Newsletter-Archiv

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    Newsletter "de.jp.Freundeskreis"           04.02.2006
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Guten Abend! Konbannwa!
Wenn Sie eine Fremdsprache gelernt haben, haben Sie sicherlich die folgende Situation erlebt. "Ich habe alle Wörter nachgeschlagen, aber ich kann es nicht verstehen!" Heute können Sie einige von solchen Sätzen verstehen, die Sie oft anwenden können!
Henning berichtet.

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"In the short lies the spice."

Nach diesen Worten wird wohl jeder, der Englisch versteht, den Kopf schütteln. Was hier passiert ist, zeigt ein Problem beim Übersetzen zwischen zwei Sprachen auf. Manche Sätze kann man nunmal nicht wörtlich übersetzen, wie auch die deutsche Redewendung: "In der Kürze liegt die Würze." In meinem Newsletter möchte ich ein paar deutsche Beispiele für solche Redewendungen geben und versuchen, den Gedanken hinter ihnen zu erklären, wenn es mir möglich ist.

"Das geht mir am Arsch vorbei." (=umgangssprachlich für "Das interessiert mich nicht.")

Ja, es tut mir leid, dass ich gleich mit einem solchen Satz anfange. Bei der Übersetzung ins Japanische wird man wohl grade bei solchen Sätzen Schwierigkeiten bekommen. Die Idee dahinter ist sicher folgende: Man kennt ja schon aus dem Englischen die Nutzung des menschlichen Hinterteils als Schimpfwort. Es hat in diesem Kulturkreis häufig eine verachtende Wirkung; man widmet lieber dem Gesicht Aufmerksamkeit als dem Popo. Wenn man sich jetzt den Satz genau ansieht, könnte man ihn zum Beispiel so umschreiben: "Das berührt nicht einmal meinen Arsch.", oder: "Das interessiert nicht einmal das Körperteil, welches von niemandem respektiert wird.".
Eine ähnliche Bedeutung hat: "Das kratzt mich nicht.". Etwas, was mich nicht berührt, kann mir auch kein Leid zufügen, mich also auch nicht kratzen.

"Mir geht es an den Kragen." (="Das überlebe ich nicht.")

Diese Wendung rührt wohl daher, dass der Kragen genau auf Höhe des Halses ist. Den Kopf abzuschlagen / Jemanden zu köpfen ist weltweit als Form der Hinrichtung bekannt. Wenn ein Deutscher also sagt: "Jetzt geht es mir an den Kragen.", dann hat er Angst, den Kopf zu verlieren. Das ist heutzutage natürlich meist nicht wörtlich, sondern im übertragenen Sinne gemeint: Man sagt das, wenn man große Angst hat, die Kontrolle über sein Leben zu verlieren, oder wenn man die Folgen einer Handlung oder eines Verbrechens fürchtet.

"Das ist der Kern der Sache." (="Das ist das wichtigste in dieser Angelegenheit.")

Ein "Kern" ist immer als Mittelpunkt zu verstehen: Der Erdkern bildet den Mittelpunkt der Erde, Obstkerne natürlich den Mittelpunkt des Obstes. Gerade ein Obstkern ist hier ein gutes Beispiel, weil er für die Existenz der Pflanze, in der er wächst, sehr wichtig ist. Ohne den Kern geht es also nicht.

- "Mit dir komme ich nicht auf einen grünen Zweig." (="Ich kann mich nicht mit dir einigen." / "Wir kommen zu keiner gemeinsamen Lösung.")
- "Das hat Früchte getragen." (="Das war eine gute Entscheidung." / "Davon habe ich profitiert.")

Mit einem "grünen Zweig" ist hier ein lebendiger Teil eines Baumes gemeint, der sinnbildlich für die Zukunft eines Kompromisses steht. Er steht für das Potential, Früchte zu tragen, also Positives hervorzubringen. Wenn man mit jemandem diskutiert oder verhandelt, der ganz andere Ziele und Vorstellungen hat, dann wird man meistens keine Einigung finden, die für beide gleich gut ist.

"Du machst aus einer Mücke einen Elefanten." (="Das nimmst du zu wichtig.")

Hier steht die Größe des Tieres für die Wichtigkeit einer Angelegenheit. Eine Mücke ist klein, also unwichtig, der Elefant allerdings groß und wichtig. Wenn also jemand von etwas unwichtigem erzählt, als sei es sehr wichtig, dann macht er aus einer Mücke einen Elefanten.

"Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein." (="Da ist mehr erforderlich." / "So erreicht man nichts.")

Der heiße Stein steht hier für ein Problem, und das Wasser stellt die Lösung des Problems dar. Allerdings braucht man natürlich mehr Wasser, um einen heißen Stein abzukühlen, also das Problem zu beseitigen.

Das waren ein paar Beispiele für Redewendungen, die jeder Deutsche versteht, die aber jemandem, der Deutsch lernt, vielleicht merkwürdig vorkommen. Hier liste ich noch ein paar weitere auf, manche von ihnen kann ich nicht erklären, und manche brauchen wohl keine Erklärung.

"Das geht mir auf den Geist." (="Das belastet mich. / meine Seele." / "Das nervt mich.")
"Steck nicht den Kopf in den Sand." (="Gib nicht auf.")
"Das bringt Licht ins Dunkel." (="Dank dieser Information kann ich es endlich verstehen.")
"Das stinkt mir." (="Das gefällt mir nicht.")
"Daran habe ich mir die Zähne ausgebissen." (="Das habe ich [trotz aller Bemühungen] nicht geschafft.")
"Jetzt habe ich die Nase voll!" (="Jetzt reicht's!" / "Jetzt wird es zu viel!")
"Ich habe mir den Kopf zerbrochen." (="Ich habe angestrengt nachgedacht.")

Bis zum nächsten Mal!


Autor:Henning
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+Ankündigung
Stamm-Chat:Dienstag, Donnerstag und Samstag ab 15:00 Uhr (in Japan ab 22:00 Uhr an dem Tag)
Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag ab 22:00 Uhr (in Japan ab 5:00 Uhr am nächsten Tag)
Thema-Chat am Sonntag: Morgen chatten wir über dieses Thema "Redewendung" ab 15Uhr (in Japan ab 22Uhr)!


+Gruß
soredeha minasan sutekina shuumatsu wo osugoshikudasai!
Wir wünschen Ihnen allen ein schönes Wochenende!


Alles Gute und bis bald
Ihr Newsletter Team


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