Es war einmal...man schrieb
das Jahr 1964.Überall in der Republik grassierte das Beat-Fieber!
Und in der Wetterau- rund um die Kreisstadt Friedberg - entwickelte sich in
diesen Jahren eine richtige Musik-Szene. Schnell wurden Bands gegründet. Manche
lösten sich allerdings schneller wieder auf, als man in der Lage war, sich die
Namen zu merken. Einige Formationen profilierten sich jedoch und setzten Akzente
auf den heimischen Bühne. Namen wie „Charly and the Diamonds“, „The
Starfighters“ und „The Beatniks“ garantierten tolle Stimmung und volle Säle.
Damals gab es noch viele Spielstätten in der Wetterau. Überall waren
Bürgerhäuser entstanden und auch die Wirte, die über eigene Säle verfügten,
widmeten sich der neuen „Jugendbewegung“ und witterten ihr Geschäft!
1964 gründeten Rainer Päutz(Bass, Gesang), Ekkehardt Päutz(Gitarre, Gesang),
Burkhard Gübler( Gitarre, Gesang), Richard Wieland(Gitarre, Gesang) und Walter
Frey (Schlagzeug) eine neue Band und nannten sie „The Rockets“. Man probte
fleißig auf den Spuren der großen Vorbilder und benannte sich 1965 in „The
Loosers“ um.
Ein weiteres Mitglied kam mit Herbert Kniß dazu. Während er jetzt am Bass stand,
widmete sich Rainer Päutz nur noch dem Gesang. In diesem Jahr kam es zu
zahlreichen erfolgreichen Auftritten in der Wetterau.
Der vorläufige Höhepunkt kam dann am 12. Oktober 1965. Im alt-ehrwürdigen Hotel
Trapp in Friedberg gab es einen großen Beat-Wettbewerb mit regionaler und
überregionaler Beteiligung. Die „Loosers“ belegten überraschend den zweiten
Platz mit großer Beachtung in Presse und im Hessischen Rundfunk.
Jetzt gab es viele Auftritte für die Friedberger Lokalmatadoren, die sich ganz
schnell eine große Fan-Gemeinde erspielten. Im „Looser- Keller“, dem Proberaum
in der Nähe des Friedberger Bahnhofs entwickelte sich bereits eine richtige
Club-Kultur. Dreimal in der Woche gab es Proben, zu denen jeder kommen konnte.
So endete manche Probe zwangsläufig in einer Party. Waren die Loosers zunächst
eine Cover-Band, wie viele andere, so kamen Burkhard und Ekkehardt auf die
erfolgreiche Idee eigene Titel zu schreiben und auch in das Programm
aufzunehmen.“Love in the city“, „Fate is against me“, „Why am I waiting“, „Bellersheim
Blues“ und natürlich „Daisy“(Text und Musik-B. Gübler) bekamen einen guten Klang
in den Ohren der Wetterauer Musikfans der Loosers.
1966 gab es aber auch wieder personelle Veränderungen in der Band. Rainer und
Richard schieden aus gesundheitlichen – Herbert aus persönlichen Gründen aus der
Band aus. Neu am Bass und vor allem mit markanter und souliger Stimme am
Mikrofon war ab sofort Horst Mallon, ein Schulfreund aus Nieder – Florstadt. Bei
einem Monatsauftritt bei „Apel“ in Bellersheim spielte man sich in der neuen
Besetzung ein.
1967 wurde das erfolgreichste Jahr der „Loosers“. Neben vielen Auftritten in der
Wetterau bereiste man auch das gesamte Rhein-Main-Gebiet und zeigte der
musikalischen Dame „Daisy“ die große Welt. Als Ekkehard mit einem Knochenbruch
im Krankenhaus lag, wurde er kurzfristig als Sänger und Gitarrist von Thomas
Gerlach vertreten, der damals bei der Band „The Moodies“ spielte. Man bestritt
gemeinsam eine Reihe von Beat-Wettbewerben, bei denen man sich immer unter den
besten drei Bands qualifizierte. Der Höhepunkt war die Endausscheidung des
Hessen-Beat- Wettbewerbs im Kurhaus Bad Homburg. Dank ihrer eigenen Titel ,
darunter natürlich wieder „Daisy“, belegte man einen hervorragenden dritten
Platz, der auch mit einer Plattenaufnahme bei der Firma Aronda verbunden war.
Ekkehard meldete sich zum Studiotermin gesund wieder in der Band zurück, zu der
kurzfristig auch Fritz Hoffmann(Hoffi) an den Keyboards zählte.
Im Herbst des gleichen Jahres rüstete man noch einmal groß auf. Von den „Moodies“
kamen als feste Mitglieder nun Thomas Gerlach(Gitarre, Keyboard, Gesang) und
Christian Felke(Saxophon, Klarinette, Gesang) und komplettierten die nun aus 6
Mitgliedern bestehende Band. Mit den neuen Instrumenten konnte man das Programm
um viele Titel aus der Soul-Musik erweitern, die damals in Deutschland auf dem
Vormarsch war.
Bei einer Reihe von Auftritten kam auch ein weiteres Mitglied der ehemaligen „Moodies“
mit Saxophon und Klarinette dazu: „Wolli“ Raschendorfer. Bei Auftritten in
Friedberg konnte es dann schon passieren, dass begeisterte amerikanische
Soldaten die Bühne „eroberten“ und sich - zum souligen Klang der beiden
Saxophone- als Sänger versuchten. Das war für alle Beteiligten eine aufregende
Zeit. An einem Samstag oder Sonntag absolvierte man manchmal zwei oder drei
Auftritte an verschiedenen Spielorten in der Wetterau. Der Veranstalter
transportierte die „Loosers“ oft -in Ermangelung eigener Autos - von Spielort zu
Spielort. Die Verstärkeranlage konnte man dann von der Band, die gerade dort
spielte, benutzen. Die Kette der erfolgreichen Auftritte zog sich bis zum
Frühjahr 1968. Am Aschermittwoch löste man die „Loosers“ in aller Freundschaft
ganz offiziell auf. Der letzte Auftritt wurde am Faschingsdienstag im Hotel
Trapp absolviert. Die Schulzeit ging ihrem Ende entgegen und man beschloss, die
Interessen in den nächsten Monaten aus pragmatischen Gründen etwas zu verlagern.
Thomas spielte jedoch gleich bei „Gary and the Gamblers“ in Bad Vilbel weiter
und Christian zog es zu den „Shapes“ nach Bergen Enkheim. Christian spielte in
den nächsten Jahrzehnten als Berufsmusiker in der ersten Liga der Blasmusiker
bei vielen erfolgreichen Produktionen auf der Bühne und im Studio mit: Wolfgang
Ambros, Reinhardt Fendrich und die „Schürzenjäger“ waren einige Stationen. Für
die meisten übrigen Bandmitglieder kam nach dem Abitur die Bundeswehr.
Nur einmal noch gab es einen legendären „Looser-Auftritt“ während eines
gemeinsamen Italien-Auftritts 1970 am Gardasee.Im Studium traf man sich dann
wieder und bastelte mit ähnlichem Personal an einem neuen Kapitel der Wetterauer
Musik-Geschichte. Durch die 70er Jahre ging es mit der Band „Parabol“. Wieder
waren Burkhard, Horst und Thomas mit von der Partie. Später kam auch noch einmal
Ekkehard dazu, der uns leider bei der Wiedergeburt der „Loosers“ in der Nacht
der Grauen Rocker sehr fehlen wird, da er 2004 verstarb!
Aber die musikalische Dame „Daisy“ wird dabei sein in dieser Nacht. Zwar um
fast vierzig Jahre älter geworden aber mit großem Wiedererkennungswert. Man darf
gespannt sein!
Thomas Gerlach