PIRATEN AM HORN VON AFRIKA

Sie spionieren Datenbanken der Reedereien aus und kassieren Millionen

So funktioniert das schmutzige Geschäft der See-Gangster

Somalische Piraten flitzen in ihren kleinen Booten durch den Golf von Aden. Sie kapern Schiffe, um ihre Familien vor dem Hungertod zu bewahren... ein Bild, das immer wieder vorgegaukelt wird, aber schon lange nicht mehr stimmt. Hinter den Piraten vor der somalische Küste stehen mächtige Syndikate, mit Verbindungen zu Banken in den Golf-Staaten und dem Mittleren Osten, in denen das Lösegeld für die Schiffe und die Crews gewaschen wird. Im vergangenen Jahr mehr als 80 Mio Euro. Sogar islamistische Terror-Organisationen haben kassiert. Das ist das Fazit eines Exklusiv-Berichts der britischen Zeitung „Independent“.

Christoph Ledger, Chef der Idarat Maritime, ein Spezialunternehmen für den Schutz von Schiffen: „Es gibt Beweise, dass die Piraten-Syndikate, die in den Golf-Staaten und sogar Dubai ansässig sind, eine herausragende Rolle bei den Überfällen vor Somalia spielen. Sie verfügen über ungeheure Summen, mit denen sie die Überfälle immer besser planen und die Ausrüstung der Seeräuber ständig optimieren.“

So sollen Organisationen sogar auf die Datenbank des weltgrößten Schiffsversicherers Lloyd's Zugriff haben und Quellen wie die Marine Zeitschrift „Jane's“ ausspionieren. Außerdem verfügen sie jetzt schon über Ausrüstung, um den Sprechfunkverkehr der Schiffe aufzuzeichnen.

Einige gut organisierte Syndikate experimentieren offenbar schon mit Tarnanstrichen für ihre Boote, die sie für die weit reichenden Radar-Anlagen der großen Schiffe unsichtbar machen sollen. Ein deutscher Wissenschaftler, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten lebt, soll sie entwickelt haben, schreibt der „Independent“.

Andrew Mwangura, ein Piraten-Experte aus Mombasa: „Es hat sich herausgestellt, dass die Männer in den Booten, die die Schiffe kapern, nur die kleinen Fische sind. Die Chefs arbeiten von ihren Zentralen aus in Dubai, Nairobi oder Mombasa.“

Neil Roberts, Mitglied des "Kriegskabinetts" von Lloyd's und anderen Versicherern: „Wir können erkennen, wie sich die Piraterie immer weiter entwickelt. Die Seeräuber haben alle Informationen über Schiffsbewegungen. Sie starten jetzt ihre Attacken schon 400 bis 600 Meilen von der Küste entfernt.“

Die Lösegelder für Schiffe und Crews sollen auch an terroristische und islamistische Organisationen im somalischen Puntland und der ganzen Welt fließen.

Aber: Es gibt darüber keine gesicherten Beweise, weil die zahlenden Reedereien sich strafbar machten, wenn sie es bestätigten. Stephen Askins von der Kanzlei Ince & Co: „Es gibt einige Anti-Terror-Gesetze, die eine Zahlung an Terror-Organisationen unter Strafe stellen.“

Julian Thompson, Vorstand der Idarat Maritime: „Wir müssen uns davon verabschieden, dass die Piraterie vor Somalia ein Hobby von armen Fischern ist.“ Es sei vielmehr ein internationales Geschäft geworden, gegen das die betroffenen Staaten noch keine Mittel gefunden haben.


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