Klaus Schwab visioniert weiter

von Martina Binnig (Achse des Guten, 17.01.2023)

leicht gekürzt von Nikolas Dikigoros

Aktuell findet das 53. World Economic Forum in Davos statt. Kurz vorher hat Klaus Schwabs Stiftung den Global Risks Report 2023 veröffentlicht. Dieser entwirft düstere Zukunftsprognosen und empfiehlt, dass Konzerne, Stiftungen und Regierungen einen Systemwechsel herbeiführen. Mit Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft.

Im Vorfeld zu seinem mittlerweile 53. Jahrestreffen, das vom 16. bis 20. Januar 2023 in Davos statt findet, hat das Weltwirtschaftsform (WEF) am 11. Januar seinen Bericht über die globalen Risiken 2023 ("Global Risks Report 2023") veröffentlicht. Das Motto des diesjährigen Treffens von einflussreichen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Medien, NGOs und Kultur lautet: "Kooperation in einer fragmentierten Welt [Cooperation in a Fragmented World]". Es gehe darum, "nicht nur die gegenwärtige Kaskade von Krisen zu bewältigen, sondern, was noch wichtiger ist, einen greifbaren, systempositiven Wandel auf lange Sicht voran zu treiben".

Denn die COVID-19-Pandemie und der Krieg in der Ukraine hätten ein bereits brüchiges globales System ins Wanken gebracht. Zum ersten Mal seit den 1970er Jahren befinde sich die Welt in einem prekären Ungleichgewicht, in dem sich Wachstum und Inflation in entgegen gesetzte Richtungen bewegten. Hinzu komme eine verstärkte geo-ökonomische Fragmentierung, Anfälligkeiten des Finanzsektors sowie eine außer Kontrolle geratene Klimakrise, die jede Wachstumsverlangsamung, insbesondere in den Schwellenländern, noch verstärken könnte. Wenn diese systemischen und miteinander verknüpften Risiken nicht angegangen würden, könnte ein Jahrzehnt der Unsicherheit und Fragilität bevorstehen. Die Mission des WEF sei daher noch nie so wichtig gewesen wie heute.

Zum Glück weiß der WEF auch schon die Lösung für die Überwindung dieser Mega-Krise. Auf der Überblicksseite zu seinem aktuellen Jahrestreffen behauptet es nämlich, dass nun ein neues System für Energie, Klima und Natur installiert sowie eine neue Vision für wirtschaftlichen Wohlstand und Entwicklung erarbeitet werden müssten. Und dann wird es konkreter: Die Industrie müsse die Technologien der vierten industriellen Revolution (4IR) fördern, den Stakeholder-Kapitalismus verwirklichen und die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor verstärken. Mit anderen Worten: Schwab verlangt, dass Unternehmen sich an der Umsetzung einer radikalen Digitalisierung beteiligen sollen, die er schon in seinem 2016 veröffentlichten Buch "The Fourth Industrial Revolution [Die Vierte Industrielle Revolution]" beschrieben hat und die letztlich auf die Verschmelzung des Menschen mit der digitalen Sphäre hinausläuft.

Außerdem sieht es Schwab als selbstverständlich an, dass der Parlamentarismus weiter ausgehöhlt wird, indem Regierungen mit Unternehmen und Stiftungen in so genannten "öffentlich-privaten Partnerschaften [Public-Private-Partnership/PPP]" kooperieren. Dass der dadurch entstehende "Stakeholder-Kapitalismus", in dem angeblich die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt würden, jedoch in Wahrheit nur einer kleinen globalen Elite dient, belegt z.B. Ernst Wolff anschaulich in seinem aktuellen Buch über das WEF. [...] Insgesamt sei besonders der Mittelstand der Verlierer der vom WEF vertretenen Agenda, während vor allem IT-Konzerne und Vermögensverwaltungen Rekordeinnahmen verzeichneten.

"Spirale sich verstärkender Krisen"

Doch das alles ficht Schwab und seine Stiftung nicht an. Sie halten unbeirrt an ihren Transformationsplänen zum Wohle ihrer eigenen Mitglieder fest. Auch der Global Risks Report 2023, der 98 Seiten umfasst und am 11. Januar [...] vorgestellt wurde, geht von Grundannahmen aus, die äußerst fragwürdig sind. So wird gleich im Vorwort der Publikation, die in Partnerschaft mit Marsh McLennan und der Zurich Insurance Group herausgegeben worden ist, betont, dass die Pandemie zu "einer Spirale sich verstärkender Krisen" geführt habe. Hier wäre zu fragen: War es tatsächlich die Krankheit selbst, oder waren es nicht vielmehr die getroffenen Maßnahmen wie Lockdowns, die zu den beklagten Krisen geführt haben?

Weiter heißt es, dass die CO2-Emissionen gestiegen seien, als die Weltwirtschaft nach der Pandemie wieder in Schwung gekommen sei. Fragt sich: Wäre es dem WEF lieber gewesen, wenn die Weltwirtschaft nicht wieder in Schwung gekommen wäre? Und sind überhaupt die CO2-Emissionen tatsächlich das Grundübel unserer Zeit? Energie und Lebensmittel seien durch den Krieg in der Ukraine wesentlich knapper und teurer geworden, was die Inflation auf ein seit Jahrzehnten nicht mehr gesehenes Niveau habe ansteigen lassen und eine globale Lebenshaltungskostenkrise sowie einen Wandel in der Geldpolitik ausgelöst habe.

Auch hier ist einzuwenden: Natürlich hat der Krieg die Situation verschärft, doch die Energiekrise besteht schon länger und ist gerade auch durch die Agenda der CO2-Vermeidung, die vom WEF unterstützt wird, verursacht worden. Das WEF zählt also Krisen auf, die es selbst mitgeschaffen hat, und stellt sich nun als Retter in der Not dar. Dabei [...] handelt es sich bei dem Weltwirtschaftsforum um eine private Stiftung, die durch keinerlei demokratisches Mandat dafür legitimiert ist, einen globalen Systemwechsel für Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben.

Sich kollektiv auf die nächste Krise vorbereiten

In seinem Bericht stützt sich das WEF nach eigener Aussage auf die Erkenntnisse von über 1.200 Experten aus seinem Netzwerk. Außerdem sei der Global Risks Report

"ein Aufruf zum Handeln, um sich kollektiv auf die nächste Krise vorzubereiten, mit der die Welt konfrontiert sein könnte, und dabei einen Weg zu einer stabileren, widerstandsfähigeren Welt zu finden".. Geht das WEF also von der Krise als Dauerzustand aus? Auch in der den Bericht einleitenden Zusammenfassung ist davon die Rede, dass "die Rückkehr zu einer 'neuen Normalität' nach der COVID-19-Pandemie" durch "den Ausbruch des Krieges in der Ukraine schnell durchkreuzt" worden sei.

Neben alten Risiken, wie etwa der Inflation, seien vergleichsweise neue Entwicklungen hinzu gekommen, wie vor allem der Klimawandel und das immer kleiner werdende Zeitfenster für den Umbau zu einer 1,5°C-Welt. Mit der 1,5°C-Welt ist das Ziel gemeint, den angeblich menschengemachten Temperatur-Anstieg von der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Jahr 2100 auf 1,5° Celsius zu beschränken. Dass es vor der Industrialisierung schon globale Wärmephasen gab, wird völlig ausgeblendet.

Der Bericht ist in drei Kapitel gegliedert: Im ersten werden die aktuellen Krisen und die kurzfristig erwarteten globalen Risiken behandelt. Kapitel 2 befasst sich mit den Risiken, mit denen langfristig in etwa zehn Jahren zu rechnen sei, und im dritten Kapitel wird eine mittelfristige Zukunft entworfen sowie die Wahrscheinlichkeit des Eintretens einer "Polykrise" bis 2030 untersucht, in deren Mittelpunkt die Verknappung der natürlichen Ressourcen stehen könnte. Schließlich werden Möglichkeiten aufgezeigt, wie mit diesen Risiken umgegangen und der Weg zu einer widerstandsfähigeren Welt gefunden werden könnte.

Das WEF geht davon aus, dass in den kommenden beiden Jahren die Lebenshaltungskosten die globalen Risiken dominieren werden, während das Versagen der Klimaschutzmaßnahmen das nächste Jahrzehnt bestimmen wird. Außerdem sei mit "weitverbreiteter Cyberkriminalität und Cyberunsicherheit" sowie mit "massenhafter unfreiwilliger Migration" zu rechnen. Regierungen und Zentralbanken könnten in den nächsten zwei Jahren mit einem hartnäckigen Inflationsdruck konfrontiert sein. Anhaltende Liefer-Engpässe, die Fragmentierung der Weltwirtschaft sowie geopolitische Spannungen könnten in den nächsten zehn Jahren zu einer weit verbreiteten Verschuldungsproblematik beitragen.

Langsamer Verfall der öffentlichen Infrastruktur

Das WEF entwirft ein düsteres, aber durchaus realistisches Szenario:

"Selbst wenn einige Volkswirtschaften eine sanftere wirtschaftliche Landung als erwartet erleben, wird das Ende der Niedrigzinsära erhebliche Auswirkungen auf Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen haben. Die Auswirkungen werden vor allem die schwächsten Teile der Gesellschaft und bereits fragile Staaten zu spüren bekommen und zu wachsender Armut, Hunger, gewaltsamen Protesten, politischer Instabilität und sogar zum Zusammenbruch von Staaten führen. Der wirtschaftliche Druck wird auch die Errungenschaften der Haushalte mit mittlerem Einkommen aufzehren und [...] zu Unzufriedenheit, politischer Polarisierung und dem Ruf nach mehr sozialem Schutz führen." In den nächsten zwei Jahren könnten Wirtschaftskriege zur Norm werden, verbunden mit zunehmenden Konflikten zwischen globalen Mächten und mit staatlichen Eingriffen in die Märkte. In Bezug auf die technologische Entwicklung gibt das WEF ebenfalls wirklichkeitsnah zu bedenken: "Die ausgefeilte Analyse größerer Datensätze wird den Missbrauch personenbezogener Daten durch legitime rechtliche Mechanismen ermöglichen und so die digitale Souveränität des Einzelnen und das Recht auf Privatsphäre schwächen, selbst in gut regulierten, demokratischen Systemen." Dann steht jedoch das Klima wieder im Mittelpunkt: "Der Mangel an tief greifenden, konzertierten Fortschritten bei den Klimazielen hat die Divergenz zwischen dem, was wissenschaftlich notwendig ist, um 'Net Zero' zu erreichen, und dem, was politisch durchsetzbar ist, deutlich gemacht." Mit den "Klimazielen" sind die in der Agenda 2030 von der UN formulierten 17 "Sustainable Development Goals" gemeint und mit "Net Zero" die Klimaneutralität respektive im engeren Sinn das Ziel der Netto-Null-CO2-Emissionen. Unmittelbar für 2023 werden die Auswirkungen schwerwiegendster Risiken erwartet - darunter eine Energieversorgungskrise, eine steigende Inflation und eine Lebensmittelversorgungskrise. In den nächsten zehn Jahren werden laut WEF-Prognose immer weniger Länder den finanziellen Spielraum haben, um in Wachstum, grüne Technologien, Bildung, Pflege und Gesundheitssysteme zu investieren. Konsequenz daraus sei der langsame Verfall der öffentlichen Infrastruktur und der Dienstleistungen. [...]

Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft

Das WEF warnt aber auch vor Perma-Pandemien und dem vermehrten Auftreten von Zoonose-Krankheiten. Schließlich werden vier potenzielle Zukunftsszenarien für 2030 vorgestellt: Das erste Szenario steht unter dem Motto "Zusammenarbeit bei den Ressourcen". Hier haben die Regierungen als Reaktion auf den öffentlichen Druck den Ausgaben für den Klimaschutz weitgehend Priorität eingeräumt und so die Auswirkungen des Klimawandels gedämpft. Auch die Engpässe in der Nahrungsmittel-Versorgung sind durch internationale Finanz- und Technologieströme gemildert.

Die Nachfrage nach kritischen Metallen und Mineralien ist allerdings dramatisch angestiegen, was einige Länder und multinationale Unternehmen dazu veranlasst, sich verstärkt der Kreislaufwirtschaft zuzuwenden. In diesem positivsten Szenario arbeiten Industriekoalitionen mit zukunftsorientierten Regierungen zusammen, um Anreize, politische Rahmenbedingungen, Standards und Zertifizierungen zu schaffen. Städte und Regierungen haben Maßnahmen zur Wasserüberwachung eingeführt. Einige Länder haben die Preiskontrollen auf die industrielle Nutzung beschränkt, während andere sie auf die gesamte Bevölkerung ausdehnen.

Das zweite Szenario geht von "Ressourcenbeschränkung" aus: Hier kann selbst eine internationale Koordinierung die dreifache Verknappung von Nahrungsmitteln, Wasser und Energie in den am stärksten gefährdeten Ländern nicht auffangen, da die klimabedingte Notlage und die Unterbrechung des Handels sowie die politische und wirtschaftliche Stabilität weiter anhalten. Ohne geeignete Maßnahmen ist die Verfügbarkeit von Wasser in allen Regionen ein Problem. Die Ernte-Erträge sind aufgrund von Hitze, extremen Niederschlägen sowie der Verbreitung von Insekten, Schädlingen und Krankheiten in ihrer Menge und ihrem Nährwert zurück gegangen. (Anm. Dikigoros: Nein - infolge des Verbots von Insektiziden und Düngemitteln!) Auch die Versorgung mit grüner Energie ist gefährdet. Unternehmen, die wichtige Metalle und Mineralien in wasserarmen Regionen abbauen, müssen regelmäßig ihren Betrieb unterbrechen oder schließen.

Die Stromversorgung vieler Länder, darunter Brasilien, Südafrika, China, Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika, ist destabilisiert, so dass sich diese Märkte zunehmend alternativen Energiequellen zuwenden. Die sozioökonomischen Probleme beginnen sich auch auf fortgeschrittenere Volkswirtschaften auszudehnen, wobei die Gefahr einer teilweisen Deindustrialisierung durch kombinierte Energie- und Wasserknappheit besteht. Die Unterbrechung des Handelsverkehrs auf dem Wasserweg unterbricht immer häufiger die globalen Versorgungsketten, übt Druck auf den Straßen- und Schienenverkehr aus und dämpft das globale Wirtschaftswachstum. Energie- und wasserintensive strategische Industrien wie die Halbleiterherstellung, die in ressourcenarmen Gebieten angesiedelt sind, haben sich zu neuen geopolitischen Brennpunkten entwickelt, die das Risiko lang anhaltender Konflikte erhöhen.

Staatliche Eingriffe sind häufiger geworden

Szenario 3 ist mit "Wettbewerb um Ressourcen" überschrieben: Es ist bestimmt dadurch, dass die Weltmächte eine Selbstversorgung mit wichtigen Ressourcen anstreben. Die verschärfte geopolitische Konfrontation konzentriert sich auf Metalle und Mineralien. Da China der führende Produzent von 16 der 32 strategisch wichtigen Mineralien ist, sind diese Ressourcen zu einer der Hauptfronten der wirtschaftlichen Kriegsführung geworden. Der Ressourcen-Nationalismus hat zu Rissen in bestehenden Allianzen geführt. Durch geoökonomische Rivalitäten und Preisschwankungen künstlich aufgeblähte Engpässe, etwa bei Produkten wie Batterien und Halbleitern haben sich auf die Lieferketten zahlreicher Branchen ausgewirkt. Kürzere Lieferketten, die geopolitische Allianzen widerspiegeln, sind die Folge.

Staatliche Eingriffe sind häufiger und strenger geworden, wobei die Regierung direkt und indirekt verfügbare Ressourcen für priorisierte Industrien zuweist; einige Länder verstaatlichen Vermögenswerte, die mit wichtigen Metallen und Mineralien verbunden sind. Neben der verstärkten Verstaatlichung hat dies zur Gründung der OMEC geführt: einer Organisation von Mineralien exportierenden Ländern, ähnlich der OPEC. Die Exportbeschränkungen für Mineralien haben den Druck auf breitere internationale Governance- und Durchsetzungsmechanismen erhöht, die neue Abbaugebiete überwachen.

Die Nahrungsmittelproduktivität wurde z.T. mit Hilfe von Technologien wie der Genmanipulation von Nutzpflanzen verbessert, auch wenn es keine umfassende multilaterale Zusammenarbeit bei dieser Technologie gab. Eine stärkere Konzentration auf die Produktivität bestehender Anbauflächen, eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und die Verringerung von Nahrungsmittelverlusten und -verschwendung werden als Hebel eingesetzt. Knappheit und höhere Preise haben die unteren sozioökonomischen Gruppen sowie die Entwicklungs- und Schwellenländer am härtesten getroffen, insbesondere diejenigen, die ohne internationale Unterstützung am wenigsten in der Lage sind, die Nahrungsmittel-Produktion zu steigern.

Szenario 4, das unter dem Titel "Ressourcen-Kontrolle" entwickelt wird, beschreibt die Gefahr von Ressourcenkriegen. Die Landwirtschaft ist zu einer noch größeren Triebkraft für die weltweiten Emissionen geworden. Die Rodung von Flächen für Acker- und Weidebau und die Zunahme der Viehbestände haben zu noch mehr Emissionen geführt. Die intensive und ineffiziente Landwirtschaft hat die Bodendegradation, den Wasserstress, die Umweltverschmutzung und den Rückgang der Produktionskapazität verschärft. Ackerland wird zunehmend vorrangig für die Landwirtschaft genutzt und nicht mehr für Biokraftstoffe und grüne Energie-Infrastruktur.

Zudem verschärft das Misstrauen zwischen den Weltmächten die Versorgungskrisen auf globaler Ebene. Angesichts der Engpässe üben Staaten weiterhin schnell und regelmäßig die Kontrolle über wichtige Ressourcen aus und greifen in immer mehr Branchen ein, einschließlich der Verstaatlichung von Industrien. Die unsichere Versorgung mit Nahrungsmitteln, Energie und Wasser wird zu einer Triebkraft für soziale Polarisierung, zivile Unruhen und politische Instabilität in fortgeschrittenen und sich entwickelnden Volkswirtschaften gleichermaßen. Sie wird auch zu einer Triebkraft für grenzüberschreitenden Terrorismus, der angesichts der Verbreitung von Hightech-Waffen verheerende Auswirkungen hat. Hungersnöte sind in einem Ausmaß zurück gekehrt, wie es sie im letzten Jahrhundert nicht gegeben hat."

Mit Amazon oder Uber mehr Wohl für die Menschheit?

So weit die vier vom WEF präsentierten Zukunftsszenarien für 2030. Gemeinsam ist ihnen, dass global agierende Organisationen und Konzerne als Problemlöser dargestellt werden. Selbstverständlich ist prinzipiell nichts dagegen einzuwenden, Experten damit zu beauftragen, Zukunftsszenarien zu entwerfen. Eine Frage drängt sich jedoch auf: Wem dienen diese Experten? Wirklich der Menschheit oder nicht doch eher den im WEF vertretenen 1.000 weltweit größten Unternehmen? Problematisch am sich selbst institutionalisierten WEF ist allemal, dass keine Stiftung der Welt und kein global agierender Konzern jemals von auch nur einem einzigen Wähler damit beauftragt worden ist, Wirtschaft und Gesellschaft radikal zu transformieren.

So heißt es im Fazit des Berichts zwar vollmundig, dass öffentlich-private Partnerschaften dazu beitragen können, "wichtige Lücken in den Bereichen Innovation, Finanzierung, Governance und der Umsetzung von Vorsorgemaßnahmen für neu entstehende und bereits bekannte Risiken zu schließen". Doch das bedeutet im Klartext, dass gewählten Politikern ("öffentliche Partner") Kompetenzen genommen und dafür Stiftungen, NGOs sowie Konzernen ("private Partner") Kompetenzen übertragen werden. So behauptet das WEF, dass "viele globale Risiken am effektivsten durch koordinierte, globale Maßnahmen angegangen" würden. In den letzten Krisen habe es z.T. eine Lähmung wichtiger internationaler Mechanismen und Organisationen gegeben.

Doch stimmt das? War es während der Corona-Krise tatsächlich sinnvoll, den Ratschlägen der globalisierten und größtenteils von privaten Stiftungen finanzierten WHO zu folgen? Wären regionale Lösungen nicht angemessener gewesen als globalisierte Lockdowns? Dienen global agierende Plattformen wie Amazon oder Uber tatsächlich mehr dem Wohle der Menschheit als mittelständische Unternehmen vor Ort? Und geht es dem WEF wirklich um Umweltschutz, wenn es begrüßt, dass die Modellierungen des Weltklimarats (IPCC) eine kollektive globale Ausrichtung auf die Klima-Ziele ermöglicht hat? In anderen Bereichen, wie z.B. der Entwicklung der transformativen Künstlichen Intelligenz (KI), befänden sich die Globalisierungsbemühungen allerdings noch im Anfangsstadium oder seien gar nicht vorhanden, bedauert das WEF. Da kann man nur sagen: zum Glück!


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