SKLAVEN IM ISLAM?

Westliche Schriftsteller haben nach vielen Forschungen einsehen müssen, dass der Islam niemals die Sklaverei als Doktrin den Menschen auferlegt hat, wie es fälschlicherweise von den anderen monotheistischen Religionen durchgeführt wurde. Nein, der Islam hat versucht die jahrhundertelang als Tradition und ihren Ausschweifungen und Ausführungen zu mildern. Dies wurde mit Hilfe der islamischen Gesetzgebung gewährleistet.

Im Islam sind zwei Kategorien von Gesetzen zu unterscheiden:

I. Die Gesetze, die der Islam direkt den Menschen auferlegt und sie den Menschen direkt offenbart. Diese haben die Besonderheit, dass sie in keinen anderen Gesetzgebungen vorhanden sind, und so ihre Originalität in der islamischen Welt bewahren.

Bei diesen Gesetzen ist die Religion Islam der Gründer dieser Legislative. Nach den Aussagen der islamischen Juristen (Gelehrten) sind diese Gesetze nur zum Vorteil, zum Nutzen der Menschen, sie dienen zur Verbesserung der menschlichen Existenz. Als Beispiel dafür kann man die Institution der Almosen nennen.

II. Die Gesetze, die der Islam nicht direkt offenbart, haben ihre Wurzel nicht in der islamischen Gesetzgebung. Sie haben vorher in anderen Systemen auf eine grausame Art existiert. Der Islam hat hierbei lediglich versucht, die bestialische Art der Ausführung zu verändern, damit diese für die Menschen erträglich waren. Als ein vorläufiges Fazit kann man folgendes formulieren:

Der Islam hat die vorher auf eine bestialische Art und Weise ausgeführte Sklaverei in eine "zivilisierte" Form gebracht. Zu den Bräuchen der heidnischen Araber gehörte auch, dass die Witwe zusammen mit dem Besitz des Verstorbenen vererbt wurde. Ibn Abbas berichtet: "Ein Mann übernahm die Witwe seines toten Vaters oder Bruders zusammen mit dessen Inventar. Er konnte sie, je nach Belieben als Frau besitzen oder sie zu seiner Sklavin machen, bis sie sich freigekauft hatte oder starb und ihr Hab und Gut hinterliess, welches er dann erbte. Diese Unsitte und Roheit wurde von Allah verboten. "Oh die ihr glaubt! Es ist euch nicht erlaubt, Frauen gegen ihren Willen als Erbe zu übernehmen, auch nicht, sie (gegen ihren Willen) festzuhalten, um ihnen einen Teil dessen wegzunehmen, was ihr ihnen gegeben habt." (4;19)

Es gibt zwei Gesichtspunkte, die hier genannt werden sollten, da sie uns einen Anhalt geben, wie die Sklaverei im Islam in eine zivilisierte Form gebracht wurde:

Primär wurden zunächst die Umstände der Sklaverei gemildert. Für die "Haltung" von Sklaven gab es in der römischen Gesetzgebung bis zu zehn Gründe, die der Islam auf zwei reduziert. Vor der Offenbarung des Islam gab es in anderen Rechtssystemen banale Gründe für das Halten von Sklaven.

Hierbei kann man folgendes aufzählen:

1. Es wurden Kriege begonnen mit der einzigen Absicht eine höchstmögliche Anzahl von Sklaven zu erkämpfen.

2. In den Gesellschaftssystemen, die sich nach der Lehre des Aristoteles orientieren, wurde die These vertreten, dass Menschen entweder als Sklaven oder als "Freie" auf die Welt kommen. Der Lebensinhalt der Sklaven bestand nach dieser Lehre darin den Aristokraten zu dienen.

3. Aus Armut konnte ein Mensch sich, seine Kinder und seine Verwandten als Sklaven verkaufen.

4. Ausgesetzte Kinder und Menschen wurden automatisch als Sklaven angesehen.

5. Bei hoher Verschuldung musste der Schuldner seine Schulden in der Form ableisten, dass er als Leibeigener (Sklave) für eine bestimmte Zeit dienen musste.

6. Im Feudalismus waren Leibeigene der Grossgrundbesitzer eine andere Art von Sklaven.

7. Wenn beide Eltern oder die Mutter von Neugeborenen Sklaven waren, wurden sie durch die Gesellschaft als Sklaven abgestempelt.

Islam hatte das Ziel die Sklaverei ganz abzuschaffen, da sie der menschlichen Natur in sich widerspricht, doch um die Sklaverei abzuschaffen, wurden zunächst Vorsehungen getroffen.

In sehr vielen Hadithen des Propheten Muhammed (F.s.m.i.) werden Anregungen geschaffen, Sklaven aus ihrer Knechtschaft zu befreien, z.B. wurden den Sklaven eine Chance gegeben, sich selbst aus ihrer Sklaverei zu befreien, wobei sie ihrem Herren einen bestimmten Preis dafür bezahlen mussten (mukatabah). Die Sklaven, die ja kein Hab und Gut besassen, konnten so keinen Preis zahlen, deswegen ermutigte der Prophet Muhammed die Muslime primär dazu den Sklaven Almosen zu geben.

Ähnlich wie "mukatabah" (sich selbst aus der Knechtschaft zu befreien), gab es bei Nichteinhalten eines Versprechens als Busse (für den sündigen Muslim) einen Sklaven freizukaufen ("zihar").

Ausserdem sollen die Sklaven nach islamischem Recht, in der Zeit, in der bzw. während sie noch Sklaven sind, wie zivilisierte Menschen behandelt werden. Diese Handlungen wurden durch Qur´anverse und Hadithen des Propheten drastisch angeregt und unterstützt. Islam sprach den Sklaven die Rechte eines Familienmitgliedes zu.

Aus dem Archiv des Osmanischen Reiches kann man ersehen, dass die christlichen Sklaven bei Gerichtsverhandlungen ihr Eid folgendermassen anfingen: "... Ich schwöre auf den Gott des Jesus (F.s.m.i.)..."

Dies ist ein gewaltiges historisches Zeugnis über die Rechte der Sklaven in einer islamischen Gesellschaft. Aus diesem Grund können wir die Einrichtung der Sklaverei im Islam als eine Durchlaufphase von der Knechtschaft zur Freiheit eines Menschen ansehen. In der Zeit, in der der Islam von Allah gesandt wurde, war die Sklaverei sozio-ökonomisch gängig und sie wurde in ihren grausamsten Richtungen verwirklicht.

Als der Islam in die arabische Gesellschaft gesandt wurde, war in dieser Gesellschaft (wie in ähnlichen Gemeinschaften) die Sklaverei eine sehr verwurzelte, wirtschaftlich wichtige Institution. Damals nahezu war die Hälfte der arabischen Gesellschaft Sklaven, so dass eine sofortige Abschaffung der Sklaverei durch den Islam verheerende Folgen mit sich gebracht hätte. Sozio-ökonomisch hätte die Abschaffung der Sklaverei eine fatale Folge für die Gesamtwirtschaft bedeutet, und für die Sklaven, die jahrelang in der Obhut der Besitzer standen, würde die Freiheit ein Vakuum der Geborgenheit darstellen. Deswegen wurde die Sklaverei nicht sofort abgeschafft, aber ihre Wurzeln wurden langsam geschwächt.

Um die Sklaverei stufenweise abzuschaffen, musste man zunächst die Quelle der Sklaverei ausrotten und ihre Spuren für immer beseitigen. Dies wurde zunächst so verwirklicht, dass für die Zeit der "Djachiliyya" unüblich, den Sklaven fast so viele Rechte gegeben wurden wie freien Bürgern und Bürgerinnen.

Es ist deswegen töricht zu sagen: Islam legt die Grundlagen für die Sklaverei. Aber wenn sogenannte "Islamkenner" immer noch behaupten, dass es im Islam Sklaven gibt, dann kann ich sie beruhigen. Sie haben Recht, im Islam gibt es Sklaverei, denn jeder Muslim ist ein Sklave des Barmherzigen Herrschers.

 

Quelle:

Osmanli´da Harem

Prof. Dr. Ahmet Akgündüz, Islam Hukukunda Kölelik ve Cariyelik Müessesesi

 

Seminur Yücel

 

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