Die Arbeitskraft der Männer und Frauen aus der Arbeiter/innenklasse
wird im Kapitalismus zur Ware. Sie produzieren für einen Kapitalisten
Mehrwert gegen Lohn. Außerhalb des Produktionsprozesses wird im Kapitalismus
auch die weibliche Sexualität zur Ware – durch die Werbung und die
Sexindustrie. Sexuelle Belästigung und Unterdrückung von Frauen und
Vergewaltigungen sind seit der Entstehung der Männerherrschaft (Patriarchat)
mehr oder weniger toleriert - zumindest in der „eigenen“ Familie.
Noch heute gibt es heftige Widerstände gegen die Strafbarkeit der Vergewaltigung
in der Ehe...
Von allen diesen Missständen sind Frauen aus der Arbeiter/innenklasse
heute ganz besonders betroffen, auch wenn das bürgerliche Recht die große
Gleichheit verkündet. Die bürgerliche Frauenbewegung hat ihre Ziele
weitgehend erreicht – immer mehr Frauen kommen in Führungspositionen,
es gibt immer mehr Wissenschaftlerinnen an den Universitäten, ein immer
größerer Teil des Aktienbesitzes ist in Frauenhänden usw. Auf
der anderen Seite der Frauenbewegung, bei den Arbeitsmigrantinnen, schauts
aber umgekehrt aus: Ein Teil von ihnen ist (in Indien, Ostanatolien usw.) unter
halbfeudalen Verhältnissen aufgewachsen, wo nur der Mann das Sagen hat.
Ihnen werden die miesesten Jobs zu den miesesten Löhnen zugeschoben. Sie
sind durch rassistische Sondergesetze, die sich in der Praxis vor allem gegen
Frauen richten, zusätzlich geknebelt. So z.B. sind viele Immigrantinnen
bei einer Scheidung mit Abschiebung bedroht, weil sie keine legale Arbeit haben
und damit an die Aufenthaltsgenehmigung „ihres“ Mannes gebunden
sind.
Die Lebenssituation der meisten Frauen ist geprägt durch ihre bezahlte
Lohnarbeit und ihre unbezahlte Arbeit in der Partnerschaft oder Familie als
Hausfrau und „Mutter“.[1]
Neben der Lohnarbeit ist die durchschnittliche Frau in Österreich also
auch Hausfrau und „Mutter“, und das zweite wirkt auf das erste
zurück. Das führt unter anderem dazu, dass die Frauen in Österreich
um ca. 40% weniger Lohn bekommen als ihre männlichen Kollegen.
Ein großer Teil der Frauen hat nur Zugang zu bestimmten Berufen,
die entweder eng mit der erzwungenen Rolle als Hausfrau und „Mutter“ zusammenhängen
(Putzarbeiterin, verschiedene Sozialberufe, Lehrerin, Prostituierte, ...) oder
schlecht bezahlte angelernte Tätigkeiten umfassen (Textilindustrie, Fließband,
Büro,...) In technischen Berufen und in führenden Positionen sind
Frauen eine kleine Minderheit.
Mit der Überschussproduktion entstand im Mittelmeerraum vor etwa 3000
Jahren das Patriarchat zugleich mit der Sklaverei.
Die ersten Millionen Jahre der Menschheitsgeschichte, in der Steinzeit, mussten alle Menschen
arbeiten, damit die Sippe gerade überlebt. In so einer Gesellschaftsform
gibt es keine Unterdrückung und es gibt keine von der Arbeit freigestellten
Herrschenden und ihre Lakaien (Polizei, Priester usw.), die von fremder Arbeit
leben. Sobald aber mit der beginnenden Metallzeit (Kupfer- und frühe Bronzezeit)
mit verbesserten Arbeitsgeräten Überschüsse produziert werden,
können bestimmte Gruppen von Menschen (Anführer/innen, Priester/innen,
Wissenschaftler/innen,...) von der produktiven Arbeit freigestellt werden bzw.
sich freistellen (lassen), und eine Klasse von Ausbeutern entsteht, die von
fremder Arbeit lebt.
Gleichzeitig entsteht aber mit der Überschussproduktion auch die Möglichkeit,
sich bisher im Gemeineigentum genutzte Güter als Privateigentum anzueignen – das
gilt insbesondere auch für das Privateigentum an Produktionsmitteln. In
der Antike waren es die Männer aus dem Stammesadel, die als erstes „ihr“ Privateigentum
beanspruchten und als kampferfahrene Krieger auch verteidigen konnten.
Im Römischen Reich und in anderen Sklavenhaltergesellschaften wurden Frauen
ebenso wie Sklav/innen und Kinder zum Eigentum der Männer der herrschenden
Klasse (Patrizier bzw. Patriarchen). Der Arbeitsplatz der Frauen war seit damals
fast ausschließlich auf das Haus beschränkt.
Bis vor etwa 150 Jahren bestanden die Hauptaufgaben der Frauen aus Arbeiten
für die Grundversorgung der Familie, wie Herstellung der Bekleidung und
des Hausrats (Töpfern), Organisierung der Nahrungsbeschaffung (sowohl
Garten- und Feldarbeit als auch Kleinviehhaltung) und Zubereitung des Essens
für die gesamte Großfamilie (einschließlich ältere Generation,
Gesinde,...). Überschussprodukte wurden am Markt verkauft und so trugen
die Frauen wesentlich zum Familieneinkommen bei. Darüber hinaus spielte
das Gebären und das Aufziehen von Kindern eine herausragende Rolle. Die
Hauptaufgaben der Männer – sowohl der herrschenden wie auch der
unterdrückten und ausgebeuteten Klassen – waren außerhalb
des Hauses, Hofs oder Palasts. Ackerbau und Viehzucht im größeren
Stil, Kriegszüge, Fernhandel usw. waren die Domänen der Männer
von der Sklavenhalterzeit bis heute. Besonders mit der Entwicklung des Handwerks
aus einem Teil der Hausarbeit zu eigenständigen Berufen, die außerhalb
des „geschlossenen Haushalts“, also von Männern, organisiert
wurden, wurde das Patriarchat aufs Neue stabilisiert.
In den letzten 2000 Jahren änderten sich zwar die Formen der Frauenunterdrückung
(Sklaverei, Feudalismus und Kapitalismus), aber die Männerherrschaft blieb
bestehen: Die herrschende Klasse besteht bis heute fast ausschließlich
aus Männern.
Im Kapitalismus wurden schließlich große Teile der von Frauen in Hausarbeit hergestellten Produkte maschinell und fabrikmäßig hergestellt und dadurch einerseits entwertet, andererseits aus der Produktionssfäre der Frauen in die Verfügungsgewalt des männlich-dominierten Kapitals verschoben. Aber durch den Kapitalismus wurden nun auch große Teile der Frauen in die sich ständig ausdehnende Fabrikarbeit einbezogen. Aus Gier der Kapitalisten nach immer neuen Arbeitskräften wurde die Jahrtausende dauernde Zurückdrängung der Frauen ins Haus und auf den Haushalt durchlöchert und weitgehend aufgehoben. Dem entsprechend wurde im 20 Jahrhundert - nach langen Kämpfen – auch die rechtliche Gleichstellung der Frauen in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft weitgehend durchgesetzt.
Im Unterschied zur Sklavenhaltergesellschaft und zum Feudalismus braucht
die kapitalistische Produktionsweise rechtlich freie Menschen für die
Organisierung der Produktion und Ausbeutung. Im Feudalismus waren die Produzent/innen
rechtlich an den Grundherrn gebunden, sie durften den Ausbeuter nicht frei
wählen.
Für die rasche Entwicklung der Produktivkräfte und der Produktivität
(im Wettlauf mit den Konkurrenten) braucht der Kapitalist aber immer die besten
verfügbaren Arbeitskräfte – und dazu müssen alle diesbezüglichen
rechtlichen Einschränkungen aufgehoben werden (vgl. heute: Sonderkontingente
für Spezialisten in den Ausländergesetzen).
Die wichtigsten Formen der Unterdrückung der Frauen im entwickelten Kapitalismus
sind also nicht im gesetzlichen Bereich zu finden, im Gegenteil: Gehen wir
nach dem Buchstaben des Gesetzes, dann sind bei uns heute Mann und Frau gleich
gestellt. Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz ist formal einklagbar.
Nicht einmal in den Kollektivverträgen finden wir Hinweise auf die besonders
niedrigen Frauenlohngruppen (heute heißen Sie z.B. ganz neutral „Lohnstufe
2“)
Der Kapitalismus ist aber ein hinterlistiges Scheißsystem, das mit politischer
Freiheit und Gleichheit prahlt und durch die gesellschaftliche und ökonomische
Ungleichheit die Ausbeutung sichert: Jede/r darf eine Fabrik oder Bank kaufen,
aber niemand darf sie enteignen; jede/r darf für einen Kapitalisten arbeiten,
aber niemand darf sich sein/ihr Arbeitsprodukt aneignen (außer er/sie
ist „selbstständig“); jede/r darf Arbeiter/innen anheuern
und feuern, aber niemand darf Kapitalisten mit kollektiven Zwangsmaßnahmen
unter Druck setzen usw.
Die Arbeiter/innenklasse ist in diesem System immer in einer beschissenen Lage – unabhängig
davon, wie gut ihre materielle Lage momentan abgesichert sein mag. Die Frauen
aus der Arbeiter/innenklasse sind dabei aufgrund der historischen Entwicklung,
ihrer traditionellen Stellung in der Gesellschaft und verschärft durch
den ideologisch-politischen Druck der am meisten unterdrückte und ausgebeutete
Teil. Sie müssen die miesesten Arbeiten zu den niedrigsten Löhnen
machen, sie müssen jede Form von Teilzeitarbeit akzeptieren. Je nach Arbeitstätigkeit
wird dann auch noch erwartet, dass sie den Kunden oder dem Chef „schöne
Augen“ machen usw. Es ist kein Zufall, sondern Ausdruck der Stellung
der Frauen in unserer Gesellschaft, dass typische „Frauenberufe“ wie
Verkäuferin, Maschinenbedienerinnen und typische „Frauenbranchen“ wie
Textil-, Leder- und Bekleidungsindustrie besonders niedrige Löhne aufweisen.
Industrie, insgesamt 1939,40 €
ABER:
Ledererzeugende Industrie 1116,50 €
Lederverarbeitende Industrie 1237,00 €
Bekleidungsindustrie 1106,90 €
Gewerbe, insgesamt 1699,40 €
ABER:
Bekleidungsgewerbe 1017,60 €
Männer 19218 €
Frauen 13210 €
Männer 16000 €
Frauen 9520 €
Vollständige Frauenbefreiung ist nur auf dem Weg der revolutionären Beseitigung der kapitalistischen Ausbeutung möglich
Der Mensch ist das Produkt der gesellschaftlichen Verhältnisse, seiner
sozialen Beziehungen und der Eigentumsverhältnisse, die sich im Lauf der
Geschichte verändert haben und weiter verändern. Das gilt selbstverständlich
auch für die Frau und ihre Stellung in der Gesellschaft: Sie ist das Produkt
der sich verändernden gesellschaftlichen Verhältnisse - es gibt keine „natürliche“ Stellung
der Frau in der Gesellschaft! Die Stellung der Frauen in der kapitalistischen
Gesellschaft ist bestimmt durch die kapitalistischen Eigentumsformen an den
Produktionsmitteln (Fabriken, Banken, ...) und die darauf gegründeten
Produktionsverhältnisse.
Die Unterdrückung der Frauen im Kapitalismus beruht auf den ökonomischen
Grundlagen unserer Gesellschaft, d.h. der kapitalistischen Produktionsweise
und Ausbeutung. Solange das Recht auf Privateigentum an Produktionsmitteln
weiter besteht, kann es keine Befreiung der Frauen geben.
Der lange Wirtschaftsaufschwung nach den Zerstörungen des 2. imperialistischen
Weltkriegs in Europa hat reformistischen Strömungen eine Zeit lang scheinbar
recht gegeben. Die großen Reformschübe in Österreich in den
1970er und beginnenden 80er Jahren haben die besondere Unterdrückung der
Frauen gemildert, ihre offen erzwungene Unterordnung unter den Mann in der
Familie (Züchtigungsrecht), als pflichtmäßige Sex- und Gebärmaschine
(strengstes Abtreibungsverbot) beseitigt, weil das aufblühende österreichische
Monopolkapital nicht genug freie Arbeitskräfte hatte. Tatsächlich
hat die Frauenbewegung damals einiges erreicht, aber heute ist die Gegenreformation
mächtig geworden und vertritt ganz andere Interessen... die Ausbeuterinteressen
des Kapitals, die jede soziale Weiterentwicklung hemmen.
Je nach Situation hieß es früher: Frauen in die Produktion oder
zurück an den Herd. Heute heißt es: Nach der Produktion an den Herd
(auch wenn’s eine Mikrowelle ist...). Nach der Produktion als Betreuerin
ans Krankenbett, als Erzieherin ins Kinderzimmer...
Eine wirkliche Vergesellschaftung der Hausarbeit ist im Kapitalismus nicht
dauerhaft durchsetzbar bzw. kann nicht abgesichert werden. Das Monopolkapital,
das die politischen Entscheidungen in unserer Gesellschaft dominiert, ist ständig
auf der Jagd nach Maximalprofit – das ist ein Kennzeichen des monopolkapitalistisch-imperialistischen
Stadiums. Und für die Erzielung von Maximalprofiten müssen alle Mittel
eingesetzt werden, unter anderem auch ständige Kürzungen im Sozialbereich – solange
die Arbeiter/innenklasse nicht massiv dagegen auftritt und z.B. durch Streiks
die Profite schmälert.
Eine „Gleichstellung“ von Frauen und Männern im Kapitalismus
wäre theoretisch möglich bzw. denkbar und widerspricht nicht direkt
der kapitalistischen Produktionsweise. Es könnte gleich viele weibliche
Ausbeuterinnen wie männliche Ausbeuter geben und auf der anderen Seite
gleich viele in Lohnarbeit stehende Arbeiterinnen wie Arbeiter. In diesem Sinn
hat die bürgerliche und kleinbürgerliche Frauenbewegung auch scheinbar „recht“,
wenn sie die Durchsetzung ihrer (aber nur ihrer!) Forderungen auf reformistischem
Weg versucht. Die Interessen des weiblichen Bürgertums und von Teilen
des weiblichen Kleinbürgertums wären abstrakt-prinzipiell im Kapitalismus
erreichbar, auch wenn bestimmte systemimmanente Hindernisse entgegenstehen,
wie z.B. der Zwang zur Spaltung des Volkes für die Absicherung der Herrschaft
der Bourgeoisie. Zumindest in der Arbeiter/innenklasse, die den Großteil
der Gesellschaft ausmacht, braucht der Kapitalismus immer eine Spaltung (in
Alte und Junge, Inländer und Ausländer, Kranke und Gesunde – und
eben auch Männer und Frauen), um diese insgesamt niederhalten zu können.
Darüber hinaus hat das Monopolkapital Interesse an einer flexiblen industriellen
Reservearmee, d.h. an Menschen, die in der Hochkonjunktur angeheuert und in
der Krise gefeuert werden können – und Frauen eignen sich aufgrund
der dreitausend Jahre Patriarchat dafür besonders...
Deshalb kann auch die besondere Benachteiligung und Unterdrückung der
Arbeiterinnen im Kapitalismus nicht beseitigt werden, ohne den Kapitalismus
zu beseitigen. Da aber für die Aufrechterhaltung des gesamten Ausbeutungssystems
die besondere Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeiterinnen notwendig
ist, wird – unabhängig von Lippenbekenntnissen bestimmter bürgerlicher
Politiker/innen in Vorwahlzeiten („schwarz, stark, weiblich“) – die
Ideologie der Herrschenden immer auch gegen die Frauen gerichtet sein, und
zwar gegen alle Frauen als Frauen.
Ganz offensichtlich kann die Ausbeutung der Arbeiterinnen (wie die der Arbeiter)
ohne Enteignung und Vergesellschaftung der Produktionsmittel nicht beendet
werden. Diese kann nicht durch Reformen erreicht werden, denn freiwillig geben
die Kapitalisten ihre Produktionsmittel nicht her...
Für die große Masse der Frauen ist daher ihr Schicksal und ihre
Zukunft eng mit den Perspektiven einer revolutionären Überwindung
dieser bürgerlichen Gesellschaft verbunden. Ebenso eng, wie das bestehende
Patriarchat mit den kapitalistischen Produktionsverhältnissen und der
bürgerlichen Gesellschaftsordnung verknüpft ist, ist der Kampf der
großen Mehrheit der Frauen mit den Fortschritten der revolutionären
Arbeiter/innen-Bewegung verbunden. Denn nur diese kann auf revolutionärem
Weg, durch den Sturz der Bourgeoisie und die Machtübernahme der Arbeiter/innenklasse
eine neue klassenlose Gesellschaft gleichberechtigter Menschen ohne Unterdrückung
und Ausbeutung schaffen.
Auf dem Weg dorthin ist jede Reform, die zu einer wirklichen Verbesserung der
Lage der Frauen, zu einer Milderung der besonderen Unterdrückung und Ausbeutung
der Frauen führt, ein Fortschritt. Viele Frauen sowohl aus der Arbeiter/innenklasse
als auch aus den werktätigen Mittelschichten kommen gerade durch den frauenfeindlichen
Charakter des Kapitalismus in Widerspruch zu diesem System, auch wenn sie nicht
in der bürgerlichen Ausbeuterordnung die Grundlage für ihre berechtigte
Unzufriedenheit sehen.
Wir unterstützen und fördern praktische Kämpfe für jede
wirkliche Verbesserung im Kapitalismus, und versuchen, darin vorwärts
treibende Forderungen einzubringen, die breite Massen mobilisieren und zusammenschließen
können. Wir tragen in diese Kämpfe die sozialistische Orientierung
der Überwindung dieses Systems hinein und versuchen die Masse der kämpfenden
Frauen davon zu überzeugen, dass eine wirkliche Frauenbefreiung nur über
den Weg der sozialistischen Revolution und die Machtergreifung der Arbeiter/innenklasse
erreicht werden kann.
Die Erfahrungen der revolutionären Bewegung im 20. Jahrhundert zeigen,
dass sowohl für den revolutionären Kampf gegen die Diktatur der Bourgeoisie
als auch für den Aufbau des Sozialismus nach dem Sturz des Kapitals der
antipatriarchale Kampf ein unverzichtbarer Teil des Kampfes um die sozialistische
Revolution ist. Weiters ist nach dem Sieg des Proletariats die Fortführung
des Klassenkampfs gegen alle Reste der alten Ordnung und gegen die Restauration
einer neuen Form von bürokratischem Kapitalismus notwendig.
In der Sowjetunion, dem ersten sozialistischen Land der Welt, wurden besonders
in den ersten 5 - 10 Jahren gewaltige Leistungen bei der wirklichen Gleichstellung
der Frauen in allen Bereichen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens
erreicht und diese stellten auch ein Vorbild für die Arbeiter/innenklasse
der kapitalistischen Länder dar. Tatsächlich ist es aber so, dass
allein durch eine ausreichende Zahl von Kinderkrippen, Kindergärten, Kinderhorten,
Werkskantinen, Ausspeisungsstellen, Putzereien, Nähereien usw. zur weitgehenden
Vergesellschaftung der Hausarbeit (was in der Sowjetunion nie erreicht wurde)
nicht die gesellschaftliche Gleichstellung der Frauen erreicht wird.
Wer steht früher auf und macht das Frühstück?
Wer lasst sich vom Chef antatschen und sagt lieber nichts?
Wer weiß am Nachhauseweg, dass keine Milch mehr im Kühlschrank
ist und schaut im Supermarkt vorbei?
Wer sieht nach der Arbeit daheim, dass der Boden schon wieder dreckig ist
und holt den Staubsauger?
Wer liegt total müde im Bett, will schlafen und lasst trotzdem Sex mit
sich machen?
Wer geht in Karenz, weil der Lohn eh deutlich niedriger ist?
Wer nimmt Urlaub, weil das Kind schon wieder krank ist und der ganze Pflegeurlaub
aufgebraucht ist?
Zu wem sagt der Chef: Geh wie wär’s mit an Kaffee – und
du rennst schon zum Automaten, um ihm einen zu holen?
Wie viele Wissenschaftlerinnen und Politikerinnen kennst du?
Wer macht die Arbeiten mit den niedrigsten Löhnen? Wer ist in diesen
Betrieben außer dem Meister und dem Betriebsrat noch ein Mann?
Warum ist das eigentlich so, obwohl bei uns seit Jahrzehnten Männer
und Frauen rechtlich völlig gleichgestellt sind???
Auch bei einer nahezu vollständigen Eingliederung der Frauen in den
sozialistischen Produktionsprozess und ihrer Befreiung von der „Haussklaverei“,
wie es Lenin nannte, wird das jahrtausende alte Patriarchat nicht gekippt,
sondern es lebt in den Köpfen, in der Ideologie und der Tradition weiter.
Wenn kein entschlossener ideologisch-politischer Kampf für die tatsächliche
gesellschaftliche Gleichstellung der Frauen auf allen Gebieten geführt
wird, dann setzt sich das Patriarchat auch im Sozialismus immer wieder in der
tagtäglichen Praxis durch, auch wenn staatliche Maßnahmen die Frauenbefreiung
fördern.
Doch die wirtschaftlichen Probleme unter dem Würgegriff der imperialistischen
Umkreisung und theoretische Positionen von einem Primat der Produktivkräfte
führten in der Sowjetunion schon in den Dreißiger Jahren sogar zu
einer teilweisen Rücknahme des Erreichten. Nach dem Sieg über den
Faschismus wurden in den Volksdemokratien in Osteuropa neuerliche vorsichtige
Schritte auf dem Weg zu Frauenbefreiung gesetzt – allerdings mussten
dabei viele halbfeudale Reste in vielen dieser Länder überwunden
werden, und die einflussreiche revisionistische Linie in der KPdSU zur Familienpolitik
hemmten die Entwicklung.
E rst in den heftigen theoretischen und praktischen Auseinandersetzungen der
Kulturrevolution in China der 1960er Jahre wurde der Kampf um die Frauenbefreiung
wieder als notwendige und bewusste Kampffront im Aufbau des Sozialismus erkannt. (vgl.
dazu in dieser PR auch den Artikel aus TALK TOGETHER Nr.2: „Keine Frauenbefreiung
ohne Befreiung der Gesellschaft ...!“)
Mit der konterrevolutionären Umwandlung Chinas Ende der 1970er Jahre war
auch in diesem ehemals sozialistischen Land der Kampf gegen das Patriarchat
und für vollständige Frauenbefreiung von der Tagesordnung verschwunden.
Doch besonders in den Beispielen aus dem revolutionären China (z.B. in
Claudie Broyelle, Die Hälfte des Himmels) zeigt sich die ungeheure verändernde
Kraft, die die Volksmassen entwickeln können, wenn die gesellschaftliche
Gleichstellung der Frauen bewusst und auf revolutionärem Weg vorangetrieben
wird.