10 Jahre KDV und unser Museum

Bald wird unser Karpatendeutscher Verein in der Slowakei 10 Jahre alt. In einem Menschenleben nicht besonders viel, aber genug zum Rückblick, um unseren Weg zu bewerten. Vieles hat sich verändert, manches ist auch nicht gelungen durchzusetzen - so ist es aber nicht nur im Leben jedes Menschen, sondern auch in Vereinen. Manche unsere Landsleute sind nicht mehr unter uns, einige von uns haben wörtlich ein Stück Herz für unsere Sache geopfert. Gott sei Dank kommt auch Jugend in unsere Reihen. Auch mein persönliches Schicksal führt mich schon lange zu Überlegungen in verschiedenen Richtungen über uns Karpatendeutsche, über die letzten Jahrzehnte. Welche Zeiten in der Geschichte lebt jetzt eigentlich unsere Volksgruppe? Was ist im 20. Jahrhundert mit den Karpatendeutschen geschehen? Ob oder wie wird man weiter gehen können? Es sind große Fragen, für die man schwer die Antwort findet, ‹aber ich denke, man sollte darüber reden und prinzipielle zukunftsorientierte Ideen festlegen. Ich wurde angesprochen, vor allem etwas über unser Museum zu schreiben. Das mache ich gern, es ist doch meine Herzensangelegenheit.

Diese Zeilen schreibe ich am 23. März 2000. An demselben Tag, aber vor 8 Jahren habe ich dem Generaldirektor des Slowakischen Nationalmuseums (SNM) in Preßburg Herrn Dr. Branislav Matoušek den Entwurf zur Errichtung eines Museum der Karpatendeutschen übergeben. Dieser Entwurf war ein offizieller Anfang der Strebungen, ein Museum der Karpatendeutschen zu gründen. Vorher hatten wir aber schon mehrere Gespräche über ein Museum der Karpatendeutschen: ich erinnere mich an das Gespräch mit Herrn Isidor Lasslob in seinem PKW während der Fahrt nach Schemnitz, dann an wichtige Verhandlungen gemeinsam mit Herrn Dipl.-Ing. Hochberger und Dipl. Arch. Haas bei dem Generaldirektor Dr. Matoušek (die Empfehlung von Herrn Haas “Lieber kleine, aber feste Schritte” habe ich mir von Anfang an zu Herzen genommen), später die große Unterstützung von den Herren Marczy und Gedeon, Frau Wagner und Frau Greser. Es war, ist und wird immer für uns besonders wichtig sein, die guten Beziehungen mit den Landsmannschaften, Vereinen, mit dem Kulturwerk sowie auch mit unseren katholischen und evangelischen Vereinigungen zu pflegen. Allen war es bewußt, dass für uns, in der Slowakei lebende Karpatendeutsche ein spezialisiertes Museum sehr wichtig ist: Objektivisierung der Darstellung unserer Geschichte und Kultur, Bewahrung, fachliche Bearbeitung und Präsentation der zu unserer Kultur bezogenen Gegenstände, war und ist eine besonders dringende Aufgabe. Da spielte auch der Zeitfaktor eine grosse Rolle.

Begonnen haben wir am 1. August 1994, wann die Abteilung für Geschichte und Kultur der Karpatendeutschen in Rahmen des Historischen Museums des SNM in Preß-burg konstituiert wurde. Nach drei Jahren Vorbereitungsarbeiten wurde am 1. Januar 1997 das selbständige Museum der Kultur der Karpatendeutschen als spezialisiertes Mu-seum des SNM gegründet. Unsere Zugehörigkeit zum SNM ist bisher von großem Vorteil. So ist es möglich, die gesamte Methodik der musealen Arbeit zu übernehmen, man kann die vorhandenen organisatorischen und ökonomischen Strukturen mitbenützen, es bestehen hilfreiche Kontakte zu anderen von den 14 spezialisierten Museen des SNM. Auch unsere ganze Finanzierung läuft von dem Kulturministerium über das SNM, was für uns auch ein Sicherheits-faktor ist. Im Jahre 1997 bekamen wir auch ein selbständiges Gebäude, wo unsere Dauerausstellung, Arbeitsräume und auch Lager untergebracht sind. In dieser Zeit hat unser Museum 5 Mitarbeiter (davon 3 mit Hochschul-qualifikation). Ich möchte mich bei ihnen auch hier für ihre geleistete Arbeit bedanken. Sie wissen am besten, dass es oft schwer war.

Sammlungen sind ein Herzstück für jedes Museum. Wir mußten bei Null anfangen. In den letzten Jahren haben wir sehr gute Kontakte zu allen Antiquitätshändlern in der Slowakei, welche für uns geeignete Gegenstände sammeln. Mehrere Stücke bekamen wir von unseren Lands-leuten aus der Slowakei, Deutschland, Österreich und auch aus Amerika. Herzlichen Dank dafür! In dieser Zeit haben wir ungefähr 3.500 Gegenstände verschiedener Art, welche zu der Geschichte und Kultur der Karpaten-deutschen Beziehung haben. Ein Teil davon haben wir in unseren Dauerausstellungen in Preßburg und Deutsch Proben benützt.

Wie ich schon erwähnt habe, war das Bild der Karpatendeutschen in der slowakischen Öffentlichkeit oft sehr unklar. Viele wußten gar nicht, dass wir da sind, vielen hat die Geschichteschreibung ein falsches Bild gemalt. Wir bemühen uns, das zu ändern, was aber sicher noch länger dauern wird. Wir haben in der Slowakei und auch im Ausland viele übersichtliche Ausstellungen über die Karpatendeutschen vorbereitet, meistens mit sehr guter Resonanz. Nebenbei machten wir auch Spezialaustellungen: über unsere ehemalige Bekleidung und Trachten, über Malerei in der Zips, dann Kremnitzer Steingut und andere. Gemeinsam mit anderen Museen der Minderheiten in der Slowakei sind wir von Anfang an sehr aktiv bei unserem gemeinsamen Projekt “Museum und Ethnikum”. Da haben wir die deutsche Hochzeit in der Slowakei, das Handwerk und jetzt die Volksarchitektur der Deutschen in der Slowakei vorgestellt. Das alles führte zum erfreulichen Ergebnis, dass unser Museum ein festes und anerkanntes Glied in der Kette der Museen in der Slowakei ist.

Unser wichtiges Ziel war der Aufbau einer, für die Karpatendeutschen spezialisierten Bücherei. So können wir mit Genugtuung feststellen, dass wir bereits heute eine in dieser Problematik am besten ausgestattete Bibliothek besitzen. Uns besuchen oft Studenten von den slowakischen Universitäten oder auch Mittelschulen, welchen wir mit Literatur, oder mit Rat helfen. Einige von ihnen sind schon im diplomatischen Dienst, andere sind Lehrer an den Hoch-schulen geblieben. Die Tatsache, dass wir als zentrale Dokumentationstelle der Karpatendeutschen in der Slowakei anerkannt sind, halte ich für ein besonders wichtiges Ergebnis.

Ein weiteres positives Ergebnis ist die Publikationsreihe unseres Museums Acta Carpatho Germanica. Es sind fünf Bände erschienen, drei weitere sind vorbereitet. Am Boden unseres Museums wurde auch das Buch “Slowakei - Heimatland der Karpatendeutschen” und einige Sammelbände und Kataloge bearbeitet. Wir sind uns auch bewußt, dass das Medium der Zukunft das INTERNET ist. Wir haben eine eigene Seite der Karpatendeutschen unter der Adresse www.home.sk/www/karpatendeutschen vorbereitet.

Hinten diesen Ergebnissen muß man vor allem die Unterstützung seitens des Kulturministeriums der Slowakischen Republik, der Bundesrepublik Deutschland, der bayerischen Landesregierung und der Herrmann Niermann Stiftung sehen. Das bedeutendste war aber die sehr enge Verbundenheit mit unserem jubilierenden Karpatendeutschen Verein in der Slowakei. Ich wünsche mir nur, dass die guten Beziehungen auch in Zukunft bestehen! Ondrej PÖSS

Stellvertreter des Landesvorsitzenden

Direktor des Museums

Bratislava/Preßburg

 

 

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