Die Gymnasien in Leutschau

Die Zips hatte in ihrer Geschichte zwei kulturelle Zentren mit bedeutenden Mittelschulen: Leutschau und Kesmark. Die Gechichte des Gymnasiums in Kesmark ist genügend bekannt. Aber auch in Leutschau studierten viele Zipser und Leute aus anderen Komitaten Ungarns. Auch hier formten sich viele bedeutende Persönlichkeiten, obwohl zum Unterschied zu Kesmark, Leutschau um seine Persönlichkeiten wenig Interesse zeigt.

In Leutschau gab es in den letzten Jahrhunderten 2 Mittelschulen, Lyzeen oder Gymnasien. Beide hatten ihre Wurzeln in der mittelalterlichen Stadtschule, deren zahlreiche Studenten ihr Studium an der Krakauer Universität, aber auch an anderen Universitäten Europas, fortgesetzt hatten. Nach der Reformation entwickelte sich die Stadtschule zum bekannten Leutschauer evangelischen Lyzeum, an dem auch die slowakische Štúr - Gruppe studierte. Infolge der Rekatolisation gründeten die Jesui-ten hier im Jahre 1672 auch ein Gymnasium, das seit 1646 im Zipser Kapitel wirkte. Nach einigen Problemen konnte das Evangelische Lyzeum weiterwirken und so hatte die Stadt zugleich zwei Mittelschulen, an denen zusammen etwa 500 Studenten studierten. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 betreuten ihr Gymnasium - jetzt Leutschauer königliches Gymnasium genannt - andere Orden, Franziskaner, später Piaristen, bis es sich in ein normales staatliches Gymnasium umwandelte. Eine der bedeutenden Persönlichkeiten dieses Gymnasiums war der bekannte Historiker Johann Bardossy. Die Schule, die im und neben dem alten Minoritenkloster ihren Sitz hatte, bekam vor dem ersten Weltkrieg ein neues modernes Gebäude, in dem das Staatliche Gymnasium bis jetzt untergebracht ist.

Das evangelische Lyzeum wirkte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts im Hainischen Haus (Hauptplatz Nr. 40). Infolge der Reorganisie-rung des Studiurns wurde es im Jahre 1851/52 in ein Evangelisches höheres Gymnasium mit
8 Klassen umgewandelt. Die Unterrichtssprache war ungarisch, es war aber möglich Vorlesungen auch in deutscher und slowakischer Sprache zu halten. Da die Zahl der Studenten sank, wurde die Schule auf Rat des Professors Paul Tomášek ab 1860 in ein Staatliches evangelisches Gymnasium umgewandelt, später (1869) bekam es den Titel: Leutschauer unga-rische königliche höhere Realschule. Seit 1899 siedelte es in einem eigenen neuen Gebäude. Es ist selbstverständlich, daß infolge der Magyarisierung des Schulwesens auch dieses Gymnasium, genauso wie das Kesmarker, sich in eine ungarische Schule umwandelte. Nach dem Weltkrieg war es nicht mehr möglich ungarische Schulen zu unterhalten. Es war aber Bedürfnis auf deutsche Schulen. So wandelten sich die Gymnasien in Kesmark, Leutschau und Zipser Neudorf in deutsche Gymnasien um. Als erstes wurde das Gymnasium in Zipser Neudorf slowakisiert. In Leutschau gab es ein slowakisches Gymnasium und so konnte unsere Anstalt als Staatliches Reform-Realgymnasiurn in Leutschau weiterwirken. Außer den Zipser Deutschen besuchten es Studenten aus der ganzen Slowakei. Einen großen Teil der Studenten bildeten Juden. Es war deshalb paradox, daß man das Gymnasium im Jahre 1934 wegen Propagierung des Nazismus (Hackenkreuzlertum) auflöste. Ein Professor organisierte nämlich eine Pfadfindergruppe, die als nazistisch bezeichnet wurde. Der Unterricht auf der Schule hörte im Juli 1936 auf.

An diesem Gymnasium wirkten als Lehrer viele bedeutende Persönlichkeiten. Wenn wir in die weitere Geschichte nicht zurückgreifen wollen, können wir z. B. die bedeutenden Maler Theodor Böhm und Wilhelm Forberger nennen, den Chemiker Dr. Anton Steiner, den Historiker Dr. Koloman Demkó, den Kunsthistoriker Johann Beerwaldsky, den Naturwissenschaftler und Alpinisten Dr. Samuel Roth, den Pädagogen und Autoren zahlreicher- auch slowakischer- Schulbücher Gustav Kordoš und andere. Auch aus dieser Schule kamen viele be-deutende Persönlichkeiten heraus, die man kennen und ehren sollte.

Ivan CHALUPECKÝ

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