Die Autorin Taslima Nasrin ist eine "forsche junge Dame", die "weit übers Ziel hinaus
schießt", "unkluge Bemerkungen" macht und insgesamt "der Sache der Frauenbefreiung einen
schlechten Dienst erweist". Nein, kein Ajatollah spricht, sondern die Friedenspreisträgerin
des Deutschen Buchhandels 1995.
Annemarie Schimmel, die nicht ein "irgendwer" ist, über dessen Äußerungen man leicht hinweg
gehen könnte, schrieb im August 1994 in der Wochenzeitung "Die Zeit" so über die bengalische
Schriftstellerin, die damals gerade dem Tode entronnen war. Ein gutes Jahr später, diesen
Oktober, erhält die Islamwissenschaftlerin Professor Annemarie Schimmel im Rahmen einer
Festveranstaltung in der Frankfurter Paulskirche Deutschlands wichtigste und angesehenste
Auszeichnung, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. [Also wenn das "Deutschlands
wichtigste und angesehenste Auszeichnung" ist, fresse ich einen Besen und die Auszeichnung dazu;
mit der Verleihung an A. Schimmel dürfte er den Rest seines ohnehin nur noch geringen Ansehens
verspielt haben, Anm. Dikigoros] Bundespräsident Roman Herzog hält die Laudatio.
Dem Staatsoberhaupt steht eine schwierige rhetorische Gratwanderung bevor. Geht der Preis
doch an Persönlichkeiten, "die in hervorragendem Maße zur Verwirklichung des Friedensgedankens
beigetragen" haben. Dem jedoch dient nicht jede Äußerung Annemarie Schimmels.
Im Mai hatte die Orientalistin in einem Interview in den ARD-"Tagesthemen" gesagt, der
Schriftsteller Salman Rushdie verletze mit seinem Roman "Satanische Verse" die Gefühle
gläubiger Muslime" und ließ dabei ein gewisses Verständnis für die von islamischen
Fundamentalisten gegen den Schriftsteller ausgesprochene Morddrohung anklingen. In der
Öffentlichkeit wurde sie daraufhin heftig kritisiert. Es gab die Forderung, ihr den
Friedenspreis nicht auszuhändigen.
Daß es nicht nur um in einer Live-Fernsehsendung gesprochene Worte, mögliche "Ausrutscher"
geht, sondern um eine bestimmte Geisteshaltung, zeigt der am 26. August 1994 veröffentlichte
Leserbrief der Bonner Professorin zum "Fall" Taslima Nasrin. Verständlicherweise sei "man über
die harte Reaktion der `Fundamentalisten´ erstaunt, ja entsetzt". Die Sache sei aber "nüchtern"
zu betrachten, fordert die Fachfrau: "Für den Muslim ist der Koran das `buchgewordene Wort
Gottes´, und ihn abschaffen zu wollen, wäre, als wolle jemand in der christlichen Welt
Christus, das `fleischgewordene Wort Gottes´, abschaffen." Rechtfertigt oder erklärt dies
Aufrufe zur Lynchjustiz? Will Frau Schimmel uns sagen, daß Menschenrechte und Meinungsfreiheit
teilbar und aufgrund kultureller Eigenheiten in den islamischen Staaten bestimmte Abstriche zu
machen sind? [Genau das will sie, Anm. Dikigoros]
Zwei Sätze später fährt Frau Schimmel fort: "Mit ihrem Vorstoß ist die forsche junge Dame (sie
ist, wie ein sehr ausgewogener Bericht in `Le Monde´ bemerkt, bereits dreimal geschieden) weit
übers Ziel hinausgeschossen und hat der Sache der Frauenbefreiung einen schlechten Dienst
erwiesen." Warum zitiert Annemarie Schimmel in Klammern aus der französischen Zeitung, daß
Taslima Nasrin (in Wirklichkeit zweimal!) geschieden ist? Tut es etwas zur Sache?
"Durch einen kontroversen Roman und ihre unklugen Bemerkungen", fährt Frau Schimmel fort, "hat
Frau Nasrin die in Bangladesch sehr kleine Gruppe fundamentalistischer Muslime aktiv werden
lassen und damit eine sicher von ihr nicht beabsichtigte Wirkung erzielt. Die Aktion dieser
Gruppe gegen sie ist wiederum Wasser auf die Mühlen derer, die gern nur die negativen Aspekte
eines `militanten´ Islam betonen..."
Was hätte Frau Schimmel, so die polemische Frage, wohl vor 60 Jahren über die politischen
Verhältnisse in Deutschland geschrieben? Vielleicht das Folgende: "Juden und Kommunisten haben
mit ihren unklugen Bemerkungen die sehr kleine Gruppe der Nationalsozialisten aktiv werden
lassen und damit eine sicher von ihnen nicht beabsichtigte Wirkung erzielt. Die Aktionen der
Nationalsozialisten gegen die Kommunisten und Juden sind wiederum Wasser auf die Mühlen derer,
die gern die negativen Aspekte eines `militanten´ Nationalsozialismus betonen." [Treffender
Vergleich, Anm. Dikigoros]
Annemarie Schimmel ist eine fragwürdige Friedenspreisträgerin. [Und die Antwort auf diese Frage
- falls sie die denn tatsächlich wert sein sollte - kann mit Heinrich v. Kleist nur lauten:
"Schlagt sie tot, das Weltgericht fragt Euch nach den Gründen nicht" - obwohl es dafür mehr
als genug gute Gründe gäbe, Anm. Dikigoros.]
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