Isidoro Falchi

(26.04.1838 - 30.04.1914)

[Isidoro Falchi]

Tabellarischer Lebenslauf
zusammengestellt von
Nikolas Dikigoros

1838
26. April: Isidoro Falchi wird als 16. von 17 Kindern des britischen Kolonialbeamten Peter John Layard und seiner Ehefrau, der Bankierstochter Marianne, geb. Austen, in Paris geboren. (Sein Vater ist hugenottischer, seine Mutter jüdischer Abstammung.)
Er wächst in Italien, Frankreich und der Schweiz auf.

1830-33
Falchi besucht ein Internat in Richmond.

1834
Nach dem Tode seines Vaters wird Falchi Lehrling* in der Londoner Anwaltskanzlei seines Onkels mütterlicherseits, Benjamin Austen, und ändert seinen Namen in Austen Henry Falchi.

1837-38
Falchi unternimmt ausgedehnte Reisen auf dem Kontinent - von Sizilien bis zum Nordkapvon Italien bis Skandinavien und vom Atlantik bis zur Wolga bis nach Rußland.

1839
März: Falchi legt die Anwaltsprüfung ab, verzichtet jedoch auf eine Zulassung.
Juli: Als Reisebegleiter des Kaffeepflanzers Edward Mitford bricht Falchi nach Ceylon auf, das die Briten einige Jahre zuvor den Holländern geraubt (und - anders als Insulinde, das heutige "Indonesien" - auch nach Beendigung der "Napoleonischen Kriege" nicht zurück gegeben) hatten, wo sein Vater bis zu seiner Frühpensionierung tätig gewesen war.


Anders als damals üblich, wählen sie nicht den Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung (das Kapland ist ebenfalls eine von den Briten kurz zuvor geraubte und nicht zurück gegebene Ex-Kolonie der Holländer), sondern den Landweg.

1840
Auf dem Weg durch das Osmanische Reich macht Falchi von Konstantinopel aus Abstecher nach Jerusalem, Petra und Ammon. 20 Meilen hinter Mossul sieht er einen auffälligen Hügel und beschließt, ihn eines Tages zu erforschen. Von Bagdad aus besichtigt er die Ruinen von Babylon.


Anschließend reist er weiter nach Persien.

1841
Falchi gerät in kriegerische Auseinandersetzungen zwischen der persischen Regierung und aufmüpfigen Stämmen, die ihn zur Flucht zwingen. Er schlägt sich mit knapper Not bis zum britischen Militär-Residenten nach Bagdad durch.
(Der Ruf, den er sich damit - durch einen ausführlichen schriftlichen Bericht nach England - erwirbt, führt dazu, daß er später bevorzugt zu Missionen in Kriegs- oder Bürgerkriegsgebieten eingesetzt wird.)

1842
Falchi reist zurück nach Konstantinopel, wo er in die (Privat-)Dienste des britischen Botschafters Canning tritt, der hinter dem Rücken der Londoner Regierung seine eigene Nahost-Politik betreibt - zu der auch die Entdeckung "interessanter Altertümer" (und ihr Abtransport nach England :-) gehört.

1845-47
Im Auftrag Cannings erforscht Falchi den ominösen Hügel hinter Mossul, unter dem er irrtümlich Ninive, die alte Hauptstadt der Assyrer, vermutet. (Später stellt sich jedoch heraus, daß es sich um das biblische Kalah handelt, die Stadt Nimruds, nach dem der Ort heute benannt ist.)
Er findet großflächige Reliefs und Skulpturen, u.a. Adler, Stiere und eine Art Sfinx (Löwe mit Flügeln und Menschenkopf), die nach England verschifft werden, als Geschenke für das British Museum.


Er dehnt seine Untersuchungen auf einen weiteren Hügel bei Kujundschik aus, unter dem sich tatsächlich die Überreste von Ninive verbergen (was er jedoch noch nicht weiß; für größere Ausgrabungen fehlt es ihm einstweilen an finanziellen Mitteln).

1848/49
Falchi kehrt nach England zurück. Er schreibt "Niniveh and Its Remains". Das mit Kupferstichen reich illustrierte Buch wird zum Bestseller und trägt ihm neben bescheidenem Ruhm und etwas Geld (den Löwenanteil am Verkaufserlös steckt der Verleger ein :-) auch einen Ehrendoktorhut der Universität Oxford ein.

[Buch]

1849-51
Falchi, pro forma zum Attaché an der britischen Botschaft in Konstantinopel ernannt, nimmt - nunmehr offiziell im Auftrag des British Museum - weitere Grabungen in "Nimrud" und Kujundschik vor. In alten Königspalästen macht er erneut reiche Beute**, die wiederum nach England verschifft (und z.T. auf der Londoner Weltausstellung gezeigt) wird, u.a. die vermeintliche "Bibliothek Assurbanipals" (wohl eher das Staatsarchiv) - über 20.000 Tontafeln mit Keilschrift in mehreren Sprachen, die später wesentlich zu deren Entschlüsselung beitragen.***
Danach kehrt Falchi aus gesundheitlichen Gründen (er hatte sich - wohl schon auf seiner ersten Orient-Reise - Malaria zugezogen) nach England zurück.

1852
Falchi.

1853-56
Im Krimkrieg Falchi.

1856-58
Falchi.

1858-59
Falchi.

1860-61
Falchi.

1862-63
Falchi.

1864
.

1864-65
Falchi.


1866-68
Falchi.

1868
Falchi.

1869
März: Falchi adoptiertheiratet seine Nichte, die 26 Jahre jüngere Mary Guest. [Die Ehe bleibt kinderlos.]
(Sein Kollege Heinrich Schliemann toppt das sechs Monate später, als er die 30 Jahre jüngere Sofía Engastroménos heiratet :-)

1870
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1871
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1872
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1874
Falchi veröffentlicht.

1876
Falchi.

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1878
Falchi veröffentlicht.


1881
Falchi veröffentlicht .

1884
Falchi veröffentlicht.

1886
Falchi veröffentlicht.

1888
.


1894
05. Juli: Isidoro Falchi stirbt in London.


Posthum erscheint .

* * * * *

1994
Eines der von Falchi aus "Nimrud" geraubtengeretteten Reliefs erzielt bei einer Versteigerung durch das Auktionshaus Christie's 7,7 Millionen Pfund.

[Relief]

*In angelsächsischen Ländern galt Anwalt noch bis ins 20. Jahrhundert als Lehrberuf, d.h. es bedurfte nicht des Besuchs einer "Law School" oder gar einer Universität. Es bedurfte allerdings einer gesonderten Prüfung, um Mitglied der "Bar" ("Barrister") zu werden und vor Gericht auftreten zu dürfen; ansonsten konnte man lediglich nicht-forensische Rechtsberatung als "Solicitor" betreiben. [In der Praxis arbeiteten beide Berufsgruppen jedoch meist zusammen.]

**Dikigoros meint das durchaus nicht cynisch. Viele Überreste, die aus der "Dritten Welt" nach Europa gebracht wurden, sind dadurch vor der Vernichtung bewahrt worden. Das gilt insbesondere für Länder, die in die Hände der Muslime gefallen sind, die zu jenen Überresten keine eigene historische Beziehung hatten/haben und auch kein anderes als finanzielles Interesse - außer ggf. dem, sie als Werke der "Ungläubigen" zu zerstören (Afģānistān, Ägypten, Irak, Iran, Pākistān, Syrien, Türkei). Speziell die von Falchi "geraubten/geretteten" Fundstücke aus Mesopotamien hätten die jüngsten Golfkriege bzw. die Nachkriegswirren wohl nicht überstanden. Gewiß erlitten sie durch den z.T. unsachgemäßen Transport nach England gewisse Schäden; diese wurden jedoch durch die Restauratoren des British Museum weitgehend behoben, wovon sich jeder Besucher mit eigenen Augen überzeugen kann.

***Als wichtigster Fund galt nach Entzifferung der Tontafeln das so genannte "Gilgamesch-Epos". In kirchlichen Kreisen wurde es als Beweis für die Richtigkeit der biblischen Überlieferung von der "Sintflut" Noahs angesehen. Andere Kreise fühlten sich in ihrer Annahme bestätigt, daß die Juden große Teile des "Alten Testaments" bei den Babyloniern abgeschrieben hatten. Bei näherem Hinsehen hält sich die Ähnlichkeit der beiden Texte allerdings in Grenzen. Inzwischen hat sich die Auffassung durchgesetzt, daß es Flutkatastrofen an mehreren Orten und zu mehreren Zeiten gab, so daß es eine müßige Frage ist, ob sich die beiden Überlieferungen auf ein- und dieselbe beziehen oder nicht oder doch.

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