24. Juli 1943: » OPERATION  GOMORRHA «

Hamburg im alliierten Feuersturm unter Phosphorbomben

von Guido Grandt (Die Freie Welt, 21. Juli 2023)

Anmerkungen und ergänzende Links: Nikolas Dikigoros

In drei Tagen jährt sich zum 80. Mal das Verbrechen der Alliierten (Briten und US-Amerikaner) durch ihr Terror-bombing gegen die deutsche Zivilbevölkerung am Beispiel der Hansestadt Hamburg.

Der alliierte Terror aus der Luft traf seit Juni 1942 beinahe nur die deutsche Zivilbevölkerung. Die deutsche Abwehr war fast nur noch auf die Flak (Flugabwehrkanonen) beschränkt, weil die Abfangjäger große Verluste erlitten. Außerdem war die Luftwaffe in Militäreinsätzen von Russland bis nach Nordafrika zersplittert.

Ganz offen wurde in London über die systematische Zerstörung deutscher Wohngebiete (und damit Angriffe gegen die Zivilbevölkerung) als „wichtigste militärische Taktik“ diskutiert. So rechnete beispielsweise am 30. März 1942 Churchills Berater, Frederick Alexander Lindemann, 1. Viscount Cherwell, vor, dass, wenn alle vorhandenen englischen Flugzeuge ihre Bomben ausschließlich auf Wohnviertel des Feindes abwerfen würden, bis Mitte 1943 ein Drittel aller Deutschen obdachlos wäre.

Der britische Royal-Air-Force-Lufmarschall Arthur T. Harris, der später als „Bomber Harris“ in die Geschichte einging, seit Februar 1942 Chef des neu gegründeten Strategic Bomber Command, versprach Churchill einen „schnellen und vollständigen Sieg“. Vorausgesetzt, die ganze Kampfkraft seiner Bomber würde konzentriert gegen deutsche Städte eingesetzt und nicht gegen einzelne Fabriken oder militärische Ziele. Er schlug vor, jede Nacht eine Stadt mit mindestens 1.000 Maschinen anzugreifen. (Quelle: Antony Verrier: Bomberoffensive gegen Deutschland, Frankfurt a.M., 1970.)
Damit begann der uneingeschränkte Luftkrieg gegen die deutsche Zivilbevölkerung.

Beispiel Hamburg:

Dort brannte sich über Generationen hinweg der verheerende Feuersturm in die Gedächtnisse, bei dem in der Nacht zum 24. Juli 1943 in der alliierten „Operation Gomorrha“ die dicht besiedelte Altstadt, der Bezirk der Außenalster und die Arbeiterviertel Hamm und Hammerbrook durch Luftminen, Flächenbrände und erstmals auch Phosphorbomben vernichtet werden sollten. Dabei waren mehr als 40.000 Tote zu beklagen. (Manche sprechen von 60.000-100.000 Toten und 750.000 Obdachlosen, bei einer Million Einwohnern).
Ein wahres Inferno brach damals über die deutsche Hafenmetropole herein, ausgelöst durch Hunderte Bomber der Royal Air Force, in verschiedenen Wellen abgewechselt mit der US-Luftwaffe.
Dabei wurde auch keine Rücksicht auf Feuerwehrmannschaften genommen, die versuchten, die immensen Brände zu bekämpfen. Ebenso wenig auf eingetroffene Rettungsmannschaften, die Verwundeten und Verschütteten helfen wollten.

Beispielsweise zeigte sich die monströse Dimension der Luftminen in riesigen, meterhohen Metallbehältern von der Größe einer Litfaßsäule, gefüllt mit Sprengstoff. Ihre Explosion erzeugte eine Druckwelle, die in einem Stadtviertel auf einer Fläche von etwa einem Quadratkilometer sämtliche Dächer zerstörte. Danach regneten Tausende kleinerer Brandbomben herab, die wiederum unzählige einzelne und sich selbst weiterentwickelnde Flächenbrände entfachten, die sich schließlich zu einem wahren Flammenmeer vereinten.

Im Zentrum dieser Höllenglut entstand ein Feuersturm, der eine solche Gewalt entwickelte, dass Menschen wie „welkes Laub“ von ihm mitgenommen und ins Feuer gerissen wurden. In den Straßen wurden regelrechte Feuerwirbel erzeugt, Sandhosen ähnelnd, die fauchend zwischen den Fassaden entlang rasten.
Diese Feuerstürme ließen den Straßenasphalt flüssig werden wie kochender Teer, verzehrten jeglichen Sauerstoff. Durch die unvollständige Verbrennung entstand eine Unmenge von toxischem Kohlenmonoxid, das schwerer als Luft war und sich deshalb am Boden ausbreitete. Dadurch erstickten tausende hilfesuchende Menschen in den Luftschutzkellern.

Ein Augenzeuge berichtete: „Was ihnen (den Feuerstürmen/d.A.) in den Weg kam, wurde wie mit einer gewaltigen Lötlampe in Augenblicken zu Asche verbrannt (...) Wir sahen Hunderte und Aberhunderte von Toten auf den Straßen und im Schutt. An einer Stelle lagen gleich 25 dicht beisammen, fast ausschließlich Frauen und Kinder, in allen Stadien der Verbrennung. Sie hatten hinter einer dichten Hecke Deckung gesucht, doch die Feuerwalze hatten Menschen und Büsche vernichtet (...)“

Damit nicht genug: Neben den verheerenden Luftminen setzten die Briten erstmals auch Phosphorbomben ein. Diese Bomben besaßen zwar lediglich ein Gewicht von zwölf Kilogramm, konnten Wohnhäuser jedoch vom Dach bis zum Keller durchschlagen. Sie waren gefüllt mit Benzin und fünf Kilo gelbem Phosphor als Brandbeschleuniger, das sich sofort entzündete, sobald es mit Sauerstoff in Berührung kam. Das perfide: Die Phosphorflammen ließen sich deshalb nicht mit (Sauerstoff enthaltendem) Wasser löschen. Aus diesem Grund war die Wirkung der Phosphorbomben so vernichtend!

Sie verursachten einen Flächenbrand, einen Feuersturm von Orkanstärke, der sogar Bäume entwurzelte. Gefolgt von einem Funkenhagel, der Haare und Kleidung der Menschen in Brand setzte. Die ungeheure Hitze ließ nicht nur den Asphalt aufweichen und die Fliehenden darin versinken, sondern manche Körper miteinander verschmelzen. Andere wiederum zerfielen einfach zu Asche, weitere lagen unter Bergen von Schutt und Trümmern. Es war unmöglich, die genaue Anzahl der Toten auch nur annähernd zu beziffern.

Die Temperaturen im Innern dieses Infernos, die der Feuersturm mit etwa 250 km/h Geschwindigkeit auslöste, lag bei eineinhalb tausend Grad Celsius! Die Flammenmassen schossen wie bei einem Vulkan bis zu fünf Kilometer in den Himmel. Ein wahres Hölleninferno.

Eine Augenzeugin, die später das Grauen zu Protokoll gab, sah überall laut schreiende, verzweifelte Menschen. „Die mit der Flüssigkeit aus den Phosphorbomben in Berührung gekommenen Frauen und Kinder liefen wie lebende Fackeln auf die Straßen und suchten Schutz in den ‚Fleeten‘ (Bezeichnung eines natürlichen Wasserlaufs in den Elbmarschen, der in die Elbe oder einen ihrer Nebenflüsse mündete/d.A.). Viele sprangen einfach in die Fleete, ohne dass sie aufhörten zu brennen, die immer noch Lebenden konnten die steilen Betonwände der Fleete ohne Hilfe nicht mehr erklettern und ertranken, während ihre Körper noch weiter brannten.“

Andere Zeitzeugen erinnerten sich: „Leute, die Phosphor an sich hatten, sahen furchtbar aus. Ihre Haut war hellrot, Wasser sickerte aus den Poren ihrer Haut: ihre Ohren und Nase, ihr ganzes Gesicht war eine ekelerregende Masse.“
„Wir winselten und heulten vor Schmerz.“
„Brennende Menschen rasten vorbei wie lebendige Fackeln und mich erschütterten ihre unvergesslichen letzten Schreie.“
„Die Schreie und das Brennen und die sterbenden Menschen sind unvergesslich. Wenn ein menschliches Wesen so stirbt, dann schreit und wimmert es, und zuletzt setzt das Todesgeröchel ein.“

Die nächtlichen Luftangriffe der Briten dauerten fünf Tage an, abgelöst von den Tagesangriffen der Amerikaner. Wie bereits erwähnt starben dabei zwischen 40.000 und 100.000 Menschen, die Verletzten und Schwerverletzten, diejenigen, die ihr Leben lang verkrüppelt und entstellt blieben, sind wohl nicht mehr zu eruieren.

Die britische Regierung kam nicht umhin, aufgrund solcher schändlicher Angriffe zu beteuern, dass an der Elbe „nur strategische Ziele“ angegriffen worden seien.

Der Journalist und Publizist Klaus Rainer Röhl, meint dazu: „Die Wahrheit sprach sich durch Berichte der neutralen Presse und auch der US-Medien sehr bald herum. Es war das Ende der Legende vom ‚Kollateralschaden‘ im Zweiten Weltkrieg. Es war der Übergang dieses Krieges zum ‚organisierten Massenmord an Frauen, Kindern, Kranken und Alten‘, wie es der amerikanische General Henssel später nannte.“ (Quelle: Klaus Rainer Röhl: „Verbotene Trauer – Ende des deutschen Tabus“, München, 2002, S. 117.)


LESERKOMMENTARE
(ausgewählt und z.T. leicht gekürzt von Dikigoros)

Zippit (24.07.2023):
Churchills Verstoß gegen das Kriegsrecht in Bezug auf die Bombardierung von Städten aus der Luft führte unmittelbar zur Zerstörung vieler der schönsten und ältesten Städte Europas. (Anm. Dikigoros: Dieser Hinweis ist wichtig; die Briten zerstörten nämlich nicht nur deutsche, sondern auch italienische und französische Städte - und zwar ganz gezielt Kulturstädte, denn an Rüstungszentren trauten sie sich wegen der Luftabwehr nicht.) Doch vielleicht beeinflusst durch seine chronische Trunkenheit, versuchte er später, noch schrecklichere Kriegsverbrechen zu begehen, und wurde nur durch den hartnäckigen Widerstand all seiner militärischen und politischen Untergebenen daran gehindert, dies zu tun.
Neben den Gesetzen zum Verbot der Bombardierung von Städten hatten sich alle Nationen auch darauf geeinigt, den Ersteinsatz von Giftgas zu verbieten und gleichzeitig Vorräte für notwendige Vergeltungsmaßnahmen anzulegen. Da Deutschland in der Chemie weltweit führend war, hatten die Nazis die tödlichsten Formen neuer Nervengase wie Tabun und Sarin hergestellt, deren Einsatz leicht zu großen militärischen Siegen sowohl an der Ost- als auch an der Westfront hätte führen können. (Anm.: So sah das auch Dikigoros' alter Chemie-Lehrer, der damals an der Entwicklung von Kampfgasen beteiligt war; er sah in deren Nichteinsatz einen kriegsentscheidenden Fehler.) Aber Hitler hatte sich peinlich genau an die internationalen Protokolle gehalten, die seine Nation unterzeichnet hatte. Gegen Ende des Krieges, im Jahr 1944, führte die unerbittliche Bombardierung deutscher Städte durch die Alliierten jedoch zu den verheerenden Vergeltungsangriffen der V-1-Flugbomben auf London. (Anm. Dikigoros: Jene V1-Angriffe auf London waren in keinster Weise "verheerend"; man hätte sie lieber gegen die Invasionsflotte vor der Küste der Normandie richten sollen!) Und ein empörter Churchill bestand darauf, dass die deutschen Städte zur Vergeltung mit Giftgas angegriffen werden sollten. Hätte Churchill seinen Willen durchgesetzt, wären möglicherweise bald viele Millionen Briten durch deutsche Nervengas-Gegenangriffe umgekommen. (Anm.: Eben nicht. Dikigoros weiß aus dem Kriegstagebuch seines Großvaters - der die "Operation Gomorrha" miterlebte und überlebte - daß viele Hamburger wütend auf Hitler - und noch viel mehr auf Göring - waren, weil die nicht - spätestens nach der Zerstörung Lübecks durch einen ähnlichen Angriff anno 1942 - zu Vergeltungsmaßnahmen gegriffen hatten; sie waren überzeugt, daß sich nur so - nicht durch etwas FlAK und ein paar Abfangjäger - derartige Terrorangriffe verhindern ließen.) Etwa zur gleichen Zeit wurde Churchills Vorschlag, Deutschland mit Hunderttausenden von tödlichen Milzbrandbomben zu bombardieren, blockiert - eine Operation, die große Teile Mittel- und Westeuropas für Generationen unbewohnbar gemacht hätte.

Siegfried (21.07.2023)
Auszüge:
„Das Ziel der kombinierten Bomber-Offensive [...] sollte unmissverständlich als die Zerstörung deutscher Städte formuliert werden, das Töten deutscher Arbeiter und der Zusammenbruch des zivilen Lebens in ganz Deutschland. Es sollte betont werden, dass die Zerstörung von Häusern, öffentlichen Einrichtungen, Transport und Menschenleben, die Schaffung eines Flüchtlingsproblems in einem noch nie dagewesenen Ausmaß und der Zusammenbruch der Moral zu Hause wie auch an den Kriegsfronten durch die Angst vor einer Ausweitung und Intensivierung der Bombardierung akzeptierte und beabsichtigte Ziele unserer Bombardierungspolitik sind. Sie sind keine Beiprodukte von Versuchen, Fabriken zu treffen.“ (Bomber Harris)
“Das unverzeihliche Verbrechen Deutschlands vor dem Zweiten Weltkrieg war der Versuch, seine Wirtschaftskraft aus dem Welthandelssystem herauszulösen und ein eigenes Austauschsystem zu schaffen, bei dem die Weltfinanz nicht mitverdienen konnte.” (Winston Churchill, Memoiren)
"Wir sind 1939 nicht in den Krieg gezogen, um Deutschland vor Hitler [...] den Kontinent vor dem Faschismus zu retten. Wie 1914 sind wir für den nicht weniger edlen Grund in den Krieg eingetreten, daß wir eine deutsche Vorherrschaft in Europa nicht akzeptieren konnten…” (Sunday Correspondent – London, 17.9.1989, vgl. “Frankfurter Allgemeine”, 18.9.1989)
"Jetzt haben wir Hitler zum Krieg gezwungen, so daß er nicht mehr auf friedlichem Wege ein Stück des Versailler Vertrages nach dem anderen aufheben kann." (Lord Halifax – englischer Botschafter in Washington, 1939, vgl. “Nation Europa”, Jahrg. 1954, Heft 1, S. 46)

"Die Sonne bringt es an den Tag!" (altes deutsches Sprichwort)

Wenn sie gegen den Faschismuas kämpfen, hätten sie sich selber bekämpfen müssen.

"Das britische Imperium hat 165 Millionen Inder in 40 Jahren getötet: Wie der Kolonialismus den Faschismus inspirierte" (Nachdenkseiten)

Noch Fragen, Michel?


weiter zu Dresden 1945

zurück zu Die neuen Gerechten

heim zu Reisen durch die Vergangenheit