Zurück

Dreieinigkeit

eine russisch-orthodoxe Ikone zeigt die Dreieinigkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes in Form einer TaubeDie Lehre von der Dreieinigkeit besagt, daß es drei unterschiedliche, getrennte göttliche Personen gibt: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Das athanasische Glaubensbekenntnis lautet: „Es gibt eine Person des Vaters, eine weitere des Sohnes und eine andere des Heiligen Geistes. Doch die Gottheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes ist eine einzige: der glorreich gleiche, der ewig majestätische Der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott und der Heilige Geist ist Gott. Und doch sind sie nicht drei Götter, sondern ein Gott... Denn so wie die christliche Wahrheit von uns fordert, jede Person für sich als Gott anzuerkennen, so ist es uns verboten, als katholische Christen zu sagen, es gibt drei Gottheiten oder drei Herren."

Das widerspricht sich offensichtlich selbst. Es ist so, als würde man sagen, eins plus eins, plus eins ist drei und doch eins. Wenn es drei einzelne und unterschiedliche Personen gibt, und jede von ihnen Gott ist, muß es drei Götter geben, Die christliche Kirche erkennt auch an, da0 man unmöglich den Glauben an drei göttliche Personen mit der Einheit Gottes in Einklang bringen kann, und erklärte deshalb die Dreieinigkeit ganz einfach zu einem Mysterium, das der Mensch blind glauben muss.

Der Pfarrer J. F. De Groot beschreibt es folgendermaßen in seinem Buch <Katholische Lehre>: „Die allerheiligste Dreieinigkeit ist ein Geheimnis im engsten Sinn des Wortes. Denn Verstand allein kann die Existenz eines dreieinigen Gottes nicht beweisen, wie die Offenbarung es aber lehrt. Und selbst nachdem uns die Existenz des Geheimnisses offenbart wurde, bleibt es für den menschlichen Intellekt unmöglich, zu erfassen, wie die drei Personen eine einzige göttliche Natur haben können"1 Seltsam genug, daß Jesus Christus selbst niemals die Dreieinigkeit erwähnte. Er wußte nicht beziehungsweise behauptete nie, daß es in der Gottheit drei göttliche Personen gebe. Seine Vorstellung von Gott wich in keiner Weise von derjenigen der früheren Propheten Israels ab, die immer die Einheit Gottes, niemals die Dreieinigkeit gepredigt hatten. Jesus wiederholte lediglich die ihm vorangegangenen Propheten, wenn er sagte: „Das vornehmste Gebot ist das: <Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist allein der Herr, und du sollst Gott deinen Herren lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften.>" (Markus, 12:29, 30)

Er glaubte an eine göttliche Person, einen Gott, was aus dem folgenden Ausspruch ersichtlich wird: «Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen.» (Matt., 4:10) Die Trinitätslehre wurde von den Christen etwa dreihundert Jahre nach Christus geprägt. Die vier kanonischen Evangelien, zwischen 70 und 115 n. Chr. verfaßt, enthalten keine Bezugnahme auf die Dreieinigkeit. Selbst Paulus, der viel fremdes Gedankengut in das Christentum einführte, wußte nichts über den dreieinigen Gott.

Das Neue Katholische Konversationslexikon (es trägt das Nihil Obstat und Imprimatur, was offizielles Einverständnis der Kirche zum Druck anzeigt) gibt zu, daß die Dreieinigkeitslehre den ersten Christen unbekannt war und erst im letzten Viertel des 4. Jahrhunderts formuliert wurde. „Es ist schwierig, in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts eine klare, objektive, unmittelbare Aufzeichnung der Offenbarung, der dogmatischen und theologischen Entwicklung des Dreifaltigkeitsgeheimnisses anzubieten. Diskussionen über dieses Thema mit Anhängern des römisch-katholischen Glaubens, aber auch anderer Konfessionen erreichen nur schwer klare Konturen. Zwei Dinge haben sich ereignet: Einmal die Erkenntnis seitens der Bibelübersetzer und Theologen, auch einer ständig wachsenden Zahl römisch katholischer, daß man im Neuen Testament nicht ohne entschiedene Einschränkung von der Existenz der Dreifaltigkeit sprechen kann. Gleichzeitig besteht die Erkenntnis seitens der systematischen Theologen, daß sich der uneingeschränkte Trinitarismus nicht auf die Anfänge des Christentums bezieht, sondern eher im letzten Viertel des 4. Jahrhunderts zu suchen ist. Erst dann wurde das Trinitätsdogma, also die Lehre von <Gott in drei Personen> ganz und endgültig in das christliche Gedankengut aufgenommen."2

Ein wenig später heißt es im selben Konversationslexikon sogar noch ausdrücklicher: „Die Formel <ein Gott in drei Personen> war im christlichen Leben und Glaubensbekenntnis vor Ende des 4. Jahrhunderts nicht fest verankert. Doch genau diese Formel hat den Anspruch auf die Bezeichnung <Trinitätsdogma>. Unter den Kirchenvätern gab es nichts, was einer solchen Geisteshaltung auch nur im entferntesten nahekäme."3

Die Dreifaltigkeitslehre wurde also nicht von Jesus Christus gelehrt und ist auch weder im Alten noch im Neuen Testament zu finden. Sie war der Mentalität und den Ansichten der ersten Christen völlig fremd und wurde erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts Teil des christlichen Glaubens. Auch verstandesmäßig ist das Dogma der Trinität nicht vertretbar. Es geht nämlich nicht nur über den Verstand hinaus, sondern widersetzt sich ihm. Wie schon erwähnt, ist der Glaube an drei göttliche Personen unvereinbar mit der Einheit Gottes. Wenn es drei voneinander getrennte Personen gibt, muß es auch drei unterschiedliche Substanzen geben, denn jede Person ist untrennbar mit ihrer Substanz verbunden. Wenn nun der Vater Gott ist, der Sohn Gott ist, und der Heilige Geist Gott ist, dann müssen Vater, Sohn und Heiliger Geist, wenn sie nicht drei Nichts sind, drei verschiedene Substanzen sein, und folglich drei verschiedene Gottheiten.

Darüber hinaus sind die drei göttlichen Personen entweder unendlich oder endlich. Falls unendlich, haben wir drei verschiedene Grundformen, also drei Allmächtige, drei Ewige, und damit drei Götter. Sollten sie aber endlich sein, führt das zu der absurden Vorstellung eines unendlichen Wesens, das drei Erscheinungsformen des Überlebens oder drei Personen hat, die jeweils endlich sind und zusammen das unendliche Wesen ausmachen. Tatsache ist jedoch, daß weder der Vater, noch der Sohn, noch der Heilige Geist Gott sein können, wenn man davon ausgeht, daß die drei Personen endlich sind. Die Dreifaltigkeitslehre entwickelte sich aus der Vergöttlichung zweier Geschöpfe, Jesu Christi und des mysteriösen Heiligen Geistes, und ihrer Verbindung mit Gott als Partner in Seiner Göttlichkeit.

Wie in der christlichen Literatur erläutert, läuft es auf die separate Personifizierung dreier Eigenschaften Gottes hinaus. Ob man es vom historischen oder von einem anderen Standpunkt aus betrachtet, ist es ein Rückschritt von der rationalen Theologie zur Mythologie. Denn die Wurzeln aller Mythen liegen in der irrationalen Neigung des menschlichen Verstandes, große Menschen zu vergöttlichen und unpersönliche Kräfte und Eigenschaften zu personifizieren und sie als göttlich hinzustellen.

Der Islam lehrt schlicht und einfach die Einheit Gottes. Die Vorstellung, die er von Gott vermittelt, ist frei von anthropomorphen Bildern oder mythologischen Schwärmereien. Er bestätigt die Einzigartigkeit Gottes und legt fest, daß Er keinen Partner in seinem Gott Sein hat. Er ist ein Wesen und eine Substanz – wobei beide nicht zu unterscheiden sind. Er ist der Sich Selbst Genügende, von Dem alles abhängt, und Der auf niemanden angewiesen ist. Er ist der Schöpfer und Ernährer aller, der Allgütige, Allmächtige, Allwissende, All-Liebende, Allbarmherzige, der Ewige und der Unendliche. Er zeugt nicht, noch wurde Er gezeugt. Nichts kann aus Ihm hervorkommen, um Seinesgleichen und Partner in Seinem Gott-Sein zu werden: „Sprich: Er ist Allah, der Einzige; Allah, der Unabhängige und von allen Angeflehte, Er zeugt nicht und ward nicht gezeugt, und keiner ist ihm gleich." (Qur’an, Sure 112): „Und euer Gott ist ein Einziger Gott; es ist kein Gott außer Ihm, dem Gnädigen, dem Barmherzigen.

In der Schöpfung der Himmel und der Erde und im Wechsel von Nacht und Tag und in den Schiffen, die das Meer befahren mit dem, was den Menschen nützt, und in dem Wasser, das Gott niedersendet vom Himmel, womit Er die Erde belebt nach ihrem Tode und darauf verstreut allerlei Getier, und im Wechsel der Winde und der Wolken, die dienen müssen zwischen Himmel und Erde, sind führwahr Zeichen für solche, die verstehen." (2:163, 164)

„Gott, es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Lebendigen, dem Ewigen. Schlaf und Schlummer ergreifen Ihn nicht. Sein ist, was in den Himmeln und auf der Erde ist.

Wer ist da, der bei Ihm Fürsprache einlegt, ohne Seine Erlaubnis? Er weiß, was zwischen ihren Händen ist und was hinter ihnen ist, und sie wissen von Seinem Wissen nichts, außer was Er will. Sein Thron reicht über die Himmel und die Erde, sie zu bewahren ist Ihm nicht schwer. Er ist der Hohe, der Erhabene.» (2:255)

 

Quelle:

Ulfat Aziz-us-Samed, Islam und Christentum, International Islamic Federation of Student Organizations

1 J.F. De Groot, «Catholic Teaching», S. 101.

2 «The New Catholic Encyclopedia» (1967), Artikel «The Holy Trinity», Band 14, S. 295.

3 «The New Catholic Encyclopedia» (1967j, Artikel «The Holy Trinity», Band 14, S. 299

Hüseyin Yücel

 

1