Ein Beitrag zum Leben der deutschen Minderheit in der Slowakei

Historischer Überblick

Viele von uns kennen bis heute die Historie unseres Gebietes nicht genau, die mit germanischen Stämmen zusammenhängt.

Das Gebiet der heutigen Slowakischen Republik gehört zu den ältesten besiedelten Gebieten Mitteleuropas. Nach den keltischen und germanischen Stämmen drangen die Römer bis zur Donau vor (1. Jh. v.Chr.) Im 6.-7. Jh. entstand das Fränkische Reich, zu dem auch der größte Teil des heutigen Österreichs gehörte.

Im Jahre 1278 unterlag der böhmische König Pøemysl Ottokar II. auf dem Marchfeld dem deutschen König Rudolf I. von Habsburg. Der gewann das Gebiet Steiermark, Kärntnen, Niederösterreich, Oberösterreich und 1282 belehnte er damit seine Söhne. Hiermit begründete König Rudolf I. von Habsburg die habsburgische Hausmacht, die bis 1918 gedauert hat.

Der größte Teil der gegenwärtigen Slowakischen Republik hatte auf Grund des Preßburger-Wiener Abkommens seit dem 22. 07. 1515 der habsburgischen Macht gehört. Es ging um die sogenannte Doppelheirat seiner Enkel, die selbst Kaiser Maxmillian I. organisiert hat.

Die Macht erreichten die Habsburger nach dem Tod des böhmischen und ungarischen Königs Ludwig, der im Jahre 1526 bei Mohacs geschlagen worden war. Dann entstand unter der Regierung Ferdinands von Habsburg die mächtige habsburgische Mehrnationalitätenmonarchie.

Viele von uns wissen, dass die letzte Einwanderung aus Deutschland in das ehemalige Österreich in den Jahren 1858/60 stattgefunden hat. Wegen der schlechten wirtschaftlichen Situation des heimischen Raumes entschlossen sich zur Auswanderung etwa 400 Personen aus dem Umkreis der Gemeinde Steinfeld in Niedersachsen. Ihr Ziel waren im damaligen Nordungarn die zwei Dörfer Tscherman (Èermany) und Groß Rippen (Ve¾ké Ripòany), die sich nicht sehr weit von Nitra (Neutra) befinden. Diese zwei Dörfer liegen in der Westslowakei zwischen den Städten Neutra und Topoltschan (Topolèany). Sie wollten eine neue Heimat finden nicht nur für sich, sondern auch für ihre Frauen und Kinder.

Diese Einwanderung erfolgte nur 2 Jahre nach der ersten Wirtschaftskrise in der Weltgeschichte. Im Jahre 1857 hat die Wirtschaftskrise alle Länder Amerikas und Europas betroffen, die an der Weltwirtschaft teilgenommen hatten.

Im Sommer 1857 hat die Überproduktion des Weizens einen enormen Rückgang der Preise auf der New Yorker Börse verursaciht. Diese Senkung der Preise hat nicht nur Groß Britannien, sondern auch den ganzen Kontinent einschließlich der deutschen Metropole Hamburg er-fasst.

Vor dem Bankrott waren nur die größten Importfirmen dank eines Zehnmillionendarlehens von Österreich geschützt. Darum haben sich unter diesen schweren wirtschaftlichen Bedingungen einige Seeleute und Bauern aus Niedersachsen entschlossen, eine neue Heimat in Nordungarn für sich und ihre Nachkommen zu suchen. Es war die letzte Einwanderung von Deutschen in unser Gebiet in der Zahl von cca 400 Leuten.

Die Heimatforscher Johann und Franz Ostendorf be-suchten Anfang dieses Jahrhunderts mehrmals Tscherman und Groß Rippen und fanden eine Besiedlung vor. Doch nach dem II. Weltkrieg wurde der Großteil der Tschermaner und Groß Rippener Deutschen nach West- und Ostdeutschland ausgesiedelt. Der Rest ist in der ganzen Slowakei verstreut. Viele gelangten durch Ver-mittlung von Verwandten in die Überseeländer. Aber auch deutsche Namen leben noch heute in der Stadt Neutra, wie z.B. Hörmann, Arkenberg, Hochmann, Schlarmann, Ahlers, Lehmden und andere. Erst im Jahre 1979 erfolgte erste Kontaktaufnahme zu den Nachkommen, die durch die Zwangsevakuierung nach dem II. Weltkrieg überwiegend in die alten und neuen Länder der Bundesrepublik Deutschland gelangt waren.

Herr Theo Deters aus Ellwangen (Deutschland) war der Hauptinitiator der Patenschaft der ausgesiedelten Tschermaner in Deutschland und in der Slowakei verbliebenen und mit der Heimat ihrer Vorfahren um Steinfeld in Niedersachsen.

Die Gegenwart

Den Grund unserer Mitgliederschaft bilden in der OG des KDV Neutra die Tschermaner, Groß Rippener und ihre Nachkommen. Wir haben uns in Neutra entschlossen, uns in einem Verein zu vereinigen und das gelang uns teils auf der ersten Sitzung am 10. Juli 1994. Zur Zeit haben wir in der OG Neutra 104 Mitglieder.

Wir gehören zur Preßburger Region.

Dank der Bereitwilligkeit von Mgr. Kolde Luise organisieren wir jetzt kürzere Deutschkurse. Der Kurs der deutschen Sprache erfolgt einmal in zwei Wochen am Dienstag, je zwei Stunden an der Lebensmittelschule. Frau Berta Niebur fährt regelmäßig ins Dorf Tscherman, wo sie nicht nur die Kinder, aber auch Erwachsene Deutsch unterrichtet. Im Sommer 2000 ermöglichten wir unseren Studenten einen Aufenthalt in Deutschland. Wir haben gute Kontakte mit den Missionären aus München, dank unseres Freundes Bruder Hans. Den Aufenthalt unserer Studenten ermöglichen wir neben dem Flughafen in München oder in Sambachshof im Nordbayern. Wir könnten vielen von unseren Deutschen, ihren Kindern, ihren Enkeln und Enkelinnen die deutsche Sprache verbessern. Uns fehlt eine feste kleine Stelle, wo wir uns regelmäßig treffen könnten und zugleich für uns eine deutsche Bücherei führen würden. Bis zu dieser Zeit treffen wir uns ab und zu nur in den Wohnungen als Gäste, aber nur in kleiner Zahl. Wir haben uns schon siebenmal regelmäßig am Ende des Jahres auf unserer Jahresversammlung getroffen, die gleich mit dem Nikolausabend für Kinder und Erwachsene verbunden ist. Gewöhnlich kommen auf unsere Jahresversammlung auch unsere lieben Gäste von der OG Preßburg mit ihrem Sängerchor, den Chorleiterin Frau Stolar dirigiert.

Da unsere Mitglieder zerstreut sind von Komorn bis Priwitz und Altsohl, von Freistadt bis Lewentz würden wir schon in Neutra eine kleine Begegnungsstätte brauchen.

Wir hoffen, dass sich unsere Situation in Neutra bessern wird, dank nicht nur der Tätigkeit unseres Regionalvorsitzenden Prof. Otto Sobek und anderer Funktionäre des KDV aus Kaschau, und vielleicht auch nach dem 10-Jubiläum der Gründung des KDV und wird uns endlich der Bürgermeister RNDr. Jozef Prokeš kleine Räume vermieten.

Die Zukunft

Was wird uns die Zukunft bringen?

Unsere Situation in der Slowakei ist für uns günstig, weil wir immer näher zu Europa, zu Deutschland rücken, wo wir gute persönliche Kontakte und Unterstützung finden.

Was können wir selber machen? Sehr einfach!

Im Jahre 2001, wenn die Volkszählung in der Slowakei sein wird, melden wir uns nach dem Recht zur deutschen Nationalität!

Ich bin überzeugt, dass das deutsche Leben in der Slowakei immer besser sein wird.

Jaroslav HENKRICH

Vorsitzender der OG des KDV Neutra

 

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