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Auf den Spuren des ersten Dandys

Das Schwule Museum präsentiert eine Hommage an den
Schriftsteller und Lebemann Oscar Wilde

VON TOBIAS SCHMIDT

Kreuzberg - Sein Roman "Das Bildnis des Dorian Gray" ist noch heute der Knigge für Dandys. Oscar Wilde war der tragische Meister einer Welt zwischen amoklaufender Leidenschaft, Dekadenz und Degeneration. Im Februar 1895 stand der irische Schriftsteller mit der Uraufführung seines Dramas "Ein idealer Gatte" auf der Höhe seines Ruhms. Als er am 30. November 1900 starb, war Wilde ein geächteter Mann. Die Doppelmoral seiner Zeit hatte ihn schließlich zu Fall gebracht, aufgrund seiner Homosexualität wurde er zu zwei Jahren Gefängnis und Zwangsarbeit verurteilt.

Das Schwule Museum am Mehringdamm 61 (erster Hinterhof) würdigt Wilde seit vergangener Woche mit einer aufwändigen und liebevoll zusammengestellten Ausstellung. Anhand von Fotos, Dokumenten, wertvollen Erstausgaben, Zeichnungen und Karikaturen entsteht ein lebhaftes Bild von Wildes Lebensumfeld und seiner Biographie.

Neben Illustrationen zu seinem einzigen Roman steht die Rezeption des Dramas "Salome" im Mittelpunkt. Legendäre Abbildungen von Aubrey Beardsley sind ebenso zu sehen wie seltene Fotos der berühmtesten Salome-Darstellerinnen. Allen voran Gertrud Eysold. Die erste Salome Berlins hatte Richard Strauß zur Vertonung des Stoffes angeregt. Und ihr erotisch gewagter "Tanz der sieben Schleier" galt bis in die 30er-Jahre als Inbegriff der Travestie.

Die Ausstellung beleuchtet den Nachruhm des ersten Dandys und Exzentrikers im Spiegel nachfolgender Schriftsteller von Simone de Beauvoir bis Thomas Mann. Eine ganze Museumswand ist ihren Portraits und einfühlsamen Kommentaren gewidmet. Sie verfolgt aber auch die Höhen und Tiefen der Wilde-Rezeption in Deutschland. So war Oscar Wilde während der Olympiasaison zwischen 1934 und 1937 der meistgespielte ausländische Autor auf den Bühnen des Dritten Reiches. Und der deutsche Film hat sich mehrfach an seinen eleganten Komödien versucht.

Darüber hinaus versucht Kurator Wolfgang Theis, die vielfältigen Inspirationen Wildes für andere homosexuelle Künstler durch die Jahrhunderte zu zeigen und unterschiedliche Querverbindungen und Einflüsse von dessen Leben und Werk für die schwule Emanzipation und Kulturgeschichte herzustellen. Nicht zuletzt wurde mit dem Prozess gegen Oscar Wilde um die vorletzte Jahrhundertwende das Thema Homosexualität erstmals sehr breit öffentlich diskutiert, und das weit über die Grenzen Englands hinaus.

Der Schauprozess, der für Wilde den Sturz vom Gipfel seines literarischen und gesellschaftlichen Ruhms bedeutete, war für den Berliner Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld einer der Auslöser, sein Leben dem Kampf gegen den Schwulenparagraphen 175 zu widmen. Abgerundet wird die Präsentation mit einem kleinen Kabinett, das dem Dandy als dem eigentlichen Erben der Wilde'schen Ästhetik gewidmet ist. Filmausschnitte, viele Standbilder aus Videos und Plakate dokumentieren das stets anhaltende Interesse an seinem Werk.

Im Januar zeigt das Kino Arsenal im Sony-Center aus Anlass der Ausstellung eine Retrospektive mit Wilde-Verfilmungen. Zu sehen ist die Schau noch bis 26. Februar täglich außer dienstags von 14 bis 18 Uhr.

(Berliner Morgenpost)

Hommage in Gold und Rosa und Tapeten mit seinem Geliebten

Das Schwule Museum Berlin widmet dem Schriftsteller Oscar Wilde eine detailfreudige Ausstellung

VON RUTH BETTINA MÜLLER

Er war und ist eine Kultfigur des Ästhetizismus. Als 1895 der spektakuläre Prozess um seine Homosexualität geführt wurde, war der provokante Dramatiker in aller Munde. Auch heute treibt Wilde seine Fans in die Chatforen, und zahlreiche Neuerscheinungen informieren über Leben und Werk des Klassikers.

Das Schwule Museum in Berlin nimmt den 100. Todestag zum Anlass für eine Hommage: Plakate aus Filmmuseen, Modelle und Originalausgaben in vielen Sprachen. Wolfgang Theis, Kurator der Ausstellung, entwirft mit viel Liebe zum Detail ein eindrucksvolles Porträt des Schriftstellers.

Einer der Schwerpunkte der Ausstellung liegt bei "Salome": von Fotografien der ersten Interpretinnen um die Jahrhundertwende bis zu einem Plakat von 1987 - "Lasziv, Skandalös, Wilde" wirbt ein Plakat für die Verfilmung des Salome-Stoffes von Ken Russell. Max Reinhardt zeigte das Stück 1902 in einer geschlossenen Veranstaltung, für die sogar die Gästeliste zuvor bei der Polizei eingereicht werden musste. Fünf Jahre nach Wildes Tod am 30.11.1900 wurde die Tragödie erstmals auf einer englischen Bühne gegeben; im gleichen Jahr wurde auch die Oper von Strauss in Dresden uraufgeführt. Wildes Gesellschaftskomödien, die die bürgerliche Moral des spätviktorianischen Englands aufs Korn nehmen, sind ebenfalls mit Filmplakaten vertreten - "Lady Windermeres Fächer", "Eine Frau ohne Bedeutung", "Ein idealer Gatte", "Ernst sein!". Alte Spielpläne zeigen: Wilde war zwischen 1934 und 1937 der am meisten aufgeführte Autor auf Deutschlands Bühnen, obwohl der distinguierte Lebemann und seine literarischen Figuren nun so gar nicht dem völkischen Menschenbild entsprachen. Hauptsache antibritisch, mögen sich die Kulturbehörden gesagt haben. Tatsächlich wurde der gebürtige Ire in England verurteilt; seine Mutter war eine irische Patriotin und engagierte politische Schriftstellerin.

Natürlich interessiert sich das Schwule Museum besonders für die Ausstrahlung Oscar Wildes auf das schwule Leben. Magnus Hirschfeld, der später das berühmte Centrum für Sexualwissenschaft in Berlin gründete, war als Jugendlicher über den Wilde-Prozess so sehr empört, dass er beschloss, auch öffentlich gegen die Diskriminierung und Verfolgung von Homosexuellen zu streiten. Ein Kabinett der Ausstellung ist dem Dandy als eigentlichem Erbe der Wilde'schen Ästhetik gewidmet.

All das wird in einem Ambiente gezeigt, das dem Ästheten Wilde Tribut zollt: Jugendstilornamente, ein Interieur in Gold und Rosa und Tapeten mit Porträts, die Wilde mit seinem Geliebten Lord Alfred Douglas, genannt Bosie, zeigen. Rinaldo Hopf hat den Dichter in einer melancholischen Pose festgehalten - ein Aquarell auf Buchseiten des Dorian Gray, Wildes einzigem, umstrittenen Roman. Den hatte der Daily Chronicle als ein "Erzeugnis der leprösen Literatur französischer Dekadenter" bezeichnet, was seinen Erfolg aber nicht aufhalten konnte. Vor seiner Verurteilung zu zwei Jahren Zuchthaus mit Zwangsarbeit war Wilde begehrter Gast in den französischen Salons gewesen; nach Frankreich floh der finanziell und gesellschaftlich ruinierte Dichter auch sofort nach seiner Entlassung. In den biographischen Notizen des französischen Moralisten André Gide, der Wilde schon lange vor seinem Exil kannte, mischen sich Bewunderung und Widerwillen.

(Märkische Allgemeine Zeitung)

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