Montag, 13.08.2001 - 15:14 Uhr (Quelle: dpa)
 
Koizumi pilgerte zum Yasukuni-Schrein
 
Junichiro Koizumi   Tokio (dpa) - Der japanische Regierungschef Junichiro Koizumi ist am Montag trotz internationaler Kritik zum heftig umstrittenen Yasukuni-Schrein gepilgert. In dem Shinto-Heiligtum in Tokio, der nationalen Gedenkst�tte f�r 2,5 Millionen japanische Kriegsgefallene, werden auch 14 hingerichtete Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkrieges geehrt. China und S�dkorea, die damals Opfer der Aggressionen der japanischen Kaiserarmee geworden waren, protestierten gegen Koizumis Besuch.
 

Der japanische Botschafter in Peking wurde am Montag ins Au�enministerium zitiert. Dort wurde ihm ein scharfer Protest �bermittelt. Die chinesische Regierung dr�cke ihre "starke Unzufriedenheit und Emp�rung" aus, hie� es in einer Erkl�rung des Au�enministeriums. "Der falsche Schritt des japanischen F�hrers hat die politische Basis der chinesisch-japanischen Beziehungen besch�digt." Weiter hie� es in der Erkl�rung, es gehe um die Frage, "ob Japan sich einer ernsthaften Selbstpr�fung der Invasionsgeschichte der Vergangenheit unterzieht".

Der Schrein-Besuch erfolgte vor dem Hintergrund eines diplomatischen Streits �ber neue japanische Schulb�cher, in denen Japans Kriegsvergangenheit bereinigt und besch�nigt dargestellt wird. Koizumi wollte dem Schrein urspr�nglich am Tag der Kapitulation Japans im 2. Weltkrieg am 15. August seine Ehrerbietung erweisen, was in den letzten Monaten zu einer immer sch�rferen Kontroverse im Ausland, aber auch in Japan f�hrte. Mit der Vorverlegung des Besuches wollte Koizumi eine weitere Belastung der Beziehung zu China und S�dkorea vermeiden.

Die s�dkoreanische Regierung zeigte sich besorgt, dass Koizumi "seinen Respekt sogar gegen�ber Kriegsverbrechern gezollt hat, die den Weltfrieden zerst�rten und den Nachbarl�ndern unbeschreiblichen Schaden zuf�gten". Der Yasukuni-Schrein gilt als ein Zentrum des japanischen Kaiserkults und Staatsshinto und des daraus erwachsenen aggressiven Nationalismus vor und w�hrend des 2. Weltkrieges.

Auf dem Gel�nde des unweit vom Kaiserpalast stehenden Yasukuni-Schreins ("Schrein des friedlichen Landes") steht eine Haubitze und anderes Kriegsger�t, dahinter ein Gedenkstein f�r die Kempeitai, das japanische �quivalent zur Nazi-SS. Ein Museum f�r Kriegs- und Milit�rgeschichte erz�hlt vom Opfermut der Kamikaze-Piloten, gibt aber keinen Hinweis auf das Massaker der japanischen kaiserlichen Armee 1937 im chinesischen Nanking oder die bestialischen Menschenversuche der ber�chtigten Einheit 731 in China.

Koizumi lie� nach seinem von Polizisten gesicherten Besuch offen, ob er in offizieller Funktion als Regierungschef oder "privat" dem Yasukuni-Schrein seine Aufwartung machte. Ins G�stebuch des Yasukuni trug er allerdings seinen Namen samt Amtstitel ein, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Er hoffe, S�dkorea und China bald seinen Besuch erl�utern zu k�nnen, sagte Koizumi. Seine eigene Au�enministerin, die Opposition, aber auch Vertreter der Koalition hatten Koizumi geraten, den Besuch abzusagen. Japans ungen�gende Aufarbeitung seiner Kriegsvergangenheit hat immer wieder international f�r Kritik gesorgt.


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