Newsletter-Archiv

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Newsletter "de.jp.Freundeskreis"        15.05.2004
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Ohayougozaimasu ! Guten Morgen !
Heute wird JJ, der schon des öfteren in Japan war, Ihnen neuen Einblick in das Alltagsleben Japans geben !

+Thema: Sind Japaner höflich ?

Jeder kennt die folgende Szene: zwei, oder mehrere Japaner treffen sich und verbeugen sich freundlich und tief, es wird viel gelächelt und die ganze Szene macht einen sehr friedlichen und netten Eindruck. In japanischen Geschäften wird man stets freundlichst begrüßt und nett, höflich und mit vielen netten Worten bedient. Für nur sekundenlanges Warten erhält man als Kunde eine Entschuldigung und man sagt in manchen Fällen, nämlich wenn man der anderen Person Mühen bereitet hat, sogar "sumimasen" (= Entschuldigung) um sich bei zu bedanken. Sogar beim Kauf von Fahrkarten verbeugt sich eine Comicfigur im Display des Automaten und bedankt sich recht herzlich.

Doch man sieht auch ganz anderes im täglichen Leben in Japan: Eine ältere Dame steht mit vielen Koffern vor einer Tür, viele Menschen gehen um sie herum und in das Gebäude, doch keiner hält ihr die Tür auf. Oft wird man auf der Straße von Passanten angestoßen, und keiner sagt auch nur ein Wort der Entschuldigung. Kleine Frauen mittleren Alters stürzen sich wie Geier auf freie Sitze in den Zügen und drängeln sich auf die gleiche Weise in Panik wieder aus dem Zug heraus, wenn ihre Station erreicht ist. In Geschäften wird man als Ausländer oft ignoriert oder sogar schlecht behandelt, was sich erst ins Gegenteil kehrt, wenn klar wird, dass man weder komisch noch gefährlich ist. Auch sind Japaner gegenüber den extremst freundlichen Angestellten in Geschäften, nach westlichen Vorstellungen, eiskalt - sowohl Begrüßung, als auch das nette " Danke schön " wird mit eiserner Miene völlig ignoirert.

Was ist also los mit den Japanern ? Macht das Beobachtete Sinn ?

Es scheint, als sind die Höflichkeiten in Japan aufs Engste mit dem verbunden, was durch das Zusammenleben und den von Schule und Medien propagierten gesellschaftliche Regeln erlernt wurde. Immer wieder bekommt man auf Fragen nach der Ordentlichkeit, dem gehorsamen Befolgen von Regeln, bravem Anstehen in wohlgeordneten Schlangen, und warum selbst sehr alte Busse und Bahnen (gar!) nicht mit Graffitis beschmiert sind, die Antwort " Wir Japaner leben hier mit sehr vielen Menschen auf einer Insel, deswegen brauchen wir eine Grundordnung an die sich alle halten ! ". Dies macht Sinn, denn sowohl historisch ist dies sowohl durch die strenge Hierarchisierung der Gesellschaft, als auch durch eine soziale Vermittlung jahrhunderte alter ordnender Prozeße zu erklären. Ein wichiger Faktor dabei ist natürlich, dass das Ganze zu funktionieren scheint: Japan ist ein sauberes und sicheres Land, welches ein Perfektionsstreben bis ins kleinste Detail aufweist.

Für fast jede Situation im täglichen Leben gibt es also eine Regel: Im Geschäft beispielsweise wird man mit den immer gleichen Grußworten willkommen geheißen, und im gesellschaftlichen Miteinander ist genau geregelt, wer sich wie tief und vor wem zuerst verbeugen muss. Selbst die Bewältigung von Konflikten wird auf eine leise und ordentliche Art und Weise gepflegt, denn ein lauter und vielleicht sogar handgreiflicher Streit würde dem Regelwerk zu sehr widersprechen.

Dies bewirkt natürlich andererseits eine gewisse Einschränkung auf Situationen zu reagieren, die nicht in diesem Regelwerk vorkommen: ein Ausländer ist immernoch etwas besonderes in Japan, und oft hört man, dass Japaner nicht nur Angst davor haben sich beim Englischsprechen zu blamieren, sondern sich absolut unsicher sind, ob sie wissen, was ein Ausländer " denkt " - denn bei Japanern glauben sie das zu wissen. Also steht ein Ausländer nun schon auf verschiedenen Ebenen außerhalb der bekannten Situationen und stellt somit die Gefahr des Nicht-Vorbereitet-Seins dar, der man aufgrund eines fehlenden Repertoirs für derartige Situationen, nicht leicht begegnen kann, oder möchte. Deshalb wird man als Ausländer oft eine unglaubliche Erleichterung und glückliche Entspannung in den Gesichtern der Angestellten in Geschäften sehen, wenn der Einkauf beiderseits erfolgreich erledigt wurde.

Das Problem mit dem Türaufhalten, oder Anrempeln erklärt sich eher Aus der Tatsache, dass in der japanischen Gesellschaft ein großes Gefälle an Wichtigkeit, und damit auch Interesse, an unbekannten Personen, ob Japaner oder nicht, vorzufinden ist. Jemandem den man nicht kennt muss man auch nicht helfen, oder freundlich zu ihm sein - er wird einfach ignoriert. Womit auch eine Entschuldigung völlig entfällt, vor allem in der Geschwindigkleit und Anonymität einer großen Menschenmenge.

Warum sich aber die kleinen Damen mittleren Alters so schlecht benehmen ist mir bis heute ein Rätsel, und spätestens nachdem der Mann auf dem Nachbarsitz im Zug im Minutentakt richtig laut und inbrünstig schnieft, kommt wieder die alte Frage auf - sind Japaner nun höflich, oder nicht ?

+Hier ein paar - hoffentlich hilfreiche - Links:

Im Land der Fischesser sollte man auch wissen, wie man einen Fisch richtig zerlegt:
http://www.suisan.n-nourin.jp/oh/osakana/en/cook/cookery/main.html
Da gibts die wichtigsten japanischen Fische, und wie man Fillets, bzw. Sashimi davon schneidet.

Apropos Fisch:
http://member.nifty.ne.jp/maryy/eng/sushi_glossary.htm
(In Japanisch, Englisch, Französisch und Deutsch)

Ein recht gutes Deutsch-Japanisches Online-Wörterbuch:
http://bunmei7.hus.osaka-u.ac.jp:591/wadokuJT/search.htm

Hier gibt es interessante Vorträge, Veranstaltungen, etc. aus dem akademischen Bereich, ist aber eigentlich für jeden Japan-Interessierten etwas:
http://www.dijtokyo.org/
(Deutsches Institut für Japanstudien)

Falls mal jemand in Japan mit dem Zug irgendwohin fahren muss - und kein Japanisch kann:
http://www.hyperdia.com/cgi-english/
(sieht recht harmlos aus ist aber extrem hilfreich!)

http://jpmp3.com
Da gibts sogar manchmal Sachen von Ayu, aber wer will das schon .. hehe! ;-)



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soredeha minasan sutekina shuumatu wo osugoshikudasai !
Ich wünsche alle ein schönes Wochenende !

Alles Gute und bis bald
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