Dresdner verleihen Putin den Orden "Kampf für das Gute"

von Manfred Quiring (Die WELT, 16. Januar 2009)

Kürzungen und Links: Nikolas Dikigoros

Die Inszenierung des Besuchs hat etwas Makabres. Wenn Wladimir Putin am Freitagabend in Dresden wegen seiner Verdienste um den deutsch-russischen Kulturaustausch den Orden "Kampf für das Gute" des Vereins der Semper-Oper entgegennimmt, werden sich in Südosteuropa Tausende die Hände reiben. Nicht vor Freude, sondern vor Kälte: Es kommt kein Gas aus Russland. Der Streit zwischen Moskau und Kiew hat in vielen Ländern für kalte Wohnungen gesorgt. Russland, so interpretierte die Moskauer Zeitung "Njesawissimaja Gaseta", verfolge in der harten Auseinandersetzung drei Ziele: Es will Europa dazu bringen, den beinahe bankrotten Ukrainern mit einem Kredit unter die Arme zu greifen, damit Gazprom zu seinem dringend benötigten Geld kommt. Es will den Europäern zweitens deutlich machen, dass die Ostseepipeline, deren Bau nicht vorankommt, dringend gebraucht wird. Und schließlich möchte Moskau das ukrainische Gastransportsystem in die Hand bekommen. Auf Letzteres, glauben Insider, wird sich die Regierung in Kiew jedoch unter keinen Umständen einlassen. Denn dann verlöre sie ihr einziges Druckmittel gegen Russland.