen…. eine Frau
ist schwach und sehr gefühlvoll. Ein Mann ist stark und klug… eine
Frau ist schwach und weniger klug. Ein Mann ist stark und muss gut verdienen… eine
Frau ist schwach und zu Hause als liebende Mutter vollkommen glücklich.
Ein Mann ist stark und will immer Sex…. eine Frau ist
schwach und hat hübsch auszusehen, kümmert sich um die Verhütung … … diese
Liste ließe sich noch endlos weiterführen, aber dasüberlassen
wir mal den vielen Frauen- und Männermagazinen am Kiosk. Diese starre
Einteilung der Geschlechter nach Eigenschaften wird Sexismus genannt. Sich
in Beziehungen und FreundInnenschaften außerhalb dieser
von der Gesellschaft festgeschriebenen Rollenbilder zu bewegen ist eine Kunst
und lässt unserer Liebe oft nur wenig Spielraum, in jeder Beziehung! Es
ist aber auch gleichzeitig das Märchen vom starken Mann und dessen schwacher
Frau, die seiner Führung und Herrschaft gebraucht.
Eine Frau hat sich über einen Mann zu definieren, ob Vater, Bruder oder
Ehemann. Es malt uns das Bild von der angeblich einzig erstrebenswerten Beziehungsform,
der zwischen Mann und Frau, spricht sie "heilig" durch die Institution
Ehe mit Treue bis zum Tod, Kindern, Einfamilienhaus und dem ganzen
Schnick Schnack drumherum. Das Entstehen von Machtverhältnissen und Besitzansprüchen
einander gegenüber wird gefördert, die Selbstständigkeit der
BeziehungspartnerInnen geht verloren, und die Liebe kann sich nicht frei entfalten.
Wenn Frauen und Männer in Beziehungen leben, in denen die Liebe von psychischen
und finanziellen Abhängigkeiten, die nicht selten ihren Ausdruck in Gewalt
finden, bestimmt wird, können wir es dann noch Liebe nennen?
Nein, diese Märchen sind keine schönen Märchen, denn sie verstellen
unsere Blicke auf kollektivere Beziehungsformen, erzählen nichts von einer
Liebe zueinander unabhängig von Geschlecht und unabhängig von gedachter
biologistischer Unterschiede psychologischer wie kultureller Art, von Solidarität
eben.
In unserer Praxis heißt das, Sexismus und Rassismus zu bekämpfen
immer dort wo er uns begegnet, und viele, mühselige und ständige
Bewusstseins- und Überzeugungsarbeit zu leisten. Und auch wenn wir jetzt
schon mit der Arbeit beginnen können (Uff!) wird sich die Liebe erst im
Sozialismus freie Wege bahnen können also gilt auch hier: WEG mit dem
Kapitalismus! …zur Revolution durch den Sozialismus hin zum Kommunismus… schon
der Liebe wegen!