Chronik der Japanologie am
Seminar für Orientalische Sprachen

1810 wurde die Königliche Friedrich-Wilhelms-Universität gegründet, die seit 1949 den Namen Humboldt-Universität zu Berlin trägt.

1816 Klaproth wurde zum ersten preußischen Professor für Orientalistik an der Universität Bonn ernannt, ging aber mit Unterstützung der Gebrüder Alexander und Wilhelm von Humboldt nach Paris, wo er bis zu seinem Tode wirkte. Zu seinen japanologischen Werken gehörte San kokf tsou ran to sets, ou Aperçu général des trois royaumes, traduit de l'original japonais-chinois, Paris: Printed for the Oriental Translation Fund of Great Britain and Ireland (1832. vi, 288p.), eine Übersetzung von Hayashi Shiheis Sangoku tsûran zusetsu ("Umfassendes Panorama der Drei Länder [Ryûkyû, Korea und Hokkaidô], bebildert und erklärt"). Siehe H. Walravens: Julius Klaproth (1783-1835). Leben und Werk, Wiesbaden, 1999.

1832   Habilitation des Hallenser Orientalisten Wilhelm Schott (1802-1889). Er lehrte Türkisch, Persisch, Chinesisch, Mandschurisch, Mongolisch, Tibetisch, Finnisch, Ungarisch, Tschagatai und Japanisch. Zu seinen japanologischen Arbeiten gehörten Beiträge zur Lexikographie und Dichtkunst. Siehe H. Walravens: "Wilhelm Schott und die Königliche Bibliothek", Scrinium Berolinense. Tilo Brandis zum 65. Geburtstag, Berlin, 2000, 577-594. Mechthild Leutner, "Sinologie in Berlin. Die Durchsetzung der wissenschaftlichen Disziplin zur Erschließung und zum Verständnis Chinas", Berlin und China, a.a.O., 32-55.
1860/61   Preußische Ostasien-Expedition unter der Leitung von Friedrich Albert Graf zu Eulenburg; Freundschafts- und Handelsvertrag zwischen Japan und Preußen. Siehe Die preußische Expedition nach Ostasien. Nach amtlichen Quellen. Bd. 1-4, Berlin, 1864-1873. Frank Suffa-Friedel, "Die Preußische Expedition nach Ostasien. Verhandlungen, Verzögerungen und Vertragsabschluß", Berlin und China, a.a.O., 57-70. Im Jahr 1862 kommt die erste japanische Regierungsdelegation nach Berlin. Siehe Günter Zobel: "Die Japanesen in Berlin". Der Besuch der ersten japanischen Expedition von 1862 im Spiegel der Presse, Tokyo: OAG, 2002.
1869   Freundschafts-, Handels und Schiffahrtsvertrag zwischen Japan und dem Norddeutschen Bund
1870   Einschreibung der ersten japanischen Studenten. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs ließen sich ca. zwei Drittel aller japanischen Auslandsstudenten an deutschen Universitäten einschreiben, die meisten von ihnen kamen auch an die Berliner Universität. Rudolph Hartmann listet in Japanische Studenten an der Berliner Universität,1870-1914 (Berlin, 2000) für die Zeit bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs  678 immatrikulierte japanische Studenten auf: die meisten für die Fächer Medizin (287), Recht (134), Philosophie (48), Staatswissenschaft (35), Chemie (34) und Nationalökonomie (28).
1887   Gründung des Seminars für Orientialische Sprachen (SOS), bei der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität - unabhängig von der Philosophischen Fakultät (27. 10.) unter der gemeinsamen Trägerschaft des Reiches und des Königreichs Preußen. Sitz: am Lustgarten 6 im Gebäude der sogenannten "Alten Börse". Es wurden Aspiranten für den Auswärtigen Dienst und den Kolonialdienst des Deutschen Reiches, Angehörige der Philosophischen Fakultät, Kaufleute sowie Beamte, Offiziere, Theologen, Mediziner und Techniker in Sprachen und Sachfächern ausgebildet, die traditionell an den Universitäten nicht gelehrt wurden: Chinesisch, Japanisch, Hindustani, Arabisch, Persisch, Türkisch, Suaheli. Hierzu Josef Kreiner: "Zur 100. Wiederkehr der Gründung des Seminars für Orientalische Sprachen Berlin / Bonn", Orientierungen 1 (1989), 1-24. Astrid Brochlos: "Das Seminar für Orientalische Sprachen an der Berliner Universität und die japanbezogene Lehre", Japan und Preußen. Herausgegeben von Gerhard Krebs, München: Iudicium, 2002, 145-62. Beginn der Tätigkeit von Rudolf Lange (1850-1933), bis 1920. Lange, der von 1874 bis 1881 in Japan als Lehrer für deutsche Sprache wirkte, gilt als einer der Mitbegründer der deutschsprachigen Japanologie. Seine Arbeitsschwerpunkte waren die Didaktik, Grammatik und Lexikographie des Japanischen. Seine Publikationen, wie das Lehrbuch der japanischen Umgangssprache (1890), setzten, z.T. in englischen Versionen, neue Maßstäbe der Vermittlung des Japanischen. Siehe Clemens Scharschmidt: "Geheimrat Rudolf Lange. Ein Nachruf", Ostasiatische Rundschau 14 (1933), 397-98.

Als erster Lektor wurde in den Jahren 1887-90 der Philosoph Inoue Tetsujirô tätig. Siehe Klaus Antoni: "Inoue Tetsujirô (1855-1944) und die Entwicklung der Staatsideologie in der zweiten Hälfte der Meiji-Zeit", OR 33 (1990), 99-115. Zu den Studierenden & Absolventen der Einrichtung gehörten namhafte Japanologen wie Karl Florenz (1865-1939), Begründer der Hamburger Tradition der philologisch-historischen Japanologie, Serge Elisséeff (1889-1975), von 1934 bis 1956 Direktor des Harvard-Yenching Institute, Pater Heinrich Dumoulin, S. J. (1905-1995), der Mitbegründer der Zeitschrift Monumenta Nipponica und Interpret der japanischen Geistesgeschichte, u.v.a.
1888   Auf Initiative des Philosophen Inoue Tetsujirô Gründung des Japanisch-deutschen Vereins (Wa-Doku-Kai, regulärer Verein seit 1890), 1912 aufgelöst.
1889   Die Deutsch-Asiatische Bank wird gegründet.
1892   Lange wird Professor und Leiter der Japanischen Abteilung des SOS. Die erste japanologische Dissertation im deutschen Sprachgebiet verfaßt August Gramatzky, ein Schüler des Berliner Sinologen Hans Georg Conon von der Gabelentz (1840-1893), unter dem Titel Kokinwakashû maki no dai toku Tôkagami Fuyu no Uta. Altjapanische Winterlieder aus dem Kokinwakashû (Grundschrift, Umschrift und Übersetzung) nebst Motooris Prosaumschreibung (Grundschrift und Umschrift), Wörter und Formenverzeichnis und Zusammenstellung der chinesischen und japanischen Schriftzeichen (Sôsho und Hiragana).
1898-1939   Erscheinen der Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen (MSOS), 1. Abteilung Ostasiatische Studien.
1906   veranlaßte Wilhelm von Bode, Generaldirektor der Königlichen Museen zu Berlin, die Gründung der Ostasiatischen Kunstsammlung.
1909   Zu Florenz und Elisséeff, zwei old boys des SOS, die sich an der Kaiserlichen Universität Tokyo begegnen, berichtet der amerikanische Japanologe und Diplomat Edwin O. Reischauer: "Some time in this year Serge Elisséeff had a conversation with Karl Florenz, that well illustrated the break with traditional Oriental studies that the younger scholar was attempting to make. Florenz, himself an important translator of the ancient historical texts of Japan and the author of a standard history of Japanese literature, was much interested in young Elisséeff as a future Japanologist but discouraged him from hoping to master Japanese, no matter how long he studied. He advised him, instead, to become a specialist in some narrow field, such as the Man'yôshû, and specifically suggested that, with the aid of a Japanese scholar who had an adequate command of French, German or English, he could produce a volume of Russian translation from the Man'yôshû. Young Elisséeff wisely decided not to follow the advice of the older scholar, but to continue his attempt to master Japanese in the same way that a Russian student might be expected to master French or English." HJAS 20.1957, 1-35, hier: 13.
1926   Gründung des Japaninstituts Berlin (vollständiger Name "Institut zur wechselseitigen Kenntnis des geistigen Lebens und der öffentlichen Einrichtungen in Deutschland und Japan") als "der Welt erste Forschungsstätte, die sich die Erarbeitung von Kenntnissen über Japan und deren Weitervermittlung an die Bevölkerung zum Ziel setzte" (E. Friese); eingerichtet am 4. 12. auf Initiative zweier Berliner Nobel-Preisträger, des Chemikers Fritz Haber (Erfinder des Senfgases, des Zyklon B und anderer Giftgase) und des Physikers Albert Einstein sowie unter Mitwirkung des an der hiesigen Universität ausgebildeten Indologen und deutschen Botschafters in Japan Friedrich Wilhelm Solf (1862-1936). Das Institut befand sich in den Räumen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute: Max-Planck-Gesellschaft) im Stadtschloß (seit 1931 verlegt in die Kurfürstenstraße 55, 1938-45 angesiedelt in der Brückenallee 10 beim S-Bahnhof Bellevue). Das Institut hatte jeweils einen deutschen und einen japanischen Leiter. Letzterer wurde von der Regierung in Tokyo bestimmt. Die ersten japanischen Leiter waren der Konfuzianismus-Forscher Uno Tetsutô (1875-1974, bis 1927) und der Philosoph Kanokogi Kazunobu (1884-1949, bis 1929). Die deutschen Leiter waren die Japanologen Friedrich Maximilian Trautz (1877-1952, amtierend bis 1929) und Martin Ramming (1889-1988, amtierend von 1934 bis 1945). Vgl. Bruno Lewin: "Martin Ramming 90 Jahre", Nachrichten der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens 126 (1979), 7-9. In das Jahr 1926 fällt auch die Gründung der "Berliner Vereinigung für Sozialwissenschaftliche Studien" (Berurin Shakai Kagaku Kenkyû Kai), einer Vereinigung politisch links orientierter japanischer Intellektueller, zu Beginn insgesamt zweiunddreißig Personen, von denen etwa die Hälfte an der Berliner Universität studierten.
1928   Gründung der Deutsch-japanischen Gesellschaft (DJG) auf Initiative des Philosophen Kanokogi Kazunobu. Sie bestand bis 1945.
1930   Veröffentlichung der Zeitschrift Yamato (bis 1932). Erscheinen der von Trautz besorgten "Zentenarausgabe" des Sieboldschen Werkes Nippon. Siehe Philipp Franz von Siebold: Nippon. Archiv zur Beschreibung von Japan. Vollständiger Neudruck der Urausgabe zur Erinnerung an Philipp Franz v. Siebolds erstes Wirken in Japan 1823-1830. Herausgegeben vom Japaninstitut Berlin, Berlin, Wien, Zürich, 1930-1931. 2 Textbände, 2 Tafelbände, 1 Ergänzungsband, 1 Indexband.
1931   Der von 1926 bis 1940 am Japaninstitut Berlin arbeitende Orlik-Schüler und Japanologe Fritz Rumpf (1888-1949) wurde von Otto Kümmel zum Dr. phil. promoviert, Thema: Das Isemonogatari und sein Einfluß auf die Buchillustration des 17. Jahrhunderts in Japan. Siehe Hartmut Walravens: Du verstehst unsere Herzen gut. Fritz Rumpf im Spannungsfeld der deutsch-japanischen Kulturbeziehungen, Berlin 1989. Zu Rumpfs Schülern gehörte der spätere Marburger Japanologe Wolf Haenisch.
1933   Ausstellung alter chinesischer und japanischer Holzschnitte in der Staatlichen Kunstbibliothek zu Berlin. Am SOS werden im WS 1932/33 insgesamt 36 Sprachen gelehrt.
1934   Scharschmidt zum Honorarprofessor ernannt.
1935   Es fand der erste deutsche Japanologentag im Harnack-Haus in Berlin unter dem Vorsitz von Otto Kümmel statt. Gründung von Nippon - Zeitschrift für Japanologie, herausgegeben vom Japaninstitut Berlin zusammen mit dem Japanisch-Deutschen Kulturinstitut in Tokyo (bis 1944, Schriftleitung Ramming). In Berlin lebten in diesem Jahr etwa dreihundert Japaner/innen; sie unterhielten eine eigene Schule (Berlin Nipponzin Gakko), die unter der Leitung des Germanisten Dr. Tarui bis zum Sommer 1939 arbeitete.
1936   Antikomintern-Abkommen. Zehn-Jahresfeier des Japaninstituts, verbunden mit dem zweiten deutschen Japanologentag (5. 12.). Überleitung des SOS in die "Ausland-Hochschule" an der Berliner Universität im WS 1936/37.
1937   Ramming zum Honorarprofessor ernannt.
1938   Kulturabkommen zwischen Japan und Deutschland. Reorganisation des Seminars für Orientalische Sprachen im Sinne der nationalsozialistischen Politik, Umbenennung in "Auslandshochschule". In diesem Jahr schlossen elf Studierende mit Diplom die Japanisch-Kurse ab. Es erschienen Fritz Rumpfs Japanische Volksmärchen.
1940   In den Jahren 1920 bis 1940 hatten 76 Studierende die Japanischkurse mit Diplom abgeschlossen. Scharschmidt wurde zum Professor für japanische Landeskunde an der neugegründeten "Auslandswissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Wilhlems-Universität zu Berlin" ernannt. Diese Fakultät entstand zum 1. 1. durch den Zusammenschluß der "Ausland-Hochschule" mit der "Hochschule für Politik", verbunden mit dem "Deutschen Auslandswissenschaftlichen Institut". Es erschien der von Trautz 1927 begonnene Alt-Japan-Katalog, der die europäische Japan-Literatur der vormodernen Zeit in deutschen Bibliotheken nachweist.
1941   M. Ramming, Hg., Japan-Handbuch. Der Philosoph Kanokogi Kazunobu wird erneut zum deutschen Leiter des Japaninstituts ernannt, verbunden mit dem Plan, in Berlin ein "Institut für japanische Geisteskultur" einzurichten, was einer Idee Hitlers entsprungen sein soll. Siehe Teruko Yoh: "Vom Denker zum Ideologen. Kanokogi Kazunobu und die deutsch-japanische Annäherung in den dreißiger und vierziger Jahren", Schwellenüberschreitungen 1 (1999), 409-419.
1942  Über das Wintersemester 1942/43 berichtet die Seminarchronik: "Die Teilnahme an den verschiedenen Kursen wies Zahlen auf, wie sie in den 55 Jahren seit Einrichtung des japanischen Unterrichts in Berlin nie erreicht wurden. Am Anfängerkurs (1. Semester) nahmen 27 Hörer teil, so daß in Erwägung gezogen werden mußte, diese für eine durchgreifende praktische sprachliche Ausbildung viel zu große Menge in 2 Parallelkurse aufzuteilen. - Zu der Sprachprüfung hatten sich 10 Kandidaten gemeldet, von denen 9 bestanden, und zwar 3 Männer und 6 Frauen, die sämtlich im Besitz des Reifezeugnisses sind und mindestens 5 Semester dem Studium des Japanischen gewidmet hatten. Von den Männern ist einer ein kriegsversehrter aktiver Offiziert, einer ist wissenschaftlicher Angestellter einer militärischen Behörde und einer ist Student. Auch von den Frauen arbeiteten drei neben dem Studium bereits halb- und ganztägig bei Behörden." Zit. nach Herbert Worm, "Japanologie im Nationalsozialismus. Ein Zwischenbericht", Formierung und Fall der Achse Berlin - Tôkyô. Herausgegeben von Gerhard Krebs und Bernd Martin, München 1994, 153-86, hier: 163-164.
1943   Gründung des von der Berliner Universität und der SS getragenen Ostasieninstituts in Dahlem, dessen Direktor der 1937 in Hamburg habilitierte Japanologe Walter Donat (1898-1970) war. Hauptwerk Donats: Der Heldenbegriff im Schrifttum der älteren japanischen Geschichte, Tokyo 1938.
1944   Einführung des Japanisch-Unterrichts als Wahlfach am Joachimsthalschen Gymnasium in Templin, das unter der Leitung des SS-Hauptamts stand; der eigens vom japanischen Außenministerium entsandte Philosoph Shinohara Seiei unterrichtete von Oktober 1944 bis März 1945 eine Gruppe von zwölf Jungen im Alter von zehn bis vierzehn Jahren. Einrichtung eines Lehrstuhls für Japanologie an der Berliner Universität.
1945   9. Januar, Martin Ramming Inhaber des japanologischen Lehrstuhls (bis 1958). Das Japaninstitut wurde aufgelöst. Sein Vorstand setzte sich gegen Ende des Krieges u.a. zusammen aus dem Präsidenten, Admiral z.V. Richard Foerster, dem Ersten Vizepräsidenten, Gesandter Erster Klasse und Brigadeführer der SS Prof. Franz Alfred Six, zugleich Leiter der Kulturpolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes und Präsident des Deutschen Auslandswissenschaftlichen Instituts, und dem Zweiten Vizepräsidenten, Ministerialdirektor und Amtschef im Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Prof. Rudolf Mentzel, zugleich Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Zum SOS schreibt Kreiner (1989:13): "Das Kriegsende bedeutete auch das Ende der 58jährigen Tradition des Berliner Seminars für Orientalische Sprachen. Die meisten Studenten und Lehrkräfte waren umgekommen, das Gebäude in der Dorotheenstraße mitsamt der wertvollen Bibliothek den Bomben zum Opfer gefallen. Es schien, als sei damit das Schicksal des Seminars für Orientalische Sprachen besiegelt."
WS 1946/47   Wiederaufnahme des japanologischen Lehrbetriebs. Zu den Studierenden gehörte Bruno Lewin (geb. 1924), der ab 1965 zusammen mit seinem Münchener Lehrer Horst Hammitzsch die Bochumer Japanologie aufbaute.
1948   Gründung der Freien Universität Berlin
1949   Umbenennung der Berliner Universität in "Humboldt-Universität zu Berlin". Herbert Zachert (1908-1979) ao. Professor für Japanologie an der Humboldt-Universität. Als wichtigstes Werk gilt seine Dissertation: Die kaiserlichen Erlasse des Shoku-Nihongi: in Text und Übersetzung mit Erläuterungen,Leipzig: Asia Major, 1932 bzw. das darauf fußende Werk  Semmyo: die kaiserlichen Erlasse des Shoku-Nihongi,Berlin: Akademie-Verlag, 1950. Zu Zachert siehe Josef Kreiner in NOAG 126-128 (1980), 6-9.
1952   In der Nachkriegszeit gab es in Berlin zwei Ausstellungsorte für die ostasiatische Kunst: das Pergamonmuseum auf der Museumsinsel (ab 1952) und das Museum in Dahlem (ab 1970). Beide Sammlungen wurden 1992 im Museum für Ostasiatische Kunst in Dahlem zusammengeführt. Seit dem Herbst 2000 ist das neugestaltete Museum für ostasiatische Kunst wieder geöffnet (Lanstraße 8, 14195 Berlin). Es zeigt ein weites Spektrum von Kunst und Kunsthandwerk aus Ostasien, das von der Jungsteinzeit bis heute reicht. Höhepunkte der Präsentation sind ein japanischer Teeraum mit einer angeschlossenen Ausstellungsfläche für Utensilien zur Teezeremonie sowie eine Sammlung japanischer Hängerollen, Wandschirme und ostasiatischer Lacke (6.-19. Jh.). Neukonstituierung der Deutsch-japanischen Gesellschaft (DJG) auf Initiative des Schauspielers Victor de Kowa und seiner Frau Tanaka Michiko. Heute handelt es sich um eine von über dreißig regionalen deutsch-japanischen Gesellschaften. Ihr Name ist Deutsch-Japanische Gesellschaft Berlin e.V. Ihr Präsident ist z.Zt. Günther Haasch. Zur Geschichte vgl. ders., Hg.: Die Deutsch-Japanischen Gesellschaften von 1888 bis 1996, Berlin 1996. Deutsch-Japanische Gesellschaft Berlin e.V.: Festschrift 110 Jahre DJG Berlin, Berlin 2000.
1957   Kulturabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Japan
1958   Hans Eckardt (1905-1969) ao. Professor für Japanologie an der Freien Universität Berlin, 1964 Ordinarius. Hauptwerk: Das Kokonchomonshû des Tachibana Narisue als musikgeschichtliche Quelle,Wiesbaden, 1956.
1959   Zachert Ordinarius für Japanologie an der Humboldt-Universität (bis 1960, anschließend in Bonn, wo er das dortige SOS, ein Institut nach dem Vorbild des Berliner Seminars für Orientalische Sprachen, mitbegründete.
1959-1976   Gerhard Mehnert (1914-1983) Ordinarius für Japanologie; "Begründer der sozialistischen Japanologie". Siehe Jürgen Berndt: "Gerhard Mehnert - 65 Jahre", Asien, Afrika, Lateinamerika 2 (1980), 399-400. Hauptwerk: Sprachführer Deutsch-Japanisch.Bearb. mit Yuichi Shimomura, Leipzig: VEB Verlag Enzyklopadie, 1963.
1960   Beginn der Lehrtätigkeit von Yasui Eiichi (geb. 1936) an der Humboldt-Universität (bis 1987). Seine Arbeitsgebiete sind die Didaktik des Japanischen, Dolmetschen und naturwissenschaftliches Japanisch. Er berichtet über seine Erfahrungen in: Watakushi no ayunda michi. Higashi Doitsu (DDR) to tomo ni ("Mein Weg. Gemeinsam mit Ost-Deutschland, der DDR"), Saimaru Shuppansha, 1981 sowie in Hikaku bunka kenkyû Nr. 20 (2001).
1962   Gründung des Freundschaftskomitees DDR-Japan
1964   Beginn der Tätigkeit von Saitô Eikô (geb. 1933) an der Humboldt-Universität. Ihre Arbeitsgebiete sind Sprachdidaktik, Literatur und Frauengeschichte. Sie berichtet über die folgenden Jahrzehnte in Shiawase 'tte nan darô - Higashi Doitsu no nichijô kara ("Was ist das, Glück? Aus dem Alltag der DDR"), Ôtsuki Shoten, 1983; Sekai chizu kara kieta kuni. Higashi Doitsu no rekuiemu ("Ein Land, das von der Weltkarte verschwunden ist. Requiem für die DDR"), Shin Hyôron Sha, 1991.
1968/9    Gründung des Ostasiatischen Seminars der Freien Universität Berlin
1969-73    Der Arzt und Publizist Katô Shûichi (geb. 1919) Inhaber des Lehrstuhls für Japanologie an der Freien Universität.
1970-75    Roland Schneider (geb. 1939) Professor für Japanologie (Sprach- und Literaturwissenschaft) an der Freien Universität.
1971-89   Johanna Fischer (geb. 1922) Professorin für Japanologie (Literatur- und Geistesgeschichte) an der Freien Universität.
1973   Grundvertrag zwischen beiden deutschen Staaten, die im September Mitglieder der UNO werden. Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der DDR und Japan.
1978   Sung-jo Park (geb. 1935) Lehrstuhlinhaber an der Freien Universität (sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Japanstudien). Hierzu S. Park: "Social Science-centered Japanese Studies in West-Germany", The Japan Foundation Newsletter 8.5 (1980 / 1981), 5-8. Der Wirtschaftswissenschaftler Karl-Heinz Horn (geb. 1932) an die Humboldt-Universität berufen.
1980   Bildung der "Kulturgesellschaft DDR-Japan" in Tokyo.
1980-93   Jürgen Berndt (1933-1993), der seit 1970 den Bereich Japan leitet, wird Lehrstuhlinhaber an der Humboldt-Universität; den Schwerpunkt seiner Arbeit bildete die Übersetzung japanischer Literatur. Siehe J.B., Leben und Werke. Die Humboldt-Japanologie um die Mitte der achtziger Jahre stellte J. Berndt dar in: "Japanese Studies in the German Democratic Republic", Japanese Studies in Europe, Tokyo: The Japan Foundation 1985, 151-162. Nachruf: Eduard Klopfenstein: "Zur Erinnerung an Jürgen Berndt, 31. Mai 1933 - 16. August 1993", Hefte für Ostasiatische Literatur 16 (1994), 126-127.
1981   V. Deutscher Japanologentag in Berlin (West). Gründung des Kuratoriums DDR-Japan / Vereinigung zur Förderung der kulturellen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit in Berlin (30. 4.), Präsident: Karl-Heinz Schulmeister, Mitglied der Volkskammer der DDR.
1982   Verleihung der Ehrendoktorwürde der Tôkai Universität in Tokyo an Dr. rer. oec. Günther Mittag (geb. 1926), "Leiter der Kommission zur Koordinierung der ökonomischen, kulturellen und wissenschaftlich-technischen Beziehungen der DDR zu Ländern Asiens, Afrikas und des arabischen Raums beim Politbüro". Verleihung der Ehrendoktorwürde der Humboldt-Universität an den Schauspieler, Regisseur und Übersetzer vor allem der Werke Bert Brechts Koreya Senda (geb. 1904).
1984   Einrichtung des Ôgai-Gedenkzimmers an der Humboldt-Universität.
1987   Gründung des >Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin (JDZB) in der alten japanischen Botschaft in der Tiergartengartenstraße, die unter Aufwendung von ca. 45 Mio. DM renoviert wurde. Erste Planungen gehen in das Jahr 1982 zurück. Das Zentrum versteht sich nach dem Willen seiner Initiatoren, des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland und des Japanischen Ministerpräsidenten, als "politisches Instrument", das "die europäisch-japanische Seite des strategischen Dreiecks Europa, Ostasien, USA ... stärken" soll. Sein erster Leiter war der Diplomat Dr. Thilo Graf Brockdorff. Heutiger Leiter: Volker Klein.
1989   Gründung der Mori-Ôgai-Gedenkstätte. Leiter: J. Berndt. An der Freien Universität studierten im Sommersemester Japanologie 222 Student/inn/en im Hauptfach, 172 im Nebenfach; an der Humboldt-Universität studieren 17 Student/innen im Hauptfach. Trotz der geringen Studentenzahl hatte die Humboldt-Universität um diese Zeit unter allen deutschsprachigen Japanologien in absoluten Zahlen die meisten Abschlüsse. Hierzu Klaus Kracht: Japanologie an deutschsprachigen Universitäten, Wiesbaden 1990.
1990   Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland (3. 10.). Das "Kuratorium DDR-Japan" stellte seine Arbeit ein. Gründung der Japanischen Industrie- und Handelsvereinigung in Berlin e.V.
1991   Kongreß der European Association for Japanese Studies im Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin. Irmela Hijiya-Kirschnereit (geb. 1948), Trier, Inhaberin des Lehrstuhls für Japanische Literatur an der Freien Universität (1996-2004 beurlaubt an das Deutsche Institut für Japanstudien in Tokyo).
1993   Gründung der Stiftung "Mori-Ôgai-Gedenkfonds" zur Unterstützung der Mori-Ôgai-Gedenkstätte. Deutschland-Besuch des japanischen Kaiserpaars, u.a. in der Humboldt-Universität Begegnung mit Japanolog/inn/en. Am 15. 4. wurde die Japanische Internationale Schule zu Berlin e.V. am Wannsee als Vollzeitschule für zunächst dreizehn Schüler/innen eröffnet.
1994   Klaus Kracht (geb. 1948), Tübingen, an die Humboldt-Universität berufen.
1995   Gründung des Zentrums für Sprache und Kultur Japan der Humboldt-Universität zu Berlin. Schaffung zusätzlicher Personalstellen. Im Dezember Bezug des unter Aufwendung von 3,2 Mio. DM renovierten Hauptgebäudes in der Johannisstraße 10.
1996   Die Ausbildung von Dolmetschern und Übersetzern in Diplom-Studiengängen wurde am Japanzentrum eingestellt.


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