NAZOMETER SOLL WEG!

Harald Schmidt & Oliver Pocher von
TV- Produzenten scharf kritisiert

von Irina Heidkamp (DCRS, 17.11.2007)

Schon wieder ein übler Fall von Maulkorb-Politik. Bislang galt die Late-Night-Show von Harald Schmidt und Oliver Pocher als en vogue und auch unter gestandenen 68ern fanden die manchmal nur seichten Witze Anklang. Mit Oliver Pocher ist in die ARD- Late-Night-Show ein wenig frischer Wind eingezogen, sofort gibt es Ärger.

Das Nazometer, eine Messlatte für den national-sozialistischen Gehalt verschiedener Worte, sollte die Hetzkampagne gegen Personen wie Eva Herman auf amüsante Weise ad absurdum führen.

Offenbar hat man es aber in der Riege der Herman-Kritiker noch nicht ganz verwunden, dass die Demontage der einst beliebtesten Tagesschau-Sprecherin nicht gelungen ist. Ganz im Gegenteil eine Welle der Empörung ging durch die Republik und die Forderung nach einer echten Presse- und Meinungsfreiheit wurde laut.

Bei den Kritikern hat man aber nichts dazu gelernt. Schon wieder versucht man die Presse- und Meinungsfreiheit zu beschneiden, die künstlerische Freiheit des Kabaretts zu unterbinden.

Die Kritik an Nazi-Sprüchen der Entertainer Harald Schmidt und Oliver Pocher rund um das sogenannte Nazometer in ihrer ARD-Late-Night-Show „Schmidt & Pocher“ nimmt kein Ende.

Nachdem natürlich der Zentralrat der Juden mit großer Empörung, sowie mehrere Rundfunkräte die Sendung „Schmidt & Pocher“ scharf verurteilten, kritisieren nun auch TV- und Film-Produzenten das Verhalten der ARD-Moderatoren.

Filmproduzent Artur Brauner (89, „Hitlerjunge Salomon“) sagte der Bildzeitung:

„Wenn ich einen Zug, einen Güterzug, vorbeifahren sehe, assoziiere ich diesen mit den Güterzügen, die Millionen in den Tod brachten.“

Die meisten Deutschen werden, wenn sie derzeit einen Güterzug sehen, sich über die andauernden Streiks ärgern. Tatsächlich kann man nicht derart alltägliche Dinge als Nazi-Symbole degradieren. Das ist fast schon wieder lächerlich, wenn die passionierte Hetze auf Generationen von Deutschen, die sich lieber die Hand abhacken würden, als sich rechtem Gedankengut zu nähern, nicht so ungerecht wäre.

Doch gerade diese Ungerechtigkeit könnte letztlich wieder dazu führen, dass sich künftige Generationen auflehnen werden, gegen einen Staat, der ihnen jegliche Perspektive nimmt, sie dienen aber nicht leben lässt, der ihnen das Rückrat bricht, die Heimat nimmt und jegliches Gefühl für ihre Wurzeln abschneidet.

Brauner weiter: „Wenn ich einen Wald betrete, erlebe ich die Vision von Hunderttausenden, die in den Wäldern mit ihren Händen ihr eigenes Grab schaufeln mussten. Und sobald ich in der letzten Zeit im Nachtprogramm trampelnde Horden von SA- und SS-Leuten erlebe, sehe ich meine Familienmitglieder vor mir, wie sie hilflos sterben. So gesehen ist es verständlich, dass ich die 'Nazometer-Show' als profan und diffamierend einstufe.“

Es ist nicht verständlich, sondern maßlos übertrieben, denn Herr Brauner wird in den vergangenen Jahren bestimmt des öfteren im Wald spazieren gegangen sein, ohne an seine verstorben Verwandten zu denken, so traurig und beschämend deren Schicksal auch sein mag.

Die Zeitung zitiert auch Markus Trebitsch (57, „Neger, Neger, Schornsteinfeger“): „Mir hat es sehr weh getan, was Oliver Pocher gesagt hat. Ich wünsche mir, dass sowas in Zukunft nicht mehr vorkommt.“

Filmproduzent Hubertus Meyer-Burkhardt (51, „Ein ganz gewöhnlicher Jude“): „Der Kabarettist Dieter Hildebrandt urteilte vor ein paar Tagen, dass durch diese Satire Adolf Hitler zu einer amüsanten Figur gemacht würde, aber er war ein Massenmörder. Diese Einschätzung teile ich.“

Diese Einschätzung teilen auch die Deutschen. Einem intelligenten Menschen sollte es zuzutrauen sein, zwischen Satire und ernsthafter Auseinandersetzung unterscheiden zu können. Tatsächlich ist die Satire ein oft gebrauchtes Stilmittel um an schwierige Themen heranzuführen und diese schließlich ernsthaft aufzuarbeiten.