Die Angst vor der Supermutante

Was, wenn kein Impfstoff mehr wirkt?

von Richard Friebe (Tagesspiegel, 29. März 2021)

mit Bildern und Links von Nikolas Dikigoros

Politiker und Experten warnen vor künftigen Virus-Mutanten, die immun gegen Impfstoffe sind. Dabei könnten diese Corona-Varianten längst existieren.

Wächst die Gefahr von Virus-Mutanten in einer dritten Pandemiewelle? Davor hat auch Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) gewarnt, nachdem sich SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach geäußert hatte. „Wenn jetzt parallel zum Impfen die Infektionszahlen wieder rasant steigen, wächst die Gefahr, dass die nächste Virus-Mutation immun wird gegen den Impfstoff“, sagte Braun der „Bild am Sonntag“.

Im Falle einer solchen Mutation „stünden wir wieder mit leeren Händen da“. Dann bräuchte es neue Impfstoffe. Er forderte daher wie Lauterbach ein härteres Vorgehen gegen die steigenden Infektionszahlen.

Die Warnungen von Braun und Lauterbach sind nicht unbegründet. Eine Mutante des Sars-CoV-2-Virus, die noch infektiöser ist als derzeit problematische Varianten wie B.1.1.7 und P1, könnte sich durchaus entwickeln. Auch eine solche, gegen die die derzeit zugelassenen Impfstoffe nicht mehr wirken, ist denkbar.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist zunächst, dass sich bislang keine Variante verbreitet hat, bei der eine Nichtwirksamkeit mehrerer Vakzine nachgewiese wäre. Bei der als „brasilianisch“ bezeichneten Mutante P1 reichen die Daten zwar noch nicht aus. Doch auch hier gibt es deutliche Hinweise, dass bisher verfügbare Impfstoffe zumindest schwere Verläufe zuverlässig verhindern sollten.

Supermutante kann bereits existieren

Unterscheiden muss man zwei Aspekte: die Möglichkeit für solche Mutanten, sich überhaupt zu entwickeln – sowie die Möglichkeit sich zu verbreiten, wenn sie entstanden sind.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass eine solche Supermutante bereits existiert oder existiert hat. Wenn Personen, die an ihr erkrankt oder auch nur mit ihr infiziert sind, das Virus aber aufgrund von Abstand, Hygiene, Maske, Kontaktbeschränkungen nicht weitergeben können, stirbt es aus. Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, die Übertragung selbst dann zu vermeiden, wenn immer mehr hochgefährdete Personen (z.B. Profi-Fußballer, Anm. Dikigoros) bereits geimpft sind.

Davon nicht zu trennen ist die Frage, ob bei einer erhöhten Durchimpfung die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich Varianten durchsetzen, bei denen die Wirkung bisheriger Impfseren noch geringer ausfällt oder ganz verloren geht. Auch hier ist die Lage von Daten und biologisch plausiblen Szenarien komplex.

Impfkampagne als Treiber problematischer Varianten?

Vereinzelt gibt es Stimmen, die gerade die Impfkampagne als Treiber der Entwicklung von möglichen problematischen Varianten sehen. Der niederländische Virologe Geert Vanden Bossche etwa hat sich so geäußert. Tatsächlich aber haben sich sämtliche bisher relevanten problematischen Mutanten entwickelt, bevor es überhaupt Impfstoffe gab.

Und in der Realität scheint jegliche „Herdenimmunität“ durch durchgemachte Infektionen – die einzige logische Alternative bei Verzicht auf Impfung – deutlich weniger effektiv zu sein als Immunität durch Impfstoffe. Darauf weist etwa die hohe Rate von erneuten Infektionen in Brasilien hin.

Und es gilt unter den meisten Fachleuten als wenig wahrscheinlich, dass sich impfresistente Varianten in geimpften Personen entwickeln, da deren durch die Impfstoffe vorbereitete Immunreaktion der bisherigen Varianten recht gut Herr wird.

Würde aber eine geimpfte Person mit einer bereits existierenden solchen Variante infiziert, könnte die Person erkranken und das Virus weitergeben und eine neue Pandemie ausgelöst werden.

Was, wenn Impfstoffe nicht mehr wirken?

Diese Wahrscheinlichkeit sinkt, je höher die Durchimpfungsrate ist und je effektiver auch weiterhin Übertragungen vermieden werden. Das bedeutet: Auch Geimpfte müssten weiter auf einen Schutz vor Übertragung achten. Was noch zu bedenken ist: Es gibt Hinweise, dass in Personen mit geschwächtem Immunsystem, die mit Antikörpern behandelt werden, sich Mutanten bilden, gegen die diese Antikörper nicht mehr wirken. Deshalb weisen die Mediziner, die diese Befunde vorgelegt haben, darauf hin, dass solche Patienten mit besonderer Sorgfalt isoliert werden sollten, damit solche Mutanten nicht weitergegeben werden.


Die Super-Mu-Tante und der Super-Mu-Onkel weisen die Mu-Mäh-Schlaf-Schafe
mit besonderer Sorgfalt ins Super-KZQZ (Super-Quarantäne-Zentrum) ein.


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