Typisch für Hedge-Fonds ist der geringe Kapitaleinsatz. Hedge-Fonds-Manager halten den Eigenkapitalanteil möglichst niedrig und spekulieren überwiegend auf Kredit, was den eigenen Gewinn im Erfolgsfall vervielfacht (Hebelwirkung). Geht die Spekulation schief, droht dem Hedge-Fonds aufgrund seiner dünnen Eigenkapitalbasis meist unmittelbar das Aus.
Welche Anlagestrategie ein Hedge-Fonds verfolgt, ist Geschäftsgeheimnis. Denn der Erfolg würde gefährdet, wenn andere Marktteilnehmer die Strategie erkennen und sich gegen ihn positionieren.
Basierten die ersten Hedge-Fonds-Strategien vor allem auf dem gezielten Hebeln der Kurse über Terminkontrakte, Leerverkäufe oder Derivate, so verfolgen die Fonds mittlerweile zunehmend die Strategie, winzige Kursunterschiede für ein und dasselbe Wertpapier an verschiedenen Börsenplätzen auszunutzen. Damit sich mit solchen Kursdifferenzen ein annehmbarer Gewinn erzielen lässt, muss der Hedge-Fonds seinen Einsatz vervielfachen. Oft werden solche Geschäfte in Millisekunden über Computer abgewickelt.
Aufgrund ihrer hohen Risikoneigung waren Hedge-Fonds ein gern gesehener Geschäftspartner bei der Verbriefung von Krediten. Oft waren sie als Einzige bereit, die Tranchen mit der höchsten Ausfallwahrscheinlichkeit zu zeichnen – im Gegenzug dafür versprachen ihnen die Emittenten eine zweistellige Verzinsung, falls das gesamte Kreditportfolio bedient würde. Auch am Markt für Kreditausfallversicherungen
("CDS")
stehen Hedge-Fonds als Gegenpartei bereit, wenn Investmentbanken ihre eigene CDS absichern wollen. Einige Fonds haben dabei gezielt auf den Ausfall einzelner Kreditportfolien und Staatsanleihen gesetzt.
Die aktuellen Regulierungsvorschläge der EU-Finanzminister würden die Hedge-Fonds in ihrer Geschäftstätigkeit erheblich einschränken. Vorschriften zu einem höheren Eigenkapital bremsen ihre Möglichkeiten, auf Kredit zu spekulieren. Die Forderungen, ihre Anlagestrategien offenzulegen, könnten ihren Gewinn schmälern. Beide Vorstöße werden von der Branche abgelehnt.
Um einer strengeren Aufsicht zu entgehen, sind viele Hedge-Fonds in Finanzoasen angesiedelt. Auf den Kaiman-Inseln oder den Bermudas locken neben lockeren Kapitalmarktregeln auch niedrigere Steuern und Transaktionsgebühren. Unabhängig vom Sitz ihres Fonds sitzen die Hedge-Fonds-Manager aber meistens an den Finanzplätzen New York und London. Dort würden sie zumindest von der geplanten Transaktionssteuer voll getroffen.
Unter den Investoren in Hedge-Fonds finden sich vor allem Institutionen wie Pensionsfonds, Lebensversicherungen oder Stiftungen (Anm. Dikigoros: Das ist der eigentliche Skandal!), aber auch wohlhabende Privatleute. Sie zahlen für die Dienste des Fondsmanagers eine Verwaltungsgebühr. Dafür haben sie Gewinnbeteiligungen von 20 Prozent. Macht der Fonds Verlust, wird er geschlossen. Meist legt der Fondsmanager kurz darauf einen neuen Fonds auf, sofern seine Kapitalgeber noch an seine Strategie glauben.
Privatanleger dürfen sich in Deutschland wegen des hohen Risikos nur über sogenannte Dach-Hedge-Fonds beteiligen, die an der Börse gehandelt werden. Einzelne Hedge-Fonds dürfen nur im Wege einer Privatplatzierung an Privatanleger verkauft werden. In der Praxis findet das nicht statt, da die Mindestbeteiligung oft bei 100.000 Euro und höher liegt. Schätzungen zufolge verwalten Hedge-Fonds derzeit weltweit mehr als 1,9 Billionen Dollar.
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