BRIEF AUS DEM JENSEITS

Unter den Papieren einer Tochter, die als Klosterfrau jung starb, fand man folgende Niederschrift:

Ich hatte eine Freundin, Anni, (die) nach ihrer Verehelichung in ein Villenviertel von München zog . Während ich im Herbst 1937 am Gardasee meinen Urlaub verbrachte, schrieb mir meine Mutter: Denke dir, Anni N. ist gestorben. Bei einem Autounfall kam sie ums Leben. ...

Und mir träumte: Ich wollte in die Hauskapelle, als ich mit dem Fuß beim Öffnen der Zimmertür an einen Bund loser Breifblätter stieß. Sie aufheben, Annis Schrift erkennen, einen Schrei ausstoßen, war eins. ... Ihr Schreiben aus dem Jenseits setze ich Wort für Wort her, wie ich es im Traum gelesen. Es lautete also:

"Klara! Bete nicht für mich. Ich bin verdammt. Wenn ich es dir mitteile..., glaube nicht, es geschähe aus Freundschaft. Wie lieben hier niemanden mehr. Ich tue es gezwungen. Tue es als "Teil von jener Macht, die stets das Böse will, und stets das Gute schafft". In Wahrheit möchte ich auch dich in diesem Zustand landen sehen, worin ich jetzt auf ewig Anker geworfen. ... Unser Wille ist im Bösen - was ihr eben "böse" nennt - versteinert. Selbst wenn wir etwas "Gutes tun", wie ich jetzt, indem ich dir über die Hölle die Augen aufreiße, geschieht es nicht in guter Absicht.

Nach dem Plane der Eltern hätte ich eigentlich gar nicht sein sollen. Es "passierte ihnen eben ein Unglück". ... Wäre ich nicht geworden! Könnte ich mich jetzt vernichten, diesen Qualen entrinnen! Keine Wollust käme der gleich, womit ich mein Dasein zerrisse wie ein Aschengewand, daß seine Fetzen in nichts zerflattern. Aber ich muß sein. Muß so sein, wie ich mich gemacht habe: mit verfehltem Daseinsziel. ...

Recht beten hat mich niemand gelehrt. Solche Wörter, wie Beten, Messe, Weihwasser, Kirche schreibe ich mit einem inneren Ekel ohnegleichen! Ich verabscheue das wie die Kirchenspringer, alle Menschen und alle Dinge überhaupt. Denn aus allem erwächst uns Qual. Jede, beim Hinscheiden empfangene Erkenntnis, jede Erinnerung an Erlebtes und Gewußtes ist uns wie eine Stichflamme. Und alle Erinnerungen drehen uns jene Seite zu, die an ihnen Gnade war - die wir verschmähten. Wie das peinigt! - Wir essen nicht, wir schlafen nicht, wir gehen nicht mit Füßen. Seelisch angekettet starren wir mit "Heulen und Zähneknirschen" auf unser verpfuschtes Leben. Hassend und gepeinigt. Hörst du! Wir trinken hier den Haß wie Wasser. Auch gegeneinander. Am meisten hassen wir Gott. ...

Verstehst du jetzt, warum die Hölle ewig währt? Weil unsere Hartnäckigkeit nie wegschmilzt!

Gott war gegen uns barmherzig dadurch, daß er auf Erden unseren schlechten Willen nicht so sich ausleben ließ, als wir dazu bereit gewesen wären. Das hätte unsere Schuld und Strafe vergrößert. Er ließ uns vorzeitig sterben - wie mich; oder andere mildernde Umstände eintreffen.

Jetzt erweist er sich uns barmherzig, indem er uns nicht zwingt, ihm näherzutreten, als eben in diesem entfernten Höllenort, was die Qual verringert. Jeder Schritt Gott näher verursachte mir größere Pein als dir ein Schritt näher einem brennenden Scheiterhaufen. ...

Alle, die in der Hölle brennen, haben nicht gebetet oder nicht genug gebetet. Das Gebet ist der erste Schritt zu Gott. Es bleibt der entscheidende. ...

An den Einfluß des Teufels glaubte ich nie... Nur viele Gebete anderer und meiner selbst, verbunden mit Opfer und Leiden, hätten mich ihm entreißen können. Und auch das nur allmählich. Gibt es wenig äußerlich Besessene, so wimmelt es von innerlich Besessenen. ...

Ich hasse auch den Teufel. Dennoch gefällt er mir, weil er euch zu verderben sucht; er und seine Helfershelfer, die mit ihm am Anfang der Zeit gefallenen Geister. Sie zählen nach Millionen. Sie schweifen auf der Erde umher, dicht, wie ein Mückenschwarm, und ihr ahnt es kaum. Wir, die verworfenen Menschen, haben euch nicht zu versuchen, das kommt den gefallenen Geistern zu. Es vermehrt zwar ihre Qual noch jedesmal, daß sie eine Menschenseele in die Hölle herunterreißen. Aber was tut der Haß nicht! ...

Aber so ist es, wie ich einmal als Kind in einer Predigt sagen hörte, daß Gott alles Gute, das ein Mensch vollbringt, belohnt. Wenn er es im Jenseits nicht vergelten kann, tut er es auf Erden. ...

Nicht alle Seelen leiden gleichermaßen. Je boshafter undgrundsätzlicher jemand gesündigt, umso schwerer wuchtet auf ihm Gottes Verlust, würgt ihn die mißbrauchte Kreatur.

Die verdammten Katholiken leiden mehr als Andersgläubige, weil sie meist mehr Licht und Gnade empfingen und zertraten. Wer mehr gewußt hat, leidet härter, als wer weniger erkannte. Wer aus Bosheit gesündigt, leidet schärfer, als wer aus Schwäche fiel. Aber keiner leidet mehr, als er es verdient hat. ...

(Nach dem Autounfall:) Ich erwachte im Augenblick meines Hinscheidens jäh aus dem Dunkel. Sah mich wie von grellem Licht umflutet. Er war am gleichen Ort, wo meine Leiche lag. Es geschah wie im Schauspielhaus, wenn mit einem Mal die Lampen im Saale verlöschen, der Vorhang auseinanderrauscht, schaurig beleuchtet, eine ungeahnte Szenerie sich auftut. Die Szenerie meines Lebens. Wie in einem Spiegel zeigte meine Seele sich mir selbst. Die zertretenen Gnaden von Jugend auf, bis zum letzten "Nein" Gott gegenüber. Mir war zumute wie einem Mörder, dem während der Gerichtsverhandlung sein entseeltes Opfer vorgeführt wird.

Bereuen? - Nie!

Mich schämen? Nie!

Aber auch auszuhalten vermochte ich es nicht unter den Augen des von mir verworfenen Gottes. So blieb nur eines, die Flucht... Wie Kain floh vor Abels Leiche, so riß es meine Seele vor diesem Anblick des Grauens hinweg.

Das war das besondere Gericht!

Ich selbst riß mich los von Gott.

Zurück? Niemals! Nein!"











FATIMA





HEILIGER TERESA VON AVILA






VISIONEN DER SCHWESTER HL. MARIA FAUSTINA KOWALSKA






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