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DIE KAABA

Die Kaaba ist das größte Heiligtum der Muslime. Sie ist das erste Gotteshaus auf Erden. Sie gibt die Gebetsrichtung des fünfmal täglichen Gebets an. Wegen der jährlichen Pilgerfahrt „Hajj" ist sie der Dreh- und Angelpunkt der islamischen Welt und Wahrzeichen des Islam:

Die Kaaba hat eine lange vorislamische Geschichte, die mit Adam (F.s.m.i.)* beginnt, der an der Stelle der heutigen Kaaba das ersten Altar errichtet. Später bauen Abraham und sein Sohn Ismael (Friede sei auf beiden) an derselben Stelle ein größeres Altar, ein Gotteshaus. Dieses Ereignis zeigt, daß das Judentum, das Christentum und der Islam im Grunde dieselbe Basis besitzen. Um dies etymologisch und geschichtlich zu erläutern, möchte ich Prof. David Benjamin, der Priester der chaldäischen Sekte war, nach dem Übertritt zum Islam den Namen Prof. Abdul-Ahad Dawud annahm, zitieren:

Die Tradition des „Hajj":

> Das Rätsel um „Mispa"

Wie in der Überschrift zum Ausdruck gebracht, möchte ich in diesem Kapitel versuchen, den ehemaligen, hebräischen Steinkultus zu erklären, den man von Abraham als dem großen Ahnherrn übernommen hatte und der von ihm und seinem Sohn Ismael in Mekka und später von Isaak und Jakob im Lande Kanaan sowie von anderen Nachkommen Abrahams in Moab und in weiteren Gebieten eingeführt worden war.

Der von mir erwähnte Begriff „Steinkultus" ist jedoch nicht als Steinanbetung, was ja Götzendienerei bedeutet, zu verstehen; ich verstehe in diesem Zusammenhang darunter vielmehr die Anbetung Gottes an einem für diesen Zweck geweihten Stein. In jenen alten Tagen, als die geweihte Familie ein Nomadenleben, auch in pastoraler Hinsicht, führte, gab es nämlich keinen festen Wohnsitz, an dem man Häuser errichtete bzw. ein Haus, das speziell dem Gottesdienst gewidmet war; man pflegte einen bestimmten Stein aufzurichten, um den man „hajj" ausführte, d.h., um den man siebenmal im Kries herumging. Vielleicht verschreckt das Wort „hajj" ein wenig die christlichen Leser und erregt etwas Widerwillen, weil es sich um ein arabisches Wort handelt und weil „hajj" in unserer Zeit eine muslimische Zeremonie ist. Das Wort „hajj" stimmt hinsichtlich Bedeutung und Etymologie mit dem Äquivalent in der hebräischen und in anderen semitischen Sprachen ganz genau überein. Das hebräische Verb „hagag" ist dasselbe wie das arabische „hajaj"; der Unterschied liegt lediglich in der Aussprache des dritten Buchstaben im semitischen Alphabet, nämlich das „Gamal", den die Araber wie "dsch" aussprechen. Im mosaischen Gesetz finden wir genau dasselbe Wort „hagag". Das Wort bedeutet soviel wie, ein Gebäude oder einen Altar bzw. einen Stein zu erreichen, indem man mit gleichem Schrittempo darum herumläuft und der Absicht Ausdruck gibt, ein religiöses Fest der Freude und des Gesangs zu feiern. Im Osten praktizieren die Christen heute noch etwas, was sie „higga" nennen; sie tun dies anläßlich ihrer Feiertage oder bei Hochzeiten.1<

Die Bedeutung der „Mispa"

>Die „Mispha" (arabische Form der „Mispa") entwickelte sich später zur wichtigsten Anbetungsstätte in der Geschichte des israelischen Volkes und zu einem Zentrum nationaler Versammlungen. Hier legte auch Jephtan - ein jüdischer Held - „vor dem Herrn" ein Gelübde ab; und nachdem er die Ammoniter geschlagen hatte, soll er seine einzige Tochter als Brandopfer dargebracht haben (Buch der Richter, Kapitel 11).

Abraham pflegte während seiner Besuche an verschiedenen Orten und bei bestimmten Anlässen einen Altar für Gottesdienste und Opfer zu errichten. Als Jakob auf dem Weg nach Padam Aram war und die Vision der wundersamen Leiter hatte, errichtete er an jenem Platz einen Stein, den er mit Öl begoß und „Bethel" nannte, was „das Haus Gottes" bedeutet; und zwanzig Jahre später besuchte er diesen Stein wieder und goß Öl und „reinen Wein", wie in der Genesis im 28. Kapitel, Verse 10-22, und im 35. Kapitel berichtet wird.1< (siehe auch 1. Mose 28:17-18).

Bau der Kaaba

>Es war in Mekka, wo Abraham und sein Sohn die Heilige Kaaba erbauten, das Zentrum der islamischen Bewegung, an einem Ort, der von Allah selbst ausgewählt wurde. Dieses Gebäude war nicht nur wie eine Moschee zur Anbetung gedacht; sein Zweck war auch als Zentrum zur Verbreitung der universalen Botschaft Gottes zu dienen. Es sollte ein weltweiter Versammlungsort für Gläubige an den Einen Gott sein, die sich zur Anbetung Allahs versammeln, die dann in ihre jeweiligen Länder zurückkehren und dabei die Botschaft Gottes mitnehmen. Dies war die Versammlung, welche „hajj" genannt wurde. Wie dieses Zentrum gebaut wurde, mit welchen Hoffnungen und Gebeten Vater und Sohn seine Mauern errichteten, und wie die Hajj eingeführt wurde wird folgendermaßen beschrieben:

Das erste Haus, gegründet für die Menschen, war gewiß das in Bekka, ein gesegneter Ort, und eine Rechtleitung für alle Weltenbewohner; in ihm sind deutliche Zeichen - die Stätte Abrahams; und wer immer es betritt, findet Frieden. (3:96-97)2<

Götzenanbetung in Mekka

>Nur Gott weiß genau, wie lange Ismaels Kinder auf dem rechten Weg blieben. Innerhalb weniger Jahrhunderte nach dem Tode Abrahams und Ismaels hatten die Menschen deren Lehren verlassen und waren allmählich, wie alle anderen Menschen um sie herum, in die Irre gegangen. Hunderte von Götzen wurden in der Heiligen Kaaba, welche das Zentrum für die Anbetung des Einen Gottes gebaut worden war, aufgestellt. Damit nicht genug: Es wurden sogar Götzen von Abraham und Ismael angefertigt, deren ganzes Leben doch dazu gedient hatte, die Götzenanbetung vollständig zu beseitigen. Die Nachkommen Abrahams, der alle Götzen mißachtet hatte, begannen Statuen von Lat, Manat, Hubal, Nasr, Yaghuth, ´Uzza, Asaf, Na´ila und vielen anderen anzubeten. Sie beteten auch die Sonne, den Mond, Venus und Saturn, sowie Dschinn, Dämonen, Engel und die Geister ihrer Vorfahren an. Der Aberglaube erreichte ein solches Ausmaß, daß wenn sie ihren Familiengötzen auf der Reise nicht dabei hatten, sie jeden Stein anbeteten, der ihnen über den Weg kam.Wenn sie keinen Stein fanden, diente ein mit Ziegenmilch übergossener Lehmklumpen als „Gott". Sie kehrten zur selben Art von Priestertum zurück, gegen die Abraham (F.s.m.i.) im Irak so heftig gekämpft hatte. Sie machten aus der Kaaba eine Art Tempel und setzten sich dort selbst als Priester ein. Sie machten sich alle Tricks von Priestern zu eigen und begannen, Geschenke und Opfer von Pilgern anzunehmen, die aus allen Himmelsrichtungen aus Arabien herbeiströmten. Auf diese Weise wurde die ganze Arbeit von Abraham und Ismael (Friede sei auf beiden) zunichte, und der Zweck, zudem sie die Pilgerfahrt eingeführt hatten, wurde durch verschiedenste Interessen überlagert.

Wie schlecht es im Zeitalter der Unwissenheit um die Hajj bestellt war, sieht man daran, daß sie zu einem alljährlichen Jahrmarkt verunstaltet war. Für viele Stämme aus nah und fern wurde die Hajj ein wichtiges soziales Ereignis.2<

Wiederherstellung der Hajj

>Diese Situation dauerte etwa zweitausend Jahre. Kein Prophet wurde während dieser langen Zeitspanne in Arabien geboren, noch erreichten wahre Lehren irgendeines Propheten die Leute dieses Landes. Schließlich kam doch die Zeit für die Erfüllung von Abrahams (F.s.m.i.)* Gebet, das er während der Errichtung der Mauern der Kaaba gesprochen hatte: „Unser Herr! Sende Du ihnen einen Gesandten, einen von ihnen, der ihnen Deine Offenbarungen übermitteln wird und sie das Buch und die Weisheit lehren, und sie reinigen und läutern wird." (2:129)

Der vollkommene Mensch, der von Abraham (F.s.m.i.)* abstammte, war Muhammed (F.s.m.i.)*, der Sohn Abdullahs.

So wie Abraham (F.s.m.i.)* in eine Familie von Priestern geboren wurde, wurde auch Muhammed (F.s.m.i.)* in eine Familie geboren, deren Angehörige seit Jahrhunderten Priester der Kaaba gewesen waren. So wie Abraham (F.s.m.i.)* mit eigenen Händen einen Schlag gegen die Priesterschaft seiner Familie führte, vernichtete Muhammed (F.s.m.i.)* sie schließlich ganz.

Genauso wie Abraham danach strebte, die Anbetung falscher Götter zu beenden und die Menschen zur Ergebenheit dem Einen Gott gegenüber zu bringen, so belebte der Prophet Muhammed (F.s.m.i.)* die gleiche reine Religion, die durch Abraham eingeführt worden war, wieder.2<

Als der Prophet Mohammed (Friede sei mit ihm) zum ersten Mal von dem einzigen Gott sprach, der nicht aus Ton hergestellt wurde, nicht in der Kaaba aufbewahrt wurde und mit einem leichten Stoß in kleine Scherben zersprang, konnten die Götzenanbeter in Mekka dieses Bild eines Gottes nicht verstehen. Für sie waren Götter kleine Stauen, die irgendwo aufgestellt wurden, damit sie Unheil von dem Haus abwenden sollten. Die Konvertierung zum Islam bedeutete gleichzeitig das Ende dieses Systems, wo der Stärkere den Schwächeren unterdrückt und rücksichtslos ausbeutet. Außerdem wollten sie „die Religion ihrer Väter" nicht aufgeben.

Schließlich mußte der Prophet nach Medina auswandern, denn kein Muslim war mehr in Mekka sicher. Die Clanführer in Mekka planten einen Attentat auf Muhammed (F.s.m.i.)*, aber er verließ sein Haus vor den Augen der Mörder, aber sie sahen ihn nicht. Elf Jahre nach der Wanderung nach Medina kam der Tag der Eroberung Mekkas.Die Stadt ergab sich ohne daß eine Waffe gezogen wurde, ohne einen Toten, ohne einen Verwundeten.

Der Prophet hat immer die Götzenanbeterei verurteilt und schließlich nach der Eroberung Mekkas alle Götzen, die in der Kaaba aufgestellt waren, vernichtet. Er hat nie nachgegeben. Als eine Gruppe von Menschen dem Propheten sagten: „Wir werden deinen Gott anbeten, aber nur, wenn du uns gestattest, gelegentlich die Götter unserer Väter (die Götzen) anzubeten.", wies er ihren Vorschlag entschieden zurück, denn er hatte sein ganzes Leben lang gegen die Vielgötterei und Götzenanbeterei gekämpft.

* Friede sei mit ihm

Quellen:

1 David Benjamin, Muhammad in der Bibel, München 1994, SKD Bavaria Verlag.

2 Sayyid Abul-A´la Maududi, Als Muslim leben, Cordoba Verlag 1995

Hüseyin Yücel

 

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