Von Sibirien nach Moskau
eine "lyrische Komödie"

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Georgij Danelya: "Spaziergang in Moskau" (1964)
[DDR-Filmtitel: "Zwischenlandung in Moskau"]

(AUS: "AVEZ-VOUS BOURBON?"
Reisefilme des 20. Jahrhunderts
)

Von Sibirien nach Moskau? Was soll denn daran schon interessant sein? Umgekehrt vielleicht - oder? Mitnichten, liebe Leser, mitnichten. Fragt mal die Russen - die bringen keine zehn Pferde freiwillig nach Sibirien; und Dikigoros meint nicht etwa die Straflager, sondern die schönen großen Städte mit all den Vergünstigungen wie größeren Wohnungen, höheren Gehältern und und und... Aber nach Moskau will jeder, so er nur eine Zuzugsgenehmigung bekommt. Ihr meint, andere russische Städte, wie Leningrad oder Kiew seien doch viel schöner, reicher an historischen Kulturgütern usw.? Mag ja sein, aber Ihr dürft das nicht allein aus dem touristischen Blickwinkel sehen: Von Kultur kann man nicht abbeißen. Dem Touristen, der im Ausländerhotel immer genug zu essen vorgesetzt bekommt, da er dort pro Tag mehr bezahlt als ein russischer Durchschnittsmensch im Monat verdient, kann das egal sein; aber für den einheimischen Normalverbraucher macht es einen großen Unterschied, wenn er nach mehreren Stunden Schlangestehen ein paar Bananen bekommt oder - gar nichts, weil der Vorrat erschöpft ist. Ihr kennt doch den russischen Witz: Kommt eine Kundin in einen Laden und fragt: "Haben Sie hier kein Brot?" Antwortet der Verkäufer: "Nein, wir haben hier kein Fleisch - kein Brot gibt es nebenan." Ha ha... aber für die meisten Sowjetmenschen war das gar kein Witz, sondern nur zu oft bittere Realität - jedenfalls für die in Sibirien und sonstwo in der Provinz, in Moskau weniger. Ja, was meint Ihr denn, warum es die Menschen der sozialistischen Arbeiter- und Bauern-Paradiese in die Hauptstädte zog, nach Peking, Warschau oder Berlin (Ost)? Etwa, weil es dort "schöner" war als in Schanghai, Krakau oder Dresden? Eben... Und auch der besser gestellte, privilegierte Sowjetmensch, der solche Sorgen nicht hat - ja, gerade der! -, zieht im Zweifel die "Rubljowskaja" dem "Newskij-Prospekt" und dem "Krestschatik" vor.

Der Held unserer Geschichte ist kein Hungerleider, ganz im Gegenteil - das merkt man schon daran, daß er nach Moskau fliegt. (Ihr meint, es sei doch viel schöner - und ungefährlicher -, mit der Bahn zu fahren? Mag sein; aber kein Russe fährt Bahn, wenn er sich leisten kann, ein Flugzeug zu nehmen!)

Anders als in US-amerikanischen Filmen finden Verfolgungsjagden hier nicht im Auto, sondern zu Fuß statt - das ist viel gesünder und hält fit.

(Fortsetzung folgt)

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