„Einer der schlimmsten Fälle von Betrug in der Wissenschaft"

 

„Die Ontogenese (Individualentwicklung) ist eine Rekapitulation der Phylogenese (Stammesentwicklung)." Was will uns Ernst Haeckel, ein deutscher Entwicklungsbiologe, mit seinem „biogenetischen Grundgesetz" sagen? Warum bezeichnen ihn viele Wissenschaftler als einen Betrüger? Diese Fragen, die unser Interesse geweckt haben, haben uns dazu veranlaßt, selbst nachzuforschen. Wenn man die Lehr- und Schulbücher im Fach Biologie aufschlägt, trifft man auf das „biogenetische Grundgesetz". Das „biogenetische Grundgesetz" ist ein unumgänglicher Unterrichtsstoff und wird als bevorzugter Klausurstoff im Biologieunterricht verwendet. Haeckel behauptet in seinem Grundgesetz, dass die Keimesentwicklung eine verkürzte und schnelle Wiederholung der Stammesentwicklung ist. In seinem Buch „Generelle Morphologie der Organismen" führt er dies auf gemeinsame Abstammung der Arten zurück. Je mehr man in der Embryonalentwicklung der Wirbeltiere zurückgeht, desto mehr Ähnlichkeiten treten unter ihnen auf.

Ernst Haeckel

Foto: H. Yahya

Er war einer der größten Befürworter der Darwinschen Theorie. Außerdem bezog er den Menschen in das Evolutionsgeschehen mit ein. In einem Vortrag am 19.09.1863 erregte er sehr viel Aufsehen. „Was uns Menschen selbst betrifft ,so hätten wir also konsequenterweise, als die höchstorganisierten Wirbeltiere, unsere uralten gemeinsamen Vorfahren in affenähnlichen Säugetieren, weiterhin in känguruartigen Beuteltieren, noch weiter hinauf in den sogenannten Reptilien und endlich in noch früherer Zeit, in der Primärperiode, in niedrigorganisierteren Fischen zu suchen". Haeckel behauptete, dass die Entwicklungsstufe des Menschen bis hin zu den Fischen zurück zu befolgen sei. Doch diesem Grundgesetz steht Michael Richardson, Lektor an der St. Georges Hospital Medical School in London, kritisch gegenüber. „Das ist einer der schlimmsten Fälle von Betrug in der Wissenschaft." Bei der näheren Untersuchung der Bilder, wurden viele Fehler und Mängel entdeckt. Doch dies erwies sich als eine absichtlich verursachte Fälschung. Nach Richardson soll Haeckel die Fotos der Embryonen in der früheren Embryonalentwicklung vertauscht, zugleich auch geschnitten und hinzugefügt haben. „Haeckel nahm den menschlichen Embryo, kopierte ihn und gab vor, dass Salamander, Schwein und andere (Wirbeltiere ) in dem gleichen Stadium der Entwicklung auch gleich aussehen", erläutert Richardson, „das ist falsch. Außerdem vergrößerte er beim menschlichen Embryo den Kopf, die Augen verkleinerte er, die Länge des Hinterleibes wurde mehr als verdoppelt und mehr als die Hälfte der lebenswichtigen Organe ließ er weg oder veränderte sie vollkommen." Fotos, die diese Fälschung bestätigen, wurden von vielen Wissenschaftlern veröffentlicht.

Haeckel fertigte diese Zeichnung an, um seine Theorie zu untermauern

Bild: H. Yahya

Michael Richardson ist nicht der erste Wissenschaftler der diesen Betrug erkannte. Der Zoologe Konrad Günther oder Arnold Brass wurden bereits um die Jahrhundertwende auf diese Fälschung aufmerksam.Doch dies war nicht sein einziges Werk. Er addierte auf die 33 Rippen des Menschen noch 2 dazu und später noch 9 und behauptete, dass der Mensch 44 Rippen besitze. Somit wollte er Parallele zwischen den Menschen und anderen Tieren ziehen. Diese Lüge wollte er als Beweis für die gemeinsame Abstammung der Menschen und Tiere verwenden. Wissenschaftler können diese Fälschungen nur auf eines zurückführen: Haeckel brauchte Belege für die Beweisdarstellung seiner Theorie.

 

Später gab Haeckel in der Berliner Zeitung auch selbst zu, die Fotos gefälscht zu haben. „Um diese unangenehmen Diskussionen zu beenden ,muss ich zugeben , dass 6%-8% meiner Arbeiten zu widerlegen sind, und die übrigen kann man kaum als Beweis für die Evolutionstheorie heranziehen." (Dies ist eine freie Übersetzung aus dem Türkischen , das Original: The Neck of the Giraffe, Where Darwin Went Wrong, Francis Hitching S. 204, New York 1982).Eine Theorie, die nur auf Lügen, Fälschungen und Betrug basiert, darf und soll nicht wissenschaftlich vertretbar sein. Es könnte die Frage aufkommen, wieso ein Wissenschaftler wie Haeckel, „Manipulation" als Gegenstand seiner Beweisdarstellung als nötig ansieht. Ist die Verleitung der Begierde nach Ruhm zu groß oder ist die verzweifelte Suche nach Beweisen vergeblich, weil die Evolutionstheorie ohne Gegenstand und frei erfunden ist? Um die Evolutionstheorie zu widerlegen, reicht es natürlich nicht, den Betrug ins Rampenlicht zu führen. Aber es verhilft uns, einen Einblick in die Welt der damaligen Evolutionstheoretiker zu werfen und um ihre Mittel kennen zu lernen.

Natürlich bleibt immer noch eine Frage unbeantwortet: wieso werden die Abbildungen, obwohl sie schon längst widerlegt worden sind, in zahlreichen Büchern veröffentlicht und im Biologieunterricht gelehrt?

 

 

Quellen:

Frankfurter Rundschau vom 8.11.1997

Schroedel: Evolution

The Neck of the Giraffe: WhereDarwin Went Wrong ,Francis Hitching ,sf.204,New York 1988

 

 

Sevgi Dutlu

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