Photovoltaik verdrängt Landwirtschaft

von Eike (Redaktion/Die Freie Welt, 02. November 2023)

Anmerkungen und Links: Nikolas Dikigoros

In Kürze soll auch die Stromerzeugung aus Sonnenenergie als „im nationalen Interesse liegend“ privilegiert werden. Dann kann großflächig Ackerland mit Photovoltaik-Platten bedeckt werden. Die Stromversorgung wird so nicht verbessert, aber die Landwirtschaft wird hart getroffen.

Auf den ersten Blick ist es wirtschaftlich, Solarstrom statt Mais von den Feldern für unsere Energieversorgung zu ernten. Pro Hektar, also auf einer Fläche von etwa 1,5 Fußballfeldern, können nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft 700.000 Kilowattstunden (kWh) Solarstrom oder 23.000 kWh Biogasstrom im Jahr geerntet werden. Mit den garantierten Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG) liegen die Hektarerträge deutlich über dem Weizenanbau. Hier werden für 6 Tonnen Weizen 1.800 Euro/Hektar erzielt.

Die wesentlich höheren Einnahmen mit dem subventionierten Solarstrom führen zu einem Run auf Freiflächen. Bisher durfte Solarstrom nur auf ungenutzten Flächen, wie ehemalige Müllhalden, Brachland oder Randstreifen an Verkehrswegen gewonnen werden. Mit der praktischen Freigabe von landwirtschaftlich genutzten Flächen kann dann auch Ackerland mit Solarplatten bedeckt werden. Die hohen Vergütungen des Solarstroms erlauben dafür hohe Pachtzahlungen, die weit über den Pachten für landwirtschaftlich genutzte Flächen liegen.

Betriebe mit Pachtland müssen aufgeben

Diese Entwicklung wird viele landwirtschaftliche Betriebe zur Aufgabe zwingen. Denn sie bewirtschaften zu 2/3 Pachtland, für das sie 300 bis 500 Euro/Hektar im Jahr zahlen. Für Solarstromflächen werden dagegen heute 500 bis 1500 Euro/Hektar geboten. Viele Betriebe verkraften diese hohen Pachten nicht und müssen aufgeben. Es droht nicht nur eine Verspiegelung der Landschaft, sondern auch eine kritische Drosselung der Produktion von Nahrungsmittel. Deutschland ist zurzeit noch auf vielen Gebieten Agra-Exportland. Die Energiewende im Namen der Weltklimarettung wird uns bald zum Agra-Importland machen, wie es bei der Stromversorgung schon geschehen ist. Die Vernichtung der Landwirtschaft folgt der Deindustrialisierung.

Von einem Hektar kann man wie schon gesagt 700.000 kWh Solarstrom oder 23.000 kWh Biogasstrom im Jahr ernten. Schon Biogasstrom mit einer EEG-Vergütung von 20 Cent/kWh führt zu einem Erlös von 4.600 Euro/Hektar. Das ist mehr als das Doppelte für landwirtschaftliche Produkte. Doch viel üppiger ist der Erlös für Solarstrom mit 56.000 Euro/Hektar. (Ende September wurden Solarinstallationen mit 8,3 Cent/kWh genehmigt). Das gilt auch nach Abzug der Finanzierungskosten für die Solaranlage. Profiteure haben das längst erkannt. Im Internet wächst die Suche nach landwirtschaftlichen Flächen für Solarstrom. Es werden hohe Pachtzahlungen geboten, die für eine wirtschaftliche Nahrungsproduktion nicht tragbar sind.

Ackerland reicht nicht für Biogasstrom

Eine Ausweitung des Biogasstroms ist nicht sinnvoll. Die Erzeugung ist zu teuer und es steht nicht genug Fläche zur Verfügung. Biogasstrom deckt 8% des Strombedarfs, der mit 10,4% der Ackerfläche erzeugt wird.

Zu viel Solarstrom

Solarstrom ist vom Wetter abhängig. Er schwankt im Sommer zwischen 0% nachts und 60% zur Mittagszeit seiner installierten Leistung. Im Winter ist der Ertrag wesentlich geringer. Gibt es zu wenig Solarstrom, müssen andere Quellen die Versorgung übernehmen. Überschuss muss dagegen kostenpflichtig entsorgt werden (negative Börsenpreise), um das Netz nicht zu überlasten, denn ausreichende Stromspeicher gibt es nicht und wird es vermutlich auf lange Zeit nicht geben. In diesem Jahr hatten wir bereits 190 Stunden mit negativen Strompreisen und Entsorgungskosten im dreistelligen Millionenbereich. Die Entsorgung des teuer vergüteten Solarstroms macht ihn noch teurer – preiswerter wäre die Abschaltung der Anlagen und die Leistung der Ersatzzahlungen.

Regelstrom mit fossilen Brennstoffen

Doch das sind bei weiten nicht alle Kosten, die der schwankende Solar- und auch Windstrom nach der Netzeinspeisung verursacht. Zum Regeln des Stromnetzes auf den Bedarf sind Kraftwerke erforderlich, die unter wechselnden Lasten mehr Brennstoff verbrauchen. Wir kennen das von unseren Autos. Bei konstanter Geschwindigkeit ist der Treibstoffverbrauch am geringsten. Im Grenzfall (Dunkelflaute: nächtliche Windstille) müssen die Kraftwerke die gesamte Stromversorgung übernehmen. Das heißt, wir können auf die Kohle- und Gaskraftwerke nicht verzichten. Weitere Kosten sind der Netzausbau mit langen Trassen, die erdverlegt 7mal teurer sind als Freileitungen, und Umspannwerke mit zusätzlichen Gleich- und Wechselrichtern. Hinzu kommen Ausfallvergütungen, wenn Solar- oder Windstromanlagen wegen Netzüberlastung abgeschaltet werden, Vergütungen für das Abschalten von Industrieanlagen bei Strommangel und weitere Zahlungen zur Stützung der Fakepower (Wind- und Solarstrom).


LESERKOMMENTARE
(ausgewählt und z.T. leicht gekürzt von Dikigoros)

Werner Hill (03.11.2023)
"Wer eine solche Energiewende betreibt, der treibt die gesamte Volkswirtschaft des Landes in den Ruin und die Bevölkerung in die Armut."
Aber nur so kann die Erwärmung des Weltklimas auf 1,5° begrenzt werden. Und nur so können die Profiteure der Solar-(und Wind-)Industrie noch reicher werden. Und nur so können die Pläne für den Great Reset schnell realisiert werden.
Dann brauchen wir weder Industrie noch Landwirtschaft, denn wir werden (fast) alle besitzlos, aber glücklich sein.
Und die Sonne schickt keine Rechnung...

Wolfgang Pöschl (03.11.2023)
700.000 KWh/ha Solarstrom pro Jahr entspricht 0,7 GWh/ha/Jahr. Der Gesamtprimärenergieverbrauch in Deutschland liegt z.Z. bei 3.400 TWh/Jahr und steigt laufend. Wie groß wäre also die erforderliche Gesamtfläche für PV-Anlagen? Die Antwort ist 3.400 TWh/Jahr / 0,7 GWh/ha/Jahr = 4,86 Mio. ha = 48.600 km². Deutschland hat eine Gesamtfläche von rd. 360.000 km². Wollen wir uns das wirklich antun?

Theoretisch könnte der Großteil des Stroms durch Elektrolyse in Form von Wasserstoff zwischengespeichert werden, der dann z.T. mit Gasturbinen rückverstromt wird, um die Dunkelflauten bei Strom zu überbrücken und zum größten Teil einfach als Ersatz für den Kohlenstoff (z.B. in der Zement- und Stahlindustrie) eingesetzt wird. Wegen der begrenzten Lebensdauer müssten die rd. 48.600 km² Solarpanelen jedoch alle 20 bis 25 Jahre durch neue ersetzt werden. Hinzu kommt der gewaltige Materialaufwand für die vielen Elektrolyseanlagen. Wer eine solche Energiewende betreibt, der treibt die gesamte Volkswirtschaft des Landes in den Ruin und die Bevölkerung in die Armut! q.e.d. (Anm. für des Lateinischen nicht mächtige Lesende: "quod erat demonstrandum [was zu beweisen war]")


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